Warum Wärmepumpe nur bei guter Dämmung?

Diskutiere Warum Wärmepumpe nur bei guter Dämmung? im Heizung 1 Forum im Bereich Haustechnik; In vielen Beiträgen lese ich, dass eine Wärmepumpe nur bei guter Dämmung Sinn macht. Warum? Müsste man beide Dinge nicht einzelnd betrachten?...

  1. casch

    casch Gast

    In vielen Beiträgen lese ich, dass eine Wärmepumpe nur bei guter Dämmung Sinn macht. Warum?

    Müsste man beide Dinge nicht einzelnd betrachten?

    Also: gut gedämmt ist immer gut, macht irgendwann aber finanziell keinen Sinn mehr. (Den Mehrinvest für bessere Dämmung muss ich ja auch finanzieren.)

    Dann: ich brauche ich einige kWh Wärme. Ich kann direkt mit Strom heizen, dann brauche ich eine kWh Strom für eine kWh Wärme und die kostet mich dann bspw. 20 cent. Oder ich heize mit Gas, dann kostet die kWh Wärme 10 cent, oder mit Sole-Wasser-Wärmepumpe und da brauche ich für eine kWh Wärme nur 0,2 kWh Strom und damit kostet mich die kWh Wärme nur 4 cent. Auch hier ist weniger Verbrauch natürlich besser, macht aber ebenfalls irgendwann finanziell keinen Sinn mehr. (Auch hier wegen Finanzierungskosten.)

    Jetzt nehmen wir einmal das völlig ungedämmte Haus. Hier brauche ich tausende von kWh Wärme, aber auch dann wäre doch der Einsatz einer Wärmepumpe mit der billigsten kWh Wärme am besten, oder?
     
  2. R.B.

    R.B.

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    Der Spruch "WP nur bei guter Dämmung" ist in der Tat ziemlich pauschal.

    Ein Grund liegt darin, dass bei hohen Heizleistungen die Wärmpumpen bzw. deren Quellen relativ teuer sind im Vergleich zu den typischen Öl- oder Gas-Wärmeerzeugern. Ein weiterer Grund ist, dass bei schlechter Dämmung die Heizflächen meist mit relativ hohen Temperaturen gefahren werden müssen, was die Effizienz der Wärmepumpe in den Keller drückt.

    Ich kenne aber auch Industriegebäude die mit LWP klimatisiert werden, also im Winter beheizt und im Sommer gekühlt. Eine Anlage mit Sole oder DV wäre hier unsinnig weil die Quellenerstellung zu teuer würde, daher kommen LWP zum Einsatz, trotz geringerer Effizienz.

    Gruß
    Ralf
     
  3. casch

    casch Gast

    Okay, die höhere Vorlauftemperatur ist natürlich ein Argument. Das sehe ich ein.

    Der höhere Preis der Quelle gilt aber doch unabhängig von der Größe der Heizung. Oder liegt es daran, dass eine 80 kW Sole-Wasser-Wärmepumpe durch die Bohrung etwa 10fach teurer als eine 8 kW Wärmepumpe ist, die 80 kW Gasheizung aber vielleicht nur doppelt so teuer wie eine 8 kW Gasheizung ist?
     
  4. #4 Rosmarin, 09.07.2012
    Rosmarin

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    Oder nochmal ausführlicher mit anderen Worten:
    Der Wirkungsgrad einer WP hängt idealisiert nur von der Temperaturdifferenz zwischen Wärmereservoir und Zieltemperatur ab, je kleiner die Differenz, desto besser. Auf der Heizungsseite bedeutet das, dass die Zieltemperatur möglichst niedrig sein muss. Der Wärmeübertrag an den Raum ist proportional zur Temperaturdifferenz zwischen Heizkreis und Raumluft und zur Größe der Heizfläche. Optimierung erfolgt also, indem man die Heizfläche groß macht (zugunsten kleinerer HK-Temperatur), also FBH oder Wandheizung, und indem man die Heizlast insgesamt drückt, also gute Dämmung.
    Auf Seite der Wärmequelle bedeutet das, dass die Quelltemperatur möglichst hoch sein muss und durch die Entnahme der Wärme möglichst wenig absinken darf. Denn wenn man zuviel Wärme rauszieht, dann sinkt die Quelltemperatur, der Wirkungsgrad verringert sich und irgendwann landet man bei einer Stromheizung, mit den von Dir angegebenen Betriebskosten und trotz optimaler Bedingungen auf der Heizungs-/Dämmungseite. Daher hohe Kosten der Quellen bei WP mit hoher Heizleistung, d.h. große Kollektorfläche/viele Bohrlöcher/... (Boden als Wärmequelle) oder LWP (mit praktisch unendlich großem Wärmereservoir) bei schlechterem Wirkungsgrad (da im Winter nunmal die Luft kalt ist), wie RB schon schrieb.
     
  5. R.B.

    R.B.

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    Richtig erkannt. Bei einer Gastherme ist ein Mehrpreis wegen höherer Heizleistung eher politischer Natur, denn an den Materialkosten ändert sich kaum etwas. Ob die Kiste 10kW oder 50kW leisten soll spielt kaum eine Rolle.

    Ganz anders verhält es sich bei Wärmepumpen, also Sole oder DV, bedingt auch bei LWP. Hier kommt erst einmal ein größerer Kompressor in´s Spiel der Mehrkosten verursacht, und dann natürlich die o.g. Quelle. Bei sagen wir mal 50,- €/Bohrmeter macht es schon einen Unterschied ob ich eine Bohrung mit 100m erstellen lassen muss, oder 10 Bohrungen mit je 100 Metern.
    Ähnlich verhält es sich bei Flächenkollektoren, ob man 200m2 oder 2.000m2 an Fläche benötigt.

    Bei einer LWP läuft es auf einen größeren Kompressor und größere Lüfter hinaus. Je nach Leistung werden auch mehrere Kompressoren verbaut.

    Gruß
    Ralf
     
  6. Julius

    Julius

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    Die Kosten hängen auch noch in anderer Weise vom Wärmebedarf ab:
    Eine z.B. Gasheizung hat erhebliche Fixkosten (einmalig wie laufend), die den effektiven kWh-Preis bei niedrigem Wärmebedarf stark erhöhen. Da liegt man dann weit über den reinen Gaskosten!
    Umgekehrt kann eine Elektro-Direktheizung (die ansonsten nicht in Betracht kommt) - wegen ihres sehr niedrigen Invests - bei einem "Passivhaus" durchaus das Mittel der Wahl sein (weil sie nur sehr selten zum Einsatz kommen wird).

    Bei WP ist - für die preisgünstige und trotzdem effektive Version mit Flächen- bzw. Grabenkollektor - außerdem das Verhältnis von Heizleistung zu Grundstücksgröße ein limitierender Faktor.

    Kosten von Tiefbohrungen steigen ab einer gewissen Entzugsleistung auch überproportional.

    Und gegengerechnet werden zur ersparten Energiekosten müssen die Finanzierungskosten für den Anlagenmehraufwand.

    Daher: Stets die Vollkosten betrachten!
    Trotzdem bleibt jede derartige Entscheidung eine Wette auf die zukünftige Entwicklung der Energiepreise und der Zinsen.
     
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