Bodengutachten da, dennoch Zweifel

Diskutiere Bodengutachten da, dennoch Zweifel im Tiefbau Forum im Bereich Neubau; Hallo zusammen, wir schauen uns derzeit intensiv ein Grundstück in einem Neubaugebiet, das es schon einige Jahre gibt, an. Da die ersten Käufer...

  1. #1 Newbeee, 13.07.2012
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    Hallo zusammen,

    wir schauen uns derzeit intensiv ein Grundstück in einem Neubaugebiet, das es schon einige Jahre gibt, an. Da die ersten Käufer teilweise von den Bodenverhältnissen überrascht wurden, hat dann die Gemeinde irgendwann angefangen für die restlichen Grundstücke Bodengutachten erstellen zu lassen. Also liegt es uns vor. Das Grundstück an sich gefällt uns wegen der Lage und Umgebung sehr. Jedoch haben wir noch unsere Bedenken, da am Ende des Grundstücks Torf gefunden wurde. Wir werden dort nicht bauen, aber wer weiß, was da im Baufenster noch rauskommt. Aber der Reihe nach.
    Hier die Baugrundbeschreibung:
    1. 0,3m Mutterboden/Oberboden (schwach kiesig, feinsandig, toniger Schluff) BKL 1+4
    2. Unterhalb Mutterboden 1,5m Auffüllungen (schwach kiesiges Schottermaterial, feinsandiger und toniger Schluff) BKL4
    3. Bis 4,8m Auenlehm mit halbfester und steifer Konsistenz BKL4
    4. Bis 6m dann grauer Auensand, schluffig und feinsandig mit mitteldichter Lagerung. BKL3

    Grundwasser befindet sich direkt beim Beginn des Auenlehms. Weisse Wanne ist also Pflicht. Das wissen wir nun und rechnen damit.
    Als Gründungsboden wurde also steifer bis halbfester Auenlehm festgestellt im Baufenster. Ausgegangen war damals von einem EFH mit Keller (was wir auch vorhaben) und es wird festgestellt, dass der Untergrund für die Belastung einen tragfähigen Untergrund darstellt. Es wird eine Gründung mit Bodenplatte vorgeschlagen auf einem mindestens 0,5m mächtigen Schotterunterbau auf einer evtl. erforderlichen Geotextilvliesunterlage. Die Unterkante der Schottertragschicht soll bis in den Auenlehm hergestellt werden. Wie sind Eure Erfahrungen? Ist Auenlehm recht normal oder doch eher schwierig handzuhaben?
    Jedoch wurde am Grundstücksrand, was noch teilweise auch im Baufenster ist, bei einer vorherigen Rammkernsondierung festgestellt, dass dort zwischen 1,3 und 2,3m setzungsempfindliche Torfmudde vorhanden ist. Wir werden versuchen da erst gar nicht ranzukommen und möglichst vorne zu bauen, jedoch ist ja nur eine Bohrung vorhanden und ich habe z.B. auch Angst, dass dann direkt unter unserem Baugrund am Ende des Hauses Torf gefunden wird. Die Empfehlung ist daher zu Beginn der Arbeiten einen Baggerschurf niederzulegen und zu schauen und dann entsprechend zu handeln. Falls unter dem Baugrund doch Torf ist, dann muss das einfach mit einem mächtigeren Schotterunterbau verbessert werden. Und da habe ich so meine Bedenken, ob diese Maßnahme dann reichen würde und ob die Überraschung doch evtl. größer wird.

    Ein Bauingenieur/Architekt, der dann auch die Statik übernehmen wird, hat sich das Gutachten natürlich schon angesehen und sagt, dass es kein Problem sein sollte. Auch ich habe nochmal persönlich den Gutachter angerufen, der mir sagte, dass er natürlich nicht hellsehen kann, aber anhand der gemachten Bohrung und dem daraus resultierenden Gründungsvorschlag sollte sich das alles machen lassen. Nun wurde mir vom direkten Nachbarn gesagt, dass er selbst 4m Schotterunterbau gemacht hat auf Empfehlung seines Architekten. Und das kostete ihn allein 32500€. Solche Aussagen machen dann einen natürlich stutzig. Gutachter und unser Architekt sagen, dass es Quatsch war, was da gemacht wurde. Aber so richtig können sie mich auch nicht beruhigen.

    Auch kann der Aushub (Auenlehm dann) nur ganz evtl. für den Gartenbereich verwendet werden, aber nicht für Verfüllungen direkt ums Haus. Da es leichte Hanglage ist, müssen vorm Haus und links und rechts viele Bereiche aufgefüllt werden. Kann das nochmal ein riesen Kostenfaktor werden, das zu entsorgen und dann halt neues Füllmaterial zu besorgen?

    Weitere Informationen kann ich natürlich zur Verfügung stellen falls gewünscht (da steht ja noch mehr drin im Bodengutachten mit expliziten Werten etc. Ich habe nur mal versucht die Highlights aufzuzeigen).

    Was denkt Ihr?

    Danke und beste Grüße,
    Newbeee
     
  2. #2 Gast036816, 14.07.2012
    Gast036816

    Gast036816 Gast

    bei 4 m schotterunterbau muss dann ein bodenaustausch notwendig geworden sein, der sich fachlich begründen lässt. da reicht es nicht, wenn der architekt dass einfach mal sagt. da muss schon eine empfehlung vom tragwerksplaner und bodengutachter her. runter bis zu einer tragfähigen schicht muss durch eine störung im gründungshorizont, z. b. torflinse, verursacht worden sein.

    wenn du dir sicher sein willst, veranlasse weitere zusätzliche bohrungen auf dem grundstück deiner wahl, das sind dann aber kosten, die du tragen musst. du bist dir dann sicherer, was geht. oder du suchst dir ein grundstück mit weniger baugrundrisiko.
     
  3. KATMat

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    Torf zwischen 1,3 und 2,3 m. Der läge ja dann direkt im Keller.
    Alsso wäre das ja kein Hinderungsgrund. Das bisschen Auffüllen ist weniger ein Kostenfaktor als möglicherweise die Wasserhaltung. Kann sein, dass bedingt durch den Auelehm kaum was an Wasser kommt, kann aber auch nicht.
    Ein Baggerschurf bis durch den Auelehm ist ja wohl ein schlechter Witz.
    Insgesamt sieht das mit den Baugrundverhältnissen doch nicht so schlecht aus. Da wäre der nächste Schritt, abgestimmt auf die Planung nochmal mit dem Gutachter zu reden und ggf. Nachuntersuchungen zu veranlassen. Die benötigte Planungssicherheit ist auf anderem Weg wohl kaum zu erreichen.
     
  4. #4 Newbeee, 16.07.2012
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    erstmal danke für Eure bisherigen Antworten und Anmerkungen.
    @rolf a i b: mit den 4m kann ich mir auch nicht anders erklären. Wobei ich auch sagen muss, dass der Hausherr erzählt hat, dass er selbst schon sehr übervorsichtig ist. Aber auch wenn da z.B. eine Torflinse war, so wurde mir von Gutachter und Architekt gesagt, dass es reicht, dann diese Stellen durch geeignetes Material aufzufüllen.
    Mit den extra Gutachten habe ich mir auch schon überlegt. Danke.

    @KATMat: Das Grundstück hat Hanglage. Es wäre dann so, dass du aus dem Keller auf der Rückseite rauskommst und dann direkt auf der Ebene sich der Garten befindet. Und die 1,3m-2,3m sind nicht unter Gründungshöhe, sondern 1,3-2,3m dann in etwa unter der Bodenplatte bzw. lass es mich besser ausdrücken: es ist ja auf der Gartenseite und es könnte halt sein, dass wir da erst gar nicht rankommen, wenn wir soweit wie möglich das Haus nach vorne ziehen- Aber es könnte auch sein, dass es noch mehr Torf an bisher unbekannten Stellen gibt, die -auch wenn man das Haus möglichst weit vorne anfängt zu bauen- dann noch unter dem Ende des Hauses landen. Wir waren nun nochmal mit dem Architekten da und er sagte, auch wenn da Torflinsen sind, die noch unter dem Haus wären, dann würden wir das dort alles rausbaggern und entsprechend verfüllen. Das hört sich für mich auch recht sinnvoll an?!
    Was meinst du genau mit Wasserhaltung? Wasserhaltung wofür?
     
  5. KATMat

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    Wenn bei 1,5 m Wasser kommt und Ihr unterkellern wollt muß das Wasser zeitweise abgesenkt werden. Das kann je nach Untergrund und Kanalgebühren teuer werden.
     
  6. #6 Newbeee, 16.07.2012
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    ok, ich verstehe. Danke für den Hinweis.
     
  7. kayooo

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    ... also Auelehm mit steifer bis halbfester Konsistenz und Bodenplatte auf Kiespolster hört sich gut an. Wenn Sie im Torf landen sollten ist die Frage, wer will den haben und was kostet die Entsorgung (ist nomal nicht wirklich günstig, da der selten wiederverwendbar ist).

    Was mich viel stutziger macht als meine Kollegen sind die Auffüllungen. Wo sind die her? Was war auf dem Grundstück vorher? Gibt es dazu eine Altlastenuntersuchung? ...etc. etc.
     
  8. kayooo

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    .... mmmh ... die Auffüllung reicht bis 1,5 m .... was kann das wohl für Wasser sein ... im Auelehm gibt es vermutlich keinen durchgängigen Grundwasserspiegel. Das sollte aber das Baugrundgutachten hergeben - ein gutes Gutachten sollte auch ein Kapitel über Wasserhaltung etc. haben. Ich tippe auf Schicht-, Tages- und Hangwasser. Das lässt sich mit ein paar Pumpensümpfen und einer Drainleitung in der Regel fassen und ableiten (siehe Baugrundgutachten).
     
  9. #9 Newbeee, 16.07.2012
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    @kayoo:
    Die Auffüllungen sind schwach kiesiges Schottermaterial, feinsandig und toniger Schluff, der eine halbfeste Konsistenz bei leichter Plastizität aufweist. Die kiesigen Komponenten bestehen aus kleinen Ziegelsteinbruchstücken.
    Es wurd nur darauf hingewiesen, dass der Auenlehm größtenteils kostenpflichtig entsorgt werden muss. Auch der Nachbar sagt, dass das bei ihm ein ganz kleiner Kostenfaktor war.

    Deine Einschätzung, dass sich der Gründungsvorschlag vernünftig anhört, beruhigt mich. Danke hierfür.
     
  10. #10 Newbeee, 16.07.2012
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    @kayoo die 2.: es handelt sich tatsächlich um Grundwasser. Etwa 1,9m unter GOK wurde der Ruhewasserspiegel gemessen. Auf anderen Bohrungen in neben Grundstücken am selben Tag gab es einen Unterschied von
    plus/minus 10cm.
    Man muss noch sagen dass aufgrund der Hanglage nicht bei GOK anfängt sondern weiter unten. Das Wasser ist dann in etwa 3m unter GOK, was in etwa die Gründungsebene sein wird. Maßnahmen zum Wasser sind im Gutachten aufgeführt und auch der Ingenieur hat da schon seine Ideen.
     
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