Wandaufbau mit Dämmung ohne Dampfsperre - Kondensatproblem?

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  1. #1 Michael W, 13.07.2023
    Zuletzt bearbeitet: 13.07.2023
    Michael W

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    Hallo zusammen!

    Ich habe mein Haus mit einem WDVS ausgestattet.
    Da sich das Wohnzimmer des Hauses eine Wand mit einer unbeheizten Garage teilt, wurde diese Wand ebenfalls gedämmt, auf der kalten Seite in der Garage. Zur Installation von kleineren Lasten (wie z.B. einer Unterverteilung, Aufputzsteckdosen und -lichtschalter, Kabelkanäle...) habe ich eine Vorsatzschale mit 30mm Ud & Cd Profilen sowie 12.5mm Gipsfaserplatten installiert. Die Anordnung ist in der angehängten Skizze dargestellt.

    Wegen der Vorsatzschale hatte ich überlegt, ob zwischen Wand und Dämmung noch eine Dampfsperre einzubringen ist, da die Vorsatzschale die Wasserdampfdiffusion behindert, zumal ich zunächst auch an OSB Platten gedacht habe. Mir wurde dann aber zu den Gipsfaserplatten geraten, welche diffusionsoffen(er) seien, und womit dies auch ohne Dampfsperre kein Problem sei.

    Ich hatte den vereinfachten Wandaufbau bei Ubakus durchgerechnet und auf den ersten Blick tatsächlich kein Problem gefunden. Für den Standardwert mit 50% Luftfeuchte (RLF) auf der warmen Seite entsteht kein Tauwasseranfall. Erst wenn ich die RLF auf 60% erhöhe fällt etwas Tauwasser an, was aber innerhalb von drei Tagen auch wieder trocknet. Daher bin ich dem Rat der Handwerker gefolgt und habe nicht auf den Einbau einer Dampfsperre bestanden.

    Leider habe ich das Thema Anstrich nicht berücksichtigt. Da in der Garage auch mit Spritzwasser zu rechnen ist, habe ich an eine Latexfarbe gedacht, und mir erst dabei Gedanken über die Dampfdurchlässigkeit der Anstriche gemacht. Leider finde ich ich in Ubakus keine Latex Farbe, aber schon eine einfache Dispersionsfarbe auf den Gipsfaserplatten der Vorsatzschale versaut die Konstruktion. Es fällt mindestens ein halber Liter Kondensat pro Quadratmeter an und es dauert ca. 60 (bis zu 90!) Tage und mehr, bis das wieder getrocknet ist.

    Eine Übersichtstabelle untenstehend, Screenshots der Berechnungen hängen an.


    50% RLF Innenraum: Tauwasser Trocknungsdauer Trocknungsreserve
    kg/m² Tage g/m²a
    Ohne Farbanstriche: 0 0 5416
    Mit Farbe auf kalter Seite: 0,69 67 239
    Mit Farbe warme und kalte Seite: 0,52 57 299


    60% RLF Innenraum: Tauwasser Trocknungsdauer Trocknungsreserve
    kg/m² Tage g/m²a
    Ohne Farbanstriche: 0,12 3 5237
    Mit Farbe auf kalter Seite: 0,93 90 6
    Mit Farbe warme und kalte Seite: 0,70 77 121


    Ebenso habe ich mir keine Gedanken gemacht, was passiert, wenn ich Schränke vor die Vorsatzschale stelle, welche ja ebenfalls die Wasserdampfdiffusion behindern würden. Daher bereue ich es jetzt natürlich, nicht auf eine Dampfsperre zwischen Wand und Dämmung bestanden zu haben, dann müsste ich mir jetzt keine Sorgen machen.


    Nun sind das zunächst theoretische Ergebnisse, welche nicht zwangsläufig ein praktisches Problem bedeuten müssen. Die Garage ist zwar nicht beheizt, aber die Standardwerte von -5°C und 80% RLF für die kalte Seite sind sicher nicht realistisch. Weiterhin sind die Baustoffe nicht besonders feuchteempfindlich (oder irre ich hier?) und die Konstruktion kann auch vollständig durchtrocknen, sogar mit etwas Reserve. Andererseits sind die Stoffwerte und die Schichtdicke der Farbe geraten, und eine Latexfarbe ist ja auch nochmal kritischer. Ebenso kann das Ständerwerk Probleme bereiten, da im Bereich der Cw-Profile der Wasserdampf (eindimensional betrachtet) vor ein diffusionsdichtes Blech läuft.


    Bevor ich wieder ruhig schlafen kann stellen sich mir zwei Fragen:
    - Wie ist die Situation praktisch einzuschätzen. Können sich hier tatsächlich irgendwelche Probleme ergeben? Oder gibt es diese Situation in der Praxis häufiger und nichts passiert?
    - Was kann ich tun um Abhilfe zu schaffen? Vollflächig mit imprägniertem Gipsspachtel überarbeiten (bisher nur die Stöße und Schrauben) anstatt Latexfarbe? Gar nicht weiter beschichten? Oder in jedem Gefach, also zwischen allen Ständern, jeweils oben und unten eine Öffnung zur Belüftung?

    Vielleicht kann das jemand von euch aufgrund seiner Erfahrung besser einschätzen oder hat noch einen anderen guten Tipp was ich machen kann.
    Für eure Bemühungen und eure Hilfe herzlichen Dank im Voraus!

    Viele Grüße,
    Michael


    PS: Noch eine Anekdote passend zum Thema:
    Oben auf der Garage an der Außenwand vom Haus gehen 50cm Sockeldämmung aus Styropor hoch (anstatt Mineralwolle). Der Dachdecker hat eine OSB Platte davor geschraubt, damit er die Abdichtung des Garagendaches (also Bitumenbahn und/oder Flüssigkunststoff) daran hochziehen kann, das geht auf der Mineralwolle und dem Außenputz nicht. Die Handwerker wollten auch hier ohne Dampfsperre auf der Außenwand vor der Dämmung arbeiten. "Das machen wir immer so, da hatten wir noch nie Probleme". Wegen des hohen Diffusionswiderstandes der OSB Platte und vor allem der Flachdachabdichtung hatte ich aber erhebliche Bedenken und auf eine Dampfsperre bestanden. Rechnerisch wäre der Aufbau sonst katastrophal, viel schlimmer als obige Situation in der Garage. Wirkliche Einsicht kam aber erst, als ich im Internet auch ein entsprechendes Ausführungsdetail aus dem Katalog des Verbandes der Hersteller von Bitumenbahnen (oder so ähnlich) gefunden und vorgezeigt hatte. Ob die Dachdecker das Problem dann auch verstanden haben ("was soll denn durch die Wand durchkommen, die ist doch massiv?") und ob sie es zukünftig dann immer fachgerecht ausführen werden, ist zu bezweifeln. Aber ich kann auch nicht einschätzen, ob es auch ohne Dampfsperre geklappt hätte, oder ob es wirklich zu Problemen kommt. Die Dachdecker haben mit ihrer Ausführungen viele Jahre Erfahrung - aber vielleicht haben sie es auch einfach schon immer falsch gemacht und bauen seit Jahren versteckte Bauschäden mit ein.
     

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  2. #2 Hercule, 13.07.2023
    Hercule

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    Einfach alles mit Ubakus durchrechnen.
    Ist die beste Lösung.
    Und Schränke immer mit 5cm Abstand montieren und darauf achten, das die Luft dahinter zirkulieren kann.
    Am Schluss bleibt oft auch nur ausprobieren.
     
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