Hohe Abweichung zwischen Primärenergiebedarf und verbrausbezogenem Bedarf

Diskutiere Hohe Abweichung zwischen Primärenergiebedarf und verbrausbezogenem Bedarf im Energiesparen, Energieausweis Forum im Bereich Altbau; Hallo Allerseits, ich habe kürzlich für ein MFH aus den 70ger Jahren einen Sanierungsfahrplan gem. DIN V 18599 in Auftrag gegeben. Das Haus hat...

  1. #1 Jojo0123, 19.10.2022
    Jojo0123

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    Hallo Allerseits,

    ich habe kürzlich für ein MFH aus den 70ger Jahren einen Sanierungsfahrplan gem. DIN V 18599 in Auftrag gegeben. Das Haus hat etwa 646 m² beheizte Fläche und 18 Bewohner. Die Gebäudehülle ist mit 6cm Styrodur gedämmt und die Fenster 2 Fach verglast. Primärenergieträger ist Heizöl.
    Nun habe ich hierfür eine 130 Seiten starke Analyse erhalten, bin aber recht skeptisch, was die Ergebnisse anbelangt.
    Als erstes fällt mir die zusammenfassende Darstellung auf.
    Hier wird der Primärenergiebedarf mit 272t Kwh angegeben / Endenergiebedarf mit 242t Kwh.
    Der tatsächliche Verbrauchswert aber nur mit 115t (wobei ich akutell sogar nur auf 100t Kwh) komme.
    Mir ist schon klar, dass die oberen Werte durchschnittswerte auf Grund unterschiedlicher Nutzerverhalten usw. sind. Aber ich denke bei so vielen Bewohnern wird nicht jeder der totale Sparfuchs sein. Eher im Gegenteil, soweit ich das mitbekommen habe.
    Wie lässt sich also diese hohe Abweichung erklären?
    Zieht sowas nicht von vornherein das errechnete Konzept in Frage?

    Auch die Aussage, dass mit PV und Wärmepumpe alleine etwa 80% Energieeinsparung erzielt werden könnten halte ich für sehr Optimistisch. Macht sowas Sinn mit den alten Heizungsrohren und Heizkörpern an den Fenstern?

    Freue mich über eine anregende Diskussion.

    Viele Grüße

    Johannes
     
  2. #2 Gast 85175, 19.10.2022
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Esmist ja so ne Unsitte den Leuten 150-seitige Machwerke zu schicken und sie dann damit alleine
    zu lassen… Wie auch immer, erstmal sortieren.

    Du kannst da auf drei Arten „sparen“:
    - Heizkosten in €
    - Primärenergiebedarf in KWh
    - CO2-Ausstoß
    Im Idealfall sparst an allen Dreien. Dazu ist aber regelmäßig die „große Lösung“ notwendig.

    Die Wärmepumpe alleine bekommt sowas bei derzeitigen Energiepreisen nicht hin, da sparst aktuell
    nicht viel Heizkosten, nicht in der Situation mit hohem Verbrauch, alten Heizkörpern, etc… Sollten die
    Strompreise wieder sinken sähe es anders aus. Aber selbst dann… Wärmepumpen reagieren nicht
    gut auf Überdimensionierung, wenn die „zu groß“ ist, leidet die Effizienz und Haltbarkeit ganz schön.
    Wenn Du jetzt mit der Wärmepumpe anfängst und später dämmst, dann ist sie spätestens nach der
    Wärmedämmung sicher zu groß.

    Wegen solcher Effekte heißt das Ganze SanierungsFAHRPLAN, do sollte nicht nur stehen was zu
    tun ist, sondern auch in welcher Reihenfolge, bzw. es sollte zumindest auf die Folgen einer „falschen“
    Reihenfolge eingegangen werden.

    Dass der beim berechenten Bedarf über 100% Weg liegt vom Verbrauch ist unschön, aber tendenziell
    nicht verwunderlich. Man kommt im Bestand ganz regelmäßig beim berechneten Verbrauch höher raus
    als er es tatsächlich ist. Das hat viele Gründe, nur mal ein Beispiel, bei der Berechnung tut man so als
    würden die Bewohner alle Räume voll durch heizen, sowas wie zugedrehte Heizkörper kennt die
    Rechnung nicht. Es gibt da noch mehr was systematisch zu Abweichungen führt, und daher ist’s in
    der Tendenz erst einmal nicht verwunderlich. Bei über 100% müßte man eigentlich nochmal kucken
    was man da gerade getan hat, aber sei es drum.
    Es ist oft nicht sehr wichtig was da beim Bestand dabei heraus kommt, weil das oft überhaupt
    nicht der Planungswert ist auf den es ankommt. Bei dir könnte das anders sein,weiß ich nicht…

    Es kommt jetzt auch darauf an wie man die ganze Sanierung gedanklich aufhängt. Wenn man
    wild dazu entschlossen ist vorbildlicher Klimabürger zu werden ist das was anderes wie wenn
    man nur den dürftigen Betrag X im Budget hat. Wenn man alles gleichauf einen Schlag erledigen
    will ist es was anderes als wie wenn man das über Jahre verteilen will, etc…

    Und jetzt haben wir so viele lose Enden, jetzt darf sich jeder eines davon aussuchen und dann
    bekommst zwei Dutzend verschiedene Ratschläge, alle sind nicht aus einer gewissen Perspektive
    nachvollziehbar, aber am Ende bist halt trotzdem keinen Schritt weiter.

    Darüber in welchem Zustand das Gebäude ist, also was da in absehbarer Zeit eh zu machen ist,
    haben wir jetzt noch nicht gesprochen.

    Und darum kann man dir nur den Standard-Ratschlag geben: Mach alles, erst dämmen, dann
    Wärmepumpe, oder erklär erst mal wie Du das siehst, ohne weitere Infos kann man dich nicht
    auf „kleine Lösungen“ hin beraten.

    Abschließend noch zur Wärmepumpe. Mit alter Verteilung und alten Heizkörpern wird die nicht
    sehr gut laufen, erstmal unabhängig von der Gebäudehülle. Bei weiterhin um die 180KWh/m2 x a
    wird die mE sogar auffällig schlecht laufen, das ist einfach anzunehmen. Wenn Du einen dieser
    wenigen Wörmepumpengötter unter den Handwekern erwischst könnte es etwas besser sein, aber
    das ist halt ungefähr so wahrscheinlich wie nen guten Energieberater zu erwischen, verstehst schon…
     
  3. Knebel

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    Ein Sanierungsfahrplan hat keine 130 Seiten....
    Der zuständige Energieberater muss dir die Ergebnisse erläutern...
    Aber Ja...in aller Regel ist der berechnete Bedarf höher als der tatsächliche Verbrauch.... weil der Nutzereinfluss in die Berechnung nicht eingeht
     
  4. Tilo

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    Hallo Jojo

    Mach mal bei deinem tatsächlichen Verbrauch einen Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Vielleicht hast du ja dir nur das letzte Jahr angeschaut.

    Von einer Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung halte ich überhaupt nichts. Dach- und Außenwanddaemmung, Fenster und Außentüren müssen auch dazu passen ....
    PV im Sommer stark, im Winter schwach....

    Gruß
     
  5. #5 Fabian Weber, 25.10.2022
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    Wärmepumpen und Heizkörper bringen bei guten Bedingungen auch AZ über 3,5, was ja völlig ausreichend ist.
     
  6. BaUT

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    Bei der Berechnung des Bedarfsausweises wird ein mittleres Nutzerverhalten mit statistischen Verbräuchen (Heizung, Lüftung, Warmwasser usw.) angenommen und die Berechnung der Transmissionswärmeverluste erfolgt für ein "mittleres Klima - Deutschland" und nicht für das exakte Klima am echten Standort des Objektes. Wenn dort die Winter stets milder sind als im Bundesdurchschnitt, dann kommen unter Normklima eben schlechtere Bedarfswerte heraus als tatsächlich vor Ort benötigt.

    Der Verbrauchsausweis sollte über mind. drei Jahre bilanziert werden, wobei jeder Jahresverbrauch auf das Normklima des Standortes zu justieren ist, damit man sich nicht wundert, warum man in einem milden Winter plötzlich 30% weniger Heizkosten hat.
     
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