Asbest, Formaldehyd, Reihenhaus 1970er Jahre

Diskutiere Asbest, Formaldehyd, Reihenhaus 1970er Jahre im Baubiologie Forum im Bereich Rund um den Bau; Hallo, wir interessieren uns für ein Reihenhaus Bj. 1973. Wir haben es schon zwei mal besichtigt und ich bin heute mit einem...

  1. #1 lafayette0815, 18.07.2014
    lafayette0815

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    Hallo,

    wir interessieren uns für ein Reihenhaus Bj. 1973. Wir haben es schon zwei mal besichtigt und ich bin heute mit einem Bausachverständigen (Architekt, Bauingenieur, Kreisbauleiter eines Landkreises; Bruder einer Freundin von uns) durch das Haus gegangen.
    Er sagte, dass das Haus generell in gutem Zustand sei. Die Besitzer (alte Leute, haben damals das Haus als Neubau gekauft) haben sich kontinuierlich gekümmert und es ist gut in Schuss. Die Fenster nach vorne raus sind aus den 90ern, die Fenster (im EG und 1. OG jeweils eine Tür [Terrasse, Balkon] und ein sehr großes Fensterh) nach hinten jedoch aus den 70ern und sollten erneuert werden.

    Der Baugitachter hatte jedoch folgende Anmerkungen (wir haben das so als Freundschaftsdienst gemacht und er hat nichts schriftliches angefertigt):

    1. Die rückseitigen Fenster im EG und 1. OG verfügen über kleine Aussenfensterbänke (weiss überstrichen). Diese sind seiner Einschätzung nach aus Asbest.
    2. Am Übergang der Hauswand zum Dach (unterhalb der Dachrinne) sind (über die gesamte Hausbreite) kleine (so würde ich sie nennen) Platten angebracht (ca. 25cm breit, rostbraun überstrichen). Er geht hier auch von Asbest aus.
    3. Die Innenseite der Dachschrägen auf dem Spitzboden (kein Wohnraum) ist mit einer Art Spanplatten ausgekleidet. Diese, so sagt er, dürften abngesichts des Baujahres (Dach ist im Orinigalzustand) mit Formaldehyd behandelt sein.
    4. Im Wohnzimmer klingt der Putz (übertapeziert) hohl. Er sagt, der Putz wurde wahrscheinlich damals zu trocken angerührt und hat keine gute Bindung zum Mauerwerk aufgebaut, so dass er sich jetzt nach aussen bläght. Es besteht also ein kleiner Hohlraum zwischen Putzschicht und Wand.


    Was uns sehr ängstlich macht ist, dass auch bei allen Nachbarhäusern diese Asbestsachen verbaut sind (Reihenhäuser, somit alle im Schwung gebaut worden) und irgenwann mal einer auf die Ide kommt das Zeugs selbst zu zersägen o.ä. und wir (und unsere dann ggf. schon auf der Welt befindlichen Kinder) krank werden.

    Was denkt Ihr zu dem Krams mit dem Asbest, dem Formaldehyd und dem Putz. Wir müssten unsere Ersparnisse in den Hauskauf stecken und natürlich noch einen Kredit aufnehmen, daher wollen wir so sicher wie möglich gehen.
     
  2. #2 Stolzenberg, 18.07.2014
    Stolzenberg

    Stolzenberg Gast

    zu 1.: KEIN Sanierungszwang und unproblematisch
    zu 2.: siehe 1
    zu 3.: würde ich dringend über einen Austausch anraten
    zu 4.: da sagen andere was zu!

    Sottet Ihr neue Fenster einbauen wollen, so wären die Fensterbretter durch ein Fachunternehmen mit Zulassung nach TRGS 519 (Anlage 4) oder besser zu demontieren. Die alte Einbauvariante wird dies vermutlich zwangsläufig nach sich ziehen.

    Falls Ihr umfangreiche Umbaumaßnahmen plant sollte sich ein Schadstoffsachverständiger die Böden, Trockenbauwände, Nassbereiche, etc. ansehen, um sich nicht anschließend über eine böse Überraschung zu wundern.

    Schadstoffe sind kein Drama, sondern eher ein finanzielles Ärgernis. Daher sollte man dies bei der Diskussion des Kaufpreises unbedingt im Auge behalten. Problematischer ist hier aber eher der Innenbereich...

    Liebe Grüße aus dem Harz!
     
  3. #3 Rudolf Rakete, 20.07.2014
    Rudolf Rakete

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    Offtopic...wie so etwas aussieht konnte ich kürzlich beobachten. Die kommen mit Einwegoverals an, die Einwegschutzmaske auf der Stirn und schlagen die Wellplatten vom Dach, diese werden dann in die Bigpacks geworfen die einfach offen liegen bleiben bis sie dann in den Container geworfen werden. Schutzmaske bleibt natürlich auf der Stirn (wo sie wohl hingehört)......Dabei liest man immer, vorsichtig abbauen nicht zerschlagen oder zertrennen. Jeder Privatmann würde sorgfältiger und vorsichtiger vorgehen.......

    Soviel zu diesen Zulassungen. Ach ja vom Amt war am ersten Tag einer da, da trugen alle natürlich die Masken an der richtigen Stelle und die Platten waren noch nicht demontiert......
     
  4. Julius

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    Genauso kenne ich das auch - leider.
    Und auf der Deponie bleibt das Zeugs dann auch gerne wieder monatelang offen liegen, bis irgendwann gnadenhalber ein paar Krumen Erde drübergedeckt werden.


    Zur Fragestellung:
    Warum sollte bei 3) ein Austausch erfolgen?
    Solange nicht beabsichtigt ist, den Dauchboden zum Wohnraum umzubauen, sehe ich dazu keinen Grund.

    4) sehe ich völlig unproblematisch. Und selbst wenn seitens eines Nachbarn (oder durch dessen beauftragten "Entsorgungsfachbetrieb") da mal unfachmännisch dran gearbeitet wird, fällt auch keiner tot um...

    Diese Asbestgefahr wird WEIT übertrieben!
     
  5. #5 Stolzenberg, 21.07.2014
    Stolzenberg

    Stolzenberg Gast

    @RR: Dafür ist dann aber in der Regel auch keine Aufsicht vor Ort, sondern nur jemand der ohne Fachkenntnis hinlangt. Erlebt man leider zu oft und meist kommen die Unternehmen damit auch eine ganze Weile durch! Traurig aber leider oft die Realität! Eine Zulassung sagt leider nur: Das Unternehmen ist theoretisch in der Lage eine fachgerechte Sanierung praktisch umzusetzen...
    Brechen ist übrigens nicht verboten falls ein intakter Ausbau nicht möglich oder zu Lasten sonstiger Aspekte der Arbeitssicherheit wäre. Der Bruchanteil ist nur zu minimieren!!!

    @Julius: Warum ich bei Punkt 3 einen Austausch empfehlen würde?!? Liegt am Kölsch' HIV: Hann isch verjessen!

    Kurze Begründung der Problematik: Ich habe kein Problem mit der Kalkulierbarkeit des Risikos krebserregender Faserwerkstoffe im Außenbereich. In Innenbereichen sieht das schon wieder anders aus! Der Vorteil von in einer Matrix gebundenen krebserregenden Feststoffen gegenüber ausgasenden Stoffen liegt in meinen Augen einfach eher in der Erfassbarkeit des allgemeinen Produktzustandes und daher einer möglichen Bewertung des damit verbundenen Risikos.
    Formaldehyd ist zwar nur in Kategorie 2 eingestuft (Verdacht auf krebserregende Wirkung), aber die Wirkung ist stark von der Konzentration abhängig. Erst unter 0,124 mg/m³ ist praktisch keine krebserregende Wirkung mehr zu erwarten (siehe Studien des BfR). Dies lässt sich aus der Ferne nicht abschätzen, sondern muss vor Ort geklärt werden!
    Warum ich hier eine pauschale Aussage treffe liegt auch eher in der Tatsache das Formaldehyd als eine der wesentlichsten Ursachen für eine Alzheimer-Erkrankung angesehen wird (siehe Kölsch' HIV). Da hier der oben genannte Grenzwert keine Anwendung findet, sondern von wesentlich geringeren Konzentrationen ausgegangen werden sollte kann eine Herabsetzung der chronischen Grundlast durchaus guten Gewissens pauschal empfehlenswert sein. In der Regel ist allerdings davon auszugehen, dass eine Beseitigung der Primärquelle hinreichend ist!

    Ob die Asbestgefahr WEIT übertrieben wird liegt wohl eher im Auge und genetischen Alter des Betrachters! Das Ausmaß der Schutzmaßnahmen ist von vielen Faktoren abhängig die ich einem Laien pauschal abspreche beurteilen zu können. Hier stoßen in kniffligen Fällen selbst erfahrene Asbestsanierer an ihre Grenzen.
    Das Risiko welches von einem Fensterbrett oder Wellplatten ausgeht ist aber tatsächlich nicht in der Königsdisziplin einer Schadstoffsanierung anzusiedeln und ich habe auch deutlich mehr Achtung vor alten, künstlichen Mineralfasern als vor einer trivialen AZ-Fassadenplatte. Vieles mag übertrieben erscheinen, da die schwarzen Schafe der Branche bemüht sind diesen Eindruck zu verstärken.

    Ich kann allerdings guten Gewissens bestätigen, dass ich bislang auch noch niemanden gesehen habe der umgehend tot umgefallen wäre! Dies trifft übrigens auch auf Endlager für chemotoxische oder radioaktive Abfälle zu. Wobei Radioaktivität zumindest eine Halbwertszeit besitzt...
     
  6. THEO

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    Schon allein aus Brandschutzgründen würde ich im Dachgeschoss die Brandlast (also die Masse an brennbaren Stoffen) möglichst gering halten.
    Ein Austausch (nein, keine zusätzliche Beplankung) der Spanplatten durch Gipskartonplatten ist eine durchaus sinnvolle Maßnahme.

    Ich schreibe extra Austausch, weil im Brandfalle die Dachhaut geöffnet wird (gehört zur Löschtaktik ;)) und das geht nun mal bei GK besser, weil ein einfaches Beil genügt.
    Bei Spanplatten muss erst die Motorsäge ins Dachgeschoss transportiert werden :yikes
     
  7. #7 Rudolf Rakete, 21.07.2014
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    Na bei den üblichen Spanplatten tuts auch ein Beil. Vor allem wenn die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

    Allerdings wenn die Spanplatten schon so lange montiert sind ist auch die Frage zu klären gasen die noch aus. Nicht das man nachher den Teufel mit dem Belzbub austreibt.
     
  8. THEO

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    Unter normalen Umständen und mit viel Zeit vielleicht, aber nicht mehr bei einer Raumtemparatur zwischen 500 und 800 C°, einer Sicht von wenigen Zentimetern bis null
    und einer entsprechenden Arbeitsschutzkleidung wie die Jungs auf diesen Bildern:

    https://www.google.de/search?q=feue...-4CYBw&sqi=2&ved=0CAYQ_AUoAQ&biw=1600&bih=766

    Wenn Du denen sagst "Nimm mal´n Beil und hau im Dach ein Loch in die Spanplatten, damit die Brandgase entweichen können", dann kenne ich jetzt schon die Antwort :28:

    O.k., bei Gipskarton gibt´s dann ein paar neue Dachlatten und ein paar neue Pfannen, bei Spanplattenverkleidung gleich einen neuen Dachstuhl.
    Was die Versicherung im Nachhinein sagt, weiss ich nicht ;)
     
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