Heizung + Kamin

Diskutiere Heizung + Kamin im Heizung 1 Forum im Bereich Haustechnik; Hallo zusammen, ich habe jetzt schon einiges gelesen, aber statt Fragen zu beantworten, habe ich jetzt eher noch mehr Fragen. Wir planen jetzt...

  1. visby0

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    Hallo zusammen,
    ich habe jetzt schon einiges gelesen, aber statt Fragen zu beantworten, habe ich jetzt eher noch mehr Fragen.
    Wir planen jetzt im Sommer ein neues Haus zu bauen. Es handelt sich dabei um ein ganz normales, also kein KfW 70 oder besser Haus. :-)

    Jetzt haben wir ein paar Fragen:

    A: Würde eine normale Heizung reichen und sehr gute Dämmeung, um die Standards für ein Haus nach EnEV 2009 einzuhalten?
    B: Wir würden uns gerne einen wasserführenden Kamin nehmen. Kann man einen solchen in ein neues Haus einbauen, so dass wir nicht vor Hitze eingehen, wenn wir den benutzen?
    C: Wenn wir einen normalen Kamin nehmen würden, würde man die Wärme mit einer kontrolierten Wohnraumbelüftung im Haus verteilen können, ohne das der Raum, wo der Kamin steht zu heiß wird?

    Vielen Dank schon mal für die Antworten.
     
  2. #2 Gast56083, 24.06.2013
    Gast56083

    Gast56083 Gast

    Hi,

    ich gehe mal davon aus, Ihr wollt nach ENEV2009 Mindestanforderungen bauen.
    Jetzt definiere "normale" Heizung. Sowohl WP, also auch Gas, Öl, Holz, Pellets was auch immer, sind normale Heizungen; ich denke mal Ihr meint eine Heizung mit fossilen Brennstoffen, als Gas oder Öl.
    Nach ENEV muss man sowohl gewisse Dämmwerte einhalten, als auch den Primärenergiebedarf berücksichtigen. Wie sich die einzelnen Punkte gesamt zu einander verhalten, siehst Du in dem Wiki Link oder direkt in der ENEV nachlesen.

    Bei normaler nach ENEV vorgeschriebener Dämmung, erreicht man mit Gas oder Öl-Heizung alleine nicht die Anforderungen, daher wird sehr oft noch 5m² Solarthermie fürs WW aufs Dach gemacht, um über den gesenkten Primärenergiebedarf die Gesamtanforderung zu erreichen.
    Man kann aber über "Ersatzmassnahmen" (z.B. bessere Dämmung oder KWL mit WRG) den Energiebedarf soweit senken, dass man auch ohne Solar die ENEV einhält, oder man wählt einen nicht fossilen Wärmeerzeuger (Strom, Holz), der rechnerisch den Primärenrgiefaktor in der Berechung senkt. Allg.: Das gehört anständig berechnet, auch um den wirtschaftlichsten Weg zu finden.
    Aber allg. zu A) Ja

    B) Ja, kann man, aber. Ein wasserführender Kamin hat u.a. den Sinn, die Wärme nicht direkt in den Raum abzuführen, sondern anderen Zwecken (Heizung und/oder WW) zuzuführen. Das Aber: die Kosten hierfür sind sehr hoch und amortisieren sich nur sehr schwer. Wenn der Kamin haupsächlich füs Ambiente gedacht ist, dann besser einen guten Kaminofen mit geringer Nennleistung einplanen. Will man den Nutzen (Wassererwärmung) wirklich effizient nutzen, macht man sich ein Stück abhängig von der Heizung/WW Erzeugung, sprich man muss/sollte dann den kamin anwerfen, wenn die Wärme übers Wasser benötigt wird. Ob man das immer zu dem Zeitpunkt gerne macht, muss jeder selber wissen.

    C) nur sehr begrenzt. Die Energiemengen, die mit einer (wollt Ihr eine zentrale?) KWL bewegt werden sind sehr gering, aber sie unterstützt die Wärmeverteilung ein wenig. Wichtiger hier sind die Raumgrößen und die Aufteilung (z.B. offenes Treppenhaus am Auftsellort des Kamins). Wie oben gesagt, einen Kamin nehmen, der eine geringe Nennleistung und evtl. noch etwas Speichermasse aussenrum hat dämpft die Wärmeabgabe. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich es mit einem 6kW Kamin mit etwas Speichermasse, sehr offener Raumgeometrie (eben offenes Treppenhaus in einem rd. 45m² Raum (Küche, Essen, wohnen) es bisher nicht geschafft habe, den Raum bei normaler Nutzung (3-4h am Abend) unangenehm zu überheizen (im Winter bei 0° AT ist bei rd. 24-25° Schluß, bzw. es pendelt sich ein. RT ohne Kamin = 21°), obwohl sogar weit über ENEV hinaus gedämmt. KWL mit WRG habe ich auch die zudem unterstützt, aber das macht geschätzt 1,5° Grad RT aus, mehr nicht.

    Hoffe das hilft ein wenig...
     
  3. R.B.

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    Theoretisch JA. Eine therm. Solaranlage ist halt mit Hinblick auf EEWärmeG meist die einfachste Möglichkeit um die Anforderungen zu erfüllen.

    Da spricht nichts dagegen, man muss nur den Ofen entsprechend planen. Entscheidend ist hier die Heizlast des Aufstellraums und die luftseitige Leistung des Ofens.

    Nein. Die spez. Wärmekapazität von Luft liegt irgendwo um 0,36Wh/m3K. Um hier merklich Energie zu verteilen, müsste ein hoher Luftvolumenstrom bewegt werden. Das würde für zugige Verhältnisse in den Räumen sorgen und wäre nicht gerade komfortabel. Nehmen wir mal an, ein Raum mit 50m3 Rauminhalt, Luftwechsel 0,5/h und eine Temperaturdifferenz von 10k (was schon hoch wäre), dann reden wir über 90Wh die stündlich über die KWL in den Raum transportiert würden. Das ist nicht der Rede wert und reicht vermutlich nicht einmal, um die Transmission (Wärmestrom durch die Außenwände) zu kompensieren.

    Überlege genau, wozu der Ofen eingesetzt werden soll. Soll er die Heizung tatsächlich unterstützen? Hast Du ausreichend kostengünstiges Holz zur Verfügung? Oder wird er nur ab und zu mal an Weihnachten angefeuert?

    Gruß
    Ralf
     
  4. visby0

    visby0

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    Was wäre denn ein guter normaler Ofen für einen 45m² Raum? Wie groß sollte er sein?

    oder kann man den in die Wand einbauen, dann könnte er das Treppenhaus auch noch heizen.
     
  5. flo79

    flo79

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    Machen kann man viel. Aber kostet auch entsprechend. Die kleinsten normalen Kaminöfen haben so 5kw Nennleistung. Bei 45 qm wirds natürlich mollig warm in dem Raum aber ist auch nicht so schlimm wie viele behaupten. Wenn ihr eine KWL bekommt darauf achten das der Ofen eine Dibt-Zulassung hat.
     
  6. R.B.

    R.B.

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    Die Leistung sollte zur Heizlast des Aufstellraums passen. Mehr kann man dazu nicht sagen. Niemand kennt Dein Haus oder gar die Heizlast der Räume.

    Denke an meine Fragen die ich oben geschrieben habe. Es macht einen enormen Unterschied, ob ich einen Ofen einmal pro Jahr an Weihnachten nutze, oder ob ich eigenen Wald habe und mit "billigem" Holz das ganze Haus das ganze Jahr über beheizen kann. Man wird dann ein ganz anderes Konzept planen.
    Musst Du das Holz für 80,- €/Ster oder 100,- €/Ster ofenfertig kaufen, dann rechnet sich er Ofen nur als Hobby. Dementsprechend sollte man darüber nachdenken, ob man viel Geld in so einen Ofen investiert.

    Was ist als Wärmeerzeuger sonst noch geplant? Gas? Wie wird WW erzeugt?

    Man muss das gesamte Konzept betrachten, oder den Ofen als Hobby planen.

    Gruß
    Ralf
     
  7. visby0

    visby0

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    Hallo,
    wir kommen recht gut und günstig an Holz ran. Wir haben eine Gasheizung, diese erzeugt auch das warme Wasser. Wir haben keinen Warmwasskollektor.
    Wohnort Nordwestdeutschland
     
  8. R.B.

    R.B.

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    Was bedeutet "recht gut und günstig"?

    Nehmen wir mal meine o.g. 85,- €/Ster für ofenfertiges Buchenholz, in vielen Gegenden bekommst Du dafür nicht einmal ordentliches Brennholz, sondern nur noch Schrott. Holz hat je nach Holzart einen Heizwert von 1.500kWh/Ster bis 2.000kWh/Ster. Das hängt auch von der Restfeuchte ab. Bei 20% Wassergehalt liegt der Heizwert bei etwa 4kWh/kg.

    Ich kenne keinen Ofen und keinen Betreiber der auch nur annähernd die Wirkungsgrade in den Prospekten erreicht. In der Praxis sieht das immer ganz anders aus. Das hat mehrere Ursachen, aber das ist hier nicht das Thema.
    d.h. Aus den 1.500kWh/Ster werden etwa 1.100-1.200kWh thermisch, aus den 2.000kWh/Ster werden 1.400kWh-1.600kWh thermisch. Somit ergibt sich bei 85-, €/Ster Buchenholz, ofenfertig mit max. 20% Wassergehalt, ein Preis von 5,3-6,0Ct./kWh thermisch. Bei 100,- €/Ster wären das ca. 6,3-7,1Ct./kWh thermisch.
    Arbeits- und Maschineneinsatz noch gar nicht gerechnet, wobei sich bei Anlieferung "ofenfertig" der Maschineneinsatz in Grenzen hält.

    Zum Vergleich, Gas kostet aktuell je nach Versorger um die 6-6,5Ct./kWh zzgl. Grundgebühr. Die kWh thermisch liegt dann bei Einsatz eines Gasbrennwerters über das Jahr betrachtet um die 7-7,4Ct.

    Das Einsparpotenzial eines Ofens bewegt sich also irgendwo zwischen 0Ct./kWh bis zu 2Ct./kWh.

    Jetzt kommt es also darauf an, wie hoch die Heizlast des Gebäudes ist und wie intensiv der Ofen genutzt werden kann. Ist ständig jemand zuhause der den Ofen anfeuern kann?

    Das sind alles Fragen die man sich bei der Planung stellen muss. Ich kenne genügend Leute die ihre Häuser ausschließlich über Holzkessel (meist -vergaser) heizen. Das funktioniert ganz gut, und wenn man den Arbeitsaufwand nicht berücksichtigt, dann noch das Holz aus eigenem Wald holen kann, wird es auch richtig günstig.
    Wer aber diese Voraussetzungen nicht hat, muss ganz anders rechnen. Da stehen dann Investitionen von mehreren Tausend Euro einem Einsparpotenzial von wenigen Euro pro Jahr entgegen. Dann muss man entscheiden, ob einem das Hobby so viel wert ist, oder man setzt auf eine möglichst einfache Variante, und akzeptiert, dass der Ofen keinen nennenswerten Beitrag zum Heizkostensparen liefert.

    Haus- und Heizkonzept müssen zueinander passen, und das Nutzerverhalten sowie die o.g. Voraussetzungen, haben hier einen entscheidenden Einfluss.

    Für die EnEV braucht´s keinen Holzofen, aber wer Holz als Bestandteil des Heizkonzepts vorsehen möchte, sollte schon genauer hinschauen.

    Gruß
    Ralf
     
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