Hallo zusammen, wenn ich es richtig verstehe liegen dem berechneten Energiebedarf im EnEV-Nachweis klimatisch gemittelte Bedingungen von Deutschland zu Grunde. Dadurch lassen sich die Bausubstanzen deutschlandweit vergleichen. Allerdings ist es nicht möglich anhand der Berechnung auf einen tatsächlichen Verbrauch vor Ort zu schließen. Des weiteren wird von einer Raumtemperatur von 19°C bei Wohngebäuden ausgegangen. - Ist das oben genannte soweit richtig? - Wo finde ich die gemittelten klimatischen Randbedingungen? - Werden noch weitere Verallgemeinerungen getroffen, um eine Vergleichbarkeit der Gebäude deutschlandweit zu ermöglichen? Vom DWD werden sogenannte Klimafaktoren (Link) ermittelt und veröffentlicht. Kann ich mit Hilfe dieser Klimafaktoren, der Energieangabe in der EnEV-Berechnung und der Berücksichtigung höherer Raumtemperaturen annähernd meinen Energiebedarf abschätzen? Beispiel: - Nutzenergiebedarf laut Energieausweis: 7050 kWh/a - Klimafaktor des Standorts (01.12.2011 - 30.11.2012): 1,15 - tatsächliche mittlere Raumtemperatur: 21°C (Annahme 6% mehr Energieverbrauch pro Grad höherer Raumtemperatur) => 7050 kWh/a * 1,15 * 1,12 = 9080 kWh/a Vielen Dank. Gruß Michael
- das von Ihnen genannte ist richtig. - Es wird (bis EnEV 2009) als "mittlerer Standort Deutschland" der Standort Würzburg angenommen. Ab EnEV 2014 ist die wohl - warum auch immer - Potsdam (etwas milder). Wenn man mit einer mittleren Gebäudetemperatur von 19°C rechnet, wird damit auch eine Teilbeheizung berücksichtigt - nicht alle Räume werden ja gleichzeitig voll beheizt. - Das Referenzklima (Außentemperaturen und Solarstrahlungsintensität) finden Sie in Anhang D5 zur DIN 4108 Teil 6 - ja, es gibt noch mehr Verallgemeinerungen: z.B. der Umfang der Gebäudebelüftung (0,6/0,7-facher Luftwechsel), interne Wärmegewinne, Temperaturkorrekturfaktoren fx, Primärenergiefaktor, Wärmeleitfähigkeit des Erdreichs, Verschattungs- und Verschmutzungsfaktoren für Fenster, Abminderung wegen nicht senkrechter Einstrahlung, Berechnung des beheizten Volumens, Wärmebrückeneinfluss, wirksame Wärmespeicherfähigkeit, Heizunterbrechung (Nachtabsenkung), Solare Gewinne über opake Bauteile... Nachzulesen in 4108 Teil 6, Anhang D Hochrechnungen sind damit immer fehlerbehaftet. Je geringer der rechnerische Heizwärmebedarf, desto größer wird der anteilige Nutzereinfluss...
Die Abschätzung des Verbrauchs und der Abgleich des Verbrauchs mit vorhandenen Daten ist möglich. Hier mal ein paar Links: http://www.delta-q.de/cms/de/archiv_veroeffentlichungen/energiebilanz_beratung.html http://www.delta-q.de/cms/de/archiv_veroeffentlichungen/enev_2002.html#Artikel (Kurze Erklärung zum Thema: Peter Meiers Rückblick...)
Hallo Stefan, danke für die Links. Sehr ausführliche Sammlung an Daten. Kannst Du mir im Dickicht der Informationen der verlinkten Seite ein paar kurze Stichworte geben, nach welchem Verfahren ich aus denen im EnEV Nachweis genannten Daten den Verbrauch des Hauses abschätzen kann? Dann würde ich mich da mal näher einlesen. Danke. Gruß Michael
Hallo, möglicherweise ist das gar nicht genau aus den Daten des EnEV-Nachweises möglich (siehe Antwort #2). Wie schon richtig erkannt dient der EnEV-Nachweis "nur" zur Sicherstellung, dass bestimmte Grenzwerte bundesweit einheitlich eingehalten werden. Für eine realistische Abschätzung des Verbrauchs müsste man den Transmissionswärmeverlust / Gewinne für den konkreten Standort neu berechnen und die tatsächlich eingebaute Anlagentechnik berücksichtigen. (Teile des EnEV-Nachweises können dazu benutzt werden, falls diese vorliegen). Siehe dazu den ersten Link unter "Gesamtbilanzverfahren", dort das Dokument "Recknagel/Sprenger" bzw. die Exceltools auf dieser Seite. Wenn man es genau wissen will, dann hilft ein Energieberater hier möglicherweise weiter. Eine ganz ganz ganz grobe Abschätzung ist im 2. Link im Abschnitt "Kommentare, Kritik, Artikel" unter "Peter Meiers Rückblick auf die EnEV im Jahre 2004" erklärt. Grüße, Stefan