Erdwärme mit Sonde vs. Saug- und Schluckbrunen

Diskutiere Erdwärme mit Sonde vs. Saug- und Schluckbrunen im Regenerative Energien Forum im Bereich Haustechnik; Hallo liebe Forengemeinde. Ich bin neu hier im Forum und wende mich vertrauensvoll an alle Mitglieder. Wir beabsichtigen im April 2012 mit dem...

  1. #1 Klimbim, 11.11.2011
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11.11.2011
    Klimbim

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    Hallo liebe Forengemeinde. Ich bin neu hier im Forum und wende mich vertrauensvoll an alle Mitglieder.
    Wir beabsichtigen im April 2012 mit dem Neubau eines EFH zu beginnen. Die Pläne und Entwürfe sind beim Architekten schon in Arbeit. Allerdings quält mich eine Frage schon seit längerer Zeit.
    Wir wollen als Heizungssystem eine Erdwärmepumpe verwenden. Durch einen Bekannten habe ich erfahren, dass es bei diesem System 2 verschiedene Arten gibt. Erdwärmepumpen mit Sonden und Erdwärmepumpen mit sogenannten Saug- und Schluckbrunnen, wobei die Variante mit Sonden angeblich verschleißärmer arbeiten soll als bei Saug- und Schluckbrunnen. Hier nun meine Fragen:
    Stimmt es, dass EWP mit Sonden geringeren Verschleiß haben, da sie ein gechlossenes System darstellen?
    Gibt es bei der Tiefenbohrung Unterschiede bei den beiden Varianten oder ist die benötigte Tiefe gleich?
    Kennt ihr empfehlenswerte Firmen für die Tiefenbohrung mit Sonden, damit ich mit diesen in Kontakt treten kann?
    Wie hoch sind die Kosten für solch eine Tiefenbohrung mit Installation der Sonden/m ca.?
    Ich könnte durch Bekannte eine Bohrung für Saug- und Schluckbrunnen von einer Brunnenbaufirma für 100€/m bekommen. Ist das günstig?
    Wie hoch belaufen sich die Kosten für die Bohrungen, Installation der Sonden und die Wärmepumpe insgesamt?

    Nochmal kurz die Eckdaten zum EFH: ca. 155 qm Wohnfläche, massiv gebaut, verklinkerte Fassade, 1,5 geschossig und Kamin.

    Für eure Bemühungen danke ich euch schon im Voraus!

    Grüße
    Klimbim:bau_1:
     
  2. R.B.

    R.B.

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    Hallo,

    gleichmal vorweg, ich habe die Schriftart Deines Beitrags geändert. So liest es sich leichter.

    Du hast richtig erkannt, es handelt sich bei einer Sole-WP und GW-WP um 2 unterschiedliche Systeme. Im ersten Fall zirkuliert ein Wärmeträgermedium in der Sonde, im 2. Fall wird direkt das Grundwasser zur WP befördert und die Wärme dort mit einem Wärmetauscher übertragen.

    Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Einen kurzen Überblick findest Du hier:
    http://www.bauexpertenforum.de/showthread.php?t=15874

    Bei der GW-WP müsste zuerst einmal geklärt werden, ob überhaupt Grundwasser genutzt werden darf. Dann müsste man herausfinden, ob ein Brunnen gebohrt werden kann, der ausreichend ergiebig ist UND ob das Grundwasser chemisch betrachtet überhaupt geeignet ist.

    Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann man weiter planen.

    Sind die Voraussetzungen gegeben, dann erreicht man mit einer GW-WP eine hohe Arbeitszahl. Das liegt allein schon daran, dass das Grundwasser üblicherweise eine (relativ) hohe Temperatur hat. Man hat auch nur 1 Wärmeübergang vom Medium der Quelle (Wasser) auf das Kältemittel.

    Dem entgegen steht der Stromverbrauch der Förderpumpe. Hier sollte man darauf achten, dass man eine Effizienzpumpe einsetzt.

    Bei einer Sole-WP mit Tiefenbohrung sieht die Planung ein klein wenig anders aus. Hier wird ja dem Erdreich Energie entzogen, und mit Hilfe eines Wärmeträgermediums (Sole) zu einem Wärmetauscher transportiert, wo die Energie dann auf das Kältemittel übertragen wird.
    Hier liegt die Quellentemperatur zwangsweise etwas niedriger als bei einer GW-WP, und die Energie muss über mehrere Wärmeübergänge hin transportiert werden, bis sie das Kältemittel erreicht.

    Im Gegensatz zur GW-WP hat man es hier mit schwankenden Quellentemperaturen zu tun. Unter´m Strich liegt die Effizienz also etwas schlechter als bei einer GW-WP.

    Was die Kosten betrifft, so sind diese regional stark unterschiedlich. Sie bewegen sich für eine Sonde zwischen 50,- €/lfm und ca. 80,- €/lfm.

    ACHTUNG ! Auch diese Sonde bedarf einer Genehmigung, und gerade in letzter Zeit hat sich da Einiges getan. In Ba-Wü wird es immer schwieriger so eine Genehmigung zu bekommen. Im schlimmsten Fall wird die erlaubte Bohrtiefe so stark begrenzt, dass Du ein Dutzend Bohrungen setzen musst.

    Als Alternative bleibt aber immer noch eine WP mit Flächenkollektor. Dies setzt natürlich eine entsprechend freie Grundstücksfläche voraus.

    Hier kann man auf eine Sole-WP oder DV setzen. Der Unterschied besteht nur darin, dass bei der DV das Kältemittel selbst im Kollektor zirkuliert. Man spart sich also den Zwischenschritt über ein Wärmeträgermedium. Dadurch liegt die Effizienz etwas höher als bei einer Sole-WP.

    Das reicht für die Planung eines Wärmeerzeugers nicht aus. Man benötigt erst einmal die Heizlast ermittelt nach EN12831. In Deinem Fall wird sich das wohl irgendwo in der 6kW Klasse bewegen. Nachdem aber jeder Bohrmeter Geld kostet, sollte die Planung schon etwas sorgfältiger vonstatten gehen.

    Das kann niemand vorhersagen. Dafür musst Du Angebote einholen, aber zuerst mal die Planung abschließen. Sonst vergleicht man später Äpfel mit Birnen.

    Noch ein Tipp.

    Du solltest bei der Auswahl nicht nur auf den Preis oder die Leistungszahl schauen, sondern auch so Dinge wie Service und Bedienbarkeit genauer unter die Lupe nehmen. Gerade die Bedienbarkeit und der Funktionsumfang der Regelung entscheidet über die Effizienz der Anlage, denn nur eine Anlage die ich optimal einstellen kann, funktioniert später auch optimal.

    Wenn es um Wärmepumpen geht, dann nicht nur beim Heizungsbauer vor Ort nachfragen, sondern auch mal nach Kälte-/Klimafachbetrieben schauen. Die haben von Wärmepumpen üblicherweise mehr Ahnung als Heizungsbauer.

    Gruß
    Ralf
     
  3. #3 alex2008, 13.11.2011
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    Empfehlenswert ist es, dass vor dem ersten Spatenstich das Heizkonzept weitestgehend steht.
    Dazu sollte die Heizlast schon in der Planungsphase hinreichend genau ermittelt werden (so +/- 1kw Genauigkeit ist auch mit vereinfachten Berechnungen zu erreichen und zunächst wohl ausreichend) um zu wissen welche Leistungsklasse der WP benötigt wird.
    Dann kann das Haus von der Verlustseite hinsichtlich Dämmstandard angepasst werden.
    Bodengutachten erlaubt Rückschlüsse zur Entzugsfähigkeit der oberen Bodenschichten und Grundwasserständen.
    Dass ist wichtig um die Wirtschaftlichkeit der versch. Wärmequellen beurteilen zu können.
    Ist das Grundstück groß genug dann können Flachkollektoren oder Grabenkollektoren eine recht günstige Wärmequelle darstellen.
    Bei einem Neubau bietet es sich geradezu an die notwendigen Verlegearbeiten im Zuge der Erdarbeiten für die Hausgründung erstellen zu lassen. Dann hat man genügend Platz und kann auch eine ordentliche Baggergröße verwenden.
     
  4. #4 Klimbim, 17.11.2011
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    Hallo Ralf und Alex, erstmal danke für eure schnellen und aussagekräftigen Antworten.:bounce:
    Wie gesagt, wollen wir den "Spatenstich" erst nächstes Jahr im April in Angriff nehmen, da ich bis dahin noch in einer Ausbildung bin, allerdings kann ich mit euren Aussagen schon recht viel anfangen. Da es mein erster und hoffentlich einziger Neubau ist, ist dies alles Neuland für mich und ich bin über jeden Tip dankbar.
    Jetzt weiß ich erstmal, was einer der grundlegenden Werte ist, nicht die Wohnfläche, sondern die Heizlast und die werde ich sofort von meinem Architekten berechnen lassen, dafür bekommt er ja sein Geld :-). Danke Ralf

    Hat jemand evtl. Tips oder Kontaktdaten von diversen Firmen, die in der Installation von Sonden- als auch GW-WP firm sind, um mit denen mal in Kontakt zu treten und sich ggf. Angebote einzuholen?
     
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