Bauantrag für Dach-PV-Anlage in Brandenburg

Diskutiere Bauantrag für Dach-PV-Anlage in Brandenburg im Baugesuch, Baugenehmigung Forum im Bereich Rund um den Bau; Liebes Forum, ich bin neu hier - mit einer Frage die mich seit einigen Tagen umhertreibt: Ich plane seit 2 Jahren eine relativ große...

  1. #1 Siebolds, 24.11.2023
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    Liebes Forum, ich bin neu hier - mit einer Frage die mich seit einigen Tagen umhertreibt:

    Ich plane seit 2 Jahren eine relativ große Photovoltaikanlage auf 2 Flachdächern (Wohnhaus, Büro, privates Grundstück) mit 60 kWp in Brandenburg.

    Ich bin Bauherr (da ich kein einziges Angebot bekommen habe, nach 12 Monaten Suche). Ich habe nun alle Genehmigungen, Angebote und Bestätigungen von Netzbetreiber, Dachdecker, Metallbauer, Unterkonstruktion (Aufständerung) und Elektriker.

    Es wird eine Ost-West Aufständerung, welche mit einer T-Stahlträger Unterkonstruktion Durchbohrungsfrei mit dem Dach verankert wird (die Stahlträger liegen auf dem Mauerwerk auf und werden in diesem verankert). Die UK ist insgesamt bewusst überdimensioniert, da sie lange, auch für mehrere PV halten soll. Ich habe keine Zweifel an Statik oder Aufbau und traue den Zeichnungen von Dachdecker, Metallbauer und Elektriker. Es gibt zudem keine angrenzenden Nachbarn oder öffentlich zugänglichen Flächen an den Gebäuden.

    Nun zum Problem: Am Anfang habe ich geschaut und nach kurzer suche die Bestätigung gefunden: Für Dachanlagen ist im Regelfall keine Baugenehmigung erforderlich. Leider habe ich das im Regelfall überlesen.

    In der Brandenburgischen Bauordnung (§ 55, Abs. 3) heißt es nämlich:

    > Keiner Baugenehmigung bedürfen [...] 10. Sonnenkollektoren, Solarenergie- und Fotovoltaikanlagen, die mit einem Abstand von nicht mehr als 0,20 m an Dach- oder Außenwandflächen angebracht oder mit einer Gesamtfläche von nicht mehr als 10 m2 und einer Bauhöhe von nicht mehr als 0,60 m auf Flachdächern aufgestellt werden.

    Das heißt, ich benötige eine Baugenehmigung.

    Ich würde das gern machen - ich habe die Statikberechnung vom Architekten und alle Nachweise. Jedoch habe ich trotzdem Bammel, dass es abgelehnt wird - was zu diesem Zeitpunkt eine Katastrophe wäre. Alle Materialien sind bestellt (80.000 €), die wären also weg. Stahlträger, UK, Module, Wechselrichter usw. sind genau aufeinander abgepasst, da lässt sich nichts mehr ändern.

    Wie groß sind nach Euren Erfahrungen die Chancen, dass die Baubehörde mir einen Strich durch die Rechnung macht? Ich habe leider im Internet nichts dazu gefunden, was andere für Erfahrungen mit Dachanlagen/Aufständerung/Baugenehmigung gemacht haben.

    Wie würdet Ihr vorgehen? Erst Bauanzeige stellen, erst mit dem Bauamt telefonieren, gleich alles schicken (+ Statik) usw.?
     
  2. #2 Dimeto, 24.11.2023
    Zuletzt bearbeitet: 24.11.2023
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    Erst bauvorlageberechtigten Entwurfsverfasser suchen und den entscheiden lassen.

    Edit: Erst aktuelle Landesbauordnung studieren:
    §61
    ...
    folgende Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien


    3a) Solaranlagen in, an und auf Dach- und Außenwandflächen und Umwehrungen, ausgenommen bei Hochhäusern, sowie die damit verbundene Änderung der Nutzung oder der äußeren Gestalt des Gebäudes,

    Edit2: Sorry @nordanney , hatte meinen Browser vor dem 1. Edit nicht aktualisiert.
     
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  3. #3 nordanney, 24.11.2023
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    Grundsätzlich sind ja auch in Brandenburg die Anlagen genehmigungsfrei (siehe § 61 Abs. 1 Nr. 3a der BbgBO). Das Flachdach ist bei Dir leider eine spezielle Ausnahme. Wüsste aber keinen Grund, warum die Anlage nicht genehmigt werden sollte. Immerhin kommt bei Euch auch ab Mitte 24 die PV-Pflicht.

    Gönn Dir nen Viertelstündchen und geh mal beim Bauamt vorbei. Der persönliche Kontakt hilft fast immer.
     
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  4. #4 Siebolds, 24.11.2023
    Zuletzt bearbeitet: 25.11.2023
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    Danke an Euch beide. Das beruhigt mich zumindest etwas (Puls ist schon wieder unter 100 angekommen).

    Ich werde nächste Woche noch einmal einen Architekten/Statiker anfragen, wie er das sieht und einen benachbarten PV-Anlagenbetreiber, der nachträglich Statik nachreichen musste. Die wissen vielleicht auch noch was..

    > Das Flachdach ist bei Dir leider eine spezielle Ausnahme.

    Hast Du dafür den Verweis im Gesetz wo diese Ausnahme genannt wird?

    Ich habe mich bei meiner Auffassung auf folgenden (o.g.) Paragraphen § 55, Abs. 3 gestützt:

    > Gesamtfläche von nicht mehr als 10 m2 und einer Bauhöhe von nicht mehr als 0,60 m auf Flachdächern aufgestellt werden.

    Meine PV-Anlage hat mehr als 10 m², ist aber auch nur ca. 80 cm hoch (einschließlich Module, höchste Punkt).

    [Edit]

    Jetzt sehe ich es: Ich habe die veraltete BbgBO von 2008 zitiert, es gibt eine neue von 2018 bzw. zuletzt geändert 2023! § 55, Abs. 3 gibt es also nicht mehr bzw. ist jetzt §61

    Zudem wurde beschlossen:

    > So besteht ab dem 01.06.2024 gemäß dem neuen § 32a BbgBO eine Verpflichtung zur Ausstattung von Dächern mit Photovoltaikanlagen

    Da wäre es schon merkwürdig, wenn sie mir dann verbieten, eine PV-Anlage zu bauen.
     
  5. #5 Deliverer, 24.11.2023
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    Die 80 cm machen mich ein wenig stutzig: Du weißt, dass 15° der sinnvolle Anstellwinkel ist?
     
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  6. #6 Siebolds, 24.11.2023
    Zuletzt bearbeitet: 24.11.2023
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    Ja, das ist mir klar. Die 80cm waren inkl. der 100er T-Träger, Aufständerung, und horizontale Module. Da der Dachdecker auch unterhalb der Konstruktion noch an die Bitumenbahn rankommen will, ist ein Abstand von 30-40cm eingeplant. Eine Fläche hat 10° Aufständerung, die andere 15° - beides sind soweit ich das gesehen habe akzeptierte Flächenneigungen bei Ost-West-Anlagen.
     
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  7. #7 Deliverer, 24.11.2023
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    15 ist besser als 10, da man 15 weniger reinigen muss. Aber wenn man ein bisschen Platz (30cm) für Wartungsgänge lässt, was eh immer sinnvoll ist, geht natürlich auch 10.
    Wobei ich nicht verstehe, warum die Neigungen unterschiedlich sind. Ständerst du nicht so auf: /\/\/\ ?

    Und die Unterkonstruktion wird wahrscheinlich teurer, als die Module. Aber das wirst du wissen.

    Kleiner Tipp noch: Wenn Du zwei mal 30 kWp mit einem Jahr abstand anmeldest, hast Du keine Steuerthematik. Muss kein Vorteil sein, sollte man aber wissen. Und ggf. (aber da müsste ich nochmal nachsehen), erspart das auch die Wandlermessung, die ja dann doch teuer wird.
     
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  8. #8 Siebolds, 24.11.2023
    Zuletzt bearbeitet: 24.11.2023
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    Super, danke für Deine umsichtigen Überlegungen! Ich denke, spielt bei mir alles nicht so die Rolle bzw. habe ich bedacht. Es sind zwei komplett verschiedene Dachflächen, eine mit 10° - dort mit genug Platz zum reinigen und durchlaufen. Die andere mit 15°, dort eher weniger Platz. Die UK und feuerverzinkten T-Träger sind _deutlich_ teurer als alle Module und Kabel zusammen. Aber ich wollte nun alle Dächer für die nächsten 100 Jahre umrüsten und auch mehrmals PV-Anlagen da oben ermöglichen, daher nun einmal der Mehraufwand, dann hat auch die nächste Generation noch etwas davon.

    Die Aufständerung ist zusammen mit der Firma ALTEC Metalltechnik konzipiert und durchgerechnet und die machen das auch schon seit etlichen Jahren, da bin ich zuversichtlich. Die Zusammenarbeit hat bisher sehr viel Spaß gemacht.

    Der Metallbauer hat die Stahlträger berechnet.

    Der Dachdecker die sichere Durchdringung der Bitumenbahnen an den Auflagern.

    Zuletzt, da ich schon eine 40 kWp Anlage habe und dann zusammen auf 100 komme, muss ich ohnehin freiberuflich/Gewerblich die Anlage betreiben/abrechnen. Von diesen Schonungen habe ich mich schon länger verabschiedet :)

    Achja: Wandlermessung, zNAS etc. und Netzausbau sind auch notwendig und kalkuliert. Alles zusammen komme ich (ohne meine Eigenleistung) auf 80000 EUR, was in etwa nach 15 Jahren bei Volleinspeisung und 11 cent wieder drin ist.
     
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  9. #9 Deliverer, 24.11.2023
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    Auf geht's! Schönes Projekt!

    Auch wenn Du sehr gut informiert bist, noch ein bisschen Senf, just in case:
    Möglichst lange Strings, gerne auch als Poly-Strings, wenn der WR die Stromstärke mitmacht, und so wenig WR wie möglich. 40 kWp OW gehen gut an nen 30kW-WR. Oder die 60 an zwei 20er.
     
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  10. #10 chris84, 24.11.2023
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    Ich verweise mal aufs PV Forum... falls du da nicht schon unterwegs bist. Da gibt es auch immer guten input.
    www.photovoltaikforum.com
     
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  11. #11 Siebolds, 25.11.2023
    Zuletzt bearbeitet: 25.11.2023
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    Alles gute Hinweise! Danke.

    > Möglichst lange Strings, gerne auch als Poly-Strings, wenn der WR die Stromstärke mitmacht, und so wenig WR wie möglich. 40 kWp OW gehen gut an nen 30kW-WR. Oder die 60 an zwei 20er.

    Ja, das Projekt ist nicht so simpel, was vermutlich der Grund ist, warum kein Solateur ein Angebot abgeben wollte. Ich habe insgesamt 5 Dachflächen (Wohnhaus, Büro, Gewächshaus, Gartenhaus, Lager). Die sind alle unterschiedlich und teilw. 100m voneinander entfernt. Ich habe ca. 60-80m lange 6mm² Stringkabel und nochmal (zumindest für einen Teil) 100m AC-Erdkabel (35mm²).

    Ich musste mich aufgrund der verschiedenen Dachneigungen für 2x 30kWp Wechselrichter mit 4 MPPT entscheiden, was jedoch nach den Berechnungen in PV*Sol klappt mit der Auslastung. Die Leitungsverluste habe ich berechnet, die liegen bei 1-2%, also noch verkraftbar. Ich denke, von den Längen bin ich am oberen Limit, aber es klappt nach meinen Berechnungen (und Beobachtungen der Alt-Anlage, welche auch AC 100m Erdkabel hat).

    Ich habe also jeweils 2*40 Module an jedem der beiden WR hängen, insg. 160 Module. Jede Fläche mit 20 Modulen hat eine eigene Ausrichtung (O/W bzw. Süd und Nord). Die Leitungen werden auf den Flachdächern in Alulehrrohren verlegt, sodass das auch bei Sonneneinstahlung eine Weile halten sollte. Erdkabel dann im vorhandenen Lehrrohr.

    Alle Wechselrichter (Huawei) werden informationstechnisch in Reihe verbunden und dann mit dem Smart Logger gesteuert, der wiederum mit einem Rundsteuerempfänger für alle (insg. dann 4) Wechselrichter verbunden ist. Der Netzbetreiber hat das abgesegnet und es ist eine komfortable Konfiguration, da ich so mittels Modbus TCP und InfluxDB/Grafana an einer Stelle alle Daten vom Server auslesen und monitoren kann.

    > Ich verweise mal aufs PV Forum... falls du da nicht schon unterwegs bist. Da gibt es auch immer guten input.

    Natürlich, da bin ich auch :) Ich habe mich hier registriert, weil es in dem Fall um Baufragen ging, für die mir diese Community hier besser erschien - zurecht, wie ich feststelle.
     
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