Widersprüchliche Bodengutachten

Diskutiere Widersprüchliche Bodengutachten im Begleitende Ingenieurleistungen Forum im Bereich Neubau; Hallo zusammen, für ein Baugrundstück am Hang liegen zwei (in Teilen) widersprüchliche Bodengutachten vor. Gutachten A Geologischer...

  1. #1 GWeberJ, 25.10.2015
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    Hallo zusammen,

    für ein Baugrundstück am Hang liegen zwei (in Teilen) widersprüchliche Bodengutachten vor.

    Gutachten A

    Geologischer Überblick:
    naturräumlich-> Hanglage im Bereich des Mittleren Saaletales, im Übergang zur Saaleaue
    regionalgeologisch-> Zum Teil vorhandene anthropogene Auffüllungen über quartären Hangablagerungen, gefolgt vom Tafeldeckgebirge der Bleicherode-Stadtrodaer-Scholle mit Gesteinen des Oberen Buntsandsteins (So1) im Bereich der Thüringer Mulde.
    bodenmechanisch -> Zum Teil vorhandene kiesige Auffüllungen (Schicht 0) über feinsandigen und schwach kiesigen Schluffen (Schicht 1 ~ Lößlehm), schluffigen, sandigen, zum Teil kiesigen Tonen (Schicht 2 ~ Hanglehm) und sandigen, schluffigen Kiesen (Schicht 3 ~ Hangschutt). Tiefer folgt das Tafeldeckgebirge der Bleicherode-Stadtrodaer-Scholle mit Gesteinen des Oberen Buntsandsteins (So1 ) im Bereich der Thüringer Mulde.

    Aufschlussart: Kleinrammbohrungen, EN ISO 22475-1

    Typische Bohrung:
    gutachten_A_0.jpg

    Und die Ergebnisse:

    gutachten_A_1.jpg

    gutachten_A_2.jpg

    gutachten_A_3.jpg

    gutachten_A_4.jpg



    Gutachten B

    Regionale geologische Situation:
    Der tiefere Untergrund ab 15 m unter Gelände (135 m NN) wird durch den Chirotheriensandstein der Solling-Formation (Mittlerer Buntsandstein), sm3, gebildet.
    Es folgen die Gipssteine und Tonstein-Gipsstein-Wechsellagerungen des Salinarröts, die maximal 5 m mächtig werden. Im Bereich das Baugrundstücks anstehend sind in > 15 m Mächtigkeit Ton-Schluff-Mergelsteine des Grauen Röts.
    Bei einer Lage der Felslinie bei 2,0-2,5 m unter Gelände ist das Festgestein im tieferen Bereich zu einem kiesig-sandigen bis kiesig-schluffigen Hangschutt verwittert, der fast bis zur Oberfläche reicht. Der jungpleistozäne Hanglehm (δl), als stark sandiger Schluff (0,3-0,4 m) bildet nur den Mutterboden.

    Bohrgerät: Handbohrausrüstung EIJKELKAMP
    Bohrwerkzeuge: Edelman-Bohrer, Kombinationstyp, Spirale

    Die Bohrungen:

    gutachten_B_0.jpg

    Und die Ergebnisse kommen im nächsten Beitrag, da Beschräkung auf sechs Bilder pro Beitrag.
     
  2. #2 GWeberJ, 25.10.2015
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    Hier die Schlussfolgerungen von Gutachten B:

    gutachten_B_1.jpg

    gutachten_B_2.jpg




    Fazit:

    Beide Gutachten stimmen in der Einordnung der oberen Bodenschichten überein (soweit ich das beurteilen kann). Ab ca. 1 m Tiefe kommt dann eine Schicht, die in Gutachten A als "Hangschutt" beschrieben wird und in Gutachten B als "Fels, entfestigt". Gutachter A konnte dort noch viele Meter hineinbohren, Gutachter B stellt die "Grenze der Bohrbarkeit" fest. Gutachter A ordnet diese Schicht der Bodenklasse 3 bis 5 zu und empfiehlt Abböschung bis 45 Grad. Gutachter B sagt Bodenklasse 6 und Abbschöung bis 80 Grad. Die Angaben zu den Tragsfähigkeitswerten sind ebenfalls sehr unterschiedlich, wobei ich unsicher bin, ob das in meinem Fall (EFH) relevant ist.

    Die Bohrungen der beiden Gutachter liegen nur wenige Meter voneinander entfernt auf gleicher Höhe im Hang. Gutachter A hat insgesamt 12 Bohrungen durchgeführt und überall den "Hangschut" angetroffen. Nirgendwo Fels.



    Gerade bei der Frage der zulässigen Abböschung sind diese unterschiedlichen Empfehlungen krass (wir müssen uns an einer Stelle gut 6 m tief reinbuddeln -da machen 80° zu 45° schon einen kleinen Unterschied). Sind solche Diskrepanzen üblich?
     
  3. #3 Gast vS, 25.10.2015
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    nö,
    klar eine Einstufung in Hang- oder Verwitterungsschutt - wer soll letztendlich immer eindeutig beurteilen, ob sich der Kram in geologischen Zeiten mal hangwärts bewegt hat. Dies sollte bei der Beurteilung aber auch keine relevante Rolle spielen.

    Interessant sind u.a. die unterschiedlichen Sondiertiefen - durchaus aufschlussreich, aber ..

    abgesehen davon, dass mich das "Konstrukt" mal interessieren würde (warum tummeln sich zwei Gutachter auf dem selben Fleckchen usw.), kann ich zumindest (nicht ohne richtigen Aufwand zu betreiben) so nicht entscheiden, wer wie wann und wo Recht hat.

    Was sagen denn Architekt und Statiker ??
     
  4. #4 GWeberJ, 25.10.2015
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    Ist vielleicht das von Gutachter B verwendete Gerät nur für Bohrungen in Wackelpudding geeignet?

    Gutachten A wurde vom Verkäufer für die Erschließung in Auftrag gegeben. Insgesamt 12 Bohrungen, eine davon ca. 5 m von meinem Bauplatz entfernt (also 5 m vom geplanten Gebäude).

    Der Architekt hat darauf hingewiesen, dass Gutachter B falsche Höhen für die Bohrungspunkte angibt. Bzw. wenn die Höhen stimmen, dann liegen die Bohrungen nicht im Baufenster (sondern ein paar Meter weiter den Hang hinaus). Ist sicherlich ein Fehler, halte ich aber für die Einstufung des Baugrunds im Hang nicht für relevant. Der Statiker hat sich noch nicht geäußert.

    Gutachter B lag übrigens das Gutachten A vor. Also umso erstaunlicher, dass er mit keinem Wort auf den Unterschied zu Gutachten A eingeht.
     
  5. KATMat

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    Das Eijkelkamp-Bohrset ist eine feine Sache: für Bohrungen in feinkörnigen Sedimenten (wie sie in NL verbreitet sind. Für Bohrungen im Hangschutt ungeeignet. Da ist dann eben bei mehreren größeren Steinen auch mit Schweineschwänzchen (Spirale) nix mehr zu machen.
     
  6. #6 GWeberJ, 26.10.2015
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    Klingt einleuchtend. Steht so explizit leider nicht auf der Webseite des Herstellers. Ansonsten würde ich das Gutachten gleich zurückgehen lassen.
     
  7. #7 GWeberJ, 24.11.2015
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    Update:

    Ich bedanke mich herzlich für die Hilfe hier. Nachdem ich die Einschätzng von KATmat an den Gutachter B weitergeleitet habe, hat dieser eine Rammkernbohrung veranlasst. Die neuen Ergebnisse ähneln nun eher Gutachten A.

    neuesGutachten.jpg
     
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