Kann eine Blitzschutzanlage mehr schaden als nutzen?

Diskutiere Kann eine Blitzschutzanlage mehr schaden als nutzen? im Elektro 2 Forum im Bereich Haustechnik; Hallo, ich habe eine Frage an die Blitzschutzspezialisten. Freunde von uns haben auf einer kroatischen Insel ein Haus, wenige Meter vom Wasser...

  1. #1 Carstenuwe, 10.05.2024
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    Hallo, ich habe eine Frage an die Blitzschutzspezialisten.

    Freunde von uns haben auf einer kroatischen Insel ein Haus, wenige Meter vom Wasser entfernt. Das ziemlich neue Haus wurde inmitten von bestehenden, teils sehr alten Bestandsbauten gebaut und musste gem. den aktuellen Bauvorschriften mit einer aufwendigen Blitzschutzanlage ausgestattet werden, kein Haus in der Nachbarschaft hat so eine Anlage. Das Haus hat einen äußeren Blitzschutz mit Fangeinrichtung auf dem Dach, Ableitung und Erdung. Das Haus ist nicht das Höchste in der dicht bebauten Gegend.

    Vor wenigen Tagen gab es ein sehr starkes Gewitter und der Blitz ist in das Haus eingeschlagen. Die Elektrik hat großen Schaden genommen, die Freunde schickten uns Bilder von Strahlern, die aus der Fassung geflogen sind. Die genaue Bestandsaufnahme steht noch aus. Wir wissen noch nicht, ob es in anderen Häusern Schäden gab, da viele Häuser auf der Ferieninsel im Moment unbewohnt sind.

    Aber es sieht es so aus, also ob sich der Blitz das einzige Haus mit einer Blitzschutzanlage ausgesucht hat. Starke Gewitter sind da keine Seltenheit, aber von so einem Schaden haben wir noch nie gehört. Da stehen Häuser seit 100 Jahren, aber es trifft das fast neue Haus, das eine Blitzschutzanlage hat. Zufall? Mich beschleicht das Gefühl, dass der Blitzschutz das Gegenteil bewirkt hat.

    Wir bauen selbst gerade in unmittelbarer Nachbarschaft, unser Haus wird den gleichen Blitzschutz bekommen, vom gleichen Bauträger vom gleichen Elektriker, das ist Vorschrift und ist Vertragsbestandteil.

    Was kann bei den Freunden schiefgelaufen sein? Warum hat das wahrscheinlich am besten geschützte Haus auf der ganzen Insel den größten Schaden. Welche Fehler können beim Aufbau des Systems gemacht worden sein, auf die wir achten müssen, damit sie bei uns nicht gemacht werden?
     
  2. #2 Fred Astair, 10.05.2024
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    Mutmaßungen über Mutmaßungen.
    Du schreibst eingangs, dass Du nicht weißt, ob die anderen Häuser Schaden genommen haben, vergisst das aber sofort wieder und schreibst fortan nur noch von der Singularität des Hauses mit dem besten Schutz.
    Persönlich halte ich es für eine Mär, dass Blitzschutzanlagen Blitze "anziehen". Die seitliche Schutzwirkung ist bekannt und ziemlich gering.
    Ist denn sicher, dass es direkt ins Haus eingeschlagen hat oder wars vielleicht in der Umgebung ein Verteiler, die Freileitung oder der Trafo und der Blitzstrom ist übers Netz eingeschleppt worden?
    Also besorg Dir bitte gesicherte Informationen und komm dann wieder.
     
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  3. Dipol

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    Blitze schlagen bevorzugt in Kanten, Ecken und noch mehr in Spitzen mit hoher Feldstärkekonzentration ein. Welche Gebäudeteile besonders einschlaggefährdet sind und durch Fangeinrichtungen geschützt werden sollen, ist mit dem Blitzkugelverfahren zuverlässig zu bestimmen.

    In allen bisherigen Untersuchungen von Blitzschäden wurden keine Unterschiede der Einschlaghäufigkeit (Blitzdichte) für Gebäude mit oder ohne Blitzschutzanlagen und auch nicht zwischen solchen mit oder ohne Dachantennen ermittelt. Daher lautet die Lehrmeinung, dass weder Blitzschutzsysteme noch geerdete Antennen- oder PV-Anlagen dazu führen, dass es in die Gebäude häufiger einschlägt.

    FAZIT: Gewollte wie ungewollte Fangeinrichtungen wie insbesondere Dachantennen ziehen Blitze nur im Durchmesser der sog. Enddurchschlagstrecken an, das bewirkt aber nicht mehr registrierte Einschläge. Die ungefährlichsten Blitze sind die, welche mit Fangeinrichtungen vor Einschlägen in Gebäude bereits abgefangen werden.

    Ohne Kenntnis der örtlichen Topografie und Blitzdichte sowie der Ausführungsqaualität des Blitzschutzsystems und auch der individuellen Blitzstromstärke ist die Frage nicht zu beantworten. Auch bei normkonformen Blitzschutzsystemen bleiben Restrisiken, es gibt keinen 100%-tigen Vollkaskoschutz.

    Folie4.PNG

    Die Versicherer in Deutschland prüfen vor Schadensregulierung die Plausibilität nach Blids-Messwerten und ich vermute, dass die Schäden auch in Kroatien mit den dortigen EUCLID-Messstationen abgeglichen werden. Welche Blitzstromstärke hatte denn Einschlag?

    Eine ganze Menge.

    Kroatien ist Mitglied im CENELC und IEC und hat u. a. die Blitzschutznormenreihe IEC 62305 national harmonisiert. Wie ernst man es mit der Umsetzung nimmt und ob auch ein normkonformer Blitzschutzpotentialausgleich mit niederimpedanter Erdungsanlage und Überspannungsschutz aller Versorgungsleitungen vorgesehen ist, kann man nur vor Ort beurteilen.

    Noch sehen die Verkabelungen in Deutschland nicht so kreativ wie am Mittelmeer aus, aber die Praxis wird auch bei uns zunehmend meditteraner.
     
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  4. #4 Carstenuwe, 11.05.2024
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    Hallo
    vielen Dank für die detaillierten Antworten besonders von Dipol. Zumindest beruhigt mich mal, dass es wohl keine erhöhte Einschlaghäufigkeit geben soll. Unsere Blitzanlagen soll in den nächsten Tagen installiert werden, daher hatte ich gehofft, ich könnte dem Elektriker beim Aufbau gezielt auf die Finger schauen. Die Handwerker sind oft kreativ und ich glaube kaum, dass unser Bauleiter viel Ahnung von Blitzschutz hat.

    Beim Dach handelt es sich um ein Walmdach, wie bei den meisten Häusern dort, also keine besonderen herausragenden Kanten.

    Was mir als möglicher Grund noch eingefallen ist, die Insel ist reiner Fels. Wir haben ein paar Bäume gesetzt, die Pflanzlöcher wurden mit dem Bagger in den Fels gemeißelt, die Erde haben wir angefahren. Kann man da überhaupt eine ordentliche Erdung herstellen? Wie das bei den Freunden gemacht wurde, kann ich nicht sagen, darauf habe ich noch nie geachtet. Selbst wenn da irgendwie ein Tiefenerder eingebracht wurde, was nützt der im Fels? Welche Möglichkeiten gibt es da überhaupt? Ich kann mir vorstellen, dass der Elektriker sich damit gar nicht auskennt, man sieht dort keine Häuser mit äußerer Erdung, die Vorschrift scheint es noch nicht so lange zu geben. Häuser die vor ca 10 Jahren gebaut wurden, haben zumindest keinen sichtbaren äußeren Blitzschutz.
     
  5. #5 Dipol, 11.05.2024
    Zuletzt bearbeitet: 11.05.2024
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    Je höher der spezifische Erdwiderstand umso schwieriger ist ein nach IEC 62305 empfohlener Erdwiderstand von max. 10 Ohm zu erzielen. Noch wichtiger als ein möglichst niederohmiger bzw. niederimpedanter Erdausbreitungswiderstand ist ein lückenloser Blitzschutzpotentialausgleich einschließlich energetisch koordinierten SPD 1 Blitzstrom- und SPD 2 Überspannung-Ableitern für alle Versorgungsleitungen. Allein ein äußerer Blitzschutz wird bei uns als gefährlich eingestuft und ist daher schon lange nicht mehr zulässig.

    Bei steinigen Böden geht man von einem spezifischen Widerstand von 3.000 Ωm aus. Bei Fels kann der auch eine oder zwei Potenzen höher sein. Mit Plänen von Fundament/Bodenplatte könnte man überschlagen welcher Erdausbreitungswiderstand zu erwarten ist.

    Wenn Streifenfundamente ohne WU-Beton geplant sind, wäre ein Fundamenterder möglich, Abhängig vom aufgemessenen Erdwiderstand könnten wie bei den Bäumen auch noch gemeißelte Löcher für zusätzliche Tiefenerder sinnvoll sein. An normkompatible Ausführung glaube ich auch in Deutschland nur wenn ich Pläne sehe und was ich schon in Italien und auf den Balearen selbst gesehen habe, lässt Zweifel zu.

    In Deutschland sind Fundamenterder für alle Neubauten seit 1966 Pflicht und für Erder außerhalb des Betons seit 2007 NIRO (V4A) Pflicht. Es gibt auch noch heute Objekte wo die Hauswasserzuleitung der einzige Erder ist oder durch Austausch einer metallischen Zuleitung gegen eine aus Kunststoff als Erder entfallen ist. St. Florian ist somit nicht nur am Mittelmeer in der Pflicht, wo es möglicherweise häufiger einschlägt.

    Wie hoch die Blitzstromstärke beim Schaden der Freunde war ist noch offen und wie hoch ist denn die örtliche Blitzdichte bzw. der isokeraunischeE Pegel/Gewittertage? Völlig grundlos wird ein Bauträger am Mittelmeer kein Blitzschutzsystem einplanen.
     
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  6. #6 Carstenuwe, 11.05.2024
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    Nochmals Danke,

    Das mit der Blitzstromstärke kann ich nicht sagen. Die Freunde werden uns da sicher noch viel erzählen können, sobald das untersucht wurde, sie wissen, dass alle Informationen für uns wichtig sind. Der Schaden ist hoch, selbst verschiedene Geräte in der Küche sind kaputt. Da wird sicher auch die Versicherung Informationen haben wollen. Anscheinend hat das ganze Haus gewackelt als der Blitz eingeschlagen hat. Die örtliche Blitzdichte kenne ich nicht, da muss ich mich auch erkundigen. Wenn es da aber gewittert, dann richtig, solche Gewitter habe ich in Deutschland noch nicht erlebt.

    Blitzstrom und Überspannungsableiter sind sicher verbaut, bei den Freunden habe ich es nicht gesehen aber bei uns ist es in der Planung, und ich gehe davon aus, wir bekommen genau das gleiche. Aber auch das ist ja nur so gut, wie die Erdung. Beim Blitzschutzpotentialausgleich, da kann man schon viel falsch machen, da werde ich mich auf jeden Fall informieren und danach schauen, was gemacht wird.

    Unser Fundament ist fertig, das Haus steht ja schon, es fehlen noch die Installationen. Ich gehe davon aus, dass keine Fundamenterder installiert wurden. Als unser Fundament gemacht wurde, war ich nicht da, aber die gleiche Baufirma hat gerade das Fundament auf dem Nachbargrundstück gemacht, da wäre mir das bestimmt aufgefallen. Aber wir sind gerade dabei etwa 5m vom Haus entfernt eine massive 3 m hohe Beton Stützmauer zu errichten. Der etwa 1m tiefe ca. 20m lange Graben für das Fundament der Mauer ist ausgehoben, mehr ist noch nicht passiert. Als nächstes kommen die Eisenarmierungen rein. Würde es Sinn machen in dieses Fundament eine Fundamenterdung einzubringen und diese dann mit der Erdung des Hauses zu verbinden? Dann müssten wir nicht extra noch mal Löcher meißeln, wenn wir schon ein 1m tiefes x 20m langes Loch haben.
     
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    Schade, dass die Chance für einen Fundamenterder nicht genutzt wurde. Dafür wäre eigentlich schon die bewährte römische Kreuzigung für den verantwortlichen Planer von Erdungsanlage und Blitzschutzsystem angebracht. Unbedingt den Erder im armierten Fundament der Stützmauer als Notlösung nutzen und die Verbindungsleitung zum Haus möglichst erdfühlig in 0,5 m Tiefe verlegen.

    Meine Verwunderung über massive Schäden trotz einem Blitzschutzsystem hält sich nach der Schilderung in Grenzen und an energetisch koordinierten Überspannungsschutz nach IEC 62305-4 glaube ich erst, wenn ich die Bauteile auch sehe.

    Die Hoffnung muss ich vermutlich zerstören. Das LPS muss mindestens 2 Ableitungen haben und der Erder im Mauerfundament befreit aus gutem Grund nicht davon, dass
    1. je Ableitung entweder ein auf 3 m Tiefe versenkter Erdspieß oder optional ein Band- oder Rundstahl in 0,5 m Tiefe mit mind. 5 m Länge gefordert ist und
    2. alle Erder entweder in Reihe oder sternförmig mit der MET/HES blitzstromtragfähig nach Klase H = 100 kA verbunden werden.
    Die nach IEC 62305 für Tiefenerder empfohlene Länge von 9 m ist vermutlich illusorisch. Formal sind nach internationaler Masternorm IEC 62305 im Erdreich auch lediglich feuerverzinkte Materialien zulässig, sinnvoller wären solche die auch ein Gebäudeleben halten und nicht schon vorher vergammeln.
     
  8. #8 Carstenuwe, 12.05.2024
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    Mit den ganzen Informationen werden wir unserem Planer und Elektriker konfrontieren. Also, die Erdung in der Mauer werden wir dann jedenfalls mal reinmachen.

    Vielleicht eine andere Lösung? In Deutschland ist die Erdung über das Wassernetz nicht mehr zulässig. Aber ist nicht der Grund, dass metallene Wasserleitungen vermehrt in Kunststoff verlegt werden? Hat das nicht vorher gut funktioniert?

    Ich frage aus folgendem Grund, wir müssen auf eigene Kosten eine ca. 150 m lange Wasserleitung verlegen, das steht noch aus. Wenn wir die in Metall machen, dann dürfte es egal sein, was danach im öffentlichen Wassernetzt kommt, dann wissen wir auf jeden Fall, dass wenigstens 150 m schon mal als Erder vorhanden sind. Wir könnten den Graben auch nutzen, um da den Band oder Rundstahl reinzulegen. Wenn die Wasserleitung aber aus Metall ist würde das vielleicht nicht viel Sinn machen, da man beides zum Potentialausgleich sowieso verbinden muss? Zusammen mit unserem Mauerfundament hätten wir dann die 2 Ableiter.
     
  9. Dipol

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    Einerseits waren metallische Hauswasserleitungen sehr niederohmige Erder, andererseits haben Streuströme die Korrosion insbesondere an Verbindungsstellen verstärkt und bei Arbeiten am Rohrnetz wurde damit die Personensicherheit gefährdet.

    Von außen in Gebäude eingeführte metallische Rohre sind fremde leitfähige Teile die mit dem Schutzpotentialausgleich verbunden bleiben müssen. Normkonform nachgerüstete Tiefenerder mit 2,5 m Mindestlänge + 0,5 m Kopfversenkung oder doppelt so langen Oberflächen-/Strahlenerdern nach den Normen für Blitzschutz und Antennenerdung entlasten de facto viel niederohmige Wasserleitungen zwangsläufig nur wenig.

    Wenn das mein Haus wäre, würde ich die Wasserleitung niemals aus Metall verlegen, denn auch die wird durch Streuströme nicht korrosionsbeständiger. Ein neben einem Kunststoffrohr frostfrei verlegter Rund- oder Bandstahl ist die wesentlich bessere Lösung, Wenn man sicher sein will, dass die Erdung bis zum Ende des Gebäudelebens hält, kommt man in der Regel um NIRO oder Kupfer nicht herum.

    Beim Erdausbreitungswiderstand wirkt sich die Länge von Erdern viel stärker als deren Durchmesser aus. Mit zunehmender Länge wird es immer unwesentlicher ob Band- oder Rundstahl verwendet wird und ab ca. 100 m wird auch mehr Länge wegen des induktiven Widerstands sinnfrei. Nachdem noch immer ohne Pläne spekuliert werden muss bemühe jetzt ich mal mein Bauchgefühl als BSFK und werfe mal eine Erderlänge von 25 Metern in die Runde.
     
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  10. #10 Hercule, 12.05.2024
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    Nachdem es sicherheitsrelevant ist (auch für den Anlagenerder) würde ich einen Fachmann mit ins Boot holen statt in Foren nach Infos zu suchen.
     
  11. #11 simon84, 12.05.2024
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    der Fachmann ist im Boot, nur leider nicht vor Ort und leider werden auch trotz Nachfrage infos nur sehr zögerlich geliefert
     
  12. #12 chris84, 12.05.2024
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    Wenn der Band- oder Rundstahl knapp über der Wasserleitung verlegt wird, kann er diese gleichzeitig auch vor mechanischen angriffen schützen :Brille
    (Bei uns hier war die Kunststoff- Wasserleitung nicht nach den a.a.R.d.T verlegt, d.h. ohne Warnband und ohne Sand - wenn da nicht zufällig der Bandstahl der Erdung direkt drüber gelegen hätte, wäre es das gewesen mit der Leitung - Baggerschaufeln sind da nicht zimperlich :boxing)
     
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  13. #13 Carstenuwe, 12.05.2024
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    Ok prima, ich habe jetzt ein Konzept. Toll, dass einem hier geholfen wird.

    Das Problem in Kroatien ist, ja es gibt viele Gesetze, ein Baurecht, das dem deutschen sehr ähnlich ist. Auch unser Architekt bestätigt, dass man nach der Jugoslawien Zeit vor allem nach Deutschland geschielt hat und vieles übernommen hat. Warum das Rad auch neu erfinden? Auch in der Bürokratie hat man uns lange eingeholt. Und natürlich gibt es für unser Haus ein genaues Konzept, eine 150-seitige Baubeschreibung. Mit Plänen der verschiedenen Gewerke, Tragwerk, Elektro, Wasser, u.s.w. alles da, alles von einzelnen Spezialisten gemacht. Aber was hilf das alles, wenn jeder ausführende Handwerker dann doch das macht, was er für richtig hält und vor allem wie er es schon immer gemacht hat. Wenn man was in Frage stellt, dann heißt es, wir haben schon 100 Häuser gebaut, wir wissen wie es geht. Wenn man dann nachhakt, wird das ganz schnell als Angriff auf die Ehre gesehen. Hier muss man sehr sehr diplomatisch vorgehen. In Kroatien ist der Fachkräftemangel noch ausgeprägter als bei uns. Wenn ein Handwerker einen sitzen lässt, dann hat man ein echtes Problem.

    So leid mir das für die Freunde tut, für uns kam der Blitzschaden gerade noch so rechtzeitig, dass wir noch was machen können.

    Ich halte also fest, in unsere Mauer kommt ein Fundamenterder, In den Graben der Wasserleitung kommt ein eigener korrosionsbeständiger Erder mit einer Länge von mind. 25m Länge. Das Wasserrohr versuchen wir in Kunststoff machen zu lassen. Und ja, wir bereden das natürlich mit dem Elektroingenieur, der unseren Plan gemacht hat, den muss ich sowieso im Boot haben, nur von dem nimmt der Elektriker Anweisungen entgegen, ganz bestimmt nicht von mir, wenn ich sage, ich habe da im Forum was gelesen. Das Gelesene ist jetzt aber eine gute Ausgangsbasis für das Gespräch mit dem Ingenieur und unserem Planer. Der Hinweis auf das Desaster im anderen Haus, bei dem beide im Boot waren, wird uns hoffentlich helfen. Wenn sie es nicht als Angriff oder gar Schuldzuweisung sehen. Auch hier müssen wir vorsichtig sein.
     
  14. Dipol

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    Über das vermeintliche Patentrezept will mein Kopfschütteln nicht enden.

    Aufgabe von Erdern ist die ganzjährige Erzielung eines möglichst niederohmigen und niederimpedanten Erdausbreitungswiderstands und das verbietet eine trockenene Erderverlegung über einer im Sandbett eingebauten Wasserleitung auch dann von selbst, falls er dort im Winter noch mit mind. 0,5 m Einbautiefe oder ggf. mehr nötiger Einbautiefe frostfrei bleiben sollte.

    Es wird schon schwer genug mit 25 m Rundstahl unmittelbar auf dem Felsboden akzeptable Erdungswiderstände zu erzielen. Bei einem angenommmenen spezifischen Widerstand von 3000 Ωm sind mit 10 mm Runddraht in 0,5 m Tiefe bei 25 m Länge 310 Ω zu erwarten (Bei 50 m wären es nur noch 128 Ω). Setzt man für den 20 m langen Fundamenterder eine vergleichbare Erdfühligkeit an, würde sich der Gesamterdungswiderstand auf etwa 150 bis 160 Ω halbieren.

    Erder haben weder die Aufgabe von Warnbändern noch die von Schutzseilen als Fangleitung gegegn Blitzschlag über Erdkabeln wie z. B. im Bild B.1 der IEC 60728-11. Einen Murks kann man nicht mit einem anderen kompensieren, das macht es nur schlimmer.
    :hammer:
     
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  15. #15 chris84, 13.05.2024
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    Da hast du natürlich vollkommen Recht - wenn die Anlage neu errichtet wird sollte man auf derartigen Murks verzichten.

    Ich war nur froh bei meinen Arbeiten hier, dass man damals den einen Murks mit dem anderen kompensiert hatte. Wie gut die Erdungsanlage war, hat auch wohl nie jemanden interessiert.

    (Zu meiner Entlastung sei angemerkt, dass wir im Rahmen der Baumaßnahmen einen vermaschten Ringerder nach DIN 18014 nach allen Regeln der Kunst im Bestand nachrüsten - wenn schonmal aufgegraben ist, wird am Material nicht gespart. :biggthumpup:)
     
  16. #16 Carstenuwe, 13.05.2024
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    Also eine Lösung scheint gar nicht so einfach zu sein. In der Baubeschreibung wird hinsichtlich des Blitzschutzes Bezug genommen auf verschiedene Richtlinien. Wir haben hier eine besondere Situation mit dem Fels und der Bauweise, die die Richtlinien vielleicht nicht berücksichtigen. Es handelt sich hier um Hanglage. Aus Kostengründen (Fels) sind die Fundamente der Häuser sind nur teilweise im Boden, der größere Teil steht über der natürlichen Geländeoberkante. Das Fundament besteht aus Streifenfundamten, die Zwischenräume werden mit Sand und Kies aufgefüllt und verfestigt, darauf kommt dann die Bodenplatte. Im Anschluss wird das Gelände bis auf Höhe des Fundaments aufgefüllt und mit den Stützmauern abgefangen, aufgefüllt wird mit Geröll, nur für die oberen 10cm wird Erde angefahren. Erde ist Mangelware und ist sehr teuer. Die Frage stellt sich, hätte ein Fundamenterder hier überhaupt viel Sinn gemacht, wenn das Fundament unten auf dem Fels steht und seitlich an Kies, Sand und Geröll angrenzt.

    Unter diesen schwierigen Bedingungen erschien mir das Konzept logisch, das Fundament der Stützmauer ist komplett im Boden. Und für die andere Erdung würde ja immer noch die Möglichkeit bestehen, die Wasserleitung aus Metall zu machen, wenn eine Erdleitung Nachteile hat. Hat doch bei uns immer funktioniert. Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus Bj. 1911. Ich kann mich nicht erinnern, dass hier jemals an der Erde was verändert wurde.

    Womit ich aber bei der Eingangsfrage wäre. Die Probleme haben alle auf der Insel und die ältesten Häuser sind ca. 100 Jahre alt. Jetzt kommen neue Vorschriften, z.B. ein äußerer Blitzschutz. Aber wenn der nicht gut funktionieren kann, weil man die Erde nicht gut herstellen kann, kann er dann eher schaden als nutzen. Wir kennen die Insel gut, wir haben viel Kontakt zu anderen Eigentümern mit alten Häusern. Von so einem Blitzschaden haben wir noch nie gehört, es hat eines der wenigen neuen Häuser mit äußerem Blitzschutz getroffen.
     
  17. #17 Fred Astair, 13.05.2024
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    Nein!
    Du sitzt dem Irrglauben auf, "Blitzableiter" würden Blitze auf das geschützte Objekt umleiten.
    Stell Dir den Schutzbereich vor, wie ein Zweimannzelt im Pfadfinderlager: Nur was unter diesem Spitzdach liegt, wird erfasst.
    Wenn allerdings der Ableiter nicht bodenfühlig ist und dicht an der Elektroinstallation vorbeiläuft, sagt sich der Blitz: Ich bin doch nicht blöd und nehm den weiten Weg sondern benutzte die bequeme Stromleitung.
    Ohne diesen wirkungsarmen Blitzfang ware der Blitz ins Dach oder die Hausecke gefahren und hätte dort schwere Schäden und Brände verursacht.
    Du hast übrigens die Frage, ob auch in anderen Häusern Elektroschäden aufgetreten sind, nicht beantwortet.
     
  18. #18 chris84, 13.05.2024
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    Lies dir die Beiträge von Dipol nochmal genau durch!
    Elektrisch funktioniert die Erdung über die Wasserleitung nur bei verschraubtem verzinktem Stahlrohr. Das rostet aber - insbesondere wegen den Strömen - u.U. schneller durch, als man gucken kann. Daher gibt es das in DE heute vermutlich gar nicht mehr (Kunststoff wird schon seit den 70er oder 80er Jahren eingesetzt)
    Für die Erdung müsste die Leitung aus V4A sein. Das gibt es, wird aber i.d.R. gepresst. Eine Pressung stellt keine sichere elektrische Verbindung dar, daher für Erdungszwecke nicht zu gebrauchen.

    --> Wenn der Graben fürs Wasserrohr genutzt werden soll (wie kommt der eigentlich in den Fels?), gehört eine Erdung aus V4A oder Kupfer neben / unter das Wasserrohr erdfühlig (oder Felsfühlig? ;-) ) verlegt.

    Ansonsten wäre es hier m.E. zweckmäßig, alle Fundamente für Erdungszwecke zu nutzen.

    Es sei noch darauf hingewiesen, dass der Erdübergangswiderstand nur einen sehr untergeordneten Einfluss auf die Auswirkung eines Blitzeinschlages hat. Die von Dipol genannten in der Norm empfohlenen 10Ohm sind ein Orientierungswert, und daher auch "nur" empfohlen. Bei einem 50kA-Blitz bedeuten 10Ohm halt immer noch 500kV (Kilovolt!) Spannung zwischen der tatsächlichen "Erde" und der Haupterdungsschiene. Der Blitzschutzpotentialausgleich und das dafür erforerliche energetisch koordinierte Überspannungsschutzsystem übernimmt daher eine viel wichtigere Aufgabe, es ist extrem wichtig, dass diese Ausführung konzeptionell, planerisch und von der Ausführung her zusammen passt!
    Die Erdungsanlage hat die Aufgabe, die Energie des Blitzes gezielt abzuführen, nicht die Aufgabe Überspannungen zu vermeiden.
     
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  19. #19 Dipol, 13.05.2024
    Zuletzt bearbeitet: 13.05.2024
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    Nach dem Altbegriff der Regeln der Baukunst gehört aber auch ein Ringerder frostfrei in möglichst feuchten Bereichen und somit in Kontakt mit gewachsenem Boden und nicht auf einem Sandbett installiert.

    Einfacher als über einen nach IEC 62305 ohnehin geforderten Funktionserdungsleiter in der Bodenplatte hätte man die zwei (?) Ableitungen nicht miteinander und der Haupterdungsschiene verbinden können. Jetzt sind die Verbindung deutlich aufwändiger. Da noch immer keine Pläne voliegen und auch über die Gebäudeabmessungen gerätselt werden muss: Bei einer Grundfläche von 10 m x 10 m mit wiederum ebenso spekulativen 3000 Ωm wäre mit umlaufenden Streifenfundamenter ein Erdausbreitungswiderstand um.170 Ω zu erwarten gewesen, mit nur talseitigem Streifenfundament errechnen sich schlechtere Werte.

    Die nach Blitzschutznormen geforderte Einbindung der Bewehrungen in der Bodenplatte bzw. im Fundament ist dahin und ich nehme nicht an, dass noch jemand vorhat die Bewehrung freizulegen und irgendwie in den Blitzschutzpotentialausgleich einzubeziehen.

    Ich schaue gerne über den Tellerand von DIN VDE und bin an der Benennung der Vorschrift interessiert, die nach nationalem Baurecht einen äußeren Blitzschutz fordert. Dass danach erlaubt sein soll an der national harmonisierten Ausagabe der Reihe IEC 62305 vorbei keinen inneren Blitzschutzpotentialaugleich unter Einbeziehung der Bewehrung der Bodenplatte auszuführen, schließe ich bei einem EU-Land auch ohne Kenntnis der kroatischen Normausgabe aus.
     
  20. #20 simon84, 13.05.2024
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Kann eine Blitzschutzanlage mehr schaden als nutzen?

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