Verbrauchsorientierter Energieausweis: 10% Abzug korrekt?

Nein. Das Norminnenraumklima ist durch die DIN 18599-10 bzw. DIN 4108-6 für die Berechnung festgelegt. Diese verglichen mit den tatsächlichen durch die Benutzer eingestellten Raumklimata ergibt gerade bei Altbauten (erstellt vor 1977 in den alten Bundesländern und vor 1989 in den fünf neuen Ländern) erquickliche Abweichungen. Wenn nun das tatsächliche Raumklima (in einer einer freien Berechnung nach DIN 18599) herangezogen wird, bzw. Das Gebäude mit den Normvorgaben beheizt wird, ist festzustellen, dass die berechneten Werte unwesentlich von den tatsächlichen abweichen. Das Problem ist also nicht die Berechnung (wie von Julius unterstellt) sondern sind die angenommenen Randbedingungen. In den besser gedämmten Gebäuden weicht das tatsächlich eingestellte Raumklima in der Regel nicht so stark vom durch die Normung vorgegebenen Raumklima ab. Deswegen sind hier die Differenzen zw. Berechnung und Tatsache meist geringer.

Auf deine Frage, was die Ausstellungsberechtigten antreibt einen bedarfsorientierten Ausweis zu erstellen: Bei kleineren Gebäuden hat das "abnorme" Nutzerverhalten keinen Einfluss mehr. Schwachstellen des Gebäudes treten bei der Berechnung deutlich zu Tage und Sanierungsvorschläge sind sinnvoll zu formulieren. Das Gebäude ist tatsächlich mit dem Energieverbrauch eines anderen Gebäudes vergleichbar. Viele Hauseigentümer sind nicht in der Lage entsprechende zusammenhängende und verwertbare Verbrauchsabrechnungen zu liefern. Dass der Ausstellende (druch den leicht höheren Arbeitsaufwand) etwas mehr dran verdient, soll aber auch nicht unerwähnt bleiben.

 

Kann man das irgendwo nachlesen?

Ich hatte in meiner alten Wohnung, Baujahr 1914, 1974 mit 2-Scheiben-Holzverbundfenstern ausgestattet, die gleichen raumklimatischen Werte wie in meiner 1998 erbauten Hütte. Allerdings erheblich höhere Heizkosten.

 

Hättest Du mein Zitat nicht so aus dem Zusammenhang gerissen, wirst Du feststellen, dass ich den meisten Nutzern ein "abnormes" Nutzerverhalten in den Altbauten unterstellt habe oder die Hütten entsprechende Energieschlaudern waren, was Du mir ja mit Deiner Antwort bestätigt hast. (Oder meintest Du die Heizkosten (die eigentlich uninterressant sind) sind im Neubau höher gewesen?)

 

das möge jeder für sich selbst entscheiden, wie er mit seinen Kunden umgeht.

das krasseste Beispiel aus meiner Praxis: ich habe mal für ein Gebäude einen bedarfsorientierten Energieausweis erstellen müssen, weil es verkauft werden sollte.
Was ich erst später mitbekommen habe: es war von vornherein klar, dass das Gebäude nach dem Verkauf abgerissen wird, weil es der Käufer nur auf das Grundstück abgesehen hatte...

 

@Taipan:

Dass es sich bei Deiner Aussage des abnormen Nutzerverhaltens nur um eine Unterstellung Deinerseits handelt, war dem Text nicht zu entnehmen.
Darauf hatte ich ja gerade gewartet, diese Behauptung irgendwo verifiziert zu bekommen.

Abnormes Nutzerverhalten kann ich in meiner täglichen Arbeit in allen Gebäudealtersstufen feststellen.
Der "Normbewohner" hingegen ist eher die Ausnahme.

Und von einer Energieschleuder muss man bei einem hundertjährigem Haus nicht unbedingt sprechen. Dass der spezifische Heizwärmebedarf dort höher ist, weiß man vorher.

 

Vielleicht reicht dir das als (nicht repräsentative) Verifizierung:

Schau Dir das Nutzerverhalten von feelfree an. In der ungedämmtne Bude einfach nicht geheizt und damit einen geringen tatsächlichen Heizwärmebedarf gehabt. Wenn die Bude nun saniert ist, würden sicher die Räume auf 19-20°C (durchgehend) geheizt; Das Wohnzimmer abends gern auch mal höher. Zum Schluss kommt raus: Keine Heizkostenersparnis durch Dämmung. Ups. Wie kommt das nur?

Mit dem "abnormen" (bewusst in Klammern) Nutzverhalten hast Du recht. Es ist in allen Gebäudealtersstufen anzutreffen. Die tatsächliche Abweichung von der Norm und die (nominale) Auswirkung ist jedoch im Altbau gravierender und häufiger als im Neubau zu beobachten - sagt mir zumindest meine tägliche Arbeit.

 

Ok, ich hätte wohl neben den Baracken noch Häuser aus dem 30-jährigem Krieg und noch ältere Burgen und Schlösser ausklammern sollen. Die Intention dürfte aber klargeworden sein?

Ein 100 jähres Haus mit 50 cm dicken Mauern und modernen Fenstern ist hingegen so schlecht nicht, als dass man darin nicht "normgerecht" wohnen könnte.

 

Hat keiner behauptet. Der Transmissionswärmeverlust ist trotzdem erheblich.

Viele Leute nehmen dann die Temperatur in den weniger genutzten Räumen entsprechend runter - und - voila --> normabweichendes Nutzerverhalten, welches im verbrauchsorientierten Energieausweis nicht abgebildet wird.

Würde das tatsächliche Nutzerverhalten ebenso, wie die Klimaschwankungen und der Leeerstand (teilweise) in der Ermittlung für die Verbrauchsorintierung faktorisiert, dann würden einige mit den Ohren schlackern (weil die Altbaubuden eben doch bis zu 350kWh/m²a verbrauchen, wenn sie vergleichbar betrieben würden). Ist so aber nicht vorgesehen und schon haben wir den Salat:

<<ironie>>
Scheiss Energieausweise - taugen zu nichts.
<</ironie>>

 

Ok diese Erfahrung gestehe ich Dir zu. Ich habe allerdings beruflich kaum mit solchen Luftschlössern zu tun.
Unser ältestes Gebäude stammt von 1955 und hat WDVS und Isolierglasfenster.

Ungedämmte Hütten wie die von feelfree gibt es doch nur noch vereinzelt, oder sehe ich das falsch?

 

Ja .