Bodenaufbau auf historischer "Schwemmstein"-Decke?

Diskutiere Bodenaufbau auf historischer "Schwemmstein"-Decke? im Estrich und Bodenbeläge Forum im Bereich Neubau; Zu einem sehr speziellen Fall von Bodenaufbau im umzubauenden gründerzeitlichen Altbau bitte ich um Diskussion: In einem Geschosswohnungsbau der...

  1. #1 Skeptiker, 01.05.2015
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    Zu einem sehr speziellen Fall von Bodenaufbau im umzubauenden gründerzeitlichen Altbau bitte ich um Diskussion:

    In einem Geschosswohnungsbau der 1910er Jahre ist in den historischen Sanitärräumen eine sog. "Schwemmsteindecke" eingebaut. Dabei wurden bewehrte Bimsbeton-Hohl-Dielen ("Schwemmsteine") mit einer Breite von ca. 35 cm freitragend zwischen Eisen-Walzprofile mit einem Achsenabstand von ca. 1,45 m eingehängt. Es könnte sich um eine sog. "Kleinesche Decke" handeln.

    Die Dielen waren nach damaligen Herstellerveröffentlichungen mit einer Stärke rd. 9 cm längs gelocht erhältlich. Der örtliche Befund bestätigt dies durch an zwei Positionen von unten erbohrte 3 cm Bimsbeton / 3 cm Luft / 3 cm Bimsbeton. Die Walzprofile haben je nach Position eine um ca. 7 oder 13 cm größere Profilhöhe als die Hohldielen, also 18 cm oder ca. 24 cm. Der Raum zwischen den Walzprofile ist systemkonform in voller Höhe mit Schutt, Schlacke und Sand verfüllt. Darüber liegt eine im Mittel ca. 8 cm starke estrich-ähnliche Schicht aus Zementmörtel und Tonplatten (Biberschwänzen?), hierauf wiederum sind mehrere Schichten Oberbeläge aus Keramik und Naturstein mineralisch verlegt bzw. verlegt, Gesamtstärke noch einmal ca. 7 cm, siehe anhängende
    einfache Skizze.

    Nun soll bei neuer Grundrissanordnung der Bäder ein neuer Fliesenbelag eingebaut werden. Der Schallschutz soll dabei möglichst wenig negativ beeinflusst, eigentlich sogar verbessert werden, der Bestandsschutz bzgl. der Brandschutzqualität nicht verloren gehen. Die neue Grundrissanordnung der Sanitärobjekte macht die Verlegung div. Abwasserleitungen im neuen Bodenaufbau erforderlich. Dieser soll als zementär gebundener Trockenestrich auf ebenfalls zementär gebundener Schüttung aufgebaut werden. Für den neuen Bodenaufbau inkl. Leitungsverlegung werden voraussichtlich 14 - 18 cm benötigt. Der Statiker rät dazu, die Schüttung aus Schallschutzgründen nicht zu entfernen. Die Frage am Feiertag / Wochenende ist nun: Kann man gebundene Schüttungen bedenkenlos direkt bzw. auf einem Rieselschutz auf der sehr zerklüfteten Oberfläche der alten Schüttung aufbringen? In allen Veröffentlichungen / Herstellerangaben liegt immer alles auf schön ebenen Untergründen.

    Meinungen, Erfahrungen zu diesem einfachen Aufbau?


     

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  2. Lebski

    Lebski Gast

    Gebundene Schüttung ist unproblematisch auf "verrohrten" Untergrund, wenn der folgende Estrich schwimmend verlegt wird. Eventuelle Risse in der Schüttung werden ja durch die Trennlage entkoppelt.
     
  3. mls

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    wenn die stahlprofile mit den damals zulässigen spannungen
    und den nach meiner erfahrung etwa alle 40 jahre erhöhten
    ständigen lasten nachgewiesen werden können, ist wenigstens
    ein problem gelöst.
    bzgl. tragfähigkeit der unbewehrten (?) bimsbetondielen kann
    man nur raten, aber damals wird man sich um "lebensdauer"
    nicht zuviele gedanken gemacht haben - heute umgeht man
    solche überlegungen im bestand nur mit kreativ-spannenden
    bestandsschutzgedanken. mir wär´s zu heiss - jedenfalls ohne
    baustoffliche begutachtung.
     
  4. #4 Skeptiker, 02.05.2015
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    Das macht der mit umfangreichen Altbauerfahrungen gesegnete Tragwerksplaner. Die Decken haben wegen deutlicher Unterschreitung (50%) der damals zugelassenen Systemmaße noch erhebliche Lastreserven - sagt er.

    Die Bimsbetondielen sind bewehrt und die Bewehrung wurde bereits an zwei Stellen freigelegt, sie ist praktisch korrosionsfrei. Die neue Konstruktion wird in jedem Falle die Eigenlast der Decke um mind. 1,0 kN reduzieren!

    Mehr Sorgen macht mir momentan die von irgendwelchen Hobbyhandwerkern auf 5 m Länge zur Verlegung einer Abwasserleitung waagerecht geschlitzte tragende Mittelwand im Nachbarraum. Ihr Querschnitt wurde um ein sattes Drittel reduziert.
     
  5. #5 Wieland, 03.05.2015
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    Was den waagerechten Schlitz in der tragenden Wand betrifft, sollte dieser durch ein ausreichend bemessenes U-Profil aus Stahl ausgesteift werden.
    Das Profil ist satt mit Mörtelgruppe IV einzubauen. ( Hierzu gibts Tragwerksplaner ).

    safety first.
     
  6. #6 Skeptiker, 03.05.2015
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    Danke für den Hinweis, aber wir sind dabei schon weiter: Nach Absteifung lt. Statiker wurden die Leitungen bereits vollständig entfernt und der Schlitz wird ab morgen nach Vorgabe Statiker wieder vermauert.
     
  7. Stoni

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    Die richtige Kleinesche Decke müsste rechtwinklig zu den gezeichneten Profilen hochkant gestellte, gut eingemörtelte Flacheisen in den Reihenfugen haben und Stoßfugen in den einzelnen Reihen im Verband.
    Oft wurden die so hergestellten Kleineschen Platten mit Sand oder Magerbeton überdeckt und eine weitere Reihe Flachziegel aufgelegt.

    Buchtip: ISBN 3-88746-013-8

    Gruß Stoni
     
  8. #8 Skeptiker, 03.05.2015
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    Klingt soweit überzeugend. Hast Du keine Bedenken wegen des Aufbringens der gebundenen Schüttung auf der recht zerklüfteten Oberfläche der unteren, historischen Schutt-Schüttung?
     
  9. Lebski

    Lebski Gast

    Nein. Wobei ich den Untergrund nicht beurteilen kann. Tragfähig muss er sein, war er aber zuvor auch. Durchrieseln sollte nichts, zu viel Dreck ist auch nicht schön. Wenn Taupunkt kein Problem ist, einfach drauf. Grössere Fehlstelle mit Mörtel vorbehandeln.

    Zementäre Schüttung sind ja Hohlraumreich und der Zementleim trägt. Da schwindet so gut wie nichts. Sollten aber 2-3 Tage nachbehandelt werden, auch wenn es meines Wissens nach nirgends expliziet steht. Dafür eignet sich die Folie, die später unter den Estrich kommt, das spart Geld.
     
  10. #10 Skeptiker, 03.05.2015
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    Danke!

    http://www.beuth.de/de/publikation/typische-baukonstruktionen-von-1860-bis-1960/135695348 liegt vor. Darin wird die oben von dir (und auch von mir) geschilderte Deckenkonstruktion als Verwandte der Kleineschen Decke dargestellt. Die eigentliche Kleinesche Decke wurde ja, wie von Dir beschrieben, aus hochkant gelegten Ziegeln gebaut.

    Ich neige momentan dazu, wie von Lebski vorgeschlagen, die schwimmende Lagerung des Estrichs sicherzustellen, nämlich durch eine Schrenz- bzw. Gleitlage, und alles soll gut werden.
     
  11. #11 Skeptiker, 15.05.2015
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    So ist es jetzt ausgeschrieben, Ausführung in den kommenden Wochen. Ich berichte 'mal, wenn ich's nicht vergesse.

    Nach dem von mir angegebenen Buch S. 100 / Tafel 37 handelt es sich übrigens um die seit 1898 in Berlin zugelassene "Stolte'sche Zementdielen" - Deckenkonstruktion. Bewehrt war damals nach Zulassung jede Diele mit 3 "Bandeisen" 2 x 26 mm, 1 x 1,6 .x 26 mm.
     
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