Schollenbildung Estrich

Diskutiere Schollenbildung Estrich im Estrich und Bodenbeläge Forum im Bereich Neubau; Servus, ich habe hier ein Problem, bei dem schon einige Estrichleger gesagt haben: "Das habe ich ja noch nie gesehen!" Hier eine kurze...

  1. jazer

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    Servus,

    ich habe hier ein Problem, bei dem schon einige Estrichleger gesagt haben: "Das habe ich ja noch nie gesehen!"

    Hier eine kurze Geschichte zum dem Thema: am 30.8 wurde bei mir ein Zementstrich im OG und EG gelegt. Mein EG hat etwa 140qm und mein OG 130qm. Der Estrich wurde von einem sehr erfahrenen (so sagte mein Architekt) Leger verlegt. Der Bodenaufbau ist 12cm Dämmung auf Betonplatte und danach ein Zementestrich mit ca. 5cm Aufbauhöhe. Denfugen und Randstreifen wurden überall verlegt. Auf der ganzen Fläche gab es nach dem Hochheizen irgendwann 1 Riss im OG/Flur und einen im EG/Flur. Nichts dramatisches bisher...

    Der Estrich wurde auch vom Parkettleger im OG gemessen und war "belegreif". (Estrich wurde rausgeschlagen und das letzte drittel mit Gasdruck gemessen)

    Nun kam Ende November der Sichtestrich (Fertigfussboden) ins EG. Dieser ist ein pigmentierter 5-Tage-Schnellestrich mit einer Aufbauhöhe von 2,5cm. Dieser sollte sich ja verbinden mit dem unteren Estrich und eine Einheit bilden. Uns war wichtig, dass so wenig Risse (eigentlich gar keine) entstehen, da danach nur noch eine Epoxy-Beschichtung drauf kommen sollte. Der Schnellestrich wurde laut Protokoll hochgeheizt (2.Tag 25º, 3. Tag 40º, 4. Tag 40º, 5. Tag 20º oder aus). Daran habe ich mich gehalten (Saniterläre war dabei).

    Nun ist es so, dass sich ab dem 4. Tag deftige Risse bildeten und sich bis heute (2,5 Woche später) immer neue bilden. Dazu kommen auch sehr viele Haarrisse... in Summe reden wir hier von ca. 20 Rissen... Tendenz steigend! Auch bilden sich mittlerweile Schollen - also von mehrere Risse im gleichen Bereich. Unter dem Estrich scheinen sich aber keine Hohlräume gebildet zu haben (Klopfproben vom Estrichleger).

    Morgen kommt ein Sachverständiger von der Baustofffirma, welche den Zement geliefert hat. Der wird natürlich auch (wie alle anderen) die Schuld bei jemand anderen suchen.
    Das dramatische ist eigentlich, dass unsere Wohnung gekündigt ist, weil wir Ende nächster Woche einziehen wollten.

    Wir sind am verzweifeln, da wir schon einige Probleme beim Hausbau hatten und das nun der Höhepunkt kurz vorm Einzug ist.

    Ich bin für jeden Tipp dankbar!

    Wer Bilder sehen will kann mal auf den Link gehen
    https://www.dropbox.com/sh/4ofayj14nk2426e/AABLlYjtW4P_7OOo6iXwrBdya?dl=0
     
  2. #2 Andybaut, 11.12.2016
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    Zementestrich schüsselt.
    Könnte es daran liegen?
    Keine Ahnung aus welchem Material der zweite Estrich ist.
    Ich lese nichts von abschleifen vor dem aufbringen des zweiten Estrichs.
    Kann also ein fehlender Haftverbund sein.

    Estrich auf Estrich habe ich aber noch nie gehört. Wer kommt auf solche Ideen?
    Noch dazu wenn anschließend eine Expoxabeschichtung drauf kommt.
    Ich finde die Konstruktion an sich schon äußerst suspekt.
     
  3. jazer

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    Hab ich vergessen zu erwähnen, der erste wurde schon geschliffen. Ich habe nun schon von mehreren gehört, dass Estrich auf Estrich "neu" ist. Ich habe auch vor kurzem gelesen, dass man den ersten aber davor bewässern muss (das ist bei mir nicht passiert).
     
  4. #4 Andybaut, 11.12.2016
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    Ist wirklich eine ungewöhnliche Konstruktion.
    Wenn ich auf eine möglichst rissfreie Konstruktion Wert lege,
    dann hätte ich keinen Zementestrich genommen.

    Aber der Epoxy wird die Risse, wenn fachmännisch geschlossen, sicher überdecken.
     
  5. #5 DominikWsD, 12.12.2016
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    Guten Morgen alle zusammen,

    endlich mal ein Thema, das sowohl reizvoll, selten aufgrund seltenem Geschmacks und absolut aus meinem Gebiet stammt. Als Schleifer habe ich öfter mit Designböden zu tun und kenne solche Schadensbilder gut.

    Aber fangen wir mal von Vorne an:

    Die Konstruktion Designboden auf Zementestrich ist nicht selten, im Gegenteil, das ist bei solchen Böden der Standard. Die Deckschicht, wie Sie hier schreiben Schnellestrich, ist eigentlich meist eine Mischung Industrieboden aus dem Hause Korodur, Chemotec und Konsorten, welche aus Deisgngründen für Privathäuser in Ihrer Mischung etwas abgewandelt wird (feinere Körnung zum Beispiel).

    Eine Besonderheit, die Ihr Boden dabei aufweist ist, dass normalerweise diese Böden bei Ihrem Aufbau "frisch in frisch" gelegt werden, d.h. der Zementestrich wird am Tag 1 eingebracht und am Tag 2 erfolgt SOFORT die Belegung mit dem Industrieboden. Das hat mehrere Gründe:
    1. verhindert der Bodenleger so das entstehen einer Sinterschicht auf dem Zementestrich, welche im Anschluss abgeschliffen werden müsste
    2. Die Tendenz zum sog. Schüsseln wird aufgrund einer insgesamt langsameren Abtrocknung, da insgesamt dickerer Schicht, etwas verringert.
    3. Krakelee-Risse im Oberbelag werden deutlich verringert, da der Boden insgesamt etwa gleich durch Abtrocknung schrumpft.

    Dass hier der Zementestrich auf Belegreife ausgetrocknet wurde ist für mich nicht nachvollziehbar, da eine schadensmindernde Maßnahme damit völlig in den Wind geschossen wurde.

    Anhand Ihrer Bilder sehe ich aber noch völlig andere Fehler: Ränder nicht ordentlich verdichtet - > Spachtelbedarf
    Wo sind die eingeschnittenen Fugen? -> Wer hat den Fugenplan entworfen?
    Wie groß sind die einzelnen Felder?

    Ich bin heute auf den Weg nach Günzburg und könnte auch kurz einen Abstecher nach Ulm machen. Wird aber eher später Nachmittag. Soll ich mir das Ganze mal ansehen?

    P.S.: Kleine Frage: Warum möchten Sie Ihren Designboden mit Epoxidharz übergießen, da haben Sie doch jeden Charakter, Haptik wie als auch Optik verloren?
     
  6. #6 Andybaut, 12.12.2016
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    DominikWsD,

    wenn ich schon einen Experten habe :-)

    Weshalb nimmt man hier diesen Frisch in Frisch Belag?
    Hat das Kostengründe?
    Weshalb nicht einen Anhydrit, der Risseunempfindlicher ist?

    Freu mich auf die Erklärungen.
     
  7. #7 DominikWsD, 12.12.2016
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    Hallo Andybaut,

    naja, Kostengründe. Mittlerweile sind Zementestriche und Anhydritestriche preislich relativ zusammen gerückt, da gibt sich hier nicht mehr allzuviel (Anhydrit hat immer noch einen Vorteil, aber marginal). Gehen wir einmal wie folgt an die Sache ran:

    Anhydrit reagiert recht empfindlich auf Wasser, deswegen nehmen wir ihn auch meistens nur, wenn oben auf eine wirkliche Abdichtung durch den Belag erfolgt. In diesem Fall aber wird oben ein, sagen wir mal, Hochleistungszementestrich draufgesetzt.

    Bei einem durchschnittlichen w/z Wert von 0,34 - 0,36 (ich nimm mal 0,35 als Mitte) und 1,7 kg Zementverbrauch pro mm und m² kommen wir also bei jazer auf etwa 14,88l Wasser pro Quadratmeter, die hier nachträglich aufgebracht werden. Ich weiß nicht, ob Du das schon gesehen hast, aber Anhydrit quellen nach, sollten Sie dauerfeucht werden. Dabei geht er nicht nur auf (was am Oberbelag dann wieder Risse und kleine Hügelchen verursacht), nein, er produziert auch wieder Kristallwasser, was wir an zementären Böden oben dann als Ausblühung betrachten können. Auch ein Industrieboden ist zwar nach 5 Tagen Belegreif, d.h. aber nicht, dass er wirklich ausgetrocknet ist. Das kann u.U. manchmal sogar Jahre dauern. Ich empfehle zum Thema: Harry Timm, Estriche und Bodenbeläge

    Hr. Timm ist Gutachter aus dem hohen Norden und hat öfter mit Schadensfällen auf Estrichen zu tun. Ein moderner Zementestrich ist genauso wenig rissempfindlich, wie Anhydrit, wenn er von Leuten verlegt wurde, die wissen, was sie tun. Ich habe zum Beispiel in Neusäß einen Belag eingeschliffen, welcher in der größten Fläche Felder mit je knapp 50m² hat, absolut rissfrei.

    Der Teufel steckt auch hier im Detail.

    Weitere Vorteile der frisch in frisch Verlegung habe ich oben ja schon geschrieben. Um Risse (besonders die feinsten Krakelee-Risse) zu verhindern gibt es nichts besseres, als wenn Unterbau und Deckschicht zusammen abtrocknen können. Noch besser werden die Eigenschaften, wenn die Oberfläche der Deckschicht zudem geflügelt und nicht nur (wie hier geschehen) mit Schwertschlag bzw. Abscheiben behandelt wurde.
     
  8. #8 Andybaut, 12.12.2016
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    ich muss nochmals nachfragen.

    Nur ein Material, also die Deckschicht pur ist dann wohl zu teuer.
    Daher Zementestrich als "Unterbau" und frisch in frisch die teurere Deckschicht.

    Der genannte Desgin- oder Industrieboden ist ein ..................
    Ich finde das Material in den Artikeln nicht (vielleicht noch zu früh am Morgen :-) )
     
  9. #9 DominikWsD, 12.12.2016
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    ja, die Deckschicht allein ist zu teuer, wir sprechen hier von einem Unterschied von knapp 300 - 400% je nach verwendetem Material. Designböden sind eigentlich alle zementär. Den letzten Anhydritdesignboden, den ich gesehen habe, war eine Notlösung in München, welche dann aber mit Epoxidharz abgedichtet werden MUSSTE.
    Die Böden, die man jedoch als Fertigmischung kaufen kann, sind meines Wissens, alle zementär. :-)
     
  10. #10 Andybaut, 12.12.2016
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    Danke für die Info :-)
     
  11. #11 DominikWsD, 12.12.2016
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