Fenster nach Aufmaß oder nach Plan

Ja, ne - is klar.

Jemand, der bei regelkonformer Bezahlung zumindest gefühlt suboptimal arbeitet, wird natürlich bei halber Bezahlung doppelt so gut arbeiten.


Klar, wenn man keinen Beruf hat, kann man die Zusammenhänge zwischen Preis und Leistung nicht wirklich verstehen.

 

Ich poste dir mal meine Erfahrung aus Sicht des "Fenstermanns":

Wir haben selten die Bestellungen wie so vor 30 Jahren waren: "14 Stk. einflügelige Fenster, 4 Stk. 2-flügelige Fenster, 2 Balkontüren, 1 Haustür, 6 Kellerfenster, bitte."
Heute sind die Baustellen viel individueller, es werden viel mehr unterschiedliche Größen und Ausführungen miteinander vermischt.
Auch die Kombination mit Sonnenschutz und Insektenschutz macht das ganze ein wenig aufwändiger.

Ich hatte in den letzten Jahren sehr wenig Kunden, die laut Erstanfrage bestellt haben. Soll heißen: Zwischen Anfrage, Unterschrift und Bestellung gibts meistens noch 3, 4 Änderungen (freilich auch oft aus preislichen Gründen) ... hier soll die Insektenschutzrollo wegfallen, dort solls nun ein Fixfenster werden, das Fenster im Bad soll jetzt niedriger werden usw.
Viele dieser Änderungen kommen erst in der Rohbauphase, wenn der Kunde im Haus steht und sich das ganze besser vorstellen kann als laut Plan...

Möchte aber auch dazu sagen, dass ich haupstächlich Kunden haben, die möglichst viel selbst organisieren und entscheiden. Mit Architekten hab ich weniger zu tun.

Die Planbestellung hat eben die Nachteile, dass du vorab ganz genau wissen musst, was du brauchst (das kann man mit dementsprechender Beratung hinbekommen), du weniger Möglichkeiten für spontane Änderungen hast, und dass du vielleicht auch dem Architekten zuviel Verantwortung für diese Frage übergibst. Nicht falsch verstehen, bitte! Der hat ein sehr breites Basiswissen, aber nicht die Kompetenz, über das Produkt bis ins letzte Detail Bescheid zu wissen. Ich persönlich finde, mit der Planbestellung verzichtet man ein wenig auf die Fachkompetenz des Fenstermanns, der vielleicht schon die Erfahrung von dutzenden Rohbauten hat, und hier und da noch den entscheidenden, praktischen Tipp geben kann.

Mir persönlich ist es immer am liebsten, wenn ich von der Erstanfrage bishin zur fertigen Montage alles übernehme, und letztendlich erst bestelle, wenn ich mit dir gemeinsam den Rohbau durchgegangen bin und jede einzelne Maueröffnung besprochen habe.
Das ist einfach die Erfahrung anhand der Praxis und der Vorteil, die Baustelle gesehen zu haben ...

 

mir am liebsten und haben wir immer schon so gemacht...

...warum sollte man (wie hier in dem angesprochenen Fall) auch mal vorher ein bisschen Nachdenken und planen.

Und "Maueröffnungen" haben sich bei mir durch "besprechen" (was immer das sein soll) noch nicht geändert.

Gruß

 

die beseitigung aller klarheiten!

 

Wir sind mit dem Fensterbauer und dem Architekten durch das Haus gegangen. Es wurde jede Öffnung gemessen und wir haben zusammen festgelegt in welche Richtung die einzelne Fenster aufgehen sollen. Laut Plan hätten wir einige Fenster andersrum aufgeschlagen, was im Praxis eher nachteilig gewesen wäre.
Dem FB war die Anzahl der Fenster/Türen anhand des Planes schon bekannt.
In der Zeit Dachstuhl/Eindeckung wurden die Fenster dann gefertigt.

 

Wie gesagt habe ich eher mit privaten Bauherren zu tun, weniger mit Architeckten oder "High-End"-Häusern.

Beim Baustellenbesuch habe ich unter anderem folgende "Kleinigkeiten" erfahren:
1.) Der Meteriss ist falsch bzw. schief.
2.) Der Mauer hat so "genau" gearbeitet, dass lt. Plan exakt gleich hohe Maueröffnungen in der Realität einen Unterschied von 2 cm haben (daher muss ich alle Fensterhöhen für die Bestellung anpassen).
3.) Beim Raffstore des 2-flügeligen Badezimmer-Fensters kommt der Kunde jetzt drauf, dass er sich nun die 128 Euro für den Motorantrieb sparen möchte, und lieber eine Kurbel haben würde. Wenn ich dann mitdenke, bestelle ich das Fenster mit breitem Stock oder verdecktem Beschlag, weil er sonst seinen Flügel nicht mehr 90° öffnen kann, da er bei der Kurbel ansteht.
4.) Wenn ich sehe, dass bei seinem Stufensturz etwas nicht ganz so stimmt, dann kann ich ihm noch Tipps geben wie er das bestmöglich hinbekommt, oder eine Lösung vorschlagen, wo am Sonnenschutzkasten eine integrierte Sturzdämmung gemacht werden kann.
5.) Der Kunde kommt erst in der Rohbauphase drauf, dass er hier und da eine Möglichkeit haben möchte, Insektenschutz nachzurüsten. Vor Ort kann ich dann sehen, wie und mit welcher Lösung (Distanzschiene, Kastengröße, etc.) sich das ausgeht.