ENEV 2009 Geschossdeckendämmung und die Wirtschaaftlichkeit ?

Diskutiere ENEV 2009 Geschossdeckendämmung und die Wirtschaaftlichkeit ? im EnEV 2002 / 2004 / 2007 / 2009 Forum im Bereich Bauphysik; Hallo, ich bin Miteigentümer eines über 100 Jahre alten Mehrfamilienhauses. Das Haus hat eine Mansarde und einen Spitzboden. Laut ENEV 2009 §...

  1. #1 bayernsepp, 28.02.2013
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    Hallo,
    ich bin Miteigentümer eines über 100 Jahre alten Mehrfamilienhauses.
    Das Haus hat eine Mansarde und einen Spitzboden.
    Laut ENEV 2009 § 10 Nachrüstung bei Anlagen und Gebäuden
    muss die letzte Geschossdecke entsprechend gedämmt werden.
    Unter dem § 10, Absatz (6) steht jedoch

    (6)

    Die Absätze 2 bis 5 sind nicht anzuwenden, soweit die für die Nachrüstung erforderlichen Aufwendungen durch die eintretenden Einsparungen nicht innerhalb angemessener Frist erwirtschaftet werden können.

    Das Haus hat natürlich nur einen Fehlboden und ist Null gedämmt.

    Wie ist nun der (6) zu verstehen?

    Ich habe einen Architekten gefragt der ein gleiches Problem hatte und deswegen einen energieberater eingeschaltet hat. Der hat ihm gesagt das er mit den anderen Eigentümern diese letzte Geschossdecke dämmen muss.
    Er wusste jedoch nicht wie der (6) zu verstehen ist. Wie soll das hier berechnet werden?
    Gibt es überhaupt bei einem 100 Jahre alten haus was einen Fehlboden hat eine Unwirtschaftlichkeit ?

    Die untersten Wohnungen (Mansarden) haben eine Grundfläche von ca. 120 qm, das Treppenhaus ca. 13 qm. Der Spitzboden hat eine Grundfläche von ca. 90 qm.

    Vielleicht könnt ihr mir hier ein paar Infos geben wie dies zu werten ist und ob überhaupt Eigentümer eines uralten mehrfamilienhauses die Chance haben diese nicht zu dämmen.

    Viele Grüße

    Thomas
     
  2. #2 Alfons Fischer, 28.02.2013
    Alfons Fischer

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  3. R.B.

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    Was spricht gegen eine Dämmung? Gerade die Geschossdecke lässt sich kostengünstig dämmen.

    Man könnte über den veränderten U-Wert die Einsparung an Heizenergie ermitteln und dann hochrechnen, bis wann sich diese Maßnahme amortisiert. Dementsprechend könnte man damit auch eine Unwirtschaftlichkeit begründen.

    Aus der EnEV:

    Jetzt stellt sich natürlich die Frage, "was ist angemessen". Hier scheint es Urteile zu geben, die bei einer Amortisationsdauer von 10 Jahren davon ausgehen, dass die Maßnahme wirtschaftlich ist.
    Bei einer geringeren Restnutzungsdauer des Gebäudes wäre der Zeitraum zu verkürzen.

    Schauen wir uns mal ein Beispiel an.

    Die Decke hätte von mir aus einen U-Wert von 2W/m2K, und würde gem. EnEV auf 0,24W/m2K verbessert, indem sagen wir mal 16cm MiWo eingebracht wird. Der U-Wert verbessert sich um 1,76W/m2K. Pi * Daumen wären das 170kWh/m2 und Jahr an Einsparung, oder bei 100m2 Decke 17.000kWh pro Jahr.
    Unterstellen wir weiterhin, die Maßnahme würde 40,- €/m2 kosten, also 4.000,- € für die komplette Decke. Das Einsparpotenzial von 17.000kWh entspricht 1.020,- € an Gaskosten pro Jahr. Die Maßnahme würde sich also in 4 Jahren rechnen und wäre somit auf jeden Fall wirtschaftlich.

    Achtung! Die obige Rechnung ist nur ein Beispiel und muss anhand der Daten Eures MFH gerechnet werden. Ich wollte damit nur die Richtung aufzeigen in die der Zug fährt.

    Du schreibst von einem uralten MFH, doch so lange das kein Denkmal ist, wäre zuerst mal die EnEV zu erfüllen, vorausgesetzt die Wirtschaftlichkeit ist gegeben.

    Gruß
    Ralf
     
  4. #4 bayernsepp, 28.02.2013
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    Hallo,
    erstmal vielen Dank für den sehr nützlichen link.
    Ich kann dort mit meinem Laienverständnis jedoch nicht erkennen das man auf eine Geschossdeckendämmung und der Gegenüberstellung auf deren Wirtschaftlichkeit eingegangen wurde.
    Vieles ist bezogen auf den Absatz 3,4 jedoch nicht auf den Absatz 6.

    Ich gehe jedoch davon aus, dass ich beim Lesen und der Interpretation einen Fehler machte.

    Vielleicht kann mir dies jemand kurz im Klartext schildern.

    Mein Architekt und sein Energieberater meinen.... bei einem Haus um die 100 Jahre mit einer ungedämmten Balkendecke des letzten Geschosses ist eine Dämmung IMMER wirtschaftlich und die Eigentümer des Hauses hätten keinerlei Chancen dagegen anzugehen.

    Viele Grüße
    Thomas
     
  5. H.PF

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    Bitte nicht so kurz springen, das ihr NUR auf die Kosten guckt. Eine ungedämmte Decke ist nicht nur im Winter doof aber da kann man gegenheizen. Sondern im Sommer ist die noch doofer, da wird es nämlich sehr unangenehm warm durch. Und da kann man ausser Klimaanlage einbauen nix gegen machen...

    Ich würd da gar net lang drüber nachdenken, sowas gehört gedämmt... Allein aus Komfortgründen und sommerlichem Wärmeschutz...
     
  6. #6 bayernsepp, 28.02.2013
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    Hallo
    alles kann ich sehr gut nachvollziehen bis auf den einen Punkt.
    die 1020,-€ auf 17.000 KWH ?
    Muss ich hier die KWH mit 0,06 Cent Multiplizieren?
    wie sieht das bei einer alten Ölzentralheizung aus ?
    Der Kessel ist ein ca. 30 Jahre alter Ölkessel mit ca. 70 KW und er beheizt aktuell das alte Haus was eine Grundwohnfläche von ca. 500qm hat.

    Könnte man hiervon ausgehen das man nicht mit 0,06 cent pro KWH sondern sogar mit 0,08 cent oder mehr rechnen müsste?

    Grüße Thomas
     
  7. R.B.

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    Jepp, wobei die 8Ct./kWh an sich schon zu schön gerechnet sind. Alte Öler haben einen miserablen Jahreswirkungsgrad, und ob Heizöl wieder unter die 80Ct./Liter gehen wird steht auch in den Sternen. Vielleicht mal kurzfristig, aber für die nächsten 10 Jahre (als Beispiel) rechne ich eher mit deutlich mehr. Da wären wohl selbst 10Ct./kWh schon schöngerechnet.

    Da liegen die beiden Herren wohl gar nicht so schlecht. ;)

    Wie gesagt, die Dämmung der Geschoßdecke ist relativ einfach und kostengünstig zu bewerkstelligen. Ich würde an Eurer Stelle davon absehen wenn in den nächsten paar Jahren das komplette Dach erneuert und gedämmt würde, aber ansonsten ist das Geld da gut investiert. Wenn der Architekt und Energieberater einen Vorschlag präsentieren, könnte man das sehr wahrscheinlich auch in Eigenleistung machen, aber selbst eine Firma verlangt für diese Arbeiten kein Vermögen.

    Gruß
    Ralf
     
  8. #8 bayernsepp, 28.02.2013
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    Hallo
    ich nochmal.

    von welchem wert kann man bei einer Fehlbodendecke (also Holzbalken mit Sand und darrunter mit Schilf und Putz ) ausgehen
    Sind die 2W/m2K zu schlecht gegriffen oder eher realistisch...

    Grüße
    Thomas
     
  9. R.B.

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    2W/m2K sind zu hoch, ich würde eher in Richtung 1W/m2K denken, oder etwas darüber. Man könnte ja mal detaillierter rechnen, dazu bräuchte man aber mehr Daten der vorhandenen Decke.

    Du kannst ja mal mit einer Reduzierung um 0,8W/m2K rechnen, macht also grob 80kWh/m2 oder bei 100m2 satte 8.000kWh. Einsparung grob 500,- € p.a. bzw. min. 800,- € p.a. bezogen auf Euren Ölverbrauch.

    Miwo in WLG035 mit 16cm kostet um die 7,- €/m2, in 20cm ca. 8,- €, und der Architekt soll Euch noch sagen, was zusätzlich nötig ist. Dann könnt Ihr Angebote einholen oder die Geschossdecke selbst dämmen. Bei 5 Parteien werden sich doch ein paar finden die das schnell an einem Samstag machen können, einen Fachmann habt Ihr ja, und der soll Euch sagen was, wie zu machen ist. Alternativ könnt Ihr die Arbeiten natürlich ausführen lassen.

    Gruß
    Ralf
     
  10. #10 bayernsepp, 28.02.2013
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    Hallo Ralf,
    es handelt sich um eine typische Fehlbodendecke

    Ich fange mal von unten nach oben an mit dem Aufbau

    1) Putzschicht mit Schilfgeflecht auf Latten
    2) Die Latten sind dann direkt auf ca 18x18cm Balken aufgebracht
    3) Zwischenraum zw. den Balken (Balken zu Balken) ca. 60cm lichte
    4) Holraum
    5) Bretterlage mit aufgebrachter ca 3-5cm dicker Sandschicht
    6) Holraum
    7) ca. 2 cm starke Dielen die dann als Boden auf die Balken aufgebracht wurden

    Gruß Thomas
     
  11. #11 bayernsepp, 28.02.2013
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    ps...
    die Putzschicht ist ca. 2-3 cm dick
    die Zwischenlage der aufgelegten Bretter (kein Nut und Feder) ist auch ca. 2 cm dick...
     
  12. H.PF

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    Du hast einen U-Wert von so 1,5... Net so berauschend...
     
  13. #13 bayernsepp, 28.02.2013
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    Vielen Dank...
    wow... also es geht alles zum Dach rauss...
    Holla

    Grüße und vielen Dank an alle
    Thomas
     
  14. H.PF

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    So kannst du es bezeichnen...

    Als kleinen Vergleich: Der Boden (24m²) in Küche und Kaminzimmer hatte einen U-Wert von 0,75.

    Die Garage da drunter (rund 50m², die ist nie kälter als 5 Grad Plus gewesen, egal wie kalt es draußen war (2 große Garagentore aus Blech waren drin...)

    Nachdem wir gedämmt haben wurd es arschkalt, vorher waren es draußen - 16/ drinnen + 5 - 7 Grad
    hinterher waren es draußen - 13 und drinnen waren es auch ca - 10 Grad...

    Dafür war nach 2 Tagen der Fußboden erträglich warm...

    Ich möcht nicht wissen, was die Dämmung mit 10 cm Styropor an Wärme erspart mit dem neuem U-Wert von 0,20...

    Gruß Holger
     
  15. R.B.

    R.B.

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    Dann kann man die Decke problemlos um 1W/m2K verbessern. U-Wert wird, wie vermutet, über 1W/m2K liegen.

    d.h. das Einsparpotenzial liegt etwas höher als oben von mir abgeschätzt. Genau betrachtet müsste man noch berücksichtigen, dass die obere Geschossdecke nicht direkt an die Außenluft grenzt. Ob aber 100,- € p.a. mehr oder weniger eingespart wird, hat auf die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme keinen Einfluss mehr. Sie ist auf jeden Fall wirtschaftlich.

    Gruß
    Ralf
     
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