Warum sind so viele ENEV falsch berechnet? TEIL 2

Diskutiere Warum sind so viele ENEV falsch berechnet? TEIL 2 im EnEV 2002 / 2004 / 2007 / 2009 Forum im Bereich Bauphysik; Warum sind so viele ENEV falsch berechnet? TEIL 2 Hiermit möchte ich nochmals eine Zusammenfassung meiner Bau-Erfahrung als Laie zum Thema...

  1. #1 BauherrHilflos, 18.08.2008
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    Warum sind so viele ENEV falsch berechnet? TEIL 2

    Hiermit möchte ich nochmals eine Zusammenfassung meiner Bau-Erfahrung als Laie zum Thema „ENEV falsch berechnet“ wiedergeben.
    Dazu möchte ich auf alle Untergruppen der möglichen evt. Fehler hinweisen.
    Bestimmt ist die Auflistung nicht allgemeingültig, bzw. komplett. Die Auflistung spiegelt nur unsere Erfahrungen wieder und soll als Info bzw. Denkanstoss dienen.

    1.) Bauteile

    An jedem Bau werden Baustoffe gebraucht, die teils von verschiedenen Firmen geordert werden, bzw. auch von diesen Firmen verbaut werden. Zudem gibt es noch die Möglichkeit der Eigenleistung.

    - Dämmmaterial
    Die für die Dämmung benötigten Bauteile sollten den im Energienachweis angezogenen Wärmeleitklassen entsprechen. Beispiel: Im Nachweis wird eine Dachdämmung mit einem U-Wert von 0,18 angezogen. Der Bauteilaufbau sieht dazu eine 035 Dämmwolle vor. Nach Prüfung auf der Baustelle wurden jedoch Materialzettel sichergestellt, nach denen nur eine Dämmwolle mit der Wärmeleitklasse 040. Sicherlich kann man sich vorstellen, das der U-Wert der Dachdämmung unter Verwendung der schlechteren Dämmwolle auch schlechter wird.

    - Verarbeitung
    Gerade bei der Verarbeitung der Dämmstoffe kommt es auf die richtige Verarbeitung an. Beispiel: In unserem Baugebiet stehen 2 gleiche Häuser von einer Firma. Der Unterscheid: In Haus 1 wurde die Dachdämmung in Eigenleistung eingebaut, in Haus 2 von der Firma. Im ersten Winter zeigte sich auf dem Eigenleistungs-Dach eine dünne Schicht aus Schnee. Bei Haus 2 war alles abgetaut. Somit war klar, dass die Dämmstoffverarbeitung der Firma qualitative nicht an die Eigenleistung herankam. (Dies soll kein fest geschriebenes Gesetz sein: Firma schlecht. Eigenleistung gut. Ich möchte hier nur Beispiele aus eigener Erfahrung aufzeigen.)
    Da wir die Dachdämmung als Eigenleistung übernommen hatten, wollten wir natürlich auch ein energetisch gutes Ergebnis erzielen. Somit achteten wir auch auf eine gute Verarbeitung. Zur Sicherheit besorgten wir uns eine Wärmebildkamera und nahmen unsere Arbeiten unter die Lupe. Dabei, auch bei „guter Verarbeitung“, zeigten sich Stellen, die nicht perfekt gedämmt wurden. Dies konnten wir aufgrund der Wärmebilder sehen, und im Anschluss auch am Bau verbessern.

    - Zusammenspiel BT / GU / GÜ zu Heizungsinstallateur
    Auch bei dem Zusammenspiel zwischen BT / GU / GÜ zum Heizungsinstallateur kommt es auf wichtige Faktoren an. Beispiel: Der Heizungsinstallateur bekam den Auftrag die Bodenplatten Dämmung für ein KFW 40 Haus zu bestellen und einzubauen. Nur das Wort „KFW 40“ gibt noch nicht an, welche Materialien bzw. Wärmeleitklasse vorliegen muss.
    Hierbei sollte man in den (vor Baubeginn! Bzw. vor Erbringung der Einzelleistung) Energienachweis sehen. Im Nachweis findet man dann die Materialien, die min. verbaut werden sollten, um das KFW 40 Ergebnis zu erzielen.
    Mögliche Fehler hierbei:
    Der Zuruf an den Heizi „KFW 40“ führte dazu, das eine Dämmung für die Bodenplatte unter Estrich mit der Wärmeleitklasse 040 vom Heizi bestellt wurde. Im Nachweis jedoch wurde eine 035 Dämmung angezogen. Nach einem Telefonat mit dem Heizi stellte sich heraus, das er nie einen ENEV Nachweis der Häuser zu sehen bekam, somit auch nicht dieses Material direkt bestellen und einbauen kann.

    2.) Ausführung

    - Sub
    Sollte der BT / GU / GÜ Sub Unternehmen für die einzelnen Bauabschnitte beauftragen, sollten auch klar die energetisch wichtigen Punkte abgesprochen bzw. eine schriftliche Unterweisung durchgeführt werden. Beispiel: Außenfensterbank. Der Sub hatte die Vorgabe, die Außenfensterbank bis zu einer bestimmten Höhe zu installieren. In der Absprache (nicht schriftlich) wurde der Auftrag erteilt, das unter der Fensterbank bis zum Maueranschluss
    ein Gasbetonstein verwendet werden soll. Im Nachhinein zeigt sich jedoch, dass unter der Fensterbank nur Putz vorhanden ist. Gasbeton und Putz haben jedoch unterschiedliche energetische Auswirkung auf die Wärmebrücken. Nachdem die Handwerker darauf von uns angesprochen wurden, erklärte man uns, dass sie nie ein Detail des Aufbaus gesehen haben, somit auch nicht nach diesem Aufbau bauen könnten.

    - Prüfung durch Bauleitung / TÜV
    Die Zwischenprüfungen auf der Baustelle sollen die Einhaltung der baulichen Maßnahmen sicherstellen. Jedoch zeigte sich in Gesprächen, dass zum Teil dem Bauleiter, als auch dem TÜV Mitarbeiter die energetischen Details nicht bekannt waren. Somit konnte die Umsetzung auch nicht in Bezug der Energetischen Einhaltung; von beiden Seiten; geprüft werden.

    3.) Kommunikation zwischen Planung und Ausführung

    - ENEV Nachweis Ersteller zu BT / GU / GÜ zu Sub. usw.
    Der Berechtigte zur Erstellung des ENEV Nachweises macht seine Arbeit bis zu dem Punkt, das der ENEV Nachweis bzw. Wärmebrückenkatalog fertig ist. Leider konnten wir jedoch in unserem Fall erleben, das zwischen der Planung (energetisch) und Planung (baulich) massive Unterschiede sind, weil die energetische Planung nicht mit in die bauliche Planung gelaufen ist. Beispiel: Um einen Energetischen Stand zu erreichen, plante der Ersteller des Nachweises den Einsatz einer Styrodur-Dämmung um die Bodenplatte in der Stärke von 8cm. Diese Info floss aber nicht in die Planung des Betonbauers der Bodenplatte. Dieser verwendete standardmäßig einen dünneren Dämmstreifen. Somit kann das gut durchdachte, energetisch gut wirksame von dem Sub. nie umgesetzt werden; wenn die Kommunikation nicht durchgängig vorhanden ist.


    4.) Wärmebrücken

    Die ENEV sieht verschiedene Möglichkeiten der Wärmebrückenverrechnung vor. Zum Einen gibt es Pausch-Beträge, die dem Transmissionswärmeverlust der Umfassungsfläche zugerechnet werden, zum Anderen gibt es die Möglichkeit der detaillierten Wärmebrückenberechnung. Die weiteren Einzelheiten stammen aus der Erfahrung der detaillierten Berechnungen.

    - Aufbau der Simulationen
    Zur Bestimmung der Wärmebrückenbeiwerte (psi) wird mit einer Software der Zusammenschluss der Bauteile simuliert. Dieser Zusammenschluss der Bauteile hängt stark von dem tatsächlichen Bau ab.

    Mögliche Fehler hierbei:
    Die Details werden in der Software nicht so simuliert wie sie in Wirklichkeit umgesetzt / gebaut wurden.
    Beispiel: Innenwände auf Bodenplatte. Hierbei zeigte sich uns eine Simulation, in der der Innenputz bis Oberkante Estrich geführt wurde. In der Realität wurde der Innenputz jedoch vor der Dämmung bzw. Estrich- Verlegung eingebracht. Somit bis auf die Bodenplatte. Im ersten Moment ahnt man nicht, das sich die energetisch auswirkt. Jedoch zeigen die Wärmeverlustwerte bei der genauen Berechnung nach Bauzustand schon dabei eine negative Richtung. Dies liegt wohl daran, dass die kalte Bodenplatte zum Putz eine energetische Verbindung herstellt, und somit die Werte negative beeinträchtigt, weil die Kälte der Bodenplatte bis in den Putz wandern kann.

    Die Simulationen sollen genau auf den Bau bzw. Bau-Schritte / -Abfolge abgestimmt sein, weil sich daraus zum Teil negative als auch positive Ansätze / Werte gewinnen lassen.

    - Umsetzung am Bau
    Im Umkehrschluss, sollten auch alle berechneten Details so am Bau von den Ausführenden umgesetzt werden, damit die Wärmebrücken auch energetisch dem entsprechen, was berechnet wurde.

    Zusammenfassung:
    Wir konnten an unserem Bau lernen, dass es im hohen Maße auf Kommunikation und Planungszusammenschluss aller Beteiligten ankommt; was in unserem Fall leider nicht der Fall war.


    Über Kritik oder weitere beachtenswerte Punkte hierzu würde ich mich freuen :konfusius
     
  2. #2 VolkerKugel (†), 18.08.2008
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    Nur eins ...

    ... das ist falsch!
    Der Innenputz muss bis auf die Bodenplatte und bis unter die Rohdecke geführt werden,
    er stellt erst die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle her.

    Das müsste der EnEV-Simulierer aber wissen :konfusius .
     
  3. #3 BauherrHilflos, 18.08.2008
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    Danke für den Hinweis Volker.

    Für alle Bauten bis auf Lego sehe ich darin auch ein, das bis auf Bodenplatte / Rohdecke geputz werden muss.
    Nur wie stellt sich das bei dem Lego dar? Der Betonkern läuft doch bis auf eine Bitumenbahn zwischen den Lego-Steinen. Somit dürfte doch der Druck einer 2,45m hohem Beton"Säule" nach unten hin "abdichten"?
    Für mich soweit klar, weil in anderen unverputzen Bereichen mit Betonfüllung auch keine Undichtigkeit beim Blower Door auftrat. Aber ich lasse mich gerne belehren.
     
  4. #4 VolkerKugel (†), 18.08.2008
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    Lego :confused:

    Hast Du vielleicht schon mal irgendwo beschrieben, ist mir aber nicht mehr gewärtig.
    Wie genau sieht denn Dein Lego aus? Und wieso ist die "Säule" nur 2,45m hoch?
     
  5. #5 BauherrHilflos, 18.08.2008
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    Ok Volker, es gibt gute Gründe, warum ich LEGO schreibe. :mauer
    Wandaufbau von Innen nach Außen: Styropor; Beton; Styropor
    Die (sorry, war auch ein Fehler) 2,675m Säule entsteht bei ersten Ausgießen der EG Wände. Somit sollte der Druck auf die Bitumenbahn unter der Wand etwas höher sein.
     
  6. #6 Bauwahn, 19.08.2008
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    Normalerweise pfeift es auch nicht durch die Bitumenbahn, sondern durch Stoß- und Lagerfugen gemauerter Wände.
     
  7. #7 BauherrHilflos, 19.08.2008
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    Und da die Wände eben "flüssig" "gemauert" werden, denke ich, das es dadurch zur Bodenplatte "abdichtet" :think ?
     
  8. #8 planfix, 19.08.2008
  9. #9 BauherrHilflos, 19.08.2008
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    Danke für den Link Planfix :konfusius

    Na dann bin ich jedoch froh, das ich alle diese Mängel soweit bei unserem Bau finden konnte... vor der Abnahme :D
     
  10. PeMu

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    Schau Dir mal dein Lego mit Röntgenblick an: Beton-Käsestein

    Gretchenfrage: mehr Löcher(=Polystyrol) oder mehr Beton?

    Klar mehr Polystyrol und damit mehr Löcher als Material. Und wer schon mal so Wände nach dem aufdröseln gesehen hat, wenn die Suppe sich nicht richtig verteilt hat, weiß dass das Gerippe auch ne Luftnummer sein kann.
    (ist übrignes bei allen Schalungssteinen so - mehr Schein als Sein äh Beton)

    Ergo ist die Lastabtragung, Dichtigkeit nicht so ohne.
     
  11. #11 BauherrHilflos, 20.08.2008
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