Nachrüsten von Dränleitungen für Bestandsimmobilie - Eure Meinungen

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  1. #1 FreeWilly83, 15.05.2023
    Zuletzt bearbeitet: 15.05.2023
    FreeWilly83

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    Hallo Experten,

    ich suche sachdienliche Hinweise zu der Entwässerungsfrage, die als nächstes bei unserer Bestandsimmobilie zu klären ist im Rahmen der andauernden Sanierungsarbeiten.

    Wir stehen auf stark bindigem Boden, der lt. Geogutachten keine Versickerung zulässt. Laut Gutachten ist das zeitweise Aufstauen von Sickerwasser bis GOK möglich. Unser nicht unterkellertes EFH wurde 2016 "schwimmend" gegründet auf einem Polster, die laut Gutachten erforderliche Polsterentwässerung wurde dabei aber seinerzeit versäumt. Hanggrundstück, bei welchem ich auch Schichtwasser beobachte, das über tonreiche Erdschichten, die wenige cm unter GOK verlaufen, bis Richtung Haus drückt nach entsprechenden Niederschlägen.

    Grundsätzlich besteht der Plan, wg. des Schichtwasser "im Gelände" an Hang- und Längsseite mit Teilsickerleitungen zu dränen. Da kommen wir gut bei mit schwerem Gerät und können mehrere Meter vom Gebäude entfernt nahezu graben wie wir möchten (Tiefe) ohne Angst vor Grundbruch.

    Nach meinem Verständnis wären hier Teilsickerleitungen keine falsche Wahl - zumindest fand ich bei meinen Recherchen immer wieder den Verweis auf deren Einsatz bei Schichtenwasser. Da das Schichtwasser nicht gleichmäßig auf der gesamten Hangseite auftritt, sondern am stärksten in der Grundstücksmitte, hätte ich bei Vollsickerrohren Bedenken, dass ich mir das Wasser eher noch mehr verteile als aktuell der Fall.

    Anbei mal skizzenhaft der Plan, wie ich die Leitungsführung angedacht habe:

    Dränung_2.png

    Dann fehlt mir aber irgendwie immer noch die eigentliche "Polsterentwässerung". So wie ich es sehe und verstehe, könnten wir bei Starkwetterereignissen dennoch mal in die Situation kommen, dass direkt am Haus so viel seitlich am Giebel und in den Traufstreifen runterhaut, dass wir dort das lt. Gutachten mögliche Aufstauen haben. Bisher konnte ich - wenn auch nur 2x bei mittelstarken Regengüssen - bereits Pfützenbildung in den derzeit noch ausgeschachteten Bereichen auf der Giebelseite beobachten.

    Verfüllen wollen wir alles ziemlich gut sickerfähig. Wer werden in allen Traufstreifen eine moderat verdichtete Schaumglasschotterschicht (6,3L/m/sek) und oben drauf eine Lage Grobkies als Spritzschutz haben. Heißt, Regen rasselt zügig durch bis aufs Gründungspolster, in welches die örtlichen Gegebenheiten in den letzten 7 Jahren schon einiges an bindigen Bestandteilen mit eingespült haben.

    Daher meine Fragen an die Experten

    1. Hängen wir das Thema "Polsterentwässerung" zu hoch, wenn wir im Gelände auf Hang- und Längsseite bereits entsprechend dränen (Stangenware, ausreichendes Gefälle, angemessene Tiefe und ausreichend dimensionierte Sickerpackung in Vlies alles selbstverständlich....)?

    2. Falls nein, und es zusätzlich eine "Polsterentwässerung" bräuchte, dann stellen sich mir in diesem Zusammenhang die Folgefragen:
    2.a) Zusätzliches Dränen am Haus dann wirklich überall oder nur an bestimmten Seiten (z.B. giebelseitig)? Dachüberstand ist überall vorhanden, aber moderat.
    2.b) Grundbruch möchte ich nicht riskieren. Ergo wäre dann die Idee, das vorhandene Grüdungspolster seitlich etwas "abzuschrägen" und außerhalb vom Lastabtragsbereich der Bodenplatte zusätzliche Dränleitungen nah "an die Polstergründung" zu legen, aber nicht IN die Polstergründung. Müsste meines Erachtens aber den Zweck erfüllen, wenn dort sich rasant Niederschlagswasser anstaut...

    Dränung_3.png

    2.c) Wenn eine Polsterentwässerung ohnehin unumgänglich ist, ist die zusätzliche (vorgelagerte) Dränung draußen im Gelände dann eigentlich zu viel des Guten und sollte kritisch hinterfragt werden)? Oder hat beides seine Daseins-Berechtigung und die Dränung am Haus ist eher der "Notnagel" bei Extremwetterlagen?

    Danke für eure Meinungen. Wenn ich irgendwas unzureichend erklärt habe, zerreißt mich bitte nicht in der Luft. Die Themen sind komplex und auch wenn ich glaube, mir schon einiges angelesen und angeeignet zu haben im letzten Dreivierteljahr, so bin und bleibe ich ein absoluter Laie mit wenig Talent für diese Themen.
     
  2. #2 VollNormal, 15.05.2023
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    Was genau befürchtest du könnte passieren, falls du nicht drainierst?

    Wohin würde die "Retentionszisterne" entwässern?
     
  3. #3 FreeWilly83, 15.05.2023
    Zuletzt bearbeitet: 15.05.2023
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    Ich befürchte, dass uns ohne Dränung nach einem entsprechenden Wettereignis die Brühe ewig im Graben steht bzw. an den 4 bodentiefen Doppeltüren zur Süd- und Westseite reinläuft, falls die nicht zu 100% dicht halten. Wir dichten in den kommenden Wochen zwar neu ab für den Lastfall W2.1-E, insbesondere im Bereich der Durchdringungen und am Übergang Mauertwerk auf Bodenplatte läuft es letztlich hinaus auf "so gut es eben geht". Diese Bereiche werden die Schwachstellen bleiben und sollten nach Möglichkeit nicht unnötig Stauwasser ausgesetzt sein.

    Im Bereich der Spartenanschlüsse wurden die Löcher in der Bodenplatte mit Bauschaum "abgedichtet". Nix mit Flansch oder Ringraumdichtungen.... Heißt, im HWR hätte ich auf jeden Fall das Wasser auch drin und es läuft mir irgendwo unterm Estrich rum, wenn es sich wirklich mal im Graben aufstauen und Richtung Bodenplatte drücken sollte.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Baulich wurde damals alles für normale Bodenfeuchte und nichtdrückendes Sickerwasser ausgeführt und einfach auch viel gemurkst. Insofern erscheint es mir nicht verkehrt, wenn wir - mit Ausnahme der in Kürze stattfinden Abdichtung, wo wir bewusst für den konkreten Lastfall gem. Geogutachten abdichten - durch Dränen erreichen, dass letztlich wirklich im Normalfall nur Bodenfeuchte anliegt.

    Die Zisterne hat einen genehmigten Überlauf in den Entwässerungsschacht der Gemeinde.
     
  4. #4 FreeWilly83, 17.05.2023
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    Falls die Gesamt-Planung zu abstrakt daherkommen sollte für eine Einschätzung aus der Ferne, vielleicht eine konkretere Frage:

    Wenn man mit 2 Dränrohren auf der selben Geländeseite plant, gibt es dann grundsätzliche Vorteile, wenn man dabei mischt zwischen Teil- und Vollsickerrohren? Bei den Leitungen im Gelände, weiter weg vom Gebäude, bin ich noch nicht ganz festgelegt (am Haus sehe ich eigentlich nur das Teilsickerrohr als Lösung).

    Für unseren Anwendungsfall sehe ich als großes Plus beim Teilsickerrohr, dass dieses mir punktuell anfallendes Schichtwasser nicht auf der ganzen Länge erstmal verteilt im Drän wie das Vollsickerrohr. Negativ sehe ich im Umkehrschluss, dass ein Vollsickehrrohr bei Starkregen natürlich mehr Wasser aufs Mal transportieren kann als das Teilsickerrohr. Bei Sturzbächen von Hangseite wäre es vermutlich trotzdem irgendwann überfordert, würde aber mehr / schneller Wasser abführen als das Teilsickerrohr.
     
  5. seaway

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    Drainage und Starkregen haben wenig bis nix miteinander zu tun.
    Ein Starkregen kommt so schnell, dass keine Zeit zum versickern ist und die Drainage beim Regen "trocken" bleibt.
    Das Regenwasser kommt da meist erst ne Stunde bis 2 nach einem Regen dort an. Ich habe Starkregenereignisse begutachtet, da war während des Regenereignisses selbst der örtliche Kanal nicht mal zu einem drittel ausgelastet. Eben weil das Regenwasser schneller über die Gullys floss als diese es aufnehmen konnten.
    Für den Fall Starkregen musste dir was anderes einfallen lassen aber schlag die Drainagen aus dem Kopf. Die sind nur für langfristige Sachen brauchbar.

    Aber bestimmt nur für Regenwasser vom Dach?? Einleitung von Drainagewasser in den Kanal ist i.d.R. verboten oder bedarf einer gesonderten Ausnahmegenehmigung. Übrigens Rückstausicher (teilweise je nach Bauamt Pumpe vorgeschrieben).

    Allgemein halte ich Drainagen in der heutigen Zeit für überholt und zu wartungsintensiv. (Regelmäßige Kontrollen, ggf. Kamera, Spülen und frei halten)
    Machen die wenigsten und nach 10 Jahren ists nur noch im Boden vergrabener Kunststoff ohne Funktion.

    Kümmer dich darum, dass deine Durchführungen Fachgerecht sind und dein Außengelände ordentlich angelegt ist (Oberflächengefälle immer vom Gebäude weg führen) - haste meiner Meinung nach mehr davon. Die Fehler die damals begangen wurden sind meiner Meinung nach nicht mehr wirklich heilbar. Eine gewisse Nässe wird auch mit Drainage immer bleiben.
     
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  6. #6 FreeWilly83, 17.05.2023
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    Danke für Deine Rückmeldung(en)!

    Das Argument zum Starkwegen ist richtig. Bin ich vielleicht schlecht auf den Punkt gekommen in meinen Beiträgen bzw. es war das falsche Argument... Es braucht bei unserem Boden ja keinen Starkregen, dass sich Pfützen und Rinnsale in den Traufgräben bilden. Mir geht es also beim Dränen "im Polster" darum, bei voll gesättigtem Erdreich etwas gegen aufstauendes Sickerwasser zu unternehmen - auch und gerade bei "Normalregen". Wir haben im neuen Normalzustand rings ums Haus einen 1m breiten und 50 cm hohen gut durchlässigen Graben ums Haus. Wenn dort der Regen "durchrasselt" und sich auf der überhaupt nicht durchlässigen Grabensohle sammelt, ist Aufstauen ja kein Fantasie-Szenario.

    Dass bei zu starken (Extrem-) Wetterlagen die Brühe dann doch mal bis GOK steigen kann, das ist nun mal so - ggf. auch in weniger bindigem Boden. Irgendwann ist halt Ende Gelände...

    Wegen der Hanglage habe ich mich darüber hinaus etwas im Lusky Bauwerksabdichtung inspirieren lassen. Auf der Hangseite habe ich die Drainage im Gelände so wie im Buch geschrieben als Sickerdole geplant - als sehr ordentlich dimensionierter Graben auf voller Breite des Hanges - allerdings noch etwas tiefer liegen als im Schaubild und mit mehr Abstand zum Haus. Ich denke, so entsteht eine gewisse Rinnen- und Rückhaltewirkung, wenn wirklich oberflächlich Wasser ankommt, obwohl natürlich auch dieser geflutet werden kann.

    sickerdole - Kopie.PNG
    (c) Lufsky Bauwerksabdichtung 7. Auflage

    Aktuell "noch", laut Rücksprache aber genehmigungsfähig und in ähnlicher Form auch auf den umliegenden Grundstücken realisiert. Rückflussverhinderer haben wir drin, wurde damals mit abgenommen..
     
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