Holzbalkendecke erneuern, Schwingung reduzieren

Diskutiere Holzbalkendecke erneuern, Schwingung reduzieren im Sanierung konkret Forum im Bereich Altbau; Hallo zusammen, wir sanieren aktuell den Boden unseres Kinderzimmers, da wir das beim Einzug leider versäumt haben. Es geht vor allem darum, dass...

  1. ynnus

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    Hallo zusammen,

    wir sanieren aktuell den Boden unseres Kinderzimmers, da wir das beim Einzug leider versäumt haben. Es geht vor allem darum, dass der Boden zur Mitte hin absackt und außerdem recht stark schwingt. Beim normalen Laufen spürt eine andere Person im Raum die Erschütterungen und Möbel vibrieren teilweise, wenn man stärker auftritt (oder ein Kind umher springt). Mein Ziel ist es, den Boden so zu verstärken, dass die Schwingungen reduziert werden und eine ebene Fläche hergestellt wird. Schallschutz und Wärmedämmung waren soweit okay und müssen nicht verbessert werden. Zudem soll das Zimmer künftig das Schlagzimmer werden. Tagsüber ist dort also niemand. Darunter befindet sich unser Büro - beide Räume also beheizt.

    Zur Ausgangslage:
    Einfamilienhaus, Baujahr etwa 1950, Holzbalkendecke, 330 x 374 cm. (Balken verlaufen längs, also entlang der langen Seite).
    Es sind 5 Balken bzw. 4 Felder. Die Balken sind ca. 14 x 15 cm stark. Der lichte Abstand der Balken beträgt 67 cm. (Mittenabstand also ca. 81 cm).
    Auf dem Balken aufgedoppelt ist ein 5 x 6,5cm Kantholz genagelt, welche den eigentlichen Dielenboden getragen hat.
    Nut-Feder-Dielen, 23mm stark, mit Ausgleichsmasse (teils 20 mm stark) + 8mm Klick-Laminat als Fußboden.
    Schwartenbretter als Einschubboden, der mit Stroh-Kalk(?)-Mörtel abgedichtet wurde. Die Bretter sind nur gelegt, nicht vernagelt, werden aber durch den Mörtel gehalten und dient wohl auch als Rieselschutz.
    Der ganze Fehlboden ist bis Oberkante der Balkenlattung mit einer Schlacke-Schüttung befüllt (ca. 13 cm stark).
    Unter den Balken als Decke wurde eine dünne Lattung mit Schilfrohr-Gipsputz aufgebracht. Die ist soweit in Takt und sollte erhalten bleiben.

    Eine ebene Bodenfläche soll zukünftig per OSB-Platte (22mm oder mehr?) plus Klick-Vinly hergestellt werden. Das stelle ich mir zwar zeitaufwändig aber von der Umsetzung her weniger problematisch vor.

    Es geht jetzt also hauptsächlich um die Schwingungen des Bodens:
    Was könnte diese begünstigt haben und sollte ausgetauscht werden, um diese zu verbessern?
    Ein Anhaltspunkt könnten die aufgedoppelte Lattung sein, die nicht flächig auf dem Balken aufliegt. Teils 1 - 3mm Lücken sind vorhanden. Die Lattung ist nur mit wenigen Nägeln auf den Balken fixiert und lässt sich mit dem Fuß etwas wegdrücken. Ggf. ist das nicht sauber kraftschlüssig verbunden und daher eine Ursache für Schwingungen? Dadurch ist die Auflagefläche auch nur 5cm breit und die lichte Breite zwischen der Lattung 76 cm. Würde es etwas bringen, zwischen der Lattung noch Querlatten einzuziehen? Ich stelle mir vor, dass dadurch aus den parallel verlaufenen Latten eher eine verbundene Fläche wird und die später darauf liegende OSB-Platte besser unterstützt wird. Natürlich könnte ich die Lattung auch durch stärkere Kanthölzer ersetzen, wobei die Höhe ja identisch bleibt. Vielleicht wäre es aber besser, die Lattung komplett zu entfernen und die gewonnene Höhe von 6,5 cm z.B. mit einer dickeren OSB-Platte und Trockenestrich auszufüllen, damit diese Ebene noch stabiler und schwingungsfreier wird?

    Der Einschubboden ist auch nur eingelegt und nicht vernagelt, allerdings mit Mörtel fixiert. Der Mörtel ist zwar noch intakt, aber ob er die Zug- und Biegekräfte richtig aufnehmen kann weiß ich nicht. Er bricht jedenfalls recht leicht und kann mit der Hand rausgenommen werden. Er sandet dann auch stark. Ich denke, es ist ein mageres Kalk-Sand-Gemisch mit Stroh. Nach Lehm sieht es mir zumindest nicht aus.

    Würde ein neuer Einschubboden die Schwingungen verbessern? Ich stelle mir vor, die Bretter gegen OSB-Platten zu tauschen, die mit den Fehlboden-Leisten am Balken verschraubt werden. Damit sind die Balken zusätzlich hier nochmal miteinander verbunden. Schüttung und Rieselschutz kommen dann wieder drauf.
    Entweder die bestehende Schlacke wieder rein oder alternativ Splitt oder Sand. Das Entfernen des Kalk-Stroh-Putz und der Ausgleichsmasse der Dielen kann ich ja zusätzlich an Masse als Schüttung einbringen. Am Ende bleibt die Masse des Bodens aber in etwa identisch. Daher ist die Frage, ob das wirklich dann etwas bringt. Ist es nur die Masse oder der vielleicht nicht optimale Aufbau von Fehlboden und aufgedoppelter Lattung, die das Schwingen begünstigt hat?

    Den Einschubboden zu ersetzen ist natürlich ein großer Arbeitsaufwand. Wenn das am Ende für die Katz ist wäre das halt ärgerlich. Die recht dünnen Einschubbretter und der Kalkmörtel erscheinen mir aber nicht so tragfähig, als dass ich eine höhere Masse als Schüttung einbringen kann. Also wenn die Masse der Schüttung erhöht wird dann wohl nur mit neuem Fehlboden. Das ist zumindest mal meine Einschätzung dazu.

    Danke für eure Unterstützung.
    Viele Grüße,
    Stefan
     

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  2. #2 Tikonteroga, 29.10.2023
    Tikonteroga

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    In einer alten Version der DIN 4109 wurde z. B. folgender Aufbau auf den Holzbalken vorgeschlagen:

    Spanplatten auf mineralischem Faserdämmstoff (56 dB)
    1. Spanplatte [...] mit Nut- und Feder {19..25 mm}
    2. Faserdämmstoff [...], dynamische Steifigkeit s <= 15 MN/m³ {>= 25 mm}
    3. Spanplatte [...] mit Nut- und Feder {16..25 mm}
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    Also zusätzlich zur OSB-Plate (3.) noch Faserdämmstoff (2) und nochmal Spanplatte (1.). Das könnte vielleicht ein Teil der Lösung sein, wenn es mit der Statik vereinbar ist.

    Quelle: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_mbl_show_pdf?p_jahr=1990&p_nr=77 (Tabelle 19, Zeile 1 o. 2, Seite 51 v. 92)
     
  3. #3 Gast 85175, 29.10.2023
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    Was sind "Schwingungen"? Erklär mir mal was ich mir darunter vorstellen soll?
     
  4. ynnus

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    Stell mal ein Glas Wasser auf den Tisch und hau mit der Faust auf die Tischplatte. Die Wellen im Glas - so in etwa fühlt es sich an. Eben kleine Erschütterungen, die auch schnell abklingen - aber wenn man läuft fühlt man die Erschütterungen eben bei jedem Schritt.
     
  5. ynnus

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    Danke für den Hinweis. An anderen Stellen im Internet habe ich öfter gelesen, dass man die OSB-Platten fest mit der Balkenlage verschrauben soll und diese möglichst plan und fest angepresst werden sollen. Da wäre jeder Art von flexibler und nachgiebiger Lage dazwischen kontraproduktiv für das Schwingungsverhalten. Kann ich nicht bewerten, ob das stimmt, aber klingt erstmal logisch für mich.
     
  6. ynnus

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    In der Zwischenzeit habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich die Balken durch seitliches Anflanschen verstärken und nivellieren möchte. Mit den 14 x 15 cm Balken auf 375 cm Spannweite und 67 cm lichtem Abstand fühle ich mich nicht so wohl, hier mehr Gewicht drauf zu bringen. Außerdem erhoffe ich mir auch, durch die Verstärkung der Balken die Schwingungen zu reduzieren und einen in sich steifere Fläche zu erhalten. Natürlich erst in Kombination mit der 25mm OSB-Platte dann.

    Dazu habe ich die Schlacke entfernt und entsorgt (über einen schicken Seilzug, den ich durch das Fenster herunter gelassen habe) und jetzt kommt aktuell der Mörtel dran, der die Fehlboden-Bretter abgedichtet hat. Anschließend kommen die Bretter vom Fehlboden auch noch raus und ich möchte diesen mit OSB-Platten neu machen. Ob die Leisten hierzu noch passen oder ob die auch neu müssen werde ich dann beurteilen. Die aufgedoppelten Leisten oben auf den Balken kommen natürlich auch weg - die sind ohnehin nicht in einer Ebene zueinander und recht schmal dimensioniert.

    Anflanschen möchte ich mit 60 x 160 mm KVH auf beiden Seiten. Das würde den 140 x 150 mm Balken deutlich verstärken und praktisch verdoppeln. Zudem würde der lichte Abstand zwischen den Balken auch verringert werden. Vermutlich müsste ich die angeflanschten Balken aber bis zum Auflager ins Mauerwerk bringen, oder? Dann wäre der Effekt am Größten, dass die Balken auch mehr Last aufs Mauerwerk übertragen und nicht nur auf den Originalbalken, der allein aufliegt.
     

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  7. ynnus

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    In de Zwischenzeit habe ich den Fehlboden komplett entfernt und begonnen, die Balken mit seitlichen Kanthölzern 60x180 mm zu verstärken und in Wage zu bringen.

    Ist leider trotz vermeintlich gutem Holz nicht so einfach, weil sowohl die Balken als auch die Kanthölzer verzogen sind. Nach dem Anflanschen sind diese teils verdreht und haben Bögen dein. Aktuell hobel ich alles auf eine einheitliche Höhe runter. Eine lange Richtlatte und ein Laser helfen bei der Ausrichtung.

    Bei der Menge an Bolzen hab ich es vielleicht etwas übertrieben aber lieber zu viel als zu wenig, würde ich mal sagen... Habe nicht vor das in den nächsten Jahrzehnten nochmal öffnen zu müssen, um irgendwo nachzubessern.

    Die Kanthölzer habe ich auch im Mauerwerk eingelassen und auf der anderen Seite aufgelegt. Die werden dann noch richtig unterliegt und verkeilt, dass sie zusätzliche Stabilität bringen.
     

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    Hey, bist du in der Zwischenzeit mit deinem Projekt schon fertig? Wie sieht’s aktuell mit dem Schwingungsverhalten aus? Merkst du eine wesentliche Verbesserung? Ich stehe selber gerade vor einem solchen Projekt.
    lg Philip
     
  9. ynnus

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    Leider komme ich immer nur am Wochenende dazu was zu machen. Momentan fehlt mir noch das Gewicht der Schüttung, um es richtig beurteilen zu können. Der Fehlboden muss davor aber noch rein. Heißt, ich weiß es ersten in 2 - 3 Wochen, ob die ganze Maßnahme erfolgreich war. Zumindest einen ebenen Boden ohne das Grüße Gefälle habe ich schonmal. Der Rest wird sich zeigen.
    Aktuell kann ich nur sagen, dass das Verdoppeln der Balken allein noch nicht ausreicht. Es schwingt sicher weniger aber noch zu viel. Aber das ist soweit auch klar, es fehlt noch Gewicht. Und das kommt bei mir in Form von Betonplatten und Sand auf den Fehlboden. Danach werde ich berichten, wie es aussieht.
     
  10. ynnus

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    Mittlerweile bin ich mit dem Boden fertig. Die Schwingungen sind deutlich besser geworden, aber ich habe hier wohl auch mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Ich habe neben dem seitlichen Verstärken der originalen Holzbalken, die mit 14 x 15 cm nicht wirklich groß dimensioniert waren, mit 18 x 6 cm Balken noch Querbalken eingezogen, die untereinander die Holzbalken versteifen. Dazu mit dem Gewicht im Fehlboden und den OSB-Platten ist die Decke jetzt recht stabil.

    Als Fehlböden habe ich 18mm OSB-Platten verschraubt. Dort hatte ich dann 100mm Platz zum Befüllen des Fehlbodens. Als "Schüttung" bzw. als Gewicht zur Reduktion der Schwingung habe ich Terassenplatten mit 50 x 50 x 5 cm drauf gelegt und mit Quarzsand aufgefüllt. So habe ich ca. 900 Kg Gewicht aufgebracht. (Die Schlacke hatte vorher aber auch ähnlich ca. 800 - 900 Kg Gewicht gehabt). Dann oben drauf noch 50mm Steinwolle als zusätzlicher Schallschutz. (Nicht Trittschall sondern Luftschall). Am Ende sind noch 30mm OSB Platten drauf verschraubt worden. Es fehlt noch das Klickvinyl, aber zuerst sind jetzt die Wände noch dran.

    Das Schwingungsverhalten ist jetzt für eine Holzbalkendecke recht gut. Nicht so gut wie eine Stahlbeton-Decke, logisch, aber es liegen Welten zwischen vorher und nachher.
    Dazu ist der Boden jetzt im Wasser und fällt zur Raummitte nicht mehr ab. Am Ende war es aber auch sehr viel Arbeit und vermutlich nicht so effizient wie ein Zimmermann das gemacht hätte.
     

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Holzbalkendecke erneuern, Schwingung reduzieren

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