balloon frame .. geä.: holzbausysteme

Diskutiere balloon frame .. geä.: holzbausysteme im Holzrahmenbau / Holztafelbau Forum im Bereich Neubau; .. da die frage "was ist balloon frame" immer wieder auftaucht (ich bin wohl nicht ganz unschuldig), versuch ich hier eine kurze...

  1. mls

    mls Bauexpertenforum

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    da die frage "was ist balloon frame" immer wieder auftaucht (ich bin wohl nicht ganz unschuldig), versuch ich hier eine kurze beschreibung.



    definition verschiedener holzbauweisen
    (www.lignum.ch - der direktlink funktioniert anscheinend nicht, aufrufen über das menü "Service - Beratung - Holzbau A-Z - Holzbau". falls das nicht funktioniert: die einzelne webseite mit einigen grafiken kann ich zur verfügung stellen)


    Ständerbau

    In den USA ab 1850 entwickelt als "Balloon-Frame" und "Platform-Frame". Platform-Frame ist heute in den USA die häufigste Baumethode für ein- und zweigeschossige Bauten. In Deutschland entstanden ab 1930 die ersten Bauten in Europa nach amerikanischem Platform-Frame-Vorbild, bekannt auch unter dem Namen "Gerippebau".

    Merkmale des Ständerbaues:

    Gestaltungsfreiheit
    Mehrgeschossige Bauweise möglich
    Gebäudeaussteifung durch äussere Beplankung
    Konstruktion beidseitig verkleidet
    Durchgehende Stützen
    Schlanke hohe Querschnitte
    Enger Stützenabstand
    Geringes Setzmass

    Beim "Balloon-Frame" laufen die Wandrippen über zwei oder mehr Geschosse durch. Den unteren und den oberen Abschluss bilden horizontale Bretter (Schwellen und Pfetten). Die Deckenträger liegen auf einer stehenden Stegbohle , die in Ausklinkungen der Wandpfosten eingelassen ist.

    Das besondere Merkmal des "Platform-Frame" ist der geschossweise Abbund. Die Plattform kann während des Aufbauens als Arbeitsbühne und Herstellungsplatz benutzt werden. Das Bausystem bietet die Möglichkeit des Standardisierung sowie der Vorfabrikation und ermöglicht den Einsatz genormter Bauteile. In Konstruktion und Gestaltung sehr flexibel.

    Der bedeutendste Unterschied zwischen Ständer- und Fachwerkbau besteht in der Art der Aussteifung. Beim Ständerbau erhält die Tragkonstruktion durch die aussen aufgebrachte Massivholzschalung oder durch Holzwerkstoffplatten ihre Stabilität. Die senkrechten Traghölzer laufen über die ganze Gebäudehöhe durch. Die Verbindungen werden durch Kontaktstösse des Holzes auf Druck, durch Nagelung, durch Aus- und -Überplattungen und teilweise durch Zapfenverbindungen ausgeführt.


    Rahmenbau

    Gehört in die Kategorie der Ständerbauten, ursprünglich als "Platform-Frame"-System in den USA entwickelt. Der Vorteil des Systems liegt in der einfachen Holzbeschaffung

    Merkmale des Holzrahmenbaues:

    Gestaltungsfreiheit
    Einfache Bauweise
    Sich wiederholende Details
    Traggerippe aus kleinformatigen, standardisierten Querschnitten
    Gebäudeaussteifung durch äussere Beplankung
    Stockwerkweiser Aufbau
    Holzverbindungen mit Kontaktstössen und durch Nagelung.
    Rastermass 400-700 mm
    Konstruktion beidseitig verkleidet
    Kostengünstige Baumethode
    Kurze Bauzeit
    Möglichkeiten für Eigenleistungen

    Die Tragkonstruktion wird durch ein stabförmiges Traggerippe aus Kanthölzern und einer äusseren, das Traggerippe stabilisierenden Beplankung gebildet. Das stabförmige Traggerippe führt die senkrechten Lasten aus Dach und Geschossdecken ab. Die Beplankung aus Massivholz oder Holzwerkstoffplatten übernimmt die Horizontallasten, welche aus Wind- und Stabilisierungskräften entstehen.


    Skelettbau

    Der Skelettbau entstand durch Modifikation des Fachwerkbaues. Die ersten Ansätze dieser Bauweise sind in Skandinavien zu beobachten. Die Primärkonstruktion wird in grossen Rasterabständen angeordnet. Aussen- und Innenwände können so in beliebiger Anordnung und Ausführung zwischen die Tragkonstruktion eingesetzt werden. Es ergibt sich ein klare Aufgabentrennung zwischen tragender Konstruktion und raumabschliessenden Wänden.

    Die Merkmale des Skelettbaues:

    Grosse Gestaltungsfreiheit
    Tragskelett und raumabschliessende Wände voneinander unabhängig
    Grundrissgestaltung variabel
    Masseinteilung erfolgt nach Raster und Modul
    Ingenieurmässiger Holzhausbau
    Brettschichtholz für tragende Bauteile vorherrschend
    Verbindungen meist mit Stahlteilen
    Vorfertigung der Wandelemente möglich
    Der moderne Ingenieurholzbau ermöglicht mit seinen ausgereiften Produkten, wie Brettschichtholz und hochbelastbaren Verbindungsmitteln, imposante und dennoch äusserst filigrane Holzskelette.


    Tafelbau

    Entstanden gleichermassen für den Stahl-, den Stahlbeton- und den Holzbau zur Zeit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Verlagerung des Herstellungsprozesses von der Baustelle in die witterungsunabhängige Werkstatt führte zu einer hochentwickelten Fertigbauweise. In der Werkstatt kann präziser gearbeitet werden als auf der Baustelle.

    Holztafelelemente werden als tragende und nichttragende Innen- und Aussenwandtafeln sowie als Decken- und Dachelemente verwendet. Die Elemente sind eine Verbundkonstruktion mit Holzrahmen und Beplankungsmaterial aus Holz, welches ein- oder beidseitig bereits während der Vorfertigungsphase aufgebracht wird. Bezüglich Verfertigungsgrad wird unterschieden:

    Wandtafeln im Rastermass
    Wandtafeln im Raum oder Grundrissmass
    Raumzellen

    Merkmale des Tafelbaues:

    Serienfertigung
    Normierung
    Hoher Vorfertigungsgrad
    Witterungsunabhängige Herstellung
    Kurze Montagezeiten
    Fugenausbildung
    Raster- und Modulordnung
    Demontabel bei Temporärbauten
    Herstellung auf Lager möglich

    Die Holztafelbauweise mit tragenden Holzrahmenelementen eignet sich vor allem für Bauaufgaben, die kostengünstig und kurzfristig zu realisieren sind. Für zeitlich befristeten Raumbedarf wurden demontierbare oder auch als Raumzellen versetzbare Pavillons entwickelt. Daraus entstanden vorgefertigte Bausysteme, die für eine lange Lebensdauer bestimmt sind, aber auch vorgefertigte Wohnhäuser in ein- und zweigeschossiger Ausführung.

    (Quelle: J. Kolb: Systembau mit Holz)

    ________________
    (zitatende)



    verkürzt und auf moderne bau- u. fertigungsmethoden zugeschnitten:

    der moderne bf (balloon frame) hat mit den archaischen methoden der
    klein-klein-montage und den zahlreichen, luftdichtigkeitsschädlichen und arbeitsaufwendigen, statisch motivierten durchdringungen nichts mehr zu tun.

    unsere eigen- und weiterentwicklung, der bayrische balloon frame, wird, als
    ultra-passivhaus, hier dokumentiert http://www.baudas.de/deu/Projekt-des-Monats_-Ultra-Passivhaus-Fischer.htm
    weitere bilder auf dieser webseite http://www.martin-malangeri.de/pgs/martin_malangeri/referenzen_holzbau.htm

    der bbf wird vor ort, z.b. auf der bodenplatte, abgebunden, das gerippe für eine komplette aussenwand wird nur innenseitig beplankt, abgeklebt und belattet.
    sobald alle aussenwände fertig sind, wird aufgestellt. anschliessend werden decken eingelegt, die dachelemente kommen drauf, so dass das haus ruckzuck regendicht ist. die dämmung der grossen wandgefache erfolgt vom montagegerüst aus von aussen, wegen geringen holzanteils und fehlender (störender) querriegel (auf deckenhöhe) ist der durchschnittliche u-wert (holz+dämmung) hoch, die ausführungsqualität ist gut kontrollierbar.

    deckeneinbindung erfolgt nur in die installationsebene ohne belastung der decke durch aufgehende aussenwände (kein querpressungsproblem, weil die wandstiele durchlaufen), ohne beschädigung der luftdichtheitsebene und ohne komplizierte, schlecht kontrollierbare und schadensträchtige abklebeaktionen im bereich der deckeneinbindung.
    die art der deckeneinbindung beim bf halte ich für derart überlegen, dass wir sogar für platform frames ein entsprechendes ausführungs- und montagekonzept entwickelt haben. auch damit lassen sich brauchbare luftdichtigkeitswerte
    (http://www.bauexpertenforum.de/showthread.php?s=&threadid=602) erreichen.



    industrielle fertigung ...

    ... ist das natürlich nicht - allerdings ist die im bauwesen (und nicht nur da) nahezu unbekannt (auch wenn manchmal das gegenteil behauptet wird) und manche leute machen sich probleme, wo keine probleme sind:

    "Architekten beklagen sich häufig über die immer schlechter werdende Qualität der Handwerksarbeit, aber fragen sich selten, ob es überhaupt gerechtfertigt ist,im industriellen Zeitalter noch Handwerksqualität zu fordern. Während Architekten darüber klagen, daß die Industrie nicht fähig ist, ihre Entwürfe ihren Vorstellungen entsprechend umzusetzen, beklagt sich die Industrie, Architekten hätten völlig das Verständnis für Produktionsprozesse
    verloren."
    (prof. bock in http://www.bri.ar.tum.de/lehre/5_Sem/Word/5_V1.pdf)
     
  2. berndk

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    Danke für die ausführliche und informative Darstellung.

    Gibt es vielleicht auch eine Grafik über die Deckenkonstruktion beim balloon frame? (meine Neugier wurde geweckt).
     
  3. #3 Torsten Stodenb, 11.04.2003
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    Zur Darstellung der Holzskelettbauweisen

    Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass Aufklärung über die möglichen Holzbauweisen nötig ist. Da geht immer viel durcheinander. Und auch fachliche Darstellungen sind nicht immer frei von begrifflichen Unklarheiten oder Fehlern. Das sehe ich auch bei den Texten, die mls zitiert hatte:

    Wenn man nach einem Oberbegriff für die beschrieben Bauweisen sucht, dann halte ich "Holzskelettbau" für plausibel. Allerdings sollte darunter dann auch der Fachwerkbau fallen. Es handelt sich in allen Fällen um Skelette. Und ausser Ständerbau und Baloon Frame ist der Rest eigentlich "Rahmenbau". Und zwischen Platform Frame, Holzrahmenbau und Holztafelbau sehe ich keine prinzipiellen Unterschiede. Soweit meine Meinung. Doch nun zu mehr harten Fakten:

    Für den Holztafelbau ist entgegen der Darstellung Serienfertigung keine Bedingung. Sicher werden Raster verwendet., aber diese werden bei Bedarf an einzelnen Stellen (individuelle Aussenmaße des Hauses, Lage der Geschosstreppe o.a.) unterbrochen.

    Es ist nicht wahr, dass Häuser nach dem Vorbild der Platform Frame in Europa zuerst um 1930 in Deutschland entstanden sind. Bereits in den 20er Jahren wurden diese in industrieller Vorfertigung im Bereich Sachsen, Schlesien und Thüringen gebaut. Holzskeletthäuser gabe in Deutschland auch schon wesentlich früher. So besitze ich einen alten Katalog der Fa. Höntsch aus Dresden-Niedersedlitz, die für ihr "Hohlwandsystem" in Skelettbauweise am 1. Juli 1900 die Zulassung für Sachsen erhalten hatte. Diese Wand hatte hinter der inneren Beplankung bereits eine luftdichtend gemeinte Isolierpappe. Eine stehende Luftschicht von 4,5 cm diente zur Wärmedämmung. Darüber gab es bereits ein "Wärmegutachten" der Technischen Hochschule Stuttgart mit umfangreichen Berechnungen der Wärmedurchgänge der beteiligten Materialien. Danach dämmte diese Wand besser "als eine 38 cm starke Steinwand". Wenn ich die Katalogtexte richtig deute, dann wurden diese Häuser auch schon vor 1920 industriell vorgefertigt. Jedenfalls ist mehrfach von "Fabrikation" die Rede. Der Katalog selbst stammt von 1923 oder kurz danach.

    Mir persönlich ist ausserdem bekannt, dass in Schweden das erste vorgefertigte Holzrahmenhaus (meinetwegen Platform Frame oder Holztafel) 1919 gebaut wurde. Erst 1923 startete die Fa. Team Boro mit ihrem ersten Beispiel, mit dem sie immer meinungsbildend geworben hatte. Insgesamt solll die Platformframe innerhalb Europas zuerst in Schweden angewandt worden sein, schon abgewandelt im Hinblick auf die eigenen Massstäbe. Aber in Deutschland ging es ja fast zeitgleich auch los, und angesichts der Übermacht der Massivbauweisen sogar im ziemlich grosssen Stil, jedenfalls im damaligen Mitteldeutschland.

    Thema "Schlechter werdende Qualität der Handwerksarbeit". Das Gleichsetzen von Handwerk und Qualität ist ein aus dem Mittelalter stammender, offenbar nicht totzukriegender Mythos. In Wahrheit gibt es in unserer Gesellschaft nicht ohne Grund den Begriff der "Industriequalität". Damit kann gemeint sein die erforderliche Qualität von Materialien, Werkzeugen oder Maschinen für den industriellen Bedarf. Oder man meint die Tatsache, dass industrielle Fertigung auf einem im Vergleich zur vorindustriellen Produktionsweise des Handwerks wesentlich kontrollierteren, präziseren und deshalb zuverlässigeren Niveau möglich ist. Dass industrielle Produktionsmethoden auch Massenproduktionen minderer Qualität, die nur billig sein soll, möglich macht, widerspricht nicht den genannten grundlegenden Tatsachen. Wer würde im Ernst ein Auto kaufen wollen, dass auf einem Parkplatz bei Wind und Wetter zusammengebastelt wurde? Und im Winter gab's eine Unterbechung wegen Schlechtwetter. Der schwedische Hersteller von sog. "Modulhäusern" (Raumzellenbauweise, EG am dritten Tag beziehbar), Hjältevadshus, wirbt etwas verallgemeinernd, aber im Prinzip richtig mit dem Motto: "Häuser baut man in Häusern." Aber in Deuschland sowie in den südlichen Ländern mag man sich ausgerechnet bei der teuersten Anschaffung überhaupt noch immer nicht recht mit dem erreichten Stand der Technik anfreunden. Man verzeihe mir die kleine Ausweitung des Themas, aber das gehört zum Hintergrund des Qualitätsbegriffs.

    tst
     
  4. mls

    mls Bauexpertenforum

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    ihr 2 beide ...

    da habt ihr´s :)

    @bernd:

    "eine Grafik über die Deckenkonstruktion" kann es nicht geben, wenn schon, dann einen ganzen katalog :)
    ich war überzeugt, eine onlinequelle zu finden, bin aber nicht mal
    bei

    http://www.archin.at/dev/konstruktion/theor.php3?z=&show=0&tree=&root=42&father=0

    einer sehr informativen seite (auch über holzbautechnik), fündig geworden.
    deshalb selbstverzapft,

    die wesentlichen anforderungen an decken
    - vertikale ablastung
    - horizontale ablastung
    - schallschutz
    - brandschutz
    - visuelle qualität
    - kosten
    - montagefreundlichkeit
    können mit allen im "normalen" holzbau möglichen und gebräuchlichen deckensystemen auch innerhalb balloon frames adäquat erfüllt werden:
    - (un-/sichtbare) holzbalkendecken
    - statisch optimierte, verleimte hohlkastendecken mit versch. füllungen
    - massivholzdecken (brettsperrholz, brettstapel, leimholz)
    - mischbauarten (meist teuer und mit zulassung)

    der einsatz von fix-und-fertigen betonhohlkörperdecken mit zahlreichen (vermeintlichen) vorteilen hat sich als theoretische möglichkeit erwiesen - wenn beton (z.b. wegen sehr hoher brandschutzanforderungen oder aus psychologischen :) gründen) eingebaut werden soll, dann eher als holz-beton-verbunddecke...
    http://www.bauexpertenforum.de/showthread.php?s=&threadid=1039

    als decke können also durchaus industriell vorgefertigte, flächige elemente hohen qualitätsstandards zum einsatz kommen, die (mittlerweile) durch enorme passgenauigkeit überzeugen.
    warum die betonung der passgenauigkeit?
    massabweichungen liegen beim holzbau im 0,5...1,0 mm-bereich - für vorgefertigte deckenelemente wäre das mitunter schon zuviel, insbesondere, wenn sich massfehler summieren...

    dieses problem wird bei sichtbaren, konventionell "gezimmerten" holzbalkendecken gänzlich vermieden - zum ausgleich treten andere nachteile auf...

    welche decke die richtige ist, wird u.a. anhand o.g. kriterien "ausgekartelt" :)

    bei allen genannten systemen sind nur geringfügige anpassungen am deckenauflager (i.a. durchgehende knagge in der installationsebene) erforderlich (statische dimensionierung ist selbstverständlich), die aussteifende, diffusionsregulierende und luftdichtende beplankung der wand läuft durch - ohne durchdringungen.
    das auflagerdetail wird allenfalls geringfügig bei sehr hohen schallschutzanforderungen ertüchtigt, um nebenwege zu reduzieren - das macht allerdings erst dann sinn, wenn noch besserer schallschutz als im hochwertigen massivbau erzielt werden soll und die entspr. kosten unbedeutend sind.
    die verbindungstechnik ist einfach, robust und schnell - im normalfall werden klammern und nägel verwendet - schrauben nur in sonderfällen.


    -----

    @ts:
    einzelne definitionen sind vielleicht nicht mehr ganz auf der höhe der zeit. mischformen oder gar neue standards kann man u.u. gar verschiedenen kategorien zuordnen. um das etwas transparenter zu machen, die gekürzte darstellung:


    Ständerbau oder Rippenbau
    Balloon-Frame oder Platform-Frame
    Gebäudeaussteifung durch Beplankung
    Fachwerkbau: Aussteifung durch Fachwerke
    Rahmenbau: Gehört in die Kategorie der Ständerbauten

    Skelettbau
    Tragskelett u. raumabschliessende Wände voneinander unabhängig
    Aussteifung u.a. durch Stahlverbände oder massive Innenwände

    Tafelbau
    Verbundkonstruktion aus Holzrahmen und Beplankung
    Serienfertigung (?)

    so weit, so gut ...
    wesentlicher unterschied zw. platform frame und balloon frame ist wohl eine geschosshohe, bzw. gebäudehohe wandfertigung - diese unterscheidung wäre nicht nur beim ständerbau, sondern auch beim skelettbau möglich.
    dort unterscheiden sich stützenraster und raster der wandrähme (woraus sind dann die füllenden wandkonstruktionen? ;)), wände sind nichttragend möglich (zumindest so gedacht - auflösung der wandflächen).
    die besondere tafelbaueigenheit soll die geklebte verbindung sein - naja. formal und statisch ist das am ehesten dem rippenbau zuzuordnen, "raster" ist wohl einer der am häufigsten fehlinterpretierten begriffe und "serienfertigung" als deskriptives kriterium? das galt wohl vor cad/cam+cnc ;)
    massivholzkonstruktionen wurden garnicht klassifiziert :p ... erfüllen aber teilkriterien aller o.g. klassen, können sogar mit einem skelett kombiniert werden...

    wenn man unbedingt klassifzieren will, dann vielleicht (auch analog archin.at) so:
    - ständer
    - skelett
    - massivholz

    zur historie des holzbaus schweige ich mich lieber aus ;)
    ... das führt ins uferlose, e. ansatzweise wachsmann-diskussions gab´s ja schonmal...
    naja, eine anmerkung kann ich mir nicht verkneifen:
    wer heute glaubt, die rückkehr zu wachsmann (ohne frage, ein bedeutender wegbereiter des modernen holzbaus!) wäre zeitgemäss, der besitzt sicher auch ein pferdefuhrwerk...

    "industrielle fertigung" ist ja schon deshalb interessant, weil´s dafür genausoviele (genausorichtige und genausofalsche) definitionen oder meinungen gibt, wie über "mittelstand".
    das thema möchte ich deshalb mit 2 fragen fortsetzen:

    ab welcher masse an output ist e. werksfertigung "industriell" - das wäre mein "master"kriterium ??
    afaik wurde e. der modernster hrb-fabriken in sachsen (?) errichtet - welchen output schaffen die mit wieviel/wiewenig personal?
     
  5. berndk

    berndk

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    Meine Frage bezog sich auf die erwähnte "überlegene Deckenkonstroktion" mit dem Detail, dass das Deckenauflager auf der Installationsebene positioniert werden soll. Das hätte mich einfach interessiert, wie das in der Praxis aussehen soll (die 5/5er Staffeln etwa müssten an dieser Stelle wohl durch andere Querschnitte ersetzt werden.)
     
  6. mls

    mls Bauexpertenforum

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    ja, stimmt ...

    anstelle 5x5 schlagen wir in der i.e. überall 6x8 (6dick) vor, die deckenauflager sind 6x12 ... und das funzt, wenn man einige statischen tricksereien beherrscht, sogar bei schweren decken und hohen verkehrslasten.

    natürlich könnte man wegen der opulenten 6x8 auch über den (zu?) hohen holzanteil nachdenken - wird aber durch genial niedrige werte (<15%, gerechnet, nicht geraten!) in der trag-u. dämmebene mehr als kompensiert :)
     
  7. JDB

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    mls, wat is los?
    Quasselwasser getrunken ?
    -
    Deine Beiträge - bespickt mit suspekten Abkürzungen und diffusen Fingerzeichs- waren sonst so knapp.

    Handelt es sich hier tatsächlich um den echten mls ?
    :confused:
     
  8. mls

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    immerhin ...

    "afaik" is noch drin - und wie´s genau geht, weiss auch niemand ;)
     
  9. berndk

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    Also bis auf "6dick" habe ich alles kapiert - danke!

    Welche "statische Trickserei" ist aber wohl gemeint?
     
  10. mls

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    ganz einfach ...

    "6" is die dicke der i.e.
    und
    um "statische trickserei" sollen sich die kümmern, deren aufgabe das ist ;)
     
  11. #11 Torsten Stodenb, 15.04.2003
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    Nochmal zu den Begriffen

    Die Begrifflichkeiten sind leider nicht nur uneindeutig und z.T. nicht sehr logisch strukturiert, sondern es gibt auch kein allgemein anerkenntes Begriffssystem. Das kommt wohl daher, weil in den Ingenieurwissenschaften weitgehend der wissenschaftstheoretische Überbau fehlt. Jeder, der etwas schreibt oder entwickelt, ordnet und benennt seine Inhalte so, wie es ihm am besten gefällt. Deshalb fehlt insbesondere ein Oberbegriff für die hier diskutierten, nicht massiven Holzbauweisen. Aber die Klassifizierung nach Ständer, Skelett und Massivholzbau gefällt mir schon ganz gut.

    Diskussionen über die Historie des Holzbaus führen tatsächlich ins Uferlose, machen mir aber dennoch Spass.

    Tja, was ist nun das eigentliche Kennzeichen industrieller Produktion? Mir ging es ja eigentlich nicht um den Output, weder an Stückzahl noch an Umsatz. Und auch eigentlich zunächst nicht so sehr um die wirtschaftlichen Aspekte von Maschineneinsatz. Sondern ich wollte einmal herausstellen, dass man durch maschinelle Arbeitsgänge sehr viel präziser und zuverlässiger produzieren kann. Weil eine Maschine hochspezialisiert und deshalb und deshalb auf einen einzigen bestimmten Zweck hin konstruiert ist. etwas anderes kann sie nicht. Und weil sie keine Reaktionsalternativen, keine undefinierten Abweichungsmöglichkeiten von ihrer Tätigkeitsnorm hat, macht sie weniger Fehler. Ein Mensch ist viel zu komplex gebaut und schleppt immer alle Probleme mit sich herum, die nichts mit der jeweils konkreten Aufgabe zu tun haben, ein Brett an der richtigen Stelle abzusägen. Wenn er es zu kurz absägt, dann deshalb, weil irgendetwas im System Mensch die Konzentration auf die Aufgabe stört. Und so etwas passiert immer und überall, wo handwerklich gearbeitet wird. Deshalb meine ich: Wo mechanisiert werden kann, soll man mechanisieren. Wo beim Produzieren der menschliche Geist gefragt ist, da soll der qualifizierte Handwerker ran. In Herford gibt es ein Holzbauunternehmen namens "Manufactur". Der Name trifft die Sache wohl am besten. Denn industrielle Produktion im quantitativ gemeinten Sinn gibt es in der Baubranche sicherlich wirklich nicht oder kaum. Das ist über Ansätze nie hinausgekommen. Dazu ist auch die Konjunktur zu schwankend. Auf dem Höhepunkt der Baukonjunktur in Europa vor einigen Jahren war bei LB-Hus in Schweden folgendes los: Da war eine lange Halle. An beiden Enden waren die grossen Tore offen. Vorn fuhren die Jumbotrailer im Schritttempo hinein. Und dann wurden an jeder Station quasi aus dem Regal die zur Kommission gehörenden Teile in der genau geplanten Reihenfolge (passend zum montagegerechten Abladen) aufgeladen. Und am Ende der Halle war das Fahrzeug fertig beladen. Und das besondere daran war, dass die LKW's sich Stossstange an Stossstange durch die Halle schoben. Die Motoren wurden erst gar nicht abgestellt. LB-Hus hatte damals gerade viele andere Fertighaushersteller aufgekauft, so auch Eurohaus aus Deutschland. Das ergab eine Jahresproduktion von 3.000 Häusern. Mein Schwager hatte damals als Führer eines Polizeistreifenwagens beobachtet, wie auf einer Eurohausbaustelle zwei schwedische LKW's auftauchten und entladen wurden. Fast alle angekauften Firmen gingen dann in Konkurs, LB-Hus schrumpfte sich gesund und lebt heute offenbar profitabel mit ca. 400 Einheiten p.a. und weniger Konkurrenz als vorher. Aber die hatten meines Wissens als einzige kurzfristig eine wirklich industrielle Fertigung von natürlich stark standardisierten Häusern realisiert.
    Übrigens scheint bei Bauwilligen ein starkes Bedürfnis nach Standardangeboten zu bestehen. Wenn ich erkläre, dass ich individuell berate und baue, gucken die Leute oft etwas irritiert. Gottseidank nicht alle. Aber die Menschen scheinen ein starkes Bedürfnis nach Reduktion von Komplexität zu haben, nach Vereinfachung. Sie lesen auch oft keine angebotene Baubeschreibung, sondern fragen im Einzelfall, wenn Ihnen etwas einfällt. Ansonsten erwarten viele offenbar, dass mir schon etwas einfallen soll, aber genau das, was ihnen gefallen wird. Gelingt mir diese Vorhersage, dann kann ich auch einen Vertrag machen, sonst nicht. Ach ja, und billiger soll's natürlich sein. Ja, da hätte man es als BT-Standardhütten-Verkäufer zweifellos leichter. Was lernt man daraus? Qualität und Engagement bekommt man heute nicht bezahlt, sondern die leistet man sich wie einen persönlichen Luxus. Aber manche Kunden merken dies und anerkennen es auch. Das ist ja auch schon etwas.

    tst
     
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