Gebührenordnung für Handwerker?

Diskutiere Gebührenordnung für Handwerker? im Baupreise Forum im Bereich Rund um den Bau; Ich glaube nicht daran, dass das wirklich funktionieren wird, dafür sind die Menschen einfach zu unterschiedlich. Es wird immer Leute geben die...

  1. #61 Kalle88, 10.11.2015
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    Eigentlich ist das richtig traurig. Seine Arbeit "richtig" machen - oder es zu mindestens wollen - als Alleinstellungsmerkmal am Markt. Wenn man sich mit Zusatzleistungen einen Namen schafft ist das ja etwas anderes als einfach nur seine Arbeit zu machen. Aber gut, du magst wohl recht haben.


    Eben das ist es ja. Der Standard ist in meinen Augen wenig definiert. Kann man von einem Meister erwarten richtige Arbeit zu bekommen? Eigentlich ja, deshalb wurde er ausgebildet. Ist das faktisch Realität? Nein. Da frage ich mich halt ob man das Siegel - was ja irgendwo aus Tradition und "Ehre" besteht - hinterher geworfen bekommt oder es da noch um wirkliche Leistung geht. Vergleichbar mit dem Abi - das bekommst du ja mehr oder minder auch hinterher geworfen. Wie Du selber ja schon sagtest, was eben dazu geführt hat das Studienzugänge heraufgesetzt worden. Die größte Abwertung ist wohl mit dem Wegfall einiger Meisterpflichten passiert - wenn der Meister wirklich als Siegel für Qualität gilt.

    Mir ging es nicht darum Unternehmungen im Dasein zu begrenzen. Das soll weiterhin freie Entscheidung jedes Unternehmers bleiben, wie er am Markt agieren will und was ihm wichtig ist. Dafür gibt es ja die Unternehmensziele, Strategien usw. Die sollen damit ja nicht wegfallen. Es soll nur eben am Markt nicht so einfach sein Schund anzubieten. Jeder ist zwar seines Glückes Schmied, dennoch finde ich dass man den Kunden auch vor sich selber schützen muss. In dem man eben gewissen Modelle gar nicht erst am Markt zulässt. Leider passt das eben nicht zum Modell einer freien Marktwirtschaft. Nehmen wir mal das Beispiel Dachbeschichter:

    Ist so eine Unternehmensform, die es sooo nicht braucht. Weil es eben erwiesener Maßen Pfusch hochzehn ist. Man mag da geteilter Meinung sein, dennoch bleiben die Fakten ja bestehen. Warum also lass ich diese "Dachhaie" Schindluder in einem Markt treiben das sich eigentlich durch Qualität auszeichnen sollte. Einige Kundschaft will vermutlich nur den günstigen Preis, der Rest fällt vermutlich in Ermangelung der Fakten drauf rein - wenn auch es vielleicht nicht viele sind.

    Gerade bei so was sehe ich Verbände und Kammern in der Pflicht aufzuklären - das passiert aber nur mäßig. Ebenfalls was der Beruf leistet und was der Kunde erwarten darf. Auch wenn das BEF nur ein kleiner Schnitt durch die Menge ist fällt doch auf dass die potenzielle Kundschaft ziemlich ahnungslos ist. Kann man erwarten, dass der Laie sich einen technischen Background erarbeitet bevor er eine Maßnahme vergibt?

    Bewusstsein schafft Bewusstsein - würde ich sagen. Erst wenn ich weiß was schief gehen kann denkt man vermutlich über kompetente Hilfe drüber nach. Erst dann wird vielleicht eine Planung beauftragt, ein prüfender Blick bezahlt oder ähnliches. Dass der Unternehmer bei Kontaktaufnahme involviert und aufklärt klingt logisch. Muss meiner Meinung nach aber schon früher beginnen, damit der Kunde auch merkt wann er ein "Goldstück" an der Hand hat und wann er lieber die Finger davon lassen sollte.

    Ein Kunde der sein Dach saniert, wird das vermutlich nur ein mal tun - die Erkenntnis dass er einen guten gefunden hat bringt ihm potenziell nichts mehr. Er mag das durch Mundpropaganda hinaus tragen, die Streuung dieser Information ist aber relativ hoch. Es ist nicht gebündelt und trifft kanalisiert viele Leute sondern nur einige. Die Dauer dieses Prozess fördert eben, dass in der Zwischenzeit einige auf die Nase fallen - was ja nicht unbedingt sein muss.



    Ernstgemeinte Frage: Soll man die Arbeiten in unterschiedliche Abstufungen stellen? Ist es legitim nur eine 3-4 zu bringen? Oder anders gefragt: Sollte der Kunde nicht allzeit perfekte Arbeit erwarten? Um sein Geld best möglichst angelegt zu haben.



    Das es für den einzelnen Möglich ist wollte ich nie in Frage stellen. Mir ging es um eine Grundverbesserung.
     
  2. R.B.

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    Vielleicht liegt es auch an einem Wandel unserer Gesellschaft, dass "meisterliche Arbeit" oder eine Identifizierung mit seinem Job (dazu gehört, dass man auch stolz sein darf auf seinen Beruf), einfach nicht mehr "in" sind. Wenn anstatt Deutsch und Mathe eher Beatbox oder Bedienung eines IPhone zu Schlüsselqualifikation zählen, muss man sich nicht wundern.

    Da ist was Wahres dran. Man darf zwar Hochschulzugangsberechtigung nicht mit Abitur gleichsetzen, aber je mehr Wege man öffnet, um so höher wird das Risiko, dass der Eindruck entsteht, dass man allen nur noch den Weg ebnen möchte indem die Anforderungen reduziert werden. Was das Abitur betrifft, so habe ich den Eindruck dass es nicht unbedingt leichter wurde, zumindest wenn ich das vergleiche was meine Kleine im letzten Jahr machen musste, mit dem was zu meiner Zeit vor 30 Jahren auf dem Lehrplan stand. Die Anforderungen werden aber anders gewichtet. Heute interessiert sich niemand mehr dafür, ob Du in Latein geprüft wurdest, dafür sind die Prüfungen in den Naturwissenschaften nach meinem Eindruck schwieriger geworden.

    Die Überarbeitung der Handwerksordnung hinsichtich zulassungspflichtiger Berufe war dringend notwendig, auch um dem Wandel der Zeit (und der Berufe) Rechnung zu tragen. Es gibt eben Berufe die sterben langsam aus, dafür rücken neue Berufe nach. Eine Schwierigkeit in der Vergangenheit bestand ja darin, dass man meinte, für jeden "Beruf" gleich das volle Programm (mit Kammern, Ausbildungsordnung usw.) fahren zu müssen, was zu einer Menge Ballast (und Kosten) geführt hat. Die Entscheidung die Liste der zulassungspflichtigen Berufe auszudünnen war sicherlich nicht einfach, ich möchte nicht wissen welche Lobby da mit welchen Mitteln im Hintergrund gekämpft hat, auch um die eigenen Pfründe zu sichern.

    Wegfall der Meisterpflicht müsste nicht zwangsläufig schlechtere Qualität bedeuten, aber hier hapert es wie so oft an der praktischen Umsetzung. Das kann man auch nicht nur den einzelnen Handwerkern anlasten, sondern das ist auch ein gesellschaftliches Problem, denn wir haben verlernt auf so Dinge wie Qualität zu achten, es zählt doch nur noch der Preis.....und den Rest klärt man dann vor Gericht. :mauer

    Erstaunlicherweise habe ich gerade in den vielen asiatischen Ländern eine völlig andere Denkweise kennengelernt. Wer dort etwas auf sich hält, der schaut sehr wohl auf Qualität. Deswegen sind Produkte aus dem Ausland, vor allen Dingen aus "Germany" beispielsweise in China hoch angesehen, obwohl es im eigenen Land genügend Hersteller gibt die vergleichbare Produkte anbieten. Ich hatte mal einen guten Bekannten aus SGP hier, und auf dem Heimweg sind wir schnell in einen Baumarkt gefahren weil ich noch Glühlampen holen wollte. Er ist aus allen Wolken gefallen, Baumärkte in dieser Größenordnung kannte er nicht. Auf meine Frage, woher er die Farbe holt wenn er mal sein Zimmer neu streichen möchte, bekam ich nur die Antwort "die bringt der Maler mit".
    Ihm würde nicht im Traum einfallen handwerkliche Arbeiten am Haus selbst auszuführen. Ähnliche Erfahrungen habe ich auch in anderen Ländern gemacht. Man arbeitet in seinem Job, verdient sein Geld, und überlässt handwerkliche Arbeiten den Handwerkern.

    Eine Bastler-Kultur wie in DE (beinahe hätte ich Murkser-Kultur geschrieben) habe ich nur in wenigen Ländern kennengelernt, vorzugsweise in Lateinamerika und Ost-Europa.

    Da stimme ich zu. Die Frage ist, ob Regulierung hier der richtige Weg ist. Alle reden zwar vom mündigen Bürger, aber dann soll er vor jedem Sch.... beschützt werden? Warum? Wer meint ein paar Grundregeln des Lebens missachten zu müssen, der muss sich nicht wundern wenn er Lehrgeld bezahlt. Mein Mitleid hält sich da in Grenzen. Betrug o.ä. ist ja bereits strafbar, Dummheit leider nicht.

    Perfekte Arbeit würde wohl jeder nehmen, aber ist er auch bereit dafür zu bezahlen? In meinen Augen hat sich schon längt ein Markt für 08/15 oder 3-4 entwickelt, es gibt sogar einen Markt für die Billigheimer. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Kunden über Nacht mehr Geld für Qualität auf den Tisch blättern würden. Die Abstufungen bei der Qualität sind also bereits tägliche Praxis, und das wird man auch nicht ändern können.
    Die Menschen möchten immer an Wunder glauben, jeder hofft auf den Jackpot, aber letztendlich wird man von der Realität eingeholt, früher oder später.

    Stimmt, wir sind schon so weit, dass eine Grundverbesserung erforderlich ist, denn immer mehr Betriebe rutschen aus der 3-4 Kategorie in die unterste Schublade.

    Lösung? Da müsste man schon zu Beginn der Ausbildung ansetzen und ein Bewusstsein für den Beruf entwickeln.

    Das sind aber alles "Probleme" die mit einer Gebührenordnung oder Honoarordnung nicht viel zu tun haben.
     
  3. #63 Kalle88, 10.11.2015
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    Ich muss gestehen, zünftig auf die Walz zu gehen wäre auch nicht meins - da ist auch meine persönliche Grenze der Identifikation mit dem Beruf. Obwohl das eben so Tradition war und sicherlich einen tollen Wissensbackground liefert. Vermutlich aber auch Typfrage. Ich glaube ja eher, dass man sich selber und seine Fähigkeiten gar nicht mehr so ernst nimmt. Sich also selber eingesteht etwas zu können und dafür auch einstehen zu wollen in dem man es verbessert. Ich halte den Meister für nötig und man soll ihn auch nicht wegdiskutieren - aber daraus wird doch auch kein Allrounder geboren. Der Betriebswirtschaft beherrscht, der sein Fach im Schlaf kann und für noch nicht bekannte Probleme die Lösung hat.

    Will ich als öbuv SV auftreten, dann habe ich einen Wall von Herausforderungen vor mir - wobei es auch da solche und solche gibt. Die Qualifikation kommt mir aber weitaus höher vor, als bei der Meisterprüfung. Meine Meister bekomme ich, wenn ich die Prüfung bestanden habe - erlange damit fast alle Rechte. Eine Weiterbildungsverpflichtung - wie beim öbuv SV - gibt es meines Wissen nicht. Schützt daher auch nicht, das veraltetes, verstaubtes Wissen weiter verarbeitet wird. Muss oder eher darf man diese Entscheidung dem Träger eines Qualifikationssiegel selbst überlassen? Oder muss ich dort regulierend, seitens der Innung/Kammer?

    Auch wenn das Beispiel nicht ganz passt aber die Diskussion bis wo hin man Fahr tauglich ist ohne erneute Kontrolle trifft den Kern. Einerseits stellt es jeden unter Generalverdacht, andererseits zeigt es offen das ein Problem besteht. Die Diskussionen, in meinem Gewerk, gehen aber nur soweit, dass man sich sicher ist den Meister zu erhalten. Die Diskussion dahingehend ist eigentlich überflüssig weil am Thema vorbei. Den Meister in Folge von EU-Richtlinien aufzuweichen wäre genau das was du unter Weg ebnen gemeint hast. So was sollte nicht zur Diskussion stehen, weil es keine Länder (bis vielleicht Dänemark und Schweden) in der EU gibt die eine derart gutes System hat wie DE. Welche Ziele verfolgen die Kammern, Innungen und den Bund Energie mit einer sinnlosen Fragestellung zu vergeuden.



    Stand vor 30 Jahren vielleicht auch eher das "praktische" Leben auf dem Plan? Immerhin vermisse ich solche Fächer im Bildungssystem. Mir kommt es so vor als wäre unser Bildungssystem nur darauf bedacht Hochschulabsolvent zu produzieren. Wir haben zwar ein tolles duales System, stellen aber immer wieder fest das dies keiner nutzen will. Das mag jetzt zynisch klingen und ich bin absolut nicht gegen Flüchtlinge aber das Handwerk jetzt als Auffangbecken zu Nutzen um die Flüchtlinge einzugliedern finde ich auch morbide. Auch wenn das eigentlich keine Wertung haben sollte, sagt das Prozedere doch einiges aus. Ist Handwerk wirklich so unattraktiv, dass wir "unsere" Zöglinge dafür nicht begeistern können und eher die Hilflosigkeit anderer Ausnutzen?

    Chance und Verderben liegen hier ziemlich dicht beieinander.

    Da arbeitet man meines Wissen ja schon dran. Soll meinen das Fachwissen auch ohne den Verwaltungsakt des "Gesellenbriefes" nutzbar gemacht werden soll. Finde ich an sich eine gute Idee. Denn der "Brief" sagt nichts darüber aus was du kannst oder erreichen willst. Es ist eben nur noch eine Zugangsberechtigung um z. B. zur Meisterprüfung zugelassen zu werden. Problem solcher starren Abläufe ist ja, dass ich eben auch den "Ausschuss" durchlasse. Wie also fördere ich Diejenigen die wirklich wollen? Wie fördere ich das Menschen in das Handwerk wollen?

    Eigentlich könnte sich das System selber kontrollieren, wenn alle ihren "Job" machen würden.

    Basteln müsste ja keiner, jeder Furz ist ja in einer DIN benannt. Ist der Unterschied eines Facharbeiters nur noch der, dass er wissen sollte wo er nachlesen muss? Sind wir so überheblich zu glauben alles zu können? Oder hat das Handwerk einfach nur so ein schlechtes Ansehen in der Gesellschaft?

    Pfusch als Bestrafung? Möglich aber eine ungute Variante der "Vergeltung". Immerhin schneide ich mir damit selber in das Bein. Denn was sieht die Gesellschaft am Ende? Die Pfuschende Handwerkergilde. Warum also teuer Geld für Pfusch bezahlen, wenn ich es selber machen kann. Immerhin ist es doch nur Handarbeit. Befragungen in Schulen ob sie in das Handwerk wollen zeigen doch schon die Richtung - wie angesehen manch ein Handwerksberuf ist. Elopant schrieb über seinen Kundenkreis, dort sehe ich Parallelen. Sein Kundenkreis entspringt einer Schicht in der der Handwerker vermutlich noch angesehen war. Heute suggeriert doch jeder Baumarkt das jeder alles kann so lange er zwei Hände mit 8 Fingern und 2 Daumen hat.



    Nicht ist unmöglich :D Vielleicht die Abstufungen nicht aber den zu erwartenden Standard. Du sagtest zuvor, man kann de Kunden seiner eigenen Dummheit vorwerfen - ihn damit bestrafen. Ich sage, bestrafe ihn mit Ignoranz. Ich weiß, es passt nicht zum Kapitalismus, das sich Märkte nicht bilden egal wie schlecht die Erfolgsaussichten sind.

    Und das obwohl in den meisten Berufen Meisterpflicht besteht. Haben die also nichts gelernt oder gelerntes wieder sofort vergessen? Welchen Indikator gibt es warum man diesen Weg beschreitet? Gleichgültigkeit? Passt irgendwie nicht, weil man den Meister ja eben auch nicht geschenkt bekommt.

    Das fehlt ja den meisten gänzlich. Warum kann man nicht erwarten, dass sich ein Interessent für einen Beruf auch mit diesen identifiziert? Warum sonst will man den Job machen?

    Da hast du natürlich Recht. Man könnte es in "Probleme des Handwerks" umbenennen aber chapó für deine Geduld, dass Du noch nicht ausgestiegen bist aus der Diskussion :D
     
  4. R.B.

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    Auf die Walz zu gehen war früher extrem wichtig, das stammt auch noch aus den Zeiten in denen Handwerker sowieso ihr halbes Leben (mitsamt Familie) auf Wanderschaft waren. Steinmetze gingen beispielsweise von einer Stadt zur nächsten, wo gerade Kirchen o.ä. gebaut wurden, arbeiteten dort viele Jahre, und wenn sie ihre Arbeit erledigt hatten, ging es weiter in die nächste Stadt.
    Fachwissen konnte man zwar von seinem Meister lernen, aber wer wirklich lernen wollte, der musste verschiedene Betriebe besuchen. Fachzeitschriften, Internet, gab es zu dieser Zeit nicht, da hat man durch Zuschauen und Üben gelernt.

    Heutzutage kann man Fachwissen über Schulen und Medien vermitteln, dazu muss niemand mehr durch die Welt reisen. ABER, was die Schule nicht vermitteln kann, ich nenne es mal "soziale Kompetenz" und "soziale Intelligenz". In fremden Betrieben lernt man ja nicht nur fremde Arbeitsweisen und fachliche "Tricks" sondern auch das Zusammenleben und zusammen arbeiten. Für jemanden der später einmal einen eigenen Betrieb mit Mitarbeitern führen soll, eine unabdingbare Voraussetzung.

    Wer ein guter Koch werden will der muss nicht nur sein Handwerk (Grundlagen) verstehen, sondern er muss auch in vielen Küchen "gelernt" haben.

    Nebenbei bemerkt, war und ist das ein großes Problem bei jungen Meistern, die vielleicht auch noch zuhause bei Papi die Lehre gemacht haben, und dann möglichst schnell im eigenen Betrieb Verantwortung übernehmen sollen.

    Weiterbildung ergab sich früher automatisch weil in kürzeren Takten immer wieder neue (fremde) Fachleute in einen Betrieb kamen. Mit immer längerer Arbeitszeit der "Meister" zusammen mit immer weniger "neuen" Angestellten läuft ein Betrieb tatsächlich Gefahr, dass er veraltet.
    Weiterbildung wäre somit ein Muss, aber ich glaube nicht, dass man das vorschreiben kann. Ich kann einem selbständigen Handwerker nur schwer vorschreiben, wie er seinen Betrieb zu führen hat. Noch mehr gesetzliche Rahmenbedingungen, die man auch noch überprüfen müsste, wären nicht durchsetzbar.

    Eben, das System ist in seinen Grundsätzen nicht schlecht, und es hat sich bewährt. Nicht Abschaffen ist das Ziel sondern Modernisierung. Viele Länder wären froh wenn sie ein vergleichbares System hätten, doch der gute Ruf unseres Handwerks im Ausland wurde von unseren Vätern oder Großvätern erarbeitet. Das Handwerk ruht sich seit langem auf diesen Lorbeeren aus und merkt dabei nicht, dass andere Länder aufholen oder gar an uns vorbeiziehen. Anstatt jedoch Lösungen zu erarbeiten, das Handwerk zu modernisieren, versteift man sich auf flache Sprüche wie "die xxxx können doch sowieso nichts".

    In der Industrie war der internationale Druck schon viel früher zu verspüren, und diejenigen die nicht darauf reagiert haben, gibt es heute nicht mehr. Ich könnte Dir einige Beispiele nennen, auch von ehemaligen Kunden, die diese Situation nicht erkannt haben.

    Mit Sprüchen wie "Fenster aus PL taugen nichts" (nur als Beispiel, weil hier im Forum oft genannt) wird man keinen Kunden überzeugen können.

    So weit ich das beurteilen kann, war das Abi früher auf breiterem Wissen angelegt. Dann kam die Zeit der Spezialisierung, zu meiner Zeit dann mit Leistungskursen und Grundkursen (was war das für eine Diskussion), und im Moment habe ich eher den Eindruck, dass man wieder etwas in die Breite möchte. Man hat anscheinend erkannt, dass es nicht sinnvoll ist wenn man mit Sport und Kunst sein Abitur macht, und Mathe und Deutsch in die zweite Reihe wandert. ;)

    Aber, auch wenn nicht jede Entscheidung bzw. Änderung sich im Nachhinein als sinnvoll erwiesen hat, es war wichtig, dass hier reformiert wurde, denn mit einem Abi wie man es vor 50 oder 80 Jahre gemacht hat, könnte man heute in den meisten Studiengängen auch keinen Blumentopf mehr gewinnen.

    Das mit den Flüchtlingen ging mir auch durch den Kopf, problemlos geht das nicht ab. Ich hatte das mal in einem anderen thread erwähnt, unter anderem auch in Zusammenhang mit de "verlorenen Generation". Einerseits ergibt sich hier eine Chance, andererseits ist der Weg steinig und ich befürchte, dass weder Politik, noch Handwerk, noch die Flüchtlinge selbst wissen, worauf sie sich da einlassen. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele dieser Menschen eine Menge Motivation mitbringen, aber ob es gelingt diese Motivation über Jahre aufrecht zu erhalten?

    Ich denke dabei immer an mein Studium, der beste Student der mit mir angefangen hat war aus Vietnam, der hat sogar die Regelstudienzeit noch um 2 Semester unterboten. Der schlechteste Studen, der nach 2 Semestern das Handtuch geworfen hat weil er immer noch nicht wusste um was es eigentlich geht, stammte auch aus Vietnam. Selbst die Matheklausuren hat er in den Sand gesetzt weil er die Fragestellung nicht verstanden hat, und das obwohl die Mathematik selbst für ihn kein Problem gewesen wäre.

    Eine Lösung habe ich nicht, denn dazu wäre ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig, das ich nicht beeinflussen kann.

    Das sehe ich nicht ganz so, denn in Normen kann man nicht alles regeln. Gerade im Handwerk kommt es auch auf Erfahrung im Umgang mit Werkzeugen und Materialien an. Ein Fliesenleger der schon viele km² Fliesen geschnitten und verarbeitet hat, sollte ein anderes Gefühl für diese Arbeit entwickeln als Willi Heimwerker der sich im Baumarkt das erste Mal ein Paket Fliesen kauft. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten die darüber entscheiden ob ordentliche Arbeit oder Pfusch abgeliefert wird, völlig unabhängig von irgendwelchen DINs.

    Nicht als Bestrafung, denn jedem sollte die Konsequenz seines Handelns bewusst sein. Auch meine Kinder haben gelernt, wenn ich in die Flamme einer brennenden Kerze fasse, dann tut das weh. Als mündiger Bürger sollten mir Grundregeln der Wirtschaft bekannt sein, und eine Grundregel lautet, es gibt nichts geschenkt.
    Das bedeutet leider nicht, dass man für einen akzeptabeln Preis auch automatisch eine gute Leistung bekommt, aber perfekt wird ein System niemals sein, und für solche Fälle gibt es dann Normen, SV, RA und die Gerichte.

    Meine Theorie ist, dass man den Meistern nicht mehr beibringt wie man meisterlich arbeitet und einen Betrieb führt. Es wird alles nur noch dem Geld untergeordnet. Jedes zweites Wort ist Geld, Marge, Gewinn, Umsatz, Verlust,....... Es wird auch nicht mehr darüber nachgedacht, ob es überhaupt sinnvoll ist den anderen Lemmingen hinterher zu rennen, nur in der Hoffnung, dass man im freien Fall dann einen Tick schneller ist als die anderen.
    Schauen wir mal zurück in der Geschichte. Da gab es erfahrene Meisterbetriebe, die zwar auch nicht immer perfekt waren, die aber eine ordentliche Arbeit für ordentliches Geld abgeliefert haben. Dann gab es Jungmeister die sich erst einmal etablieren mussten, die ihren Mangel an Erfahrung durch geringere Preise bezahlten. Dann gab es auch damals schon diejenigen, deren Ruf so schnell ruiniert war, dass sie sich bestenfalls noch als Angestellter verdingen konnten und dann unter ständiger Beobachtung standen.
    Die Kunden wussten sehr schnell wen Sie für welche Aufgabe beauftragen mussten.

    Heute sieht die Sache anders aus. Kunde x verteilt hunderte Anfragen an alle möglichen Betriebe, natürlich nicht ohne dabei darauf hinzuweisen, dass er im Internet einen Preis xy gefunden hat. Größere Auftraggeber stehen unter Preisdruck und suchen sich den Handwerker aus, der ihnen zum besten Preis ein paar Dachziegel auf´s Dach wirft. Fachregeln? Fehlanzeige, interessiert nicht, so lange das Wasser nicht durch´s Dach läuft.
    (Ich hätte jetzt auch andere Branchen nehmen können, es läuft in fast allen Bereichen so oder so ähnlich).

    d.h. von vornherein steht nicht die fachliche Ausführung im Vordergrund sondern nur noch der Preis. Das führt dann dazu, dass jeder der sich auf das Spiel einlässt sehr schnell in der unteren Schublade landet.

    Meine Vermutung, die meisten suchen sich den Job nach den Kriterien "Lohn, Arbeitsaufwand" aus. Viel Geld mit möglichst wenig Aufwand, das ist die Devise.

    Warum wohl entscheiden sich Gesellen für einen Meisterkurs? Wegen dem Prestige? Weil man weiter kommen möchte? Ich halte jede Wette, die Masse macht es weil es ein paar Euro mehr im Monat gibt, oder mit der Absicht sich selbständig zu machen um mehr damit zu verdienen.

    So schnell gebe ich nicht auf. ;)

    Ach ja, "chapeau" wäre korrekt. Siehste, jetzt haste wieder was gelernt, ganz ohne Meisterkurs, nur mit Hife des BEF. :D
     
  5. #65 Kalle88, 10.11.2015
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    In meinem Lehrbetrieb gab es innerhalb von 13 Jahren (davon hab ich knapp 7 Jahre erlebt) an die 130 Kündigungen oder Personalwechsel :D War fast wie die Walz, weil da mitunter sehr fähige Menschen waren - nur eben nicht sozial verträglich oder dem Sprit verfallen... Spass bei Seite, durch Zuschauen und Üben lernt man heute ja noch am besten.

    Das erinnert mich an die früheren Mitarbeiterbewertungsbogen, dort wurde in Hard und Softskills unterteilt und die Teambildung daraus abgeleitet. An sich eine schlaue Idee. Anwärter auf Führungspositionen waren nur Diejenigen die ausgewogen waren, eben um beim Kunden auch nicht negativ zu erscheinen. Wobei viele Betriebe nun nicht unbedingt die soziale Kompetenz fördern. Das rührt ja eher aus der Erziehung, den Erfahrungen im älter werden. Meinst du damit das Gespür zwischenmenschliches Verhalten mit den harten Konsequenzen einer Betriebsführung zu vermischen? Also nicht das knallharte Arschloch als Chef zu sein um das Betriebsklima nicht nachhaltig zu vergiften? Wenn ja, dann stimme ich dir natürlich zu. Wobei am Ende eh gilt, dass der Vorgesetzte immer Recht hat - Diskussionen sind müßig wenn sie nicht erwünscht sind. Was ich in meiner letzten Firma gelernt habe, dann ist ein wichtiger Bestandteil die Kritikfähigkeit auch als Chef. Ohne Kritik und die Anerkenntnis kein Umdenken.

    Gelernt oder erfahren haben? Letzteres könnte auch außerhalb geschehen.

    Charakterfrage. Der richtige Typ hätte nicht bei Papi gelernt sondern hätte das harte Brot da draußen genommen, nur als Kind fleißig bei Papi zugesehen :D Ich hab mir auch schon die Frage gestellt wann der richtige Zeitpunkt für den Meister ist. Gerade weil du als "Jungspund" bei den Altgesellen gerne mal die Witzfigur bist. Solche Pappenheimer muss man sich aber konsequenzlos greifen - völlig egal welches Alter man hat. Ich bin zwar nicht dafür, dass man sich Respekt verdienen muss, sondern dass jeder Respekt verdient hat und man sich ggf. Bewunderung verdienen muss aber auch das ist für mich eine reine Typfrage. Ich habe mich auch als "Büropussy" durchgesetzt und in der Lehre den Gesellen Anweisungen erteilt. Zu mindestens was das Aufräumen und die Sorgfalt auf dem Platz und im Lager anbelangt hat. War mein Zuständigkeitsbereich, neben dem Büro und ich hab mich ungern von meinem Chef zusammen scheißen lassen wenn es nicht seiner Zufriedenheit entsprach.



    Sehe ich etwas anders. Ich weiß gar nicht wie oft ich Diskussion über ein fachlich strittiges Detail geführt habe, sei es mit Chef oder Kollegen und wusste das ich Recht hatte. Anerkenntnis dafür gab es selten, eigentlich nie. Vielleicht lag es auch an mir, weil es mir irgendwann zu doof war weil es ja nun mal nachlesbar war. Hängt für mich also sehr davon ab wie Kritik fähig die Menschen sind.

    Die Betriebsführung kann man nicht vorschreiben. Den Erhalt des Meistertitels aber schon. Ähnlich dem Zertifikat "Meisterhaft 5 Sterne". Die XXXXX Sterne erhält man nur wenn man ein Punktesystem erfüllt. Die Punkte hängen Maßgeblich von Fort- und Weiterbildungen ab. Das wäre zwar zu optimieren aber hätte ein Beitrag zur anhaltenden Qualifikation. Ein öbuv SV erkennt sen Status ja auch ab, wenn er nicht dafür sorgt auf dem laufenden zu sein. Beim Meister gibt es so was derzeit nicht, wird eher billig als Marketing benutzt in dem man sich brüstet sich Fortzubilden. Das ist aber eine Selbstverständlichkeit.



    Ich teile das Handwerk mal in zwei Gruppen. Auf der einen Seite die Handwerker, die nicht lange Schnacken und machen und auf der anderen Seite so Person wie meiner einer - die Sabbelköppe. Problem ist, dass der Pragmatismus an entscheidenden Stellen nicht mitwirkt. Damit meine ich nicht die Mitgliedschaft einer Innung. Sondern an Stellen zu sitzen die darüber entscheiden, was maßgeblich ist. Je mehr Sabbelköppe um so realitätsferner werden die Lösungen. Ich merke es an mir selber, je länger ich über etwas brüte umso komplizierter mach ich es im Endeffekt. Damit will ich vorhanden nicht weniger Wertschätzen aber wie Achim sagte, der Weg wäre vermutlich einfacher.

    Sprüche sind eben auch einfach langweilig. Wenn ich z. B. etwas Nachfrage, dann brauch ich dafür eine Begründung warum das so ist. Etwas was logisch ist und sich quasi selbst erklärt. Klar, dass ich davon ausgehen kann dass Kunden das auch wollen.

    Kann ich nicht mitreden, ich entstamme dem typischen Arbeiterbildnis - Hauptschule, mittlere Reife, Lehre. Sehe aber im Bekannten und Freundeskreis wie es so im Studium ist - man will ja dazu lernen.

    Warum schafft man mit Flüchtlingen etwas, was man mit dem eigenem Volk nicht schafft? Klingt wenig rational und logisch irgendwie. Ich würde es jedem Flüchtling wünschen hier Fuß zu fassen und Wohlstand generieren zu können, was sie in ihrem Land nicht konnten. Wenn am Ende aber nur 2 von 15 Flüchtlingen motiviert bleibt hab ich nur noch mehr Kandidaten für den Billig-Markt.
    Ich bewerte einen Mensch grundsätzlich anhand seiner Taten und seiner Überzeugung als an formellen Qualifikationen, bez. an dem was er kann und nicht an dem was er muss. Ich hab als jugendlicher das Schul-Prinzip schon zum *piep* gefunden. Weil es mir vermittelt hat was ich nicht wissen wollte und mich nicht gefördert hat was ich wissen wollte :D. Wobei es ziemlich unlogisch erscheint sich einem Studiengang zu widmen und diesen nicht in letzter Konsequenz und mit allen Mitteln zum Ziel zu bringen.



    Das Umdenken nicht aber den Anreiz zum Umdenken kann man geben. Simples Beispiel: Das BEF. Ich wette das hier Laien, die regelmäßig hier Lesen, am Ende einen anderen Blick auf die Dinge bekommen als sie zuvor hatten, als sie herkamen. Also hatte das BEF auf das Bewusstsein eine positive Auswirkung. Kammern und Innungen versuchen das Gleiche ja mit Kampagnen - nur sind die in meiner subjektiven Wahrnehmung ziemlich erfolglos. Weil es die schon gibt, da war ich noch Praktikant und das schon n Weilchen her, wenn auch noch nicht soo lange :D


    Das es ein Fachhandwerker schneller kann sicherlich. Ob es der Fachhandwerker mit der selben Sorgfalt tut? Vermutlich nicht alle. Was nahe legt, dass es der DIY eben ähnlich oder gar besser kann. Was dann Baumärkten Tür und Tor öffnet - zu mal die Politik so was wohl nie beschränken würde, allein wegen den Umsatzzahlen.


    Welchen Zeitraum für den Lernprozess willst du ansetzen?

    Perfekt wäre ja auch gruselig - dann wären wir irgendwo zwischen Sci-Fi-Vorstellung und Untergang.

    Fortsetzung folgt....
     
  6. #66 Kalle88, 10.11.2015
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    Tja, irgendwie kommen wir immer wieder an den Punkt. Ist wohl wie verhext :D Würde es passieren wenn das Handwerk sich in der Sache einig wäre? Vielleicht nicht, nur wer könnte das vermitteln?

    Oder aber es ist eine Vertuschung das man einfach unfähig ist seinen Betrieb richtig zu platzieren. Stichwort: Ich brauch die Aufträge. Passiert das auch, wenn man ein ausgearbeitetes Konzept hat? Vermutlich nicht. Ich hab heute ein Artikel einer deutschen Handwerkszeitung gelesen, wo es um Meister ging die Verabschiedet wurde. Der Redner verwies auf die guten Möglichkeiten der Selbstständigkeit. Es las sich so, als wäre der Meister nur die Geburtsstätte möglichst vieler Selbstständiger. "Ey, Handwerksbetriebe sind nichts neues und die Neuerfindung dessen gibt es auch schon in tausendfacher Ausführung - back to the roads." Der nachfolgende Artikel handelte davon wie viele Solounternehmer ihren Verdienst mit ALG II aufstocken. Da muss man einfach ganz klar sagen "halt Stopp an dem Punkt geht es SO nicht weiter". Nur müssen das mehrere tun und das geschlossen.



    Was man ja nicht verübeln kann. Aber Verdienste von 100k usw sind eben auch nicht mit einer 40 Std. Woche möglich. So was sollte man den Leuten in den Schulen eintrichtern, wenn es die Eltern in der Erziehung schon nicht mehr tun. Mir hat man noch beigebracht dass man um etwas haben zu wollen auch dafür arbeiten muss, geschenkt bekommt man halt nix. Definitiv eine Weisheit die ich meinen Kindern vermitteln werde.

    Mehr bedeutet aber eben auch mehr Verantwortung. Ich werde mich dafür entscheiden weil ich keine Lust habe meine Kreativität in einem Angestelltenverhältnis zu verschwenden. Schlicht aus Ermangelung eines geeigneten Betriebes der so Jemand gerne nehmen würde und erkennt Vorteile daraus zu ziehen. Bevor ich also vor lauter Resignation zur Brot losen Kunst übergehe, verheize ich mich lieber auf einem ungewissen Markt :D Oder hab einfach Glück und finde ähnlich denkenden Menschen um das anstehende "Leid" zu halbieren :D Und sicherlich auch teilweise um gewissen Leuten zu zeigen, dass ich neben Tippen auch noch Handwerken kann :D



    Das ist gut, in beiderlei Hinsicht. Fragt sich nur ob ich das französische gemeint hab oder doch das spanische? ;) Bei letzterem wäre meines durchaus richtig gewesen, bedeutet nämlich auch "Hut ab".

    Hab ich es doch glatt geschafft die Zeichenanzahl des BEF zu überschreiten :D Wer sich das wohl noch durchliest :D
     
  7. R.B.

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    Richtig, aber für junge Leute ist das die beste "Lehre". Wer sich mal mit dem Hammer auf den Finger geklopft hat weiß dann, wie man damit umgehend muss. Praktikanten durften bzw. dürfen bei mir immer "löten", aber nicht irgendwelche Dachrinnen, sondern zuerst dünne Drähtchen und dann Bauteile mit Anschlüssen < 1mm und am Ende auch mit 0,2mm bei 0,6mm Abstand. man glaubt nicht welche Fingerfertigkeit Jugendliche entwickeln wenn sie sich wirklich für etwas interessieren.

    In vielen Handwerksberufen kann man nur bestehen wenn ein Team funktioniert, Einzelkämpfer gibt es eher selten. Diese Erfahrungen sind wichtig, für die Mitarbeiter und erst Recht für den Chef der dann Mitarbeiter führen soll. Erfahrungen aus anderen Betrieben können da sehr hilfreich sein, zumindest sofern man gewillt ist "zu lernen".

    Auch ein ausgebildeter Koch ist in einer fremden Küche erst einmal ein "Lehrling", deswegen hatte ich geschrieben "gelernt". Kochen bedeutet ja nicht nur irgendwelche Rezepte abzuarbeiten, und dieses Gefühl für die Arbeit lernt man am besten unter "Anleitung".

    Als Jungspund springt man überall in´s kalte Wasser. Mein Prof. hatte mich damals gewarnt, ich hatte meine Abschluss ein paar Tage vor meinem 24. Geburtstag in der Tasche, und er meinte ich solle noch ein paar Semester dran hängen. Bei meiner ersten Stelle hatten wir noch eine Fertigung dabei, so ziemlich alle waren deutlich älter als ich, die meisten hätten meine Eltern sein können. Da helfen nur Nerven, Ruhe, Gelassenheit UND Fachwissen. Der Rest ergibt sich dann von alleine. Schwierig wird es wenn man ein paar Quertreiber dabei hat, da muss man dann den Chef raushängen lassen, obwohl mir das gar nicht zusagt. Die Alternative wären ewige Diskussionen, das führt zu nichts.

    Meister 1. Klasse und Meister 2. Klasse, da wird ein Aufschrei durch die Lande gehen. Kritikfähigkeit gehört nicht gerade zu den Stärken der Handwerker, und wenn man sie dann auch noch "abqualifizieren" möchte, das würden die nur mitmachen, wenn der Bestand automatisch in den Olymp der Handwerker aufgenommen wird.

    Ein Problem das ich bei Entwicklungen früher hatte, zuviel Perfektionismus und man kommt dann nicht zum Ende. Es fällt dann schwer zu akzeptieren, dass 99,999% auch gut sind.

    Sehe ich auch so, aber anscheind gelingt es nicht unsere Jugend dafür zu begeistern, warum auch immer (mögliche Gründe hatte ich zwar genannt...aber ob diesen zustreffen).

    Du glaubst gar nicht wieviele Studenten in den ersten Semestern noch ihre "Findungsphase" haben. Das liegt oft auch daran, dass man sich selbst in der Oberstufe keine Gedanken darüber macht. Hat man das Abi in der Tasche, dann wird "probiert", manchmal auch nur überbrückt bis man im Wunsch-Studiengang einen Platz kriegt, oder man muss halt irgendwas studieren damit Papi den Geldbeutel nicht zu macht.

    In meinen Augen ein riesiges Plus für die Studienanfänger die den Weg über Aus- und Fortbildung gegangen sind, die haben mehr (Lebens)Erfahrung und ein konkretes Ziel vor Augen.

    Das BEF hilft in allen Lebenssituationen. ;)

    Laien könne hier Einiges lernen, sofern sie wollen....ausgenommen vielleicht Lehrer, Maschinenbauer und ITler, die wissen schon alles. :mega_lol::mega_lol::mega_lol:

    Da sind wir wieder bei Job oder Beruf(ung).

    Gar keinen Zeitraum, entweder man lernt es irgendwann oder halt nicht. Jeder ist auch für sich selbst verantwortlich.

    Ein Problem liegt darin, dass man nicht nur ein Konzept braucht, sondern das Konzept auch leben muss. Dazu gehört auch eine gewisse Konsequenz, mal Aufträge abzulehnen. Man kann einen Handwerksbetrieb schonerfolgreich platzieren, zumal immer mehr Betriebe aus Altersgründen aufgegeben werden. Die Leistungen werden aber am Markt benötigt.
    Ich kenne ein paar Handwerker die sehr gute Handwerker aber verdammt schlechte Kaufleute sind. Betriebswirtschaft ist ein bisschen mehr als Einkaufspreis x 2.

    Genau so ist es. Wenn ich am Tag so viel verdiene wie andere in einem Monat, dann sicherlich nicht wegen meiner schönen Nase (sonst wäre ich Top-Model).

    Verantwortung und Risiko gehört dazu, damit muss man leben
     
  8. #68 Kalle88, 10.11.2015
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    Ich versuch die Weisheit mal mitzunehmen. Wobei mich die "vielen" Küchen schon abschrecken, weil es bei mir einfach wenig gute gibt. Jene wo ich auch gerne arbeiten würde. Wenn man sich die Internetauftritte durchliest dann gruselt es einen manchmal gewaltig...



    Wer Leistungen bieten will der muss auch etwas tun dafür und eben nicht nur einmalig eine Prüfung bestehen. Wer daran kein Interesse hat der hat es auch nicht verdient. Die Frage wäre gibt es mehr gut als schlechte? Dann mag der Aufschrei der schlechten verklingen, wenn sich die guten einig wären. So was wäre eigentlich im Interesse aller.



    Wann kommt der Profit? :D

    Da hast du verdammt Recht, mag aber auch an der nicht so guten Vorbereitung liegen. Zu mindestens was ich so erblicken konnte.
     
  9. #69 Mann1979, 11.11.2015
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    Hallo

    Sehr interessante Diskussionen. Vieles hat sich echt im Laufe der letzten 10-20 Jahre verändert-wie eben so vieles.

    Was schon allerdings immer mehr an Überhand nimmt,ist die Tatsache,dass Erfahrungswerte durch jahrelange und teilweise durch jahrzehntelange Arbeit immer weniger geschätzt wird,wenn diese eben "nur" durch Erfahrung und nicht durch schriftliche Dokumente wie etwa Prüfungen nachgewiesen werden kann.
    Auf der anderen Seite heißt es auch noch lange nicht,wenn jemand seinen "Meistertitel" hat,dass dieser dann auch eine
    "meisterhafte" Leistung/Qualität liefert.
    Das Thema Qualität und Preis leidet hald sehr stark mit dem Zeitdruck.Aber irgendwie "driften" wir hier vom eigentlich Thema ab
    (was aber denke ich nicht so wirklich schlimm ist).
    Auch ein nettes Beispiel aus der Praxis:
    Du willst dich als Elektrogeselle in eine VDE einlesen,weil du in der kommenden Woche etwas installieren/verdrahten/umklemmen musst bei dem du dir aber nicht mehr so ganz sicher bist was es dabei zu beachten gilt.
    Tja..was machst du dann?
    Du schaust mal im Betrieb nach ob diese VDE vorhanden ist und auch noch aktuell ist.
    Da stehst du dann vor dem großen Problem,dass du dir diese VDE erstmal zu einem sehr hohen Preis kaufen musst.
    Copyright hin oder her. Es kann nicht angehen,dass vieler Orts geschimpft wird,dass sich selbst Fachkräfte nicht an Vorschriften halten aber im Umkehrschluss diese Vorschriften-welche ja nicht wenige sind-nur zu sehr hohen Preisen käuflich zu erwerben sind.
    Dahingehend muss sich meiner Meinung nach schnellstmöglich etwas ändern.
    Ist das in anderen Gewerken auch so?
    schönen Abend
    Stefan
     
  10. R.B.

    R.B.

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    Moment mal, das bezog sich auf die Vergangenheit und die wenigen Branchen in denen das heutzutage noch üblich ist (Bsp.: Köche). Ich wollte damit nicht andeuten, dass DU erst einmal in einem Dutzend Betrieben arbeiten sollst.

    Eine Fortbildungspflicht ist in den meisten Berufen nicht vorgeschrieben, man kann hier nur auf Einsicht bei den entsprechenden Personen hoffen. Für den Einzelnen wäre auch noch denkbar, dass er eine Weiterbildung macht, doch hier sollte er vorab prüfen, was er durch die Weiterbildung beruflich erreichen kann. Nicht jeder ist in der komfortablen Situation, dass er nur aus Spaß an der Freude lernen kann, bei den meisten muss damit irgendwann auch der Lebensunterhalt verdient werden. Wenn man beispielsweise nach 4 oder 5 Jahren Studium nur ein Taxifahrer-Diplom in der Tasche hat, dann war die Zeit nicht gerade effizient genutzt. Ein Problem unserer Bildungsvielfalt in DE ist, dass man auch Dinge "studieren" kann, die an sich kein Mensch braucht. Es gibt auch noch Ausbildungsberufe die bei genauerer Betrachtung in eine Sackgasse führen. Man sollte daher sehr gut überlegen für was man sich entscheidet.

    Ich glaube die notwendigen Grundlagen werden schon vermittelt, aber in den meisten Fällen dürfte es an der anschließenden praktischen Umsetzung fehlen. Handwerk ist historisch bedingt nicht gerade durch Innovationsfreude bekannt, das bezieht sich auch auf die Betriebsführung. Ein Bekannter hat mir mal gesagt, dass bei ihnen ein Großteil der Kreditanträge abgelehnt werden weil keine brauchbaren Zahlen vorgelegt wurden. In den besten Fällen musste sich der Stb. ein paar Zahlen aus den Fingern saugen, in den schlimmsten Fällen gibt es bis auf ein paar Kontoauszüge gar nichts.

    Viele Handwerker jammern über die schlechten Zeiten, die bösen Banken, dabei hätten sie es selbst in der Hand. Wenn eine Erfolgsrechnung eines Unternehmens natürlich so aussieht, dass man am Jahresende den Kontostand notiert, dann muss man sich nicht wundern wenn man plötzlich mal überrascht wird. Ich kenne Handwerker die malochen Tag für Tag, können Dir aber am Ende eines Auftrags nicht sagen, ob und was sie damit wirklich verdient haben. Das Überleben des Betriebs ist somit ein reines Glücksspiel.
     
  11. R.B.

    R.B.

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    Ja.

    Das System der kostenpflichtigen "Normen" ist völlig überholt. Ursprünglich sollte ein Beitrag erhoben werden um die Kosten für Druck, Papier etc. zu kompensieren, heute wird daraus ein Geschäft gemacht.
     
  12. #72 Kalle88, 11.11.2015
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    Dann habe ich dich wohl missverstanden ;)


    Nur weil es Bestand hat bedeutet es ja nicht das es in Anbetracht zukünftiger möglicher Entwicklung noch praktikabel ist. Manchmal denke ich auch das gerade selbstständige Handwerksmeister nicht wissen wie sie die Kosten für Fortbildungen (Ob eigen oder MA) in den betrieblichen Prozess eingliedern. Ich musste mich für eine Weiterbildung jetzt arbeitslos melden, weil die angeblich zu teuer wurde (es ging um 25% AEZ Übernahme). Wenn ich mir überlege was das für ein Aufwand war um das durchzudrücken, dann kann ich es schon fast verstehen das die Begeisterung für so was in der Belegschaft nicht groß ist. Das seltsame ist halt, dass im Winter prinzipiell nichts zu tun ist, wenn man die Monate davor richtig gesteuert hat, dann kann man sich das Wetter im Winter auch leisten und man hat viel Zeit seine Jungs im Wissen aufzufrischen - sogar unter der Förderungsleistung der Kurzarbeit z. B. Wird meiner Wahrnehmung nach aber wenig angenommen, wenn man sich umhört.


    Weil es meines Wissens auch nicht gelehrt wird. Das was ich damals mitbekomme habe glich in etwa der Inhalte die du als Kaufmann in den ersten 2 Jahren in der Schule beigepuhlt bekommst. Der Meister stellt an sich aber selber den Anspruch die Selbstständigkeit zu fördern - das passt irgendwie nicht so ganz. Man muss am Ende kein Finanzwirt sein, seinen MA in Betriebs und Volkswirtschaft haben aber man sollte in der Lage sein anhand von Zahlenwerk reagieren zu können und Preisentwicklungen abschätzen zu können. Interessieren würde mich mal was im Betriebswirkt HWK noch gelehrt wird, was ja dann die letzte Aufstiegsmöglichkeit im Handwerk bietet.

    Naja, die meisten Handwerkssoftware haben ja so was wie die Nachkalkulation. Ist ja nicht so das es keine Mittel gäbe das Prüfen zu können, es fehlt wohl einfach an Zeit. Muss die Zeit zwangsläufig fehlen?
     
  13. #73 Kalle88, 11.11.2015
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    Was ist für dich ein hoher Preis? Unser Regelwerk liegt im Schnitt bei 260 Euro, Aktualisierung liegen um die 100 Euro. Einzelne Normen, wie z. B. die 4108 liegen im Schnitt auch bei 100-150 Euro. Normungen kann man auch per Abo im Internet erhalten.

    Deine Argumentation kann ich leider nicht folgen. Einerseits sollen die Preise für Handwerksleistungen teurer werden damit die Qualität steigt, die Mittel dazu sollen aber sinken? Es wäre der gleiche Preisverfall der hier auf einigen Seiten angeprangert wird. Das wäre, wie Ralf so schön sagte, Rosinenpickerei.

    Die Frage ist ja was du damit finanzierst, sicherlich nicht nur das Papier und die Farbe. Sondern auch die Arbeit dafür von Verbänden/ Kammern/ Ausschüssen. Die Dachdecker könnten jetzt auch Jammern, wenn sie verpflichtet werden sich für knapp 4500 Euro WUFI oder ähnliches zu besorgen, wo ja noch keine Schulung enthalten ist. Mag vielleicht an meiner Einstellung liegen aber an Programmen oder Nachschlagwerk würde ich nie die Daumenschraube ansetzen wollen. Das MUSS sich einfach ein Betrieb leisten, ansonsten läuft da gewaltig etwas schief.
     
  14. R.B.

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    Man könnte das evtl. an die Ausübung bestimmter Tätigkeiten koppeln, ähnlich einer Konzession. In wieweit das für die entsprechenden Berufe praktikabel ist, darüber müsste man sich einmal ein paar Gedanken machen.
    Bsp.: Ein KFZler der nur dann eine AU, oder Dieselfahrzeuge, oder was weiß ich, machen darf wenn er regelmäßige Fortbildungen besucht, usw.

    Problematisch könnte dann die Überwachung werden, hier kann man ja auf die Erfahrungen mit den Handwerksbetrieben zurückgreifen, die für ihre Tätigkeit eine Konzession benötigen. Wenn ich da aber an die Praxis denke, dann ist die Konzession auch nur ein Stück Papier, und hast Du den Wisch erst einmal, dann muss viel passieren bis man Dir diesen wieder wegnimmt. Vielleicht wenn Du als HB ein ganzes Stadtviertel in die Luft gejagt hast, oder als Eli eine Stadt für Tage stromlos gemacht hast, ansonsten........

    Gelehrt vielleicht schon, aber vermutlich auch genau so schnell wieder vergessen?

    Fehlt wirklich die Zeit? Oder hat man einfach keine Lust? So lange der Geldautomat noch Geld ausspuckt, warum sollte man sich dann mit solchen Dingen beschäftigen? Vielleicht liegt es daran, dass mit der Zeit auch der Schlendrian einkehrt.....es funktioniert doch auch so. ;)
     
  15. #75 Mann1979, 11.11.2015
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    Hallo

    Schau mal hier:
    https://www.vde-verlag.de/normen/auswahl-fuer-das-elektrotechniker-handwerk.html

    Preislich liegst du bei dieser bei ca. 1400-1800 Euro "Erstanschchaffung" und bei ca. 200 Euro jährlich.
    Die 1400 Euro sind für einen Gesellen ganz grob gerechnet ungefähr ein Monatslohn......
    Es gibt auch welche im 5-stelligen Bereich-die kauft sich keine Elektrofachkraft "mal eben so nebenbei".
    Ich rede ja nicht von Betrieben,sondern von Fachkräften/Angestellten/Gesellen. Klar kann man jetzt argumentieren,dass die vom Betrieb zur Verfügung gestellt werden müssen,aber wenn wir das Regelwerk jetzt mal als eine Art "Weiterbildung" ansehen ist das auf die Dauer auch nicht günstig. Ich weiß nicht inwieweit das steuerlich geltend gemacht werden kann/könnte.
    Wäre aber mal interessant.Aber selbst wenn,dann ist das immer noch eine horrende Summe.
    Angenommen du arbeitest als Betriebselektriker in einem Betrieb der z.B. im Gesundheitswesen tätig ist. Glaubst du da werden
    15-20k Euro für ein VDE Regelwerk ausgegeben?
    Und noch was:
    Es gibt VDE Regelwerke die weitaus mehr kosten:
    https://www.vde-verlag.de/normen/auswahl-elektrotechnik-im-bauwesen.html
    Elektrotechnik Bauwesen

    https://www.vde-verlag.de/normen/gruppen-0-und-1-allgemeine-grundsaetze-energieanlagen.html
    Allgemeine Grundsätze und Energieanlagen
    (Wohl eine der wichtigsten)
    Da der Bereich Elektrotechnik so umfangreich ist kann das für kleinere Handwerksbetriebe schnell mal eine mittlere 5stellige
    Summe betragen.

    Besten Dank

    Stefan
     
  16. #76 Kalle88, 11.11.2015
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    Gar keine schlechte Idee. Ich könnte mir das so vorstellen:

    Die Ausbildung lehrt den jeweiligen Grundstock des Berufes - so wie es jetzt auch ist. Ähnlich dem Studium kann man sich innerhalb der Lehre spezialisieren - Fächer also dazu nehmen. Untergliedern könnte man das in zukünftig theoretische Praktiken oder eher handwerkliche Tätigkeiten. Bei ersterem bereitet man auf den Meister vor, bei letzterem auf den Facharbeiter mit Spezialgebiet - die Regellehrzeit verlängert sich auf Zeit X. Für das verlängern der Lehrzeit stellt man Betrieben subventionelle Förderung des Staates zur Verfügung. Um den Anreiz auch für Betriebe zu setzen seine Lehrlinge länger als gewöhnlich ausbilden zu lassen. Theorie bedeutet dann, dass hier ausführlich Betriebswirtschaft gelehrt wird, planerische Arbeiten innerhalb des Gewerkes - wo dann der Meister aufbaut.

    Beim Meister wird ebenfalls wie heute der Grundstock meisterliche Tätigkeiten gelehrt. Das Niveau und Wissen wird aber deutlich angezogen, da in der Lehre der Wissensstock herauf gesetzt wird. Beim Meister könnte man selbes Prinzip anwenden. Auch hier wieder den Fokus auf praktisch und theoretisch setzen. Theorie1 bereitet auf ein mögliches Studium vor Theorie2 bereitet den Übergang in den Betriebswirt HWK vor. Praktisch1 gliedert sich in allgemeine Tätigkeiten - nur etwas ausführlicher, Praktisch2 gliedert sich ein Fachgebiet das z. B. regional Abhängig ist (Thüringen = Schieferdeckung, Norden = Flachdachkunde). Es bleibt also quasi wie es ist, wird nur ausführlicher in seiner Ausgestaltung.

    An die Ausgestaltung könnte man dann die Konfession knüpfen zum Erhalt der Qualität aber eine Bedingungsliste daran knüpfen. "Du darfst den Titel tragen, wenn du alle 3 Jahre X Weiterbildungen zu dem Thema nachweisen kannst". Die Weiterbildungen und deren Inhalte werden von den Kammern zertifiziert und überwacht.

    Was ist, wenn sich die Betriebe untereinander kontrollieren? Quasi als Mitwirkung am gesamten Markt. Mir muss doch bewusst sein, wenn ich mit weniger "Pfusch" zu tun habe, dann habe ich es auch leichter mich am Markt zu platzieren und zu behaupten. Erst die Alternative macht die Erklärungsflut beim Kunden möglich.



    Wie sagte mein ReWe- Lehrer immer "Rechnungswesen ist wie Fahrradfahren, hast du das Prinzip verstanden verlernst du es nicht mehr". Recht hatte der Mann. Ich müsste bestimmt auch erst wieder reinkommen aber verlernt hab ich das sicherlich nicht. Betriebswirtschaft mag da schon nüchterner sein aber es kann eben nicht alles Spaß machen.



    Das Unternehmensgehalt liegt doch maßgeblich vom Profit der Unternehmung ab. Gibt es keinen, habe ich auch nichts zu entnehmen. Obwohl scheiße, das setzt ja wieder voraus das man seine Zahlen kennt und nicht aus dem Dispo lebt... :D
     
  17. R.B.

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    Diese Kosten sind für den Betrieb natürlich Ausgaben und somit mindern sie den zu versteuernden Gewinn.
    Kauft man sich die Normen als Privatperson, dann wird das nicht so einfach. Hier muss ein eindeutiger Bezug zur beruflichen Tätigkeit vorliegen, zudem muss man natürlich in Form von Belegen die Kosten nachweisen. Unter diesen Bedingungen wären das Werbungskosten und könnten bei der Einkommensteuer berücksichtigt werden, denn die Normen dienen ja der Erzielung von Einkommen.

    Interessant wird es vielleicht wenn die Kosten unnatürlich hoch ausfallen. Da könnte ich mir vorstellen, dass das FA sehr genau hinschaut und auch die Notwendigkeit hinterfragt, vor allen Dingen dann, wenn das Einkommen so weit gedrückt wird, dass fraglich wird, wie derjenige seinen Lebensunterhalt bestritten hat.
    Man könnte auch hinterfragen, ob die Normen nicht als Arbeitsmittel vom Betrieb gestellt werden (müssen), was aber erst einmal nichts daran ändert, dass Dir ja nachweislich Kosten entanden sind.
     
  18. #78 Kalle88, 11.11.2015
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    Ungeachtet dessen, dass ich mich im E-Handwerk nicht auskenne:

    Du als Geselle musst es dir nicht kaufen. Warum auch? Es ist Aufgabe deines Chef's. "Mit Scheiß Werkzeug kann man auch nur Mist abliefern" Werkzeug beinhaltet eben auch Wissen in textlicher Form. Wenn dein Chef dir es nicht bezahlt oder daran kein Interesse sieht, warum willst du weiterhin sein AN sein, wenn es DIR wichtig ist? Weil er dein Gehalt bezahlt? Richtig. Aber deswegen muss man sich nicht versklaven lassen. Es gibt ja Alternativen und ich glaube kaum, dass sich ein guter Handwerker um so was wie "ich bekomme kein Job" Gedanken machen muss. Angebot und Nachfrage. Das Angebot ist rar, die Nachfrage aber relativ groß. Beste Voraussetzungen auch mal Ansprüche stellen zu dürfen.

    Jeder muss den Dreck fressen, den er sich wohlweislich aussucht. Ist die Unternehmensentscheidung Kopflose Arbeiter haben zu wollen, dann soll er auch nur das bekommen.

    Weiter liegt es an der Innung und eurer Kammer dafür einen Markt zu schaffen. Eben damit du als Geselle auf dem Bau auch mal nachsehen kannst wie das eigentlich ging. Hier sind Betrieb, wie Gewerksorganisationen in der Pflicht.

    Du kannst jegliche Weiterbildung steuerlich absetzen, so lang sie deinem Beruf dienlich ist. Ob das nun Fachzeitschriften sind, Fachbücher oder Dokumentationen. Und nein, ein Regelwerk ist keine Weiterbildung es ist die Grundlage der Arbeiten. Das ist schlicht und ergreifend betriebliche Organisation. Ein Arbeitsauftrag hat allumfassend zu sein und nicht lückenhaft. Wer das nicht hin bekommt, der hat Unternehmerisch an dem Platz nichts zu suchen. Das bedeutet eben auch, dass einem Arbeitsauftrag mal ein Auszug der Fachreglen/ Vorschriften anhaftet, ebenso wie die einkalkulierte Arbeitszeit. Richtigerweise wäre die Aufzeichnung derer nämlich Nachkalkulatorisch verpflichtend.

    Der Betrieb ist nicht verpflichtet alles anbieten zu müssen. Stichwort Spezialisierung. Demzufolge muss ein kleiner Handwerksbetrieb auch nicht allumfassende Kenntnis aller Möglichkeiten haben. Aber ja, die Summen sind schon enorm - ein Urteil lässt sich aber nur bilden, wenn man auch weiß welche Arbeit mit diesem Preis verbunden ist. Hast du davon eine Ahnung?
     
  19. R.B.

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    Du solltest Dich um den Posten als Kammerpräsident bemühen, also schnell Bewerbung schreiben. ;)

    Ich würde Deinen Ausführungen folgen, Du darfst nur nicht Weiterbildung mit Fortbildung in einen Topf werfen. Umgangssprachlich wird das gerne vermischt, es handelt sich aber um unterschiedliche Dinge. Bei der von Dir genannten "Strategie" geht es primär um Fortbildung.
    Wichtig ist die Unterscheidung auch deswegen, weil man abhängig von Weiter- oder Fortbildung auch unterschiedliche Mittel beantragen kann, und auch die steuerliche Betrachtung etwas anders ist. Viele Betriebe wissen gar nicht, dass sie Fortbildung für Mitarbeiter nicht immer aus eigender Tasche bezahlen müssen.

    Funktioniert bisher nicht besonders gut, ob man das ändern kann? Ich weiß nicht. Vielleicht kommt dann auch das mit der Krähe, die einer anderen....
     
  20. #80 Kalle88, 11.11.2015
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    Und damit jüngster Kammerpräsident werden? Hmm, neee. Aber man könnte die Idee behalten, weiter ausarbeiten und mal präsentieren. Fraglich nur wo man da anklopft? HWK, Innung, Bund? Vermutlich HWK/Bund. Problem bei so was ist ja immer, wenn du eine gute Idee hast dann gibt es genug die die Lorbeeren ernten wollen. Wenn man denn überhaupt ernst genommen wird, aber dann wäre die "Offenbarung" hier schon denkbar ungünstig gewesen. War ja nur eine fixe Idee zwischen Kaffee machen und Abwasch :D

    Weiterbildung wäre für mich das Erlangen eines Abschlusses/ Titels. Fortbildung ist eher so etwas wie Tagesseminare, Herstellerschulungen usw. Liege ich falsch? Für gewöhnlich gibt aber doch der Träger darüber Auskunft was förderbar ist. So war es zu mindestens bei mir jetzt, war meinem Chef dennoch zu teuer und zu aufwändig :D You get what you pay for.





    Falls ich dich jetzt richtig interpretiere, dann hast du aber sehr weit gestochene Ziele in der gemeinsamen Interaktion :D
     
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