Chem. Holzimprägnierung nötig bei Fichtenholz-Ständerbalkon?

Diskutiere Chem. Holzimprägnierung nötig bei Fichtenholz-Ständerbalkon? im Holzrahmenbau / Holztafelbau Forum im Bereich Neubau; Hallo, kennt sich hier jemand mit Holzschutz aus? Wir haben vor anderthalb Jahren einen Vorstellbalkon an der Westseite (Wetterseite) bauen...

  1. Roth

    Roth

    Dabei seit:
    13.08.2009
    Beiträge:
    973
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Hausfrau
    Ort:
    Franken
    Hallo, kennt sich hier jemand mit Holzschutz aus?

    Wir haben vor anderthalb Jahren einen Vorstellbalkon an der Westseite (Wetterseite) bauen lassen, Pfosten und Riegel alles aus Fichte.
    Jetzt wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass das Holz nicht imprägniert sei.

    Und tatsächlich:

    Auf der Rechnung der Zimmerei steht:
    "Chemischer Holzschutz entfällt, dafür Anstrich mit Nadelholzeinlassgrund (Gori)"

    Der chemische Holzschutz entfällt? Darf man das im Außenbereich?
    Und was ist Nadelholzeinlassgrund "Gori"? Angeblich ein Mittel aus Dänemark?

    Danke!
     
  2. mls

    mls Bauexpertenforum

    Dabei seit:
    04.10.2002
    Beiträge:
    13.790
    Zustimmungen:
    3
    Beruf:
    twp, bp
    Ort:
    obb, d, oö
    den "Nadelholzeinlassgrund" kann der zimmerer für sein fichtenmoped nehmen :(

    du hast schon grundsätzlich e. denkbar ungünstige konstellation. wenn überhaupt,
    dann könnte grundieren und deckend (!) beschichten, sowie ggfs. stellenweises
    einblechen, die lebensdauer verlängern.
    dazu müssten aber auch die konstruktiven details passen - und die kennen
    wir nicht.
     
  3. #3 Roth, 31.08.2009
    Zuletzt bearbeitet: 31.08.2009
    Roth

    Roth

    Dabei seit:
    13.08.2009
    Beiträge:
    973
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Hausfrau
    Ort:
    Franken
    Balkon von Arch. geplant und ausgeschrieben!

    @ mls:
    Danke für die Antwort!

    Der Balkon wurde vom Architekten geplant und ausgeschrieben. Leider gibt es Probleme mit anderen Gewerken und deshalb habe ich mir die Zimmermanns-Rechnung (vom Arch. geprüft) genauer angeschaut.

    Ich war überzeugt, dass das Holz dauerhaft ist und nicht weiter behandelt werden muss. Der Arch. hat jedenfall nichts anderes gesagt.
    Die Ständerpfosten und Querriegel sind dem Wetter ausgesetzt, drüber sind Bleche zum Regenwasser ableiten. Sie sind aber nicht dicht, besonders an der gedämmten Hauswand wurde nicht abgedichtet. Dort läuft Regenwasser runter auf den Träger-Querbalken.

    Auf der Stein-Terrasse stehen betonierte Stützen 30 x30 cm, ca. 18 - 19 cm hoch. Darauf sind die Holzpfosten auf verzinkten Stützenfüßen ca. 8 -10 cm hoch befestigt.

    Wenn ich jetzt das Holz nachträglich streichen muss (was ich gar nicht kann), werde ich sauer, denn allein das Holz mit Montage hat fast 9000 € gekostet.

    Meine Frage: Gibt es eine Vorschrift, wie das Fichtenholz für den Holz-Balkon hätte vom Zimmermann (Fachbetrieb) geschützt werden müssen?
     
  4. #4 Anfauglir, 31.08.2009
    Anfauglir

    Anfauglir

    Dabei seit:
    18.02.2009
    Beiträge:
    899
    Zustimmungen:
    3
    Beruf:
    Physikstudent
    Ort:
    Ruppendorf
    Hier wirksam nachträglich chemischen Holzschutz aufzubringen ist nicht möglich.

    Die Anforderungen an den Holzschutz für tragende und aussteifende Holzbauteile regelt die DIN 68800. Bei Verwendung von Fichte bei freier Bewitterung wird nach dieser Norm entsprechender chem. Holzschutz gefordert.
    Darauf mal den Archi und Zimmerer ansprechen.

    Für eine befriedigende Nutzungsdauer müssen bei einem Holzbalkon die Details bezüglich des konstruktiven Holzschutzes schon richtig gut sein. Die Chemie trägt ihren Teil zur Haltbarkeit bei, kann aber auch keine Wunder vollbringen.
     
  5. Roth

    Roth

    Dabei seit:
    13.08.2009
    Beiträge:
    973
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Hausfrau
    Ort:
    Franken
    Noch eine dumme Frage:

    (Aber erst mal danke für die Antwort.)

    Dürfen eigentlich Risse in den Pfosten sein?
     
  6. mls

    mls Bauexpertenforum

    Dabei seit:
    04.10.2002
    Beiträge:
    13.790
    Zustimmungen:
    3
    Beruf:
    twp, bp
    Ort:
    obb, d, oö
    ja. bei nadelschnittholz üblich, bei kvh oder gar bsh eher weniger
     
  7. jetter

    jetter

    Dabei seit:
    30.05.2002
    Beiträge:
    1.061
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Bau-Ing.
    Ort:
    natürlich Mecklenburg
    Benutzertitelzusatz:
    Dat löppt
    Verblechung hilft, die Haltbarkeit zu verlängern - aber nur bei fachgerechter Verarbeitung!
    So wie beschrieben lässt sich vermuten, dass die Verblechung für die Verlängerung der Wassereinwirkung sorgt und damit eine beschleunigte Holzzerstörung fördert.

    Stichwort bei solchen Konstruktionen - Wasser fernhalten oder schnell ableiten!
    Bei falscher Konstruktion hilft chemischer Holzschutz nicht!
     
  8. #8 Ralf Dühlmeyer, 01.09.2009
    Ralf Dühlmeyer

    Ralf Dühlmeyer

    Dabei seit:
    14.06.2005
    Beiträge:
    34.296
    Zustimmungen:
    21
    Beruf:
    Architekt
    Ort:
    Hannover
    @ Roth - prüf mal, ob die DIN 68800 in Deinem Bundeland bauaufsichtlich eingeführte Norm/Eingeführte technische Baubestimmung ist.

    MfG
     
  9. Roth

    Roth

    Dabei seit:
    13.08.2009
    Beiträge:
    973
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Hausfrau
    Ort:
    Franken
    Din 68800

    an Ralf Dühlmeyer und Jetter:
    Bin bin in der Bayer. Bauordnung fündig geworden:
    Die DIN 68800 ist in Bayern Eingeführte technische Baubestimmung.

    Zur Info: Auf der Rechnung steht
    1,296 cbm KVH
    1,129 cbm BSH
    chemischer Holzschutz entfällt. 72,75 qm Anstrich mit Nadelholzeinlassgrund (Gori)

    Hilft euch das weiter?
     
  10. jetter

    jetter

    Dabei seit:
    30.05.2002
    Beiträge:
    1.061
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Bau-Ing.
    Ort:
    natürlich Mecklenburg
    Benutzertitelzusatz:
    Dat löppt
    Die Konstruktionsdetails sind hier genauso entscheidend.

    Baulicher und chemischer Holzschutz müssen sich ergänzen.

    zu klären wäre doch:
    Warum kann chem. Holzschutz hier entfallen(normativer Bezug?) und wenn ja - was soll der Nadelholzeinlassgrund bewirken?
     
  11. Breker

    Breker

    Dabei seit:
    10.07.2008
    Beiträge:
    110
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Prof. Dr.-Ing. Bauingenieurwesen
    Ort:
    Hannover
    Aus einem schlauen Buch:
    [...]
    Für eine lange Lebensdauer des Bauwerks muss das Holz vor Pilzbefall, Schimmel und Insekten geschützt werden.
    Um das Holz zu schützen gibt es eine Vielzahl konstruktiver Lösungen und den chemischen Holzschutz. Da in chemischen Holzschutzmitteln stets Biozide enthalten sind, die potentielle Gefahren für Gesundheit und Unwelt darstellen, sollen die konstruktiven Lösungen dem chemischen Schutz immer bevorzugt werden. In der bauaufsichtlich eingeführten DIN 68800-3 heißt es, „chemische Holzschutzmaßnahmen müssen nach vorrangiger Ausschöpfung der baulichen Maßnahmen geplant werden.“
    Ausgangspunkt für jegliche Art von Holzschutzmaßnahmen ist die Gefährdung des Holzes. In der DIN 68800-3 wird das Holz in Gefährdungsklassen eingeteilt. Für Holz, das der Witterung oder Kondensation ausgesetzt ist, nicht aber dem Erdkontakt gilt die Gefährdungsklasse 3. Für den chemischen Holzschutz werden hieraus folgende Prüfprädikate der Holzschutzmittel erforderlich.
    • Iv gegen Insekten vorbeugend wirksam
    • P gegen Pilze vorbeugend wirksam
    • W für Holz, das der Witterung ausgesetzt ist, jedoch nicht im ständigen Erdkontakt und nicht im ständigen Kontakt mit Wasser
    Die chemischen Holzschutzmittel sind in den meisten Fällen wasserlösliche oder ölige Produkte. Es sind nur Mittel zu verwenden, die vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) eine BZ sowie die erforderlichen amtlichen Prüfprädikate erhalten haben. Diese Produkte sind im vom DIBt jährlich veröffentlichten Holzschutzmittelverzeichnis zusammengestellt.
    Vor den chemischen Maßnahmen ist jedoch durch bauliche Maßnahmen der Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln zu reduzieren. Diese vorbeugenden baulichen/konstruktiven Maßnahmen sind:
    • Hirnholzflächen abdecken
    • Dachüberstände abdecken (bzw. große Dachüberstände)
    • Bodenabstand von ca. 30*cm (Spritzwasserschutz)
    • Abtropfkanten ausbilden (Tropfnasen)
    • Belüftung des Holzes (Luftzirkulation ermöglichen)
    • Schnelle Wasserabführung (Wasserablaufbohrungen)
    • Waagerechte Flächen vermeiden (stehendes Wasser vermeiden)
    • Einwandfreie Dachentwässerung
    • Einlegen von Sperrpappe gegen aufsteigende Feuchtigkeit
    • Hinzu kommt die Verwendung von Holzarten mit hoher natürlicher Dauerhaftigkeit (Resistenz).
    [...]
    Also zusammenfassend kann man sagen:
    Konstruktiver Holzschutz kommt immer vor chemischem Holzschutz! Und wenn chemischer Holzschutz, dann nur mit zugelassenen Mittel(chen)! Ob da Einlassgrund (Grundierung?) allein ausreicht wage ich zu bezweifeln.
     
  12. MaMa

    MaMa

    Dabei seit:
    13.05.2002
    Beiträge:
    442
    Zustimmungen:
    1
    Beruf:
    SV f. Holzschutz, Arbeitsvorbereiter Holzb
    Ort:
    Leipzig
    Benutzertitelzusatz:
    Mit Acryl und Schaum kann man ganze Häuser baun.
    mmmpfh.

    Die statische Konstruktion des Balkons gehört mind. in die Gefährdungsklasse 3 (dauerhaft der Witterung ausgesetzt, aber kein Erdkontakt) und ergibt damit eigentlich nur zwei Varianten:
    1.) Nadelhölzer chemisch behandelt im Kesseldruckverfahren
    2.) unbehandelt, dafür höhere Widerstandsfähigkeit, bzw. Dauerhaftigkeit. Wäre man in diesem Fall z. B. bei splintarmer Eiche
    Ich habe gerade die passende Literatur nicht zur Hand, aber mir ist nicht bekannt, das der Nadelholz-Einlassgrund durch das DIBt als vorbeugendes Holzschutzmittel eine bauaufsichtliche Zulassung für die statischen tragenden Holzbauteile hat. Einerseits ich könnte mich täuschen, andererseits ist das EInbringverfahren mit streichen sowieso unzulässig für diese Beanspruchung.
    Hier hat m. E. einiges nicht funktioniert: angefangen von der Planung, über die Ausschreibung bis hin zur Ausführung.
    Ein schwacher Trost ist eigentlich nur, dass es den wahren und auf lange Zeit haltbaren reinen Holzbaubalkon so selten gibt wie ein Perpetuum Mobile.
    Grüße
    MaMa
     
  13. #13 holzfragen, 07.09.2009
    holzfragen

    holzfragen

    Dabei seit:
    12.06.2007
    Beiträge:
    9
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Architekt
    Ort:
    Hannover
    Benutzertitelzusatz:
    Holz ist wunderbar - aber manchmal voller Leben...
    noch ein Gesichtspunkt zu dem Problem...

    Martin hat es ja schon alles gesagt, ich möchte noch eines hinzufügen:
    Es wurde ja KVH und BSH aus Fichte tragend im direkt bewittertem Bereich ohne besonderen konstruktiven Schutz verbaut.
    Neben den Anforderungen aus der bauaufsichtlich eingeführten DIN 68800-3 Absch. 1-10 kommt hier auch noch eine die Einschränkung aus der Statik-DIN 1052-1 hinzu, die einen Verbau von keilverzinkem Holz in der Nutzungsklasse 3, außenverbaut und direkt bewittert grundsätzlich verbietet.
    Ich kenne ähnliche Fälle aus meiner Schadenspraxis. Hier lag meistens neben Unkenntnis der Gefährdungslage ein leider verbreiteter fascher Glaube an die Beständigkeit von KVH und BSH zugrunde, das auf einer gewissen Portion Halbwissen beruht.
    Träfen unsere o.a. vermuteten Regelverstöße zu, dann ist es ein gravierender Verstoß gegen die die Anforderungen aus der Landesbauordnung, was hinsichtlich einer Abhilfe ein gewisser Verfahrensvorteil sein dürfte und den Entwurfsverfasser/Planer dem Kreis der "üblichen Verdächtigen" hinzufügt. Das kann insoweit beruhigend sein, als zumindest dieser für diesen Fall eine Haftpflichversicherung haben muß.
    Viele Grüße
    Hans-Joachim Rüpke
     
Thema:

Chem. Holzimprägnierung nötig bei Fichtenholz-Ständerbalkon?

Die Seite wird geladen...

Chem. Holzimprägnierung nötig bei Fichtenholz-Ständerbalkon? - Ähnliche Themen

  1. Carport Seiten zumauern / neue Statik nötig

    Carport Seiten zumauern / neue Statik nötig: Ich habe einen massiven Carport der gleichzeitig das Dach eines kleinen Nebengebäudes (Windfang/Gäste WC) ist. Idee war jetzt Außenwände zu bauen...
  2. Keller Heimkino, Geräte Verlustwärme vs. Dämmung. Klima nötig?

    Keller Heimkino, Geräte Verlustwärme vs. Dämmung. Klima nötig?: Hallo Forum, mein Keller Heimkino Projekt wird gerade durchgeplant. Der Raum ist entweder 25,5qm oder 39qm groß, abhängig davon ob sich eine...
  3. Zwischensparrrendämmung Altbau, vorbeugender chem. Holzschutz auftragen?

    Zwischensparrrendämmung Altbau, vorbeugender chem. Holzschutz auftragen?: Hi. Ich möchte in meinem Altbau (über 100 Jahre) eine Zwischensparrendämmung einbringen. Das Dach besitzt eine Komplettschalung mit Dachpappe...
  4. Dachstuhl mit oder ohne Holzimprägnierung?

    Dachstuhl mit oder ohne Holzimprägnierung?: Hallo sollte man bei seinem neuen Dachstuhl auf imprägniertes Holz achten oder reicht unbehandeltes Holz aus? Die Sparren und Pfettenköpfe werden...
  5. Chemische Belastung durch Holzimprägnierung bei Häusern mit Ständerbauweise

    Chemische Belastung durch Holzimprägnierung bei Häusern mit Ständerbauweise: Hallo! Zur Zeit wühle ich mich gerade durch das Prospektmaterial diverse Fertighaushersteller. Leider lassen sich in den Bau- und...