Wärmebrücken in der Dämmebene

Diskutiere Wärmebrücken in der Dämmebene im Spezialthema: Wärmebrücken Forum im Bereich Bauphysik; Hallo zusammen, kennt sich jemand mit den Wärmebrücken aus? Ich habe einen Aufsetzraffstorekasten welcher in der Dämmebene sitzt. Und dieser...

  1. #1 Atiakar, 29.09.2015
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    Hallo zusammen,

    kennt sich jemand mit den Wärmebrücken aus? Ich habe einen Aufsetzraffstorekasten welcher in der Dämmebene sitzt. Und dieser Kasten wird von oben mit einem Stahlwinkel an dem Mauerwerk befestigt. Mit einem Rasterabstand von 90 cm wiederholt sich der 10 cm starker Winkel. Wie kann ich die Wärmeleitfähigkeit dieses Winkels einfach mitberücksichtigen? Wenn ich eine detaillierte WB-Berechnung mache, kann ich einfach flächenbezogenen Mittelwert für den Winkel annehmen? (=50 W/m*K*0,1 m+0,035 W/m*K*0,9m)

    Danke für eure Antworten

    Grüße
    Ati
     
  2. #2 Alfons Fischer, 29.09.2015
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    aus meiner Sicht kann man solche Winkel bei einer 2-dimensionalen Berechnung nicht berücksichtigen.
    auf der sicheren Seite liegend kann man den (Berechnungs-) Schnitt in die Ebene des Winkels legen. Das ist aber oft relativ ungünstig.
    Eine flächenanteilige Mittelung liegt auf der unsicheren Seite (gibt ein zu niedriges lambda aus), weil diese den zusätzlichen Wärmebrückeneffekt des Winkels nicht ausreichend berücksichtigt (Wärmebrücken "ziehen Wärmeströme an"). Besser als nix ist es aber allemal, zum Beispiel um abzuschätzen (ggf. mit einem zusätzlichen Aufschlag), wie kritisch die Situation überhaupt ist.

    Richtigerweise müsste man 3-dimensional rechnen. ist aber ein deutlich höherer Aufwand, wenn man überhaupt eine passende Software dafür hat.

    vereinfacht könnte man (wenn es die Fragestellung zulässt) erst mal eine 2-dimensionale Berechnung nur für den hier genannten Dämmstoff- und Winkelanteil (also quer dazu) durchführen und sich hieraus den Wärmestrom ermitteln. Und dann aus diesem Wärmestrom rückwärts gerechnet die "mittlere" Wärmeleitfähigkeit dieser Bauteilschicht ermitteln.
    Alternativ könnte man mal probieren, ob man zu einem plausiblen Ergebnis kommt, wenn man ähnlich wie bei einem Dach (bestehend aus Holz und Dämmstoff) eine Mittelung des lambda nach DIN 6946 durchführt (mit oberen und unterem Grenzwert).


    Was ist der Hintergrund der Frage?
    Geht es um eine EnEV-Berechnung? für solche werden punktuelle Wärmebrücken (auch wenn diese in einer Wärmebrücke liegen) ja gar nicht berücksichtigt.
    oder geht es um die Beurteilung der Schadensanfälligkeit? oftmals gibt es keine Probleme, wenn der Winkel an einem Material hoher Wärmeleitfähigkeit und Schichtstärke befestigt ist. Eventuell könnte man den Winkel auf Neoprene/Kunststoff montieren und/oder Edelstahl verwenden (niedrigeres Lambda).
     
  3. #3 Atiakar, 29.09.2015
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    Hallo,

    vielen Dank für die Rückmeldung. In der erster Linie geht es um die Schadensanfälligkeit. Es muss nachgewiesen werden dass es in der Innenoberfläche die minimale Oberflächentemperatur die 12,6 Grad nicht unterschreitet. Für diesen Nachweis (fRsi-Wert) lege ich den Schnitt in der Ebene des Winkels. Einmal horizontal und einmal vertikal jeweils an der ungünstigsten Stelle.

    zusätzlich zu diesem Nachweis wollte ich den Wärmestrom ermitteln. Wenn ich für die Ermittlung des Wärmestroms die flächenanteilige Wärmeleitfähigkeit bestimme und den Winkel-Querschnitt mit dieser Wärmeleitfähigkeit als homogenes Bauteil erfasse, dann ist eigentlich der Wärmestrom sehr hoch.

    Hier habe ich nicht ganz verstanden denke ich:
    "vereinfacht könnte man (wenn es die Fragestellung zulässt) erst mal eine 2-dimensionale Berechnung nur für den hier genannten Dämmstoff- und Winkelanteil (also quer dazu) durchführen und sich hieraus den Wärmestrom ermitteln. Und dann aus diesem Wärmestrom rückwärts gerechnet die "mittlere" Wärmeleitfähigkeit dieser Bauteilschicht ermitteln" Wenn ich die anteilige Wärmeströme von Winkel und Dämmstoff getrennt ermittle und die zusammen addiere, (eventuell auch rückwärts rechnen um die mittlere Wärmeleitfähigkeit zu ermitteln, vernachlässige ich hier den Wärmebrückeneffekt des Winkels??

    Mit DIN 6946 wird leider nicht klappen weil der Winkel in jede Richtung eine andere Geometrie hat.

    Gibt es irgendwo eine genaue Beschreibung der punktuellen Wärmebrücken in der EnEV? Maximale Querschnittsfläche des Befestigungselementes oder wie oft dürfen die Befestigungsteile eingabaut werden. Also welche sind die punktuelle Wärmebrücke und muss nicht berücksichtigt bzw. detailliert berechnet werden müssen? Und welche auf Grund der höhere Fläche oder zu geringem Abstand müssen berücksichtigt werden.

    ich danke vielmals

    Grüße
     
  4. #4 Alfons Fischer, 29.09.2015
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    zur EnEV und Wärmebrücken
    gemäß DIN 4108-6 Abschn. 5.5.2.2 sind folgende Wärmebrücken für den Nachweis nach EnEV i.V.m. DIN 4108-6 zu berücksichtigen:
    - Gebäudekanten
    - Bei Fenstern und Türen: Laibungen umlaufend
    - Wand- und Deckeneinbindungen
    - Deckenauflager
    - wärmetechnisch entkoppelte Balkonplatten

    Es sind also nur die genannten linienförmige Wärmebrücken zu berücksichtigen. Keine anderen Typen, keine punktförmigen, keine Briefkästen oder ähnliches.

    in der 18599 müsste man nochmal nachsehen, dort steht aber m.E. vergleichbares.

    Erfahrungsgemäß sind Winkel dann unproblematisch, wenn diese von außen auf relativ dicke Mauerwerksschalen angebracht werden. Am besten dann, wenn das Mauerwerk eine hohe Wärmeleitfähigkeit hat (oder Stahlbeton).
    Selbst eine komplette, räumlich begrenzte Fehlstelle in der Wärmedämmung ist hinsichtlich der raumseitigen Oberflächentemperatur oft unkritisch.

    Eine Zeichnung der Situation würde für die Beurteilung helfen...
     
  5. #5 Atiakar, 29.09.2015
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    K.jpg
    Eigentlich liegt der Winkel nicht ganz in der Dämmebene sondern im Kasten. Es ist einfacher zu erklären, weil jeder kennt die Winkel in der Dämmebene. Naja die Prinzip ist dasselbe ist nur noch kritischer als der Konsole in der Dämmebene. ich glaube das Bild als Screenshot würde auch helfen oder?
     
  6. #6 Alfons Fischer, 29.09.2015
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    ich seh' den Winkel nicht...
     
  7. #7 Atiakar, 30.09.2015
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    Das Lila Teil im Rollladenkasten ist ein 80mm breiter Stahl winkel der so ca. in jede meter eingebaut wird.
     
  8. #8 Alfons Fischer, 30.09.2015
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    da ist aber einiges lila. Nach dem, was ich erkenne, müsste der Winkel 1-2cm stark sein - das mag ich nicht glauben...
    Umfasst dieser Winkel raumseitig den gesamten Kasten?
     
  9. #9 Atiakar, 30.09.2015
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    Ja Stimmt das Mauerwerk ist auch Lila dargestellt. Sorry. Ist mir erst jetzt aufgefallen. Ja das Lila-teil im kasten ist aus Stahl und hat raumseitig ca. 10 mm Sytropor Überdeckung und im Bereich vom Rollraum ca 15-17 mm. An der Schnittstelle zwischen Rollladenkasten und Betondecke könnte meiner meinung nach eine Schwachstelle bzw. Unterschreitung der Tauwassergrenze entstehen. Aus diesem Grund berechne ich mit dem Winkel an der Stelle und ermittle die Innenoberflächentemperaturen.

    Zusätzlich zu dem Innenoberflächentemperaturen möchte ich den Wärmestrom noch ermitteln. Dafür muss ich aber in dem Bereich wo der Winkel ist (das Lila Teil im Kasten) eine äq. Wärmeleitfähigkeit einsetzen.Oder? Wie wird diese Wärmeleitfähigkeit nach Ihrer Meinung ermittelt. ?
     
  10. #10 Alfons Fischer, 30.09.2015
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    ich befürchte, das wird man 2-dimensional nicht nachbilden können.
    aber wenn ich die von Ihnen angegebenen Dämmschichtstärken von 10+15/17mm zusammenzähle, habe ich so meine Zweifel, dass der Rollladenkasten insgesamt die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz einhalten wird. Nicht mal, wenn dort kein Stahl wäre.

    als kritischste Stelle sehe ich die nur sehr gering überdämmte horizontale Kontaktfläche zwischen Rollladenkasten und Betondecke an. Dort fehlt ja auch noch die zusätzliche Überdämmung des Winkels.
    Wenn vielleicht gerade so der Mindestwärmeschutz nach 4108-2 noch eingehalten werden sollte - bei einem eventuellen Nachweis nach Beiblatt 2 (wg. verminderten Wärmebrückenzuschlag) sieht's vermutlich schlecht aus...

    Ich würde erst mal beim Hersteller nachfragen, was dieser zum Wärmeschutz und zu den Einbau-Randbedingungen sagt.
     
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