Dünne Decken unterfangen

Diskutiere Dünne Decken unterfangen im Beton- und Stahlbetonarbeiten Forum im Bereich Neubau; Hallo, vor kurzem habe ich ein Haus kaufen können. Dieses Haus befindet sich in der Renovierung. Es ist ein altes Haus aus 1964. Der alte...

  1. sauH

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    Hallo,

    vor kurzem habe ich ein Haus kaufen können. Dieses Haus befindet sich in der Renovierung. Es ist ein altes Haus aus 1964.

    Der alte Schornstein befand fast in der Mitte des Hauses. Dieser wurde abgerissen. Um die Durchbrüche fachgerecht zu verschließen, beauftragte ich einen Betonbauer. Dieser war etwas erstaunt über meine dünnen Decken und fragte mich was ich mit dem Haus vorhabe. Laut Baubeschreibung haben die Decken 12cm - real gemessen irgendwas um die 11cm +/-. Es gibt keine Statik- oder Bewährungspläne. Eigentlich will ich das Haus so nutzen wie es ist bis auf kleinere Veränderungen wie andere/größere Fenster. Auf den dünnen Decken liegt auch kein Estrich. Ich wollte gerne Fliesen haben. Der Betonbauer sagte nur: "dann hoffe mal das das Haus nicht zusammenfällt!".

    Da auf dem Grundstück neben an auch umgebaut wird, hatte ich ganz kurz Zugriff auf den Statiker. Der nette Mann kam kurz zu mir und schaute sich das unverbindlich an. Seine Aussage war sinngemäß:" Naja, schon dünn - hat man früher halt so gemacht. Aber steht doch schon 60 Jahre, also wird es weiter stehen. Fliesen sind kein Problem. Nur keine FBH und Estrich. Bodenaufbaulast 100kg/m^2 + Verkehrslast 150kg/m2 hätte man damals angenommen." Viel mehr an Aussagen konnte/wollte er verständlicherweise auch nicht tätigen.
    Ich verstehe unter Bodenaufbaulast: Bodenbelag?! Verkehrslast: Möbel, Personen...

    Mein Nachbar hat von seinem Abriss einer kleinen Garage/Werkstatt/Scheune noch Träger bei sich liegen. Die sind in einem super Zustand - er würde mir diese kostenfrei überlassen. Sind HEB100. Er schlug vor das ich doch einfach einen Träger mittig unter die Decke als Unterzug einbauen soll. Die größte Spannweite sind 4,7m. Also hätte ich die Decke "halbiert". Der Betonbauer sagte dazu: "ja kann man machen - aber diese Zahnstocher würden nix halten."

    Würden diese HEB100 Träger, ordentlich verbaut in der Mitte der Decke als Unterzug, die Decke in irgendeiner Form sinnvoll unterstützen?

    Grüße
     
  2. #2 matschie, 16.04.2021
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    Ne ne, lass das mit den Trägern mal sein. Im besten Fall bringen die nix, im schlechtesten holst du dir neue Probleme.

    Der Statiker hat aus meiner Sicht schon recht: Solange du nicht viel änderst (Mehr Aufbau, Estrich, FBH, abgeh. Decken oder sonstwas) wird das auch weiter funktionieren.
    12cm ist dünn, ja, auch für damalige Verhältnisse (16cm war eher üblich), kommt aber auch auf die Stützweiten an. Die Decke biegt sich dann ggf. mehr durch, aber das ist ja auch erstmal nicht schlimm.

    Also entweder: Lass es, wie es ist, aber dann lass es auch wirklich so wie es ist
    Oder: Hol dir einen Statiker, mach ein Sanierungs (Auflastungs-)konzept und setz das um.
    Aber fummel da keine halbgaren "Lösungen" zusammen.
     
    klappradl gefällt das.
  3. sauH

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    Was für neue Probleme könnte ich mir damit einholen?
     
  4. #4 matschie, 16.04.2021
    matschie

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    Hier mal zwei spontane Beispiele:

    1) Wo der Träger liegt ist - ausreichende Tragfähigkeit und Steifigkeit des Trägers vorausgesetzt - jetzt ein Auflager, wo vorher keins war. Damit verschiebt sich die Zugzone im Beton über dem Träger von unten nach oben. Dort ist aber - zumindest in dem Baujahr - keine Bewehrung vorhanden, weil man da ja keine brauchte. Zug ohne Bewehrung = Riss auf der Oberseite. Nicht zwangsläufig tragisch (für die Decke) aber unschön und ggf. problematisch für den Oberbelag.

    2) Wo liegt der neue Träger auf?
    2.1) Mauerwerk an den Seiten -> Ist das Mauerwerk ausreichend tragfähig für die konzentrierte Auflagerpressung? Wie sieht es mit der Lastweiterleitung aus?
    2.2) zusätzliche Stützen? -> Wo stehen die auf? Decke? Fundament? Können die das tragen?

    -> WENN Sanierung, dann richtig.
     
  5. sauH

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    Der Betonbauer erzählte was von Lastverteilern welche er auf/in den Wänden betonieren würde. Damit würde er die punktuelle Last der Träger auf eine größere Fläche verteilen. Der Betonbauer war der Meinung daß die Auflager massiv genug seien mit Lastverteilern. Er zweifelt nur die HEB100 an.

    Grüße
     
  6. #6 Wieland, 23.05.2021
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    Wir hatten in Ludwigshafen am Rhein eine Baustelle, die 1918 fertiggestellt wurde. Die Decken waren 6m gespannt und ebenfalls 12 cm dick.
    die Spannweiten waren durch einspannen der Deckenfelder mit Durchmesser 10 mm Aufgebogenen Stählen verkürzt.

    Es war sehr Interessant zu sehen was die damals gebaut haben. Der Bau wurde komplett saniert. Und die Decken bestehen so wie sie wahren.

    Wer auf Nummer Sicher gehen will macht eine Belastungsprobe. Diese dauert in der 48 Std. Das zu prüfende Deckenfeld wird gegen herunterfallen
    gesichert,(Nicht unterstützt! Die zu erwartende Nutzlast wird aufgebracht.

    Sensoren messen die Durchbiegung innerhalb 24 Std. Danach wird die Last entfernt und die Decke muß an Ihren Ausgangspunkt zurück.

    Bestanden.

    Grüße

    Michael
     
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