Alternative Fassade

Diskutiere Alternative Fassade im Sanierungskonzept & Kostenschätzung Forum im Bereich Altbau; Hallo zusammen, ich möchte an unserem 70er Jahre Bungalow die zwar extrem robuste (aber optisch nicht jedermanns Fall) Schieferfassade abnehmen...

  1. #1 seb2011, 11.04.2019
    seb2011

    seb2011

    Dabei seit:
    21.04.2015
    Beiträge:
    13
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Wirt.-Ing.
    Ort:
    Solingen
    Hallo zusammen,

    ich möchte an unserem 70er Jahre Bungalow die zwar extrem robuste (aber optisch nicht jedermanns Fall) Schieferfassade abnehmen und gegen eine weiße Putzfassade tauschen. Es geht uns dabei rein um das optische, energetische Aspekte sind weniger relevant da unsere Heizkosten bereits recht niedrig sind.

    Das Mauerwerk besteht aus 25er Holzbeton Mantelseteinen, welche in 12 oder 16cm Dicke mit Beton verfüllt sind. Aktuell ist dort außen direkt der Schiefer aufgenagelt. Der Schiefer würde nun also abgenommen. Der neue Fassadenaufbau ist wie folgt geplant:
    - Klebemörtel für die Dämmung direkt auf den Holzbeton, da schön grob strukturiert
    - 4cm Rockwool Coverrock Steinwolle (Laibungsplatten)
    - Armierungsmörtel mit Armierungsgewebe
    - Oberputz in kleiner Körnung

    Bevor die Diskussion hier über die Dicke der Dämmung ausbricht: ja, wir wissen das ist sehr dünn. Die Argumente hierzu sind:
    - besser dünne Dämmung als keine
    - der Dachüberstand des hinterlüfteten Flachdachs müsste für dickere Dämmungen erweitert werden
    - die dünnen Steinwolleplatten können nur geklebt werden und brauchen keine Dübel
    - Materialkosten spielen natürlich auch eine Rolle
    - Da alle Häuser der Straße als Grenzbebauung versetzt direkt nebeneinander stehen, gibt es bei dicken Dämmungen starke Überbauung, die zwar nicht unlösbar aber zumindest problematisch wären.
    - Die Fenster wurden die letzten Jahre erst neu gemacht. Wenn wir nun richtig dick dämmen, können die Laibungen der Fenster nicht ähnlich stark gedämmt werden. Das würde zu einem starken Unterschied der Dämmung zwischen Außenwand und den Laibungen führen.

    Die Frage zielt nun weniger auf die Sinnhaftigkeit der dünnen Dämmung und etwaige EnEV-Probleme ab, sondern vielmehr auf eine akzeptable Bauphysik vor allem mit Blick auf die Dampfdiffusion. Ist dieser Aufbau bauphysikalisch in Ordnung? Nach mehreren Gesprächen bin ich von einer EPS/XPS-Dämmung zu der Steinwolldämmung gelangt, um die Dampfdiffusion besser zu ermöglichen und nicht am Ende mit vollgesogenen Dämmplatten dazustehen.

    Viele Grüße
    Sebastian
     
  2. #2 simon84, 11.04.2019
    simon84

    simon84
    Moderator

    Dabei seit:
    11.11.2012
    Beiträge:
    20.873
    Zustimmungen:
    5.615
    Beruf:
    Schrauber
    Ort:
    Muenchen
    Was machst du denn nun mit der EnEV ? Ausnahme beantragen bzw. zutreffende Ausnahmeregelung gefunden ? Ignorieren?

    Ansonsten brauchst du dir bei 4cm Dämmung nicht die größten Sorgen wegen Diffusionsproblemen machen, das Thema mit dem Gefälle ist doch eher bei starken Dämmstärken bzw. Unterschieden.

    Beton ist aber generell schon fies, wegen dem extrem schlechten U-Wert.

    Stell den Gesamtaufbau in den U-Wert Rechner und schau was dabei rauskommt als erster Anhaltspunkt.
     
  3. #3 seb2011, 11.04.2019
    seb2011

    seb2011

    Dabei seit:
    21.04.2015
    Beiträge:
    13
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Wirt.-Ing.
    Ort:
    Solingen
    Also, in Punkto EnEV habe ich nun einige Dachdecker und einen Gutachter gefragt. Man kann sich über mehrere Punkte versuchen da raus zu winden:
    - Kostenineffizienz wegen unzureichend weitem Dachüberhang
    - es wird kein Putz abgeschlagen, daher keine Putzerneuerung

    Mein Fazit ist: man kann es schon irgendwie rechtfertigen, letztendlich prüft das aber eh keiner - wenn die Nachbarn mitspielen.

    Eingegeben im U-Wert Rechner komme ich ohne 4 cm Dämmung auf einen U-Wert von ca. 1, mit 4cm Steinwolle auf 0,5. Also weniger ist besser als nix und das wird es dann wohl werden.

    Viele Grüße
    Sebastian
     
  4. #4 simon84, 11.04.2019
    simon84

    simon84
    Moderator

    Dabei seit:
    11.11.2012
    Beiträge:
    20.873
    Zustimmungen:
    5.615
    Beruf:
    Schrauber
    Ort:
    Muenchen
    reduktion der transmissionswärmeverluste um 50% ist ja schon mal nicht schlecht, oder
     
  5. #5 seb2011, 22.04.2019
    Zuletzt bearbeitet: 22.04.2019
    seb2011

    seb2011

    Dabei seit:
    21.04.2015
    Beiträge:
    13
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Wirt.-Ing.
    Ort:
    Solingen
    Hallo zusammen,

    ich habe nun ein bisschen recherchiert und es geht nun um die konkrete Ausführung. Da ich nur 4cm Mineralwoll-Dämmung aufbringen werde kommen leider nicht so viele Lieferprogramme in Frage. Wichtig für mich ist die Frage, ob ich bei der geringen Dicke dübeln muss oder nicht.

    Diese Produkte kämen potentiell in Frage:
    - Sakret MW 035 WDV (beidseitig beschichtet, ab 20mm Dicke lieferbar)
    - Isover Sillatherm WVP-1 035 (einseitig beschichtet, ab 40mm Dickel ieferbar)
    - Rockwool Coverrock LB (Laibungplatte, Beschichtung unklar, ab 20mm Dicke lieferbar)
    - Sto und die normalen Rockwool Platten sind zu dick

    Ich lese nun auf den Produkt-Homepages und in manchen technischen Datenblättern (aber nicht konsistent), dass manchmal bei Unebenheiten des Untergrunds <1cm oder generell rein geklebt werden könnte. Ich finde diese Informationen zum "Nicht-Verdübeln" aber nicht wirklich konsistent und versuche vor allem die technische Erfordernis dahinter zu verstehen. Die Erfordernis zum Verdübeln entsteht, so wie ich es verstehe, durch:
    1. die Scherkräfte die vor allem durch das Gewicht der Fassade entsteht. Diese sind bei dünnen Aufbaustärken durch einen kleineren Hebel doch reduziert, oder nicht? Zudem ist der Holzbeton-Untergrund (ähnlich Heraklith) stark aber fein strukturiert, so dass eine sehr gute Haftung entstehen sollte - vor allem für Scherkräfte.
    2. Die Zugkräfte, die vor allem durch Windsog entstehen. Auch hier ist der Holzbeton-Untergrund für die Kleberhaftung vorteilhaft gegenüber einer recht glatten Oberfläche.
    Als weiterer Aufbau kommt dann der Armierungsmörtel inkl. Gewebe und dann der Oberputz. Es handelt sich dabei um eine Bungalow Fassade mit einer Höhe von 3m und 10m Breite.

    Ich Frage mich also,
    1. ob ich bei richtiger Verklebung (Pressspachtelung, falls nur einseitig kaschiert etc.) eine zusätzliche Verdübelung der Platten bei nur 4cm Dämmstärke und Holzbeton als Untergrund notwendig ist?
    2. ob tatsächlich die weiteren Systemkomponenten für die weitere Verarbeitung (Kleber, Armierungsmörtel) des jeweiligen Herstellers verwendet werden müssen? Hier geht es ja um die Zulassung im System, welche mir bei einer privaten Verarbeitung relativ egal ist, solange Alterativen technisch sinnvoll sind. Gibt es bei dem Zusammenspiel der Kleber und Mörtel für die gleichen Zwecke zwischen den Systemen so große Unterschiede, so dass nur die Systemkomponenten verwendet werden können?

    Viele Grüße
    Sebastian
     
  6. #6 Fabian Weber, 22.04.2019
    Fabian Weber

    Fabian Weber

    Dabei seit:
    03.04.2018
    Beiträge:
    13.583
    Zustimmungen:
    5.157
    Ich würde die Abweichung der ENEV auf jeden Fall beantragen, die 50.000€ Strafe wäre mir viel zu riskant.

    Ob Dübel oder nicht sagt Dir der jeweilige Anwendungsberater des Herstellers.
     
  7. #7 Canyon99, 22.04.2019
    Canyon99

    Canyon99

    Dabei seit:
    25.10.2017
    Beiträge:
    583
    Zustimmungen:
    113
    Beruf:
    Dipl. Ing.
    Ort:
    Rhein/Main
    Würde ich auf keinen Fall tun. ;) Warum den braven Häuslebauer / Umbauer immer mit irgendwelchen Schreckenszenarios verunsichern...?? Die ENEV wurde imho in erster Linie von Lobbyisten für die Dämmstoffindustrie gemacht und immer weiter verschärft. Zahlen darf der Bauherr den ganzen Mist, ist doch Irrsinn und mittlerweile typisch deutsch.

    ENEV ist für mich das gleiche rote Tuch wie irgendwelche Dieselfahrverbote. Auflagen immer nur Auflagen, der gesunde Menschenverstand und die eigene Entscheidung & Verantwortung bleiben auf der Strecke. Kein Wunder daß Mieten und Baupreise nur eine Richtung kennen bei dem Wahnsinn..... :irre
     
  8. #8 Fabian Weber, 22.04.2019
    Fabian Weber

    Fabian Weber

    Dabei seit:
    03.04.2018
    Beiträge:
    13.583
    Zustimmungen:
    5.157
    Deine Einstellung zur ENEV teile ich überwiegend, aber das gilt für mich auch zum Beispiel für das Fahrradfahrer auf dem Gehweg.

    Aber wenn ich dabei erwischt werde, gibt es eine Strafe, ganz einfach.

    Beim Fahrrad sind es aber keine maximalen 50.000€.
     
  9. #9 seb2011, 22.04.2019
    seb2011

    seb2011

    Dabei seit:
    21.04.2015
    Beiträge:
    13
    Zustimmungen:
    0
    Beruf:
    Wirt.-Ing.
    Ort:
    Solingen
    Danke für eure Antworten.
    Das Thema EnEV wurde habe ich schon mit einem Gutachter zuende diskutiert und für mich abgeschlossen. Der Weg zum Berater des Herstellers ist natürlich auch möglich. Ich wollte nur eine Zweitmeinung einholen
     
  10. #10 Gast 85175, 22.04.2019
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Du baust da ein Wärmedämmverbundsystem und das ist eine Fassadenbekleidung. Für Fassadenbekleidungen brauchst Du eine Statik oder eine Zulassung.

    Die Fundstelle für die Antwort auf die Frage ob Du dübeln musst oder nicht ist als die bauaufsichtliche Zulassung des Systems das Du verwenden willst. In der Zulassung steht auch welche Teile zum System gehören, auf welchen Untergründen was gilt, usw.

    Alles andere als das was in der Zulassung steht ist nur Geschwätz von irgendwelchen Leuten und wenn Du von denen nichts verbindlich-schriftliches hast, dann solltest Du es auch nur als dummes Geschwätz verbuchen.

    Auch wenn das oft von Möchtegern-Experten bestritten wird, beim Thema WDVS geht es bauordnungsrechtlich überwiegend um die Standsicherheit (Statik) und den Brandschutz und wenn Du da wissen willst was Sache ist, dann hilft halt nur der Blick in die Zulassung.

    Das Vorgehen nach dem Schema „ich nehme einfach Platte A, Mörtel B und Dübel C“ ist jedenfalls verkehrt, man kann dir zwar sagen ob das mit hoher Wahrscheinlichkeit gut geht oder nicht, aber es bleibt dann doch ein „Bastelsystem“ ausserhalb der Zulassung und müsste theoretisch zurückgebaut werden. So siehts aus im dt. Rechstaat Anno 2019.
     
Thema:

Alternative Fassade

Die Seite wird geladen...

Alternative Fassade - Ähnliche Themen

  1. Alternative zu 4,5m hoher Betonmauer

    Alternative zu 4,5m hoher Betonmauer: Hallo zusammen, Wir bauen in einen sehr steilen Hang und sind derzeit auf der Suche nach einer optisch ansprechenden (und vl auch günstigeren?)...
  2. Alternative zu Fensterbankanschlussprofil?

    Alternative zu Fensterbankanschlussprofil?: Hallo zusammen, ich saniere aktuell ein Haus von 1961 und möchte neue Fenster bestellen. Ich habe ausgemessen, dass es zwischen der Innen- und...
  3. Alternative Randsteine Beton

    Alternative Randsteine Beton: Hallo, gibt es eine schöne bezahlbare Alternative zu Beton-Randsteine rund ums Fundament zum Einfassen des Kielstreifens? Granit fällt aus...
  4. Holzbalkendecke - Alternativen zu GigaFloor Presto

    Holzbalkendecke - Alternativen zu GigaFloor Presto: Moin moin zusammen, bin gerade dabei, zumindest bei einen Raum im OG die Bodenkonstruktion zu sanieren: Holzbalken Aufbau: 12*20cm Abstand: 70cm...
  5. Fassade sanieren mit Kunstharzputz oder gibt´s Alternativen

    Fassade sanieren mit Kunstharzputz oder gibt´s Alternativen: Hallo an alle, ich möchte die Fassade eines Hauses ( Bj. 1920 ) sanieren, da über die gesamte Zeit vielleicht mal was ausgespachtelt aber nie...