Sanierung Altbau

Diskutiere Sanierung Altbau im Sanierungskonzept & Kostenschätzung Forum im Bereich Altbau; Hallo zusammen, aus einer Erbschaft haben wir ein altes, stark sanierungsbedürftiges freistehendes Haus mit großem Grundstück erhalten. Das Haus...

  1. #1 MatthiasH, 11.02.2020
    MatthiasH

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    Hallo zusammen,

    aus einer Erbschaft haben wir ein altes, stark sanierungsbedürftiges freistehendes Haus mit großem Grundstück erhalten. Das Haus befindet sich in einem sehr kleinen Dörf (unter 100 Einwohner), aber im Einzugsbereich einer deutschen Millionenstadt (30 Minuten Auto). Mietspiegel in der Region beträgt ca. 7-8 €/m². Abriss/Neubau ist baurechtlich ausgeschlossen.

    Aktuell ist das Haus vermietet (aufgr. des schlechten Erhaltungszustands nur zu ca. 50% Mietspiegel), allerdings möchten wir nun eine Sanierung angehen mit dem Ziel das Haus langfristig als Vermietungsobjekt zu betreiben.

    Das Haus besteht aus drei Teilen:
    A) Anbau aus ca. 1950
    B) Historischer Mitteltrakt in Fachwerkbauweise ca. 1800
    C) Stallanbau aktuell nicht als Wohnfläche ausgebaut.

    A+B haben 2 Geschosse, jedoch im Obergeschoss eine niedrige Deckenhöhe ca. 2m.
    C hat nur 1 Geschoss (Flachdachanbau).

    Es existiert bereits eine genehmigte Bauvoranfrage, die als Hauptpunkte i) eine Dachanhebung enthält um die Obergeschosshöhe auf Stand zu bringen, sowie den ii) Aufbau von C) auf dieselbe Höhe wie A+B incl. Innenausbau (Also Hinzufügen Obergeschoss und somit durchgehendes Satteldach A-B-C).

    Nach dem o.g. Ausbau betrüge die Wohnfläche insg. ca. 230m², die wir im Verhältnis 60:40 auf zwei Wohnungen aufteilen möchten um sie getrennt zu vermieten.

    Vom Architekten haben wir schonmal eine grobe Kosteneinschätzung von 1.900€/m² erhalten die er pauschal für Altbausanierungen ansetzt (Erfahrungswerte), das wären ja somit 437.000€. Dies erscheint uns sehr hoch:
    a) meinte der Architekt, vor 5 Jahren wären es noch 1.200€/m² gewesen aber die Baupreise seien so stark gestiegen. Das erscheint uns etwas extrem
    b) haben wir von einer professionellen Sanierungsexpertin eine pauschale Kostenschätzung von 1.500€/m² genannt bekommen
    c) Stellt sich bei Kosten iHv 437.000€ die Frage ob das ganze wirtschaftlich noch vertretbar ist.
    d) Berechnet sich das Architektenhonorar ja prozentual aus der Gesamtsumme, so dass der Architekt naturgemäß an einer hohen Bausumme ein Eigeninteresse hat.

    Der Sanierungsumfang ist allerdings auch erheblich und wir möchten uns das Projekt natürlich auch nicht schönrechnen. Sanierungsumfang:
    - Dachanhebung (hier sind wir verunsichert ob sich das lohnt, weil die Kosten hier sicherlich enorm sind)
    - Aufstockung Anbau
    - 2 neue Bäder zzgl. 2x Gäste-WC
    - Heizung neu
    - Elektrik, Rohrleitungen, Fenster, Treppen, Böden
    - Innenwände würden von der Raumaufteilung großteils bestehen bleiben aber natürlich hier auch Trockenbauarbeiten nötig
    - Thema Dämmung sind wir ebenfalls verunsichert, weil man viel über die Gefahren hört und einige Experten raten eher dazu, eine Wärmepumpe mit Solar zu installieren und die Dämmung dafür wegzulassen.
    - Eigenleistung ist in sinnvollem Umfang möglich (z.B. Entkernung/Abriss, etc.)
    - Ausstattung eher Basis/Standard, aus budgetären Gründen...

    Momentan befinden wir uns in der Vorplanungsphase und werden natürlich zu gegebener Zeit einen Profi mit der Planung beauftragen (Architekt bis zur Baugenehmigung, danach Bauplaner o.ä.)
    Wir würden uns über Meinungen und Ratschläge um neue Anregungen und Denkanstöße zu erhalten.

    Vielen Dank,
    Matthias
     
  2. #2 Fabian Weber, 12.02.2020
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    Was ist mit dem derzeitigen Mieter?
     
  3. #3 Andreas Teich, 12.02.2020
    Andreas Teich

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    In welchem Ort befindet sich das Gebäude (ggf per email)
    Ob Wohnung, WG-Zimmer, Einzimmerappartements etc. zur Vermietung geeigneter sind sollte zuerst eruiert werden.
    Evt durch frühzeitige Versuchsanzeigen herausfinden wie die Resonanz auf verschiedene Angebote ist.

    Die Grundrißpläne müßten gesichtet werden, tragende Wände identifiziert, evt Türdurchbrüche geplant werden.

    Oft werden Sanierungen sehr kostenungünstig geplant, ohne Einsparpotenziale zu berücksichtigen.
    Eigenleistung mit guter Planung und Anleitung und Handwerker dort wo wirklich notwendig spart am meisten-
    aber auch berücksichtigen dass baldige Vermietung die Rendite erhöht und die kreditgebenden Banken erfreut.

    Der Ausbaustandard hängt wesentlich von den zukünftigen Mietern ab-
    also sich zuerst fragen, was den Mieter erfreuen würde und wie das evt umsetzbar wäre.

    Architekten sind ja in der Regel keine Vermietungs- Profis und Planungen nicht unbedingt auf die Bedürfnisse
    eines Vermieters ausgerichtet. Ich habe trotzdem immer auf hochwertige und ökologische (nicht teure) Ausführung Wert gelegt, die oft auch technisch besser und langfristig wirtschaftlicher sind.
     
    MatthiasH gefällt das.
  4. #4 MatthiasH, 12.02.2020
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    Thema ist mit dem derzeitigen Mieter besprochen und einvernehmliche Lösung in Aussicht; diesen Aspekt möchte ich hier ansonsten nicht weiter vertiefen.
     
  5. #5 MatthiasH, 12.02.2020
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    Gute Idee, das mit den Versuchsanzeigen, das nehme ich mir mal mit :)

    Das haben wir soweit schon gemacht; es liegt sowohl der originale/aktuelle Grundrißplan vor, als auch ein Grundrißplan des Zielstandes nach Ausbau. Welche Wände tragend sind ist relativ offensichtlich und haben wir bei der Raumaufteilung berücksichtigt.

    Das ist eine gute Info. Kann man solche sinnvollen Einsparpotenziale schon jetzt vorab in der Vorklärungsphase identifizieren bzw. berücksichtigen? Oder macht es mehr Sinn wenn es dann an die konkrete Planung geht mit entweder Architekt oder Bauplaner?

    Hätten Sie ein paar Beispiele dafür? Würde mich interessieren!

    Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
    Matthias
     
  6. #6 simon84, 12.02.2020
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    Das ist extrem und es ist korrekt !! So sieht die Marktlage aus !

    Halte ich bei den beschriebenen Tätigkeiten für knapp. Bin da eher beim Architekt. Aber sicher kann man wo noch Einsparungen und Anpassungen während der Sanierung machen, ob man damit 25% sparen vermutlich nur wenn man 25% oder mehr weniger Umbau oder günstigeres Material nimmt. Lohnkosten sind je nach Gewerk ca 50-80%

    Die frage sollte man sich vor dem Kauf eines Objekts sowieso stellen. Ich sehe auch nicht den Sinn in einer kern Sanierung wenn jetzt bereits vermietet ist. Was nützt dir der Mietspiegel wenn du erstmal eine Million Mark reinstecken musst ? Dann lieber die Hälfte und abkassieren solange es ohne Zusatz invest geht ? Wäre auch Ein Ansatz

    das Honorar berechnet sich je nach Leistungsphasen auf Basis der GEPLANTEN Kosten. Auch wenn du eigenleistung machst und es billiger wird oder mehr kostet dann ändert sich das Honorar nicht Unbedingt für LPH 1-4 zb

    So eine Sanierung ohne Architekt ? Vergiss es
    Vergleiche meinetwegen 2-3 die viele Altbauten gemacht haben aber ohne geht schief
     
  7. #7 Andreas Teich, 12.02.2020
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    Bevor Architekten etc beauftragt werden zuerst das Vermietungskonzept festlegen,
    zB könnten auch Makler sich das Haus im Jetztzustand ansehen um Vermietungsmöglichkeiten zu erörtern-
    also zB als WG-Zimmer, Einzimmerwohnungen, größere Wohnungen, Mehrgenerationenhaus, Senioren oder gemischte WG‘s., Grundstück je nach Größe als Standort für Tiny Houses, Wohnwagen- Unterstellplatz etc.-

    mittlerweile gibts auch solvente Mieter, die andere Lebenskonzepte haben.

    Wenn das Außengelände schön gepflegt ist mit Blümchen, Rasen, Kletterrosen, Rhododendren, Holz-Terrassenmöbeln, Sonnenschirm, Strandkorb, Schwimmteich hebt es sich schnell von anderen 08/15 Angeboten ab
    und die Sanierung macht mehr Spaß wenn’s hinterher schön aussieht.
    Es gibt auch Mieter, die gerne Gartenarbeiten und Bepflanzungen erledigen.

    Bei Sanierungen KfW- Förderungen in Betracht ziehen.
    Bessere Dämmungen kosten nicht viel mehr, weil die Kosten der Grundarbeiten gleich bleiben.

    Elektrovorarbeiten können komplett selbst erledigt werden, also Dosen und Unterverteiler einsetzen, Schlitze herstellen,
    Leerrohre verlegen, Drähte einziehen etc- Details natürlich vorher planen.
    Es gibt für Einzelzimmer-Vermietung geeichte 240 V Zähler, die nur einen Sicherungsplatz im Unterverteiler benötigen etc, etc.

    Vorher Bonität, Kredite etc. besprechen und klären was am sinnvollsten ist.

    Der Gebäudebestand sollte zuerst begutachtet werden, ggf Pläne herstellen,
    anhand derer Grundrisse geplant und auch Mengenermittlungen für die Sanierung möglich sind.
     
  8. #8 MatthiasH, 12.02.2020
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    Naja ein Kauf war's ja nicht sondern eine Erbschaft :)
    Die Differenz zwischen der aktuell erzielten Kaltmiete und der nach Sanierung erzielbaren Kaltmiete beträgt etwas über 1000€/Monat, die sich aus dem höheren Quadratmeter-Mietpreis und der vergößerten Wohnfläche zusammensetzen. Vor diesem Hintergrund denken wir über die Sanierung nach.
    Aufgrund der bestehenden genehmigten Bauvoranfrage wollen wir das Thema auch nicht auf die ganz lange Bank schieben, da eine Genehmigung im Außenbereich auch nicht ganz unproblematisch zu erhalten/erneuern ist.


    Ja eben, das ist ja genau mein Punkt :) Der Architekt hat also ein Eigeninteresse daran, die geplanten Kosten hoch anzusetzen, da sich dadurch sein Honorar unmittelbar erhöht. Oder?

    Ich bin vollkommen Deiner Meinung. Wir überlegen halt, nach Phase IV / Baugenehmigung, also ab der Ausführungsplanung, einen Bauleiter auf Honorarbasis zu beauftragen, aber ist nur ein Detail. Auf eigene Faust machen wir es jedenfalls nicht, dazu sind wir zu unerfahren.
     
  9. #9 MatthiasH, 12.02.2020
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    Danke für die vielen Tips.
    Insb. das mit dem Makler ist eine super Idee! :)
     
  10. #10 simon84, 13.02.2020
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    1000 Euro im Monat lohnt sich weder bei 350 noch bei 430 tausend, also zumindest finanziell . Das heißt das rein finanzielle kann eigentlich nicht der einzige Anreiz sein. Wichtig wohl auch das ausnutzen der auslaufenden Baugenehmigung und der Blick in die Zukunft.

    Natürlich hat der Architekt ein höheres Honorar, aber auf der anderen Seite sind die Werte doch realistisch mit 1900

    bei LPH 1-4 ist es sowieso nur Planung ohne jeglichen Garantien , dh es kann ja auch ohne Probleme passieren dass die Sanierung dann doch 2400 / qm kostet. was machst du dann ?
     
  11. #11 MatthiasH, 13.02.2020
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    Gäbe es denn Garantien, wenn wir mehr Leistungsphasen beim Architekten beauftragen würden? z.B. 1-8 oder so?

    Danke & Ciao,
    Matthias
     
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