Habecks Heizungsverbot - Was steht im Entwurf?

Diskutiere Habecks Heizungsverbot - Was steht im Entwurf? im EnEV 2002 / 2004 / 2007 / 2009 Forum im Bereich Bauphysik; Ich habe ja in den letzten Jahrzehnten schon viel Unsinn gehört, aber was da gerade zum "Heizungsverbot" herumgeht schlägt wohl alles. Daher hier...

  1. #1 Gast 85175, 02.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Ich habe ja in den letzten Jahrzehnten schon viel Unsinn gehört, aber was da gerade zum "Heizungsverbot" herumgeht schlägt wohl alles. Daher hier mal ein längerer Beitrag zu dem Thema.

    Es gibt hier einen Referentenentwurf aus dem Wirtschaftsministerium der ja angeblich "geleakt" ist (schon das ist Schwachsinn, dass solche Entwürfe schon frühzeitig bei Presse und Verbänden liegen ist vollkommen normal und auch vom demokratischen Standpunkt wünschenswert, das Gesetzgebungsverfahren soll ja auch keine Geheimwissenschaft sein). Im Kern geht es da um die Änderung des GEG, mit ein paar Einsprenkeln zur Heizkostenverordnung, etc...

    Lasst uns erstmal über das GEG an sich reden. Das GEG hat Eltern und Großeltern, nämlich die EnEV und davor die WSVo. Wir haben es hier mit einer langen Kette an Gesetzen zu tun die bis 1978 (West) und 1990 (Ost) zurückreichen und auch in der DDR hat man schon etwas auf Effizienz geachtet, zeitgenössisch halt eher aus der sozialistischen Perspektive, aber der Energiebedarf war schon seit jeher ein Großthema der Politik, in allen Systemen. Das Thema der Energieeinsparung/Energieeffizienz wurde bei WSVo, EnEV, GEG im Takt weniger Jahre permanent erweitert und verschärft. Ich erzähle das weil schon hier der erste Fehler liegt, es ist da im Kern nichts neu, es ist eine Fortschreibung dessen was schon seit 40 Jahren vorangetrieben wird. Ganz gruselig finde ich die "Baufachleute" die das nicht wissen, zu behaupten das sei generell "neu" oder "bisher nicht so wichtig".... Das ist wie der Busfahrer der meint die StVO sei ne neuere Entwicklung und das ginge ihn aus Traditionsgründen alles nix an.
    Es kommt dann noch was dazu, egal wie das Gesetz am Ende aussehen wird, das war nicht das letzte Wort, die nächsten Novellen des GEG sind bereits angekündigt (dazu später mehr), wer glaubt das sei jetzt die endgültige Wahrheit irrt gewaltig.

    Der jetzt vorliegende Entwurf befasst sich fast ausschließlich mit der Haustechnik. Bei der Dämmung/Hülle gibt es zwar auch eine deutliche Verschärfung, aber das beschränkt sich auf die Änderung einiger Zahlenwerte, aber das ganze Begleitwerk an Berechnungsverfahren, etc. bleibt überwiegend unangetastet.

    Es gibt da viele Neuerungen bei der Haustechnik, der große Aufreger ist ja aber das "Heizungsverbot". Hierbei geht es im Bestand aber eigentlich nur um die Abschaffung sehr vieler alter Ausnahmeregelungen. Schon das heutige GEG kennt eine 30-jährige Frist für fossil befeuerte Kessel (derzeit §72, Abs. 2). Ein Kessel der 30 Jahre alt ist muss raus und ersetzt werden. Danach folgen dann DERZEIT noch zig Ausnahmeregelungen.
    Die Neuerung ist, statt der Ausnahmeregelungen folgen zukünftig nur noch Übergangsfristen zur Abwicklung eben jener Ausnahmen, die Kessel die 30 Jahre oder älter sind müssen jetzt also wirklich raus. Mehr Neues ist da nicht. Schon die Aufregung darüber verwundert mich, wer das als Fachmann nicht hat kommen sehen (stetige Verschärfung der Vorgaben, siehe oben), der ist seit min. 20 Jahren hirntot. Meine Meinung.

    Die eigentliche Neuerung ist die Regelung zu den neuen Heizungen. Also 30 Jahre alter Kessel muss raus und dann? Da wird's interessant.
    Eine Neue Heizung die da dann eingebaut wird muss zu min. 65% auf EE laufen. Ihr dürft jetzt gleich damit aufhören zu überlegen was das bedeutet, unsere Grünen haben es nicht gerne wenn die Leute selbst denken, darum sagen die das euch. Diese 65% haben nichts mit tatsächlichen 65% zu tun, man schreibt in das Gesetz rein was 65% zu bedeuten haben. Mal ne verkürzte Auswahl dessen was 65% bedeuten:

    - Wärmepumpe
    - Biomasse sofern das WW über Solarthermie oder PV bereitet wird
    - Grüner Wasserstoff oder Biomethan
    - Eigentümliche Regelungen für Fernwärme und Bivalente Systeme
    - etc.

    Was da nirgends steht ist, dass sich jeder selbst zurecht rechnen darf was 65%EE sind. Auch von diesem ominösen "Ökostrom" und "Ökogas" das da manche anführen steht da nix. Es ist laut dem Entwurf schlicht nicht vorgesehen einen Gaslieferanten zu wählen der sich einfach nur irgendwelche CO2-Zertifikate kauft (das müssen die zukünftig sowieso, deshalb wird aber trotzdem keine EE aus dem Gas) und das dann als 65%EE zu betrachten. Das muss dann schon echtes Biomethan oder echter grüner Wasserstoff sein und dazu gibt es meines Wissens noch keine Verträge, es gibt ja auch nicht ausreichend Biomethan und grünen Wasserstoff...

    Es gibt da noch einige Regeln zu Etagenheizungen, Einzelraumöfen, Stromdirektheizungen, das Verfahren bei WEGs (Beschneidung der Einspruchsrechte), etc... Aber auch da, das läuft eigentlich fast alles auf Übergangsregelungen raus, man regelt da nur den Transformationspfad hin zum endgültigen Aus der fossilen Heizungen.

    Am Ende steht der 31.12.2044. Ab da ist es dann generell untersagt fossile Brennstoffe zu verheizen. Ende. Das ist ja auch logisch, wenn wir bis 2045 auf Nettonull CO2 sein wollen, dann geht's ja auch nicht anders. Man kann also schon heute sagen: Egal was Du mit der Heizung machst, in etwa 20 Jahren ist Ende mit fossil.

    Und genau bei dem Punkt wickeln sich mir die Zehennägel auf, da sind Geschichten im Umlauf die einfach nur haarstäubend sind. Wer heute nochmal nen Öl-/Gaskessel einbaut der darf dem Ding max. 20 Jahre geben, in der Praxis deutlich weniger, man wird das weitverzweigte Gasnetz wohl schon lange vorher Stück für Stück abschalten müssen (mangels ausreichend Abnehmern) und auch beim Öl wirds zusehends schwierig werden. Flankiert wird das Ganze durch die stete Verteuerung der Fossilen über CO2-Steuern, etc...

    Egal wie das Gesetz am Ende aussehen wird, was nicht jetzt kommt, das kommt dann halt 2 Jahre später, das GEG wird ja beständig verschärft werden müssen (sonst wird's ja nix mit "Nettonull"), alles beim Alten also, das läuft seit 40 Jahren so... Die nächste große Novelle dürfte sich übrigens eher um die Gebäudehüllen (und das Verfahren bei den Energiepässen) drehen, die EPBD-Richtlinie der EU ist ja im Anmarsch und die dreht sich genau darum. Ich warte ja schon drauf wie dann wieder 2/3 der Fachleute vollkommen überrascht, schockiert und erbost sind, sowas hat man ja nicht ahnen können, das höre ich ja zum ersten Mal, Blablablubb...

    Letzte Hoffnung CDU? Vergesst es. Auch die CDU hat das Thema die letzten Jahrzehnte vorangetrieben, dass da nochmal irgendwas was in der Welt ist wieder gestrichen wurde gabs bisher nicht. Und auch die CDU hat zu tun was die EU gebietet. Und es ist auch so, die Hersteller werden die Produktion von Kesseln zurückfahren, es wird nicht mehr ins Gasnetz investiert werden, viele Ölkutscher werden den Laden zu machen, etc... Das wird schon ganz unabhängig von der Politik nur schwer wieder hochzufahren sein, da werden gerade Nägel mit Köpfen gemacht...

    Es geht jetzt erstmal so weiter, dass aus dem Referentenentwurf ein Gesetzesentwurf wird, es dürfte hierbei einige Änderungen geben, ob der Gesetzesentwurf dann im Bundestag durchgewunken wird, oder ob der nochmal geändert wird werden wir dann ja sehen. Das Gesetz dürfte dann max. 2 Jahre halten bis die EPBD eingearbeitet werden muss und in dem Zug wird man aller Voraussicht nach dann auch nachholen was man jetzt noch nicht durch bekommt. Alles andere ist schlicht nicht anzunehmen, das wäre vollkommen neu und einmalig in der Geschichte des GEG/EnEV/WSVo. Was jetzt nicht kommt ist nur aufgeschoben, sicher nicht aufgehoben...

    Die "Verbrenner" werden jetzt abgeschafft, das gilt auch für die Heizungen. Alle Strategien mit denen man sich darum herum zu mogeln versucht funktionieren allerhöchstens bis zum 31.12.2044, realistisch betrachtet sind die aber eher innerhalb von 10-15 Jahren zum Scheitern verurteilt. Und demnächst geht's mit den Gebäudehüllen weiter.
     
    SumsumBiene, K a t j a, hansmeier und 8 anderen gefällt das.
  2. #2 Fred Astair, 02.04.2023
    Zuletzt bearbeitet: 02.04.2023
    Fred Astair

    Fred Astair

    Dabei seit:
    02.07.2016
    Beiträge:
    10.724
    Zustimmungen:
    5.201
    Beruf:
    Tänzer
    Ort:
    San Bernardino
    Danke @chillig80 für Deine Zusammenfassung. Du hast Dich sehr um eine leicht verständliche Erklärung verdient gemacht.
     
  3. #3 Gast 85175, 02.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    NACHTRAG:
    Es scheint eine Einigung zu den Änderungen zu geben:
    Kompromiss in der Ampelkoalition - Was man zu den neuen Regeln für Heizungen wissen sollte (deutschlandfunk.de)

    Meine Gedanken dazu:
    - Man wird abwarten müssen was es mit diesem Grundsatz auf sich hat, demnach die alten Heizungen "repariert" werden dürfen. Das hört sich etwas nach nebulösem Blafasel an, ich glaube die wissen es selbst noch nicht ganz genau. Dieses Blafasel ist aber der Knackpunkt an der ganzen Geschichte und ich finde dazu auch in anderen Medien nichts mit was man was anfangen könnte.

    - Die Regelung mit den Ü80-Jährigen ist nett, ändert aber statistisch betrachtet nicht viel, verschiebt den Kesseltausch nur um wenige Jahre und das auch nur in insgesamt wenigen Fällen.

    - Die Regelung zur "Wirtschaftlichkeit" ist natürlich eine Mogelpackung, das ist keine Erleichterung sondern eine brutale Verschärfung. Bisher galt das Amortisationsgebot, wenn es sich nicht innerhalb von 10 Jahren amortisierte konnte man sich befreien lassen. Jetzt gilt das Verhältnis von Kosten zu Gebäudewert, das ist eine extreme Verschärfung (ich meine verfassungsrechtlich ist überhaupt nicht mehr möglich). Was es mit der Härtefallregelung aus sozialen Gründen auf sich hat wird sich auch noch zeigen. Der Sozialhilfeempfänger muss die Heizung seiner Villa nicht austauschen? Ich vermute auch hier nur eine sehr geringe Relevanz für die Praxis...

    - Bei den zulässigen Heizungen gibt es kaum Änderungen. Neu ist die Kombination von alten Kesseln mit neuer Wärmepumpe, das läuft dann darauf hinaus den alten Kessel nur noch zur Deckung der Spitzenlast einzusetzen und wenn der alte Kessel dann endgültig Schrott ist (aus welchem Grund auch immer), dann ist die neue WP wohl auch gleich mit Schrott, weil einen neuen fossilen Spitzenlastkessel wird wohl kaum noch wer einbauen...

    - Bei den fossilen Heizungen die "E-Fuel-Ready" sein müssen sprechen andere Quellen davon, dass die min. 65% Biogas/Bioöl vertragen müssen. Das wäre dann auch eine Mogelpackung, weil wenn es spätestens ab 2045 nur noch 100% Bioöl/Biogas gibt, dann sind die auch wieder Schrott.

    FAZIT: Bis auf diese unklare Regelung zur Austauschpflicht ist da nicht viel neu. Das ist ein Sammelsurium aus "Erleichterungen" die technisch vermutlich wenig Sinn machen. Ob alter Kessel in Verbindung mit neuer WP, neue Kessel die 65% Efuels vertragen, etc... das sind nur teure Provisorien, das macht nur in wenigen Fällen wirklich Sinn...

    VIELLEICHT???
    Das mit den teuren Provisorien macht aber dann doch wieder Sinn wenn man die Gebäudedämmung mit einbezieht. So ein alter Kessel zur Spitzenlastdeckung, der dann nach der erfolgten Dämmung rausfliegt und dann kann die WP auch alleine übernehmen, das macht schon eher Sinn. Jetzt muss man die Leute nur noch zum Dämmen zwingen!
     
    K a t j a gefällt das.
  4. #4 Fabian Weber, 02.04.2023
    Fabian Weber

    Fabian Weber

    Dabei seit:
    03.04.2018
    Beiträge:
    13.594
    Zustimmungen:
    5.169
    NT-Heizungen und Brennwert-Geräte mussten bisher und auch nach dem neuen Entwurf nicht nach 30Jahren verschrottet werden.

    Da gibt’s dann eine zeitliche Staffelung. Die NT-Therme meiner Eltern von 1994 muss daher voraussichtlich erst 2028 raus. Das dann 34 Jahre alte Gerät ist top gewartet und durch thermischen Abgleich des gesamten Hauses kann da keine larifari „moderne Brennwerttherme“ gegen anstinken. Da holt man noch höchstens 5% raus. Das lohnt sich also weder ökonomisch noch ökologisch in diesem Fall.
     
    motorradsilke gefällt das.
  5. #5 Gast 85175, 03.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Ne, das verstehst gerade falsch. Diese neuen Übergangsfristen ersetzen alle alten Ausnahmen. Es geht dann nicht mehr um Niedertemperatur, Brennwert, etc. sondern nur noch einzig und alleine ums Baujahr. Dann geht man hin und drückt die alten Baujahre nach und nach aus dem Bestand und Anfang der 2030er sind die über 30 Jahre alten Kessel dann ganz aus dem Bestand und es gibt nur noch max. 30 Jahre alte Kessel (die dann natürlich immer pünktlich zum 30. Geburtstag unter die Austauschpflicht fallen).

    Das ist in der inneren Logik dieses Gesetzes auch richtig, weil der ersatzmäßige Einbau eines neuen Kessels soll ja über die 65%-EE-Regel faktisch verhindert werden. Der Vergleich mit dem neuen Brenntwertkessel ist also falsch, weil den dürftest ja nicht als Ersatz einbauen.

    Jetzt wird das Ganze ja aber noch aufgeweicht und man muß auf den Gesetzentwurf warten. Dieses politischen Blafasel das da gerade bekannt ist ergibt wenig Sinn. Man sagt plötzlich die Kessel dürften weiterhin „repariert werden“, aber darum ging’s ja nie, es ging darum die 30 Jahre alten Kessel rauszuschmeissen, ganz egal ob die kaputt sind oder nicht. Bei diesen Kesseln die E-Fuel-Ready sind ist es ähnlich, da muss mal wer erklären was so ein Efuel beim Ölkessel genau ist, wie hoch ist der H2-Anteil beim „Biogas“, etc… Mal abwarten was die Referenten und Staatssekretäre aus diesen politischen Kompromißfloskeln machen…
     
    Fred Astair gefällt das.
  6. SvenvH

    SvenvH
    Moderator

    Dabei seit:
    22.11.2019
    Beiträge:
    4.055
    Zustimmungen:
    1.533
    @chillig80 bist du denn grundsätzlich der Meinung, dass das überhaupt alles so funktioniert wie die sich das vorstellen, in Bezug auf den Ausbau der Stromnetze und Erneuerbaren oder auch die Verfügbarkeit der Technik und Handwerker? Ich mein die Wärmepumpe gibt es ja nicht erst seit gestern. Warum hat man nicht schon vor 20 Jahren mit dem Einbauverbot von Gasheizungen in Neubauten begonnen und anschließend mit den Bestandsgebäuden bei Eigentümerwechsel? Dann wären wir schon viel weiter als jetzt. Das die da oben ganz gerne nur von einer Legislaturperiode zur nächsten Leben und danach keine Konsequenzen zu befürchten haben lässt schon große Zweifel offen. In der Hinsicht sind 20 Jahre eine lange Zeit, was die Umstellung angeht aber meiner Meinung nach viel zu kurz.
     
  7. #7 Fred Astair, 03.04.2023
    Fred Astair

    Fred Astair

    Dabei seit:
    02.07.2016
    Beiträge:
    10.724
    Zustimmungen:
    5.201
    Beruf:
    Tänzer
    Ort:
    San Bernardino
    Was genau willst Du damit sagen?
    Weil die Vorgängerregierungen nicht schon vor zwanzig Jahren angefangen haben zu bremsen, lassen wir es jetzt sein und fahren volle Kanne gegen die Wand?
     
  8. SvenvH

    SvenvH
    Moderator

    Dabei seit:
    22.11.2019
    Beiträge:
    4.055
    Zustimmungen:
    1.533
    Nein das will ich damit nicht sagen. Das was geändert werden muss ist wohl vielen klar. Mir geht es um die Frage ob das alles in der "kurzen" Zeit machbar ist. Ich beschäftige mich durchaus mit diesem Thema und hab auch bisher sehr viel Zeit und Geld dafür aufgewendet. Allerdings ist es immer sehr schwierig herauszufinden was der Wahrheit entspricht und was nur Fantasievorstellungen sind. Genauso wie viele der Meinung sind dass alles sofort geschehen muss gibt es eben auch viele die behaupten, dass das aus den bereits genannten Gründen garnicht in der Zeit machbar ist. Ziel und Umsetzung sind zwei unterschiedliche Dinge.
     
    meisterLars und Viethps gefällt das.
  9. #9 Fred Astair, 03.04.2023
    Fred Astair

    Fred Astair

    Dabei seit:
    02.07.2016
    Beiträge:
    10.724
    Zustimmungen:
    5.201
    Beruf:
    Tänzer
    Ort:
    San Bernardino
    Dass Deutschland ab 2045 CO2 neutral sein muss ist auch bei den Schwarzen und Gelben unstrittig.
    Insofern sind zwanzig Jahre nicht zu kurz, auch wenn durch Altmeier und seine Chefin fast zwanzig Jahre verschenkt wurden.
     
  10. #10 Deliverer, 03.04.2023
    Deliverer

    Deliverer

    Dabei seit:
    24.07.2022
    Beiträge:
    1.040
    Zustimmungen:
    444
    Wenn wir uns an Paris halten (bisschen Völkerrecht und so), reicht 2045 natürlich nicht aus. 2035 ist Schicht für 1,7°. Stetig sinkend, weil wir ja noch nicht angefangen haben.

    Just sayin'.
     
    Fred Astair und Cybso gefällt das.
  11. BaUT

    BaUT

    Dabei seit:
    30.10.2019
    Beiträge:
    6.811
    Zustimmungen:
    4.138
    Beruf:
    Bau-Ing.
    Ort:
    Berlin
    Benutzertitelzusatz:
    Erklärbär
    Wenn jetzt auch beim Gebäudebestand (z.B. 70er Jahre Wohnhaus mit energetisch unsanierter Gebäudehülle) immer vom Einbau von Wärmepumpen geredet wird, dann bedeutet dies doch fast zwangsläufig dass zeitgleich mit dem Einbau der WP auch die thermische Gebäudehülle energetisch umfassend ertüchtigt werden muss - egal ob das im GEG drin steht oder quasi "auf dem Rücken des Fossilheizungsverbotes" durch die kalte Küche kommt. Ich glaube DAS ist der Aufreger bei den Hausbesitzern, dass sie zeitgleich mit dem Heizungstausch auch noch ihren energetischen Instandhaltungsrückstau der letzten 50 Jahre an der thermischen Gebäudehülle aufarbeiten (finanzieren) müssen. Oder gibt es sinnvolle WP-Lösungen welche Vorlauftemperaturen von 45°C ermöglichen und so auch weiterhin die lausig gedämmten Bestandsgebäude beheizen können?
     
  12. #12 Deliverer, 03.04.2023
    Deliverer

    Deliverer

    Dabei seit:
    24.07.2022
    Beiträge:
    1.040
    Zustimmungen:
    444
    Ja. Alle aktuellen.
     
    K a t j a gefällt das.
  13. #13 Tolentino, 03.04.2023
    Tolentino

    Tolentino

    Dabei seit:
    09.12.2020
    Beiträge:
    224
    Zustimmungen:
    88
    Beruf:
    Manager
    Ort:
    Berlin
    45°C ist gar kein Problem für eine moderne WP.
    Die können mittlerweile auch 70°C ohne Heizstab. Klar, die Effizienz geht runter.
    Lt. Fraunhofer ISE (2020) Bei 45°C VL mit LWWP durchschnittl. AZ von ca. 3.
     
    K a t j a und Deliverer gefällt das.
  14. #14 Gast 85175, 03.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Also erstmal, diese Lieferangpässe bei Wärmepumpen, EAutos und so sind bald Geschichte, die Industrie stellt gerade um und die werfen uns demnächst mit dem ganzen Zeug zu. Das ist bald nur noch so ne amüsante Erinnerung wie die kürzliche Salatölknappheit.

    Die Heizungsbauerbranche hat in den letzten Jahren so um die 1 Mio. Heizungen im Jahr geschafft. Wenn die 800-900k Wärmepumpen schaffen, dann haut das bis in 20 Jahren einigermaßen hin. Aber wenn die Leute dann halt auf Millionen mehr oder weniger "neuen" Kesseln sitzen wirds schwierig...

    Der Strom und die Gebäudehüllen sind das eigentliche Problem, der jetzt vorgelegte Ausbauplan zu den EE, von dem man seltsamerweise nichts in den Medien hört ist ne ganz schöne Hausnummer (und auch da wird jetzt noch alle paar Jahre draufgesattelt). Das ist schon von den Größenordnungen her nicht zu verachten, die Landschaft ist dann wirklich lückenlos "verspargelt" und auf allen Dächern bis hin zum letzten Hühnerhaus ist PV drauf, etc... Aber das ist ja nur die Komponente bei der es um die gesicherte Leistung geht, stabil ist ein solches Netz trotzdem noch nicht von alleine.

    Zur Netzstabilisierung ist einiges nötig, unter anderem will man Zugriff auf alle PVs, Wärmepumpen, Wallboxen/EAutos, Batteriespeicher (2/3 der Batteriespeicher sollen die Leute bei sich daheim aufstellen), etc... Die meissten Leute haben keine Vorstellung davon was da an Eingriffen zur Netzstablisierung nötig sein wird, mal ein kleines Beispiel. Im Netz herrscht gerade Strommangel, ist dir aber egal, weil deine PV bringt gerade gut Leistung. Man wird dir (und 84Mio. anderen) dann aber trotzdem oft nicht gestatten können den Strom für dich zu nutzen, bedeutet deine PV speist dann ins Netz ein, die WP, die Wallbox und der Akku bekommen ne Netzsperre riengedrückt, Geilomat, da kommt Freude auf! Ganz genau solche Grausamkeiten werden nicht zu vermeiden sein und man baut auch schon an der technischen Infrastruktur um das zu können. Smartmeter und Co. sind nicht dazu da, dass du irgendwas mit einer App tun kannst, das ganze Zeug gibt den Versorgern nur einen sicheren Kanal und Meßequipment in jedem Keller...

    Und dann gibts noch die Verteilung, aktuell sind 14.000km neue Höchstspannungsleitungen im Ausbauplan. Erinnert sich noch wer an die 300km wegen der Söder und Seehofer den sterben Schwan markiert haben? Könnt ihr euch vorstellen...

    Altmaier und Co. wollten das Kernproblem (Erzeugung und Netzstabilisierung) vorzugsweise über den Import von grünem Wasserstoff und die Verstromung in Gaskraftwerken lösen. Dann gabs in dem Plan auch noch einen großen Anteil an H2-Kesseln und auch viele Wasserstofffahrzeuge. Das ist aber aktuell überwiegend vom Tisch, zumindest extrem eingedampft, wir wollen es gerade lieber auf die harte Tour versuchen. Die Grünen halten da eisenhart an einem 100%-EE-Szenario fest, das es auf der Ebene der EU mal im Jahr 2012 gab. Das war eines von 6 Szenarien, ist in der EU schon lange vom Tisch, aber wenn die Grünen erstmal nen Narren an was gefressen haben...

    Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass das 100% EE-Netz technisch machbar ist. Ich habe auch keine Zweifel daran, dass es fürchterlich teuer sein wird, dass manche Dinge wie die Laststeuerung (s.o.), die vollverspargelte Landschaft, den Leuten total auf den Keks gehen wird und es ist auch sicher, dass der Zeitplan bis 2050 sehr knapp ist.
    Strom wird aller Voraussicht nach erstmal 2-3 Jahrzehnte der limitierende Faktor sein, das bedeutet ne permanente Stromknappheit mit entsprechenden Preisen. Was irgendwann später 2060ff ist weiß ich auch nicht, aber jetzt kostet es halt erstmal Unsummen und jeder Zubau bei der Erzeugung wird vom Zubau bei den Verbrauchern sofort aufgefressen.

    Bei den Gebäudedämmungen siehts ähnlich aus, auch da wird's jetzt wohl bald turbulent. Wir können den Gebäudebestand unmöglich so lassen wie er ist, Wärmepumpe hin oder her. Aber auch da, das ist zwar fürchterlich teuer, aber technisch machbar und irgendwann sind wir schon fertig...

    Dass man Gasheizungen schon vor 20 Jahren hätte verbieten sollen ist theoretisch/mathematisch richtig, aber wer das versucht hätte, den hätte man in die Psychiatrie gebracht. Das bringt auch alles nix, diese Schuldzuschreibungen sind ja nett, aber davon aber wir halt keine einzige kWh mehr Strom und auch keine einzige WP mehr...

    Wir werden uns bald überlegen müssen ob diese beiden Ziele "Nettonull bis 2045" und das "1,5C-Ziel" (die laufen aufs gleiche raus, man bekommt für beide Ziele aber im Detail verschiedene Transformationspfade gebastelt, wirklich unantastbar sind. Meine Prognose ist da, es wird eher auf Nettonull bis 2060 und das 1,75C-Ziel rauslaufen, sonst verheben wir uns voraussichtlich gewaltig... Man wirds ja sehen...
     
    K a t j a, hansmeier und Fred Astair gefällt das.
  15. #15 Gast 85175, 03.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Naja, es gibt mittlerweile Wärmepumpen die den mittleren Temperaturbereich schaffen ohne bei der AZ ganz in die Knie zu gehen, das ist aber halt nur die halbe Rechnung.

    Strom ist der limitierende Faktor bei der Enegiewende und man wird den Stromverbrauch einschränken müssen, sonst kommen wir auf absolut absurde Werte beim EE-Ausbau. Die EU empfiehlt in den Begleitpapieren zur EPBD-Richtlinie langfristig (bis 2050) den Wert von 25kWh/m²a anzupeilen. Das ist dann der Strom der voraussichjtlich für Heizung, Warmwasser und Beleuchtung vorhanden sein wird, mehr ist halt in den nächsten Jahrzehnten erstmal nicht da. Die Beleuchtung lasse ich jetzt mal weg, das ist mit LED so wenig, das kann man erstmal ignorieren. Und dann bleibt WW+Heizung und damit man da mit 25kWh/m²a hin kommt, brauchst auch im Altbau durchschnittlich ne JAZ von 5-6 (Der heutige Wärmebedarf liegt durchschnittlich bei 125-150kWh/m²a).

    Diese Durchschnittswerte sehen bei oberflächlicher Betrachtung erstmal nicht ganz so kritisch aus. Aber es sind halt Durchschnittswerte... Ungefähr die Hälfte aller Gebäude braucht ja mehr als die 125-150kWh. Da bräuchtest dann entweder eine noch deutlich bessere JAZ als 5-6, oder man müsste es an den anderen Gebäuden, also an denen die ohnehin besser sind kompensieren. Das ist beides fast nicht möglich... Lass an einem m² den Wert von 50kWh zu, dann brauchst anderen Ortes 5m² mit 15kWh, sonst kommst nicht auf den Schnitt von 25... 15kWh/m²a ist schon "Passivhausstandard". Etwas überspitz formuliert, für jede alte Hütte die wir unangetastet lassen brauchen wir 5 Häuser die wir auf Passivhausstandard bringen...

    Und dann zur "Dämmpflicht durch die kalte Küche" (über die Heizkosten), das ist der eigentliche Knackpunkt. Ich meine Strom wird erstmal knapp und teuer sein und da ne Wärmepumpe mit JAZ 3-4 in so ne alte Hütte zu nageln ist keine gute Idee. Aber wir werden es ja sehen, das ist nur meine Meinung.
     
    K a t j a und hansmeier gefällt das.
  16. #16 Fred Astair, 03.04.2023
    Fred Astair

    Fred Astair

    Dabei seit:
    02.07.2016
    Beiträge:
    10.724
    Zustimmungen:
    5.201
    Beruf:
    Tänzer
    Ort:
    San Bernardino
    Ich erwähne den Dicken und seine Aussitzerin nur hin und wieder, weil dauernd gefragt wird, warum nicht vor zwanzig Jahren mit der Energiewende angefangen wurde und weil auch daran die Grünen schuld sind.
     
    hansmeier gefällt das.
  17. #17 WilderSueden, 03.04.2023
    WilderSueden

    WilderSueden

    Dabei seit:
    26.11.2022
    Beiträge:
    704
    Zustimmungen:
    360
    Ort:
    Westlicher Bodensee
    Du hast in deinem Rant noch vergessen, dass nicht nur Wärme und Mobilität auf Strom umgestellt werden sollen, sondern auch die Industrie. Da braucht dann eine einzelne Fabrik mal schnell die Energie einer gesamten Stadt. Wie das mit der Stromknappheit und damit einhergehenden hohen Preisen funktionieren soll, versteht kein Mensch
     
    Viethps gefällt das.
  18. #18 Gast 85175, 03.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Naja, vor etwas über 20 Jahren hat man mit dem EE-Ausbau angefangen, wir erinnern uns Trittins berühmte "Kugel Eis". Es kamen dann noch ein paar Kleinigkeiten dazwischen, der Atomausstieg hat (entgegen aller Propaganda) halt doch ein großes Loch in die Erzeugung geschossen, usw... Es hätte schneller gehen können, aber dass man da ganz untätig war stimmt nicht.

    Im Großen und Ganzen stehen wir im internationalen Vergleich nicht schlecht da, man kann natürlich immer Einzelwerte herauspicken und auf die internat. Champions verweisen, aber bei solchen Metawerten wie zB "€ Wirtschaftleistung je Tonne CO²" sind wir vorne mit dabei. Dass Deutschland ein ganz übler Klimasünder sei ist ne Propagandalüge.

    Dass wir zu wenig investiert hätten stimmt auch nicht, auch da stehen wir international nicht schlecht da.

    Es besteht übrigens die realistische Gefahr, dass wir unsere Exportwirtschaft gerade zu sehr schädigen, dann haben wir in 5 Jahren auch ganz andere Themen als irgendwas mit Klimaschutz. Die echte Welt ist halt grau...
     
    hansmeier gefällt das.
  19. #19 Gast 85175, 03.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Doch ich verstehe das. Man wird die aus dem ganzen Umverteilungssystem herausnehmen müssen. Die bekommen dann wirklich den günstigen Strom und das auch noch unterbrechungsfrei und subventioniert von der Allgemeinheit. Wenn man dir die WP abstellt während deine PV für dann 4ct/kWh voll einspeist, dann muss der Strom ja wo hin.

    Oder die verlassen halt das Land, man kann es sich dann ja aussuchen.
     
    K a t j a gefällt das.
  20. #20 Gast 85175, 03.04.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Habt ihr euch schonmal gefragt, wieso die großen Konzerne die Gaspreisbremse nicht in Anspruch nehmen? Mal unter uns, denen gehen da oft dreistellige Millionenbeträge durch die Lappen, das lässt sich der Kapitalist doch nicht einfach entgehen?

    Großunternehmen die die Gaspreisbremse in Anspruch nehmen wollen müssen sich dazu verpflichten die Standorte in D in den nächsten Jahren zu erhalten. Diese Vorstellung findet man in den Chefetagen schon heute derart bedrohlich, dass man die Gaspreisbremse lieber nicht in Anspruch nimmt…

    Die Abwanderung von Industriebetrieben ist kein Hirngespinst, das wird in den Planungabteilungen der Konzerne gerade generalstabsmäßig vorbereitet. Wir sind nur einen Energiepreisschock davon entfernt, dass das auch durchgezogen wird.
     
    meisterLars und K a t j a gefällt das.
Thema:

Habecks Heizungsverbot - Was steht im Entwurf?

Die Seite wird geladen...

Habecks Heizungsverbot - Was steht im Entwurf? - Ähnliche Themen

  1. Kelleraußenwand steht auf quer gelegten Steinen/Klinkern

    Kelleraußenwand steht auf quer gelegten Steinen/Klinkern: Guten Tag, ich freue mich Teil dieses Forums sein zu dürfen und hoffentlich zahlreiche Antworten zu bekommen und viel zu lernen. Als ich in...
  2. FENSTER STEHT AUF KIPP UND LÄSST SICH NICHT SCHLIEßEN

    FENSTER STEHT AUF KIPP UND LÄSST SICH NICHT SCHLIEßEN: Hallo, Das Badezimmerfenster meiner Freundin steht seit geraumer Zeit auf Kip und lässt sich nicht schließen. Der Febsterhebel lässt sich nur ca...
  3. Wasser steht in der stegplatte

    Wasser steht in der stegplatte: Hallo an die Experten, Wir haben Ein neues terrassendach bekommen. Alu mit stegplatte n. Wurde durch eine Fach Firma montiert. Auf den den ersten...
  4. Photovoltaik - Unterkonstruktion steht über

    Photovoltaik - Unterkonstruktion steht über: Guten N'Abend, Aktuell wird bei uns eine Photovoltaikanlage installiert. Soeben bin ich zur Baustelle gekommen und habe mir die erste Seite des...