Warum wird nur auf den ersten Mauersteinen eine Horizontalsperre angebracht?

Diskutiere Warum wird nur auf den ersten Mauersteinen eine Horizontalsperre angebracht? im Mauerwerk Forum im Bereich Neubau; In meinem Haus, das in den 90er Jahren gebaut wurde, sehe ich, dass auf den ersten Steinen (die auf der Bodenplatte liegen) eine Horizontalsperre...

  1. ccx01

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    In meinem Haus, das in den 90er Jahren gebaut wurde, sehe ich, dass auf den ersten Steinen (die auf der Bodenplatte liegen) eine Horizontalsperre verlegt wurde.

    Nach starken Regenfällen sind einige (nicht alle) der ersten Steine feucht. Das ist dumm. Warum wurde die Horizontalsperre nicht zwischen den Mauersteinen und die Bodenplatte eingebaut?

    Ist es Absicht, dass die ersten Steine nass werden "dürfen"? Zum Glück funktioniert die Horizontalsperre noch und nichts darüber ist nass. Trotzdem würde ich gerne verstehen, ob dies die Art ist, wie moderne Gebäude heute gebaut werden?
     
  2. #2 Wieland, 20.09.2023
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    Hallo Themenstarter,

    daß ist wirklich eine interessante Frage! Grundsätzlich
    Sollte ein Sockelbereich eines Gebäude so ausgeführt
    werden daß der Sockel mind. 50cm über der Wasserführende Ebene von der vertikalen Sperre der
    Keller-Außenwände bis über Gelände OK.führt.

    Das heißt das Anstehendes Wasser-Feuchtigkeit nicht
    Horizontal eindringen sollte.Ob mit oder ohne
    Horizontale Sperre sprich Dachpappe auf der Deckenplatte und der ersten Schicht.

    Die Horizontale Sperrschicht auf der Keller-Bodenplatte
    sollte Eventuell aufsteigende Feuchtigkeit durch das darunterlegende Erdreich verhindern.

    Die Lage 12cm über der Bodenplatte sollte verhindern,
    Daß nach einem Wasserrohrbruch das Wasser die Mauerwerkswände bis unter die KG Decke hochzieht.

    In den 70ern galt wenn die KG Decke nicht mind.
    1m über Geländeniveau liegt sind 2 waagerechte Sperren anzuordnen, auf der Decke und 12cm darüber.

    Doch wenn der Sockel über Gelände nicht Wasserdicht
    Und Feuchtigkeitsresistent ausgeführt ist kommt es auch hier zu deinem aufgeführten Schadensbild.

    Und ja hier gibt es die Unterschiedlichsten Meinungen.

    Schreibt was ihr wollt und zählt auch gerne die Neue Normen hierzu auf!

    Ein Bau sollte so ausgeführt werden, daß er nach 100
    Jahren noch Brezel trocken ist!

    Grüße
    Michael
     
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  3. #3 petra345, 20.09.2023
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    "
    Warum wird nur auf den ersten Mauersteinen eine Horizontalsperre angebracht?"

    Weil jede Sperre auch Geld kostet.
    In Schmidt: Hochbaukonstruktion wird sogar eine dritte Sperre unter der Kellerdecke gefordert.
    Wenn an der Mosel wieder einmal der Keller unter Wasser steht, ist das sicher sinnvoll.

    .
     
  4. #4 Gast 85175, 21.09.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Das ist eigentlich eher eine Frage für Historiker. Ich versuche mich mal daran...

    Im Kaiserreich wurden so ab den 1880ern Gesetze zur Bauwerksabdichtung erlassen, es dauerte aber bis sich das durch die Königreiche und dann auch noch die Weimarer Republik gefressen hatte... Das war damals ein wirklich handfestes Problem, das ging weit über irgendwelche Bagatellen hinaus, die Leute in den feuchtkalten Erdgeschoßen (zT. in den Kellern) starben halt weg wie die Fliegen, man wollte das in einer Zeit in der "Isolierungen" wie Teer, Bitumen, etc. plötzlich gut verfügbar waren, nicht mehr ganz so erbärmlich haben.

    Man konnte das auch mit relativ einfachen Mittel deutlich besser machen, nur dieser blöde Fußpunkt, an dem das Mauerwerk auf dem Fundament stand (da war damals keine StB-Platte zwischen Fundament und Mauerwerk) macht Probleme, das bekam man mit einfachen Mitteln oft nicht sicher in den Griff. Aber eine Dachpappe über der ersten Steinreihe, das ging dann doch, bei den damals regelmäßig kleinformatigen Mauersteinen wurden da nur unten ein paar cm naß und die verschwanden oft sogar im Bodenaufbau. Inklusive der "Isolierung" der Böden und der Außenwände, verblieb da nur noch ein kleiner Streifen am Boden entlang der noch naß war, verglichen mit den Brettern die man zuvor aufs blanke Erdreich legte und vollkommen "unisolierter" Außenwände, war das ein gewaltiger Fortschritt.

    Man bekam das Detail am Fußpunkt so mit eher einfachen Mittel in einer Art und Weise in den Griff, die den Zeitgenossen akzeptabel erschien.

    Dieses Detail hat sich dann über viele Jahrzehnte in unterschiedlichsten Varianten gehalten und das obwohl man es schon lange eigentlich auch besser gekonnt hätte, die Sperre aufgrund größerer Steinformate etwas zu hoch lag, etc...

    Was Du da gefunden hast, ist mittlerweile einfach nur ein Stück Baugeschichte.

    Dass man "moderne Gebäude" heute noch so baut bestreite ich. Der zeitgenössische Keller kommt konstruktiv nah an das ran, was man im Kalten Krieg als zivilen Schutzraum (weißt schon, die Russen und ihre Atombomben) betrachtet hat, ein brachiales Monument der Moderne aus Stahl und Beton, gemauerte Kellerwände sind im Neubau eher selten geworden. Und selbst wenn der Keller doch noch gemauert wird, dann ist trotzdem sehr viel schief gelaufen, wenn es da diese Horizontalsperre noch braucht, das sollte heute eigentlich schon von vorne herein außen dicht sein... Für ein Gebäude ohne Keller gilt das analog, auch das muss einfach außen dicht sein, auch da darf diese Sperre heute eigentlich nicht mehr nötig sein...
     
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  5. #5 klappradl, 21.09.2023
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    Bei meinem Haus von 1963 steht die erste Steinreihe auch "im Wasser". Leider hatte man im Treppenhaus den Putz bis ganz unten ausgeführt, was die Feuchtigkeit über den Putz hochgezogen hat. Der hat sich dann goßflächig von der Wand gelöst.
     
  6. BaUT

    BaUT

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    Sowas war in den 90ern nicht Regel der Technik. Da gab es die DIN 18195 wonach man die Bauwerksabdichtung geplant und gebaut hat. Leider gab es gerade im Bauboom der 90er auch viele Pfuscher und deshalb gerade bei nicht unterkellerten Objekten auch sehr viele Fehler bei der Sockelabdichtung.

    Dein Wasserschaden liegt nicht nur an der verkehrten Höhenlage der Horizontalsperre sondern vor allem an der äußeren Abdichtung des Erdberührten bereiches Der BoPla und des darüber befindlichen Spritzwasserbereichs!

    Bitte mal Fotos und eine Schnittdarstellung von deinem Haus online stellen.
    1. Haus unterkellert oder "nur" auf Bodenplatte?
    2. Bodenplatte aus WU-Beton?
    3. OK Rohbeton der Bodenplatte ausreichend über dem Gelände?
    4. Gefälle des Geländes außen vom Haus weg oder zum Haus hin?
    5. Womit wurde denn außen die Stirnseite der Bodenplatte und der Übergang zum Mauerwerk abgedichtet?
    6. ...
     
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  7. ccx01

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    1. unterkellert
    2. Auf dem Dokument steht B15
    3. Da es sich um einen Keller handelt, nehme ich an, nein?
    4. Meinst du für das Regenwasser? Wenn ja, dann weg
    5. Bitumen

    Verstehe ich das richtig, dass das Wasser wahrscheinlich durch die Hohlkehle kommt? Wenn dies der Fall ist, lohnt es sich, die Hohlkehle von außen zu reparieren? Gibt es weniger kostspielige Optionen?
     

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  8. #8 Gast 85175, 22.09.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Ich habe da noch ein schönes Zitat gefunden, vom königlich Geheimen Baurat Fleischinger (Preußen, 1859), zitiert nach Ahnert/Krause-Typische Baukonstruktionen von 1860-1960, Band 1:

    "Wie so vieles jetzt gegen früher rasch betrieben wird, so auch das Bauen. Wenn früher zur Erbauung eines größeren Wohngebäudes drei Jahre, und zwar das erste zur Gründung, das zweite zum Rohbau und das dritte zum völligen Ausbau bestimmt wurde, so wird jetzt oft in nur doppelt oder dreifach so vielen Monaten (sic!, vermutlich Zitatfehler) dasselbe Gebäude völlig fertig hergestellt, freilich sehr auf Kosten der Gesundheit und der Sachen der Bewohner, wie der Dauer des Gebäudes selbst.
    Bei den auf Speculation ausgeführten Gebäuden, bei welchen der Besitzer häufig wechselt, oft noch während des Bauens, und bei der Hast nach Gewinn würde, um vom Baukapital möglichst schnell Gewinn zu ziehen, oftmals in noch kürzerer Zeit als jetzt, ein Gebäude zur Vollendung gebracht werden, wenn die Baupolizei diesem übermäßig raschem Bauen nicht entgegen wäre.
    ...
    Bei so schnellem Bauen wird jedoch häufig, theils aus Gewinnsucht, theils aus Unkenntnis in der Wahl des geeigneten Materials und der Constructionen gefehlt, wodurch denn so viele bleibende Nachtheile dem Gebäude zugefügt werden."


    Wir haben also seit 1859 nicht wirklich viel dazugelernt, wir haben nur die lästige Baupolizei abgeschafft.
     
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  9. BaUT

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    Naja - nach DIN 18195 Teil 4- Stand 1983 (galt auch in den 90ern noch) konnte man folgendes nachlesen:
    upload_2023-9-22_9-5-54.png
    upload_2023-9-22_9-6-17.png

    Dumm nur, wenn sich in der "kapillarbrechenden Schicht" unter der Bodenplatte regelmäßig Sickerwasser staut
    und dann Wasser von unten in die unterste Steinreihe drückt, weil vermutlich der bituminöse Kaltanstrich der Kelleraußenwand und die untere Kehle. auch nicht sauber bis auf den Bodenplattenüberstand geführt wurden.
     
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  10. #10 ccx01, 22.09.2023
    Zuletzt bearbeitet: 22.09.2023
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    Also grundsätzlich den Keller umgraben und die Hohlkehle reparieren? So habe ich mir den Herbst nicht vorgestellt :hammer:

    Die Kellerwände sind Beton Hohlblocksteine 36cm dick. Wenn die Steine nass sind, könnte das ein Problem mit der Statik verursachen?
     
  11. #11 simon84, 23.09.2023
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