Wechsel für Dachfenster in Dachkonstruktion (Kehlbalkendach? Pfettendach?)

Diskutiere Wechsel für Dachfenster in Dachkonstruktion (Kehlbalkendach? Pfettendach?) im Praxisausführungen und Details Forum im Bereich Architektur; Hallo liebe Bauexperten, ich lese schon seit einiger Zeit hier im Forum mit, da wir uns dieses Jahr ein älteres Haus um 1960 gekauft haben und...

  1. #1 Floxyd, 19.10.2023
    Zuletzt bearbeitet: 19.10.2023
    Floxyd

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    Hallo liebe Bauexperten,

    ich lese schon seit einiger Zeit hier im Forum mit, da wir uns dieses Jahr ein älteres Haus um 1960 gekauft haben und wir vor vielen vielen Fragen rund ums Thema Hausbau stehen. Hier im Forum findet man gute Hilfe und diese möchte ich nun auch gerne in Anspruch nehmen und auf eure Expertiese vertrauen.

    Kurz zum Haus und zum Dachaufbau: Das Haus war früher ein Flachdach Bungalow (12mx12m), welches um 1980 aufgestockt wurde.
    Hierfür wurde ein freitragendes Dach auf das gesamte Haus aufgesetzt, welches ohne Stützen im Dachgeschoss auskommt und Platz für ein Dachgeschoss und einen geräumigen Dachboden bietet. Das Dach hat einen 45° Winkel, d.h. die Sparren haben eine Länge von ca. 8,5m. Windrispenbänder gibt es nicht.
    Die Seitenansicht des Dachs und ein paar weitere Bilder habe ich weiter unten eingefügt.
    Hochwaldstr_Norddach.jpg

    Jetzt bauen wir das Dachgeschoss aus und möchten hierfür zwei große Dachfenster links und rechts auf der Nordseite einsetzen. Leider sind die Sparren mit 65cm-70cm sehr nah beinander, weswegen wir nicht um einen Wechsel herumkommen werden. Mehrere kleine Fenster wollen wir nicht einsetzen. Das Wunschmaß der Dachfenster wäre 140x94.

    Nun bin ich bereits auf einen Dachdecker und zwei Zimmermänner zugegangen und habe dort nachgefragt, ob dieses Vorhaben möglich ist. Leider habe ich keine eindeutige Antwort erhalten und möchte mich selbst über dieses Thema schlau machen, um zumindest einen Anhaltspunkt für die weiteren Gespräche mit den Handwerkern zu haben. Einen Statiker habe ich noch nicht konsuliert.

    Aus diesen Infos ergeben sich nun mehrere Fragen, die mir hier hoffentlich der ein oder andere Experte beantworten kann:
    1. Um welche Dachkonstruktion handelt es sich bei dem Dach? Aufgrund der stützenfreien Konstruktion und der großen Spannweite gehe ich von einem Kehlbalkendach aus.
      Schnittzeichnung OG.jpg
    2. In der Bauskizze vom Architekt sind Balken im First, oberhalb der Kehlbalken und am Fuß der Konstruktion eingezeichnet. Diese Balken sind auch vorhanden. Sind das Pfetten? Gibt es eine Mischkonstruktion vom Pfettendach und dem Kehlbalkendach?
      Fußpfette.jpg Pfette über Gaube.jpg Pfette über Dach.jpg
    Ich hoffe ihr könnt mir mit den Informationen weiterhelfen, um welches Dach es sich hier handelt.

    Nun weiter zum eigentlichen Thema. Wir möchten einen Sparren auswechseln lassen, um das entsprechend große Fenster einzubauen. Aufgrund der Aussagen der Handwerker bin ich mir leider unsicher, was nun richtig ist. Der Dachdecker und ein Zimmermann meinten ganz locker, der Wechsel sei kein Problem und schnell erledigt. Ein anderer Zimmermann meinte jedoch, das sei eine Heikle Sache beim Sparren/Kehlbalkendach einen Wechsel einzubauen und wies daraufhin, dass der ausgewechselte Sparren und die benachbarten Sparren zusätzlich mit einen Querbalken oberhalb des Wechsels miterinander verbunden werden müssen, um die Last gleichmäßig zu verteilen und die Stabilität des Dachs zu gewährleisten.

    Was haltet ihr von beiden Aussagen? Ist ein Wechsel bei dem Dach ohne weiteres umsetzbar (wie bei einem Pfettendach)? Oder müssen zusätzliche Balken eingezogen werden, die die Lasten aufnehmen?

    Wenn ich mir das Bild "Pfette über Gaube" ansehe, sieht es mir so aus, als wäre genau dieses Vorgehen mit dem Querbalken an der Gaube vorgenommen worden. Muss dies beim Sparrenwechsel genauso erfolgen? Quasi ähnlich wie hier skizziert? Dieser Querbalken wäre bereits in etwas kleinerer Dimension als an der Gaube vorhanden, siehe Bild "Pfette über Dach". Ist dennoch ein zusätzlicher Balken nötig?
    Sparrenwechsel.jpg

    Ich denke ganz unmöglich wird unser Vorhaben nicht sein. Wir sind bestimmt nicht die ersten, die einen Wechsel in solch einem Dach einbauen möchten. Daher bedanke ich mich jetzt schon für eure Hilfe.

    Vielen Dank und einen schönen Tag
    Grüße
    Florian
     
  2. #2 Gast 85175, 19.10.2023
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Es ist in jedem Fall ein Sparrendach, ob die langen Zangen mit den paar Nägeln drin es darüber hinaus noch zum Kehlbalkendach machen, darüber kann man streiten…


    Nein, keine Pfetten. Wären es Pfetten müßten darunter Stützen oder Wände sein und Pfetten sollten dann auch noch über die ganze Länge durch gehen und nicht nur irgendwo mittendrin reingefummelt sein. Das oben sind wohl „Wechsel“ für die Gauben und das unten sind Schwellen.

    Der hat eher Recht. Es scheint bei dir aber noch ganz oben am First so eine Art atypischer „Pfette“ zu geben, die entschärft das alles evtl etwas.
    Es ist halt so, wenn Du bei dem Sparrendach da, unten die Sparren abschneidest, dann hängt der ganze Bereich darüber nur noch an den Dachlatten (und ggf. an der „Firstpfette“)… die Spangen/Kehlen ändern hier erst einmal nichts dran, die bringen „nach unten hin“ nichts. Nur mit dem „flächenbündigen“ Wechsel fürs Fenster, kannst die Last halt nur auf die direkt angrenzenden Sparren verteilen, was evtl. zu unzulässigen Durchbiegungen führt und dann hilft halt nur, das auf mehrere Sparren rechts und links zu verteilen…
    Mir wäre der Zimmermann erst einmal lieber als die zwei locker-flockig-Kollegen…
     
  3. Floxyd

    Floxyd

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    Hallo,

    vielen Dank für eine Antwort chillig80 und die Auskunft zur möglichen Dachkonstruktion. Auch wenn ich bisher noch keine endgültige Lösung habe, möchte ich mich dennoch bei dir Bedanken und den aktuellen Stand mitteilen.

    Nun war der Dachdecker (Erfahrener Dachdecker aus dem Bekanntenkreis) nochmal da und hat sich das Dach angesehen und die Stellen, an die die zwei Dachfenster montiert werden sollen besichtigt. Dieser meinte, es muss lediglich oben und unten der Wechselbalken in der Stärke der Sparren montiert werden.
    Alle Balken fixiert er Stirnseitig mit Tellerkopfschrauben und montiert anschließend an allen Stößen Winkel mit Ankernägeln.
    Ein Hilfssparren links und rechts als Verstärkung sind platztechnisch schwer umzusetzen und laut Dachdecker nicht notwendig. Einen zusätzlichen Querbalken oberhalb des Wechsels ist ebenfalls nicht erforderlich, da das Dach ausreichend dimensioniert ist.

    Ich bin mit der Lösung nicht ganz einverstanden und möchte zusätzliche Hilfssparren links und rechts des Wechsels haben, die die Dachlast aufnehmen und die betroffenen Sparren verstärken und entlasten. Ganz ohne Hilfsparren ist mir das nicht geheuer. Wie ist denn eure Meinung zu Hilfssparren? Können die Hilfssparren überhaupt Kräfte aufnehmen und in den durchtrennten Sparren einleiten?

    Grüße und vielen Dank
    Florian
     
  4. SIL

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  5. Floxyd

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    Hallo SIL,
    Kurz und knackige Antwort, aber leider nicht wirklich hilfreich. Kannst du bitte noch ein paar mehr Infos dazuschreiben und evtl belegen? Das Prinzip der Hilfssparren ist mir klar und würden diese näher beieinander liegen hätten sie auch einen Effekt, aber in unserer Situation bringen diese vermutlich nichts.

    Wenn ich mir das in meinem ersten Post gezeigte Bild des geplanten Wechsels ansehe, liegen die Hilfssparren direkt an den benachbarten Sparren an. Das ist aufgrund der größe des Dachfensters leider nicht anders möglich. Auch bei einem eine Nummer kleineren Fenster würden die Sparren nicht nennenswert weiter nach innen wandern können.
    Nachdem die Sparren so weit außen liegen, würde ich behaupten, dass die Hilfssparren keinerlei Funktion haben. Durch die Schraub und Nagelverbindung des Wechsels in die Nachbarsparren wird die volle Last des durtrennten Sparren auf die Nachbarsparren umgeleitet. Meiner Meinung nach werden die benachbarten Sparren durch die Hilfssparren weder nennenswert unterstütz, noch leiten diese die Kraft wieder in den unteren Sparren ein. Aus meiner Sicht würde es mehr bringen, die benachbarten Sparren seitlich über die gesmante Länge mit Bohlen aufzudoppeln. Diese versärken den Sparren definitiv und beugen einer übermäßigen Durchbiegung vor. Ebenfalls haben die Hilfssparren keinen EInfluss auf eine eventuelle Durchbiegung des Wechselbalkens und können auch diese Kraft nicht ableiten.


    Vielleicht täusche ich mich auch und habe etwas in meiner Betrachtung übersehe, dann bitte gerne schreiben.

    Grüße
    Florian
     
  6. #6 Fasanenhof, 24.10.2023
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    Die Sparren haben Biegemomente bzw. Flächenlast über ihre Länge, welche an der First, Pfetten und anderen Auflagern eingeleitet wird.

    Wenn so ein Sparren unterbrochen wird, dann wird das "lose Ende" und das an diesem Punkt entstehende Moment weiter geleitet. Sparrenwechsel-Kräfte.jpg
    Deshalb ist die Aufdopplung am Sparren so wichtig, ansonsten würde dieser unzulässig hohe Momente nehmen müssen.

    Es geht darum, eine möglichst robuste Eckverbindung (Höchste Momente) zu erzeugen und die Lasten möglichst gleichmäßig ohne Punktbelastung zu übertragen.
     
  7. Floxyd

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    Hallo Fasanenhof,

    "Ist denn das Moment seinem Sparren so treu und geht wieder brav dorthin zurück wo es herkommt?" Nein, Spaß beiseite und Danke für deine Antwort. Sorry, dass ich da so nachbohre, mir sind einfach einige Dinge nicht Schlüssig.

    Der Wechsel wird mit Schrauben stirnseitig und mit Winkeln seitlich an die benachbarten Sparren befestigt (siehe Bild), d.h. es besteht eine formschlüssige Verbindung zwischen dem durchtrennten Sparren und den benachbarten Sparren. Die Kraft/das Moment wird in die benachbarten Sparren eingeleitet. Soweit so richtig oder? Nun liegt an dieser Verbindungsstelle eine Hohe punktuelle Belastung an der Befestigung des Wechsels am Nachbarsparren vor. Ist es das worauf du hinauswolltest? Aber hierfür gibt es doch Balkenschuhe, die die Kräfte gleichmäßig über eine größere Fläche verteilen?
    Unbenannt.png

    Nun kommt der Hilfssparren ins Spiel und wird zwischen den beiden Wechseln montiert. Wie wird denn der Hilfssparren befestigt? Wird dieser mit Schrauben an dem Nachbarsparren verschraubt oder wird der Hilfssparren nur mit dem Wechselbalken verbunden? Leider muss der Hilfssparren in unserem Fall sehr nah (quasi bündig) an den benachbarten Sparren heran, d.h. der untere Winkel am Wechselbalken kann nicht montiert werden. In diesem Fall muss der Wechselbalken mit einer Lochplatte o.ä. zusätzlich fixiert werden. Ist das zulässig? (Wohl eine Frage an meinen Dachdecker...).
    Unbenannt2.png

    Wie bereits im vorherigen Post geschrieben, habe ich überlegt eine Bohle als Sparrenverstärkung auf der Außenseite des Wechsels anzulaschen (siehe nächstes Bild). Diese würden die Sparren von oben bis unten verstärken. Ich sehe bei der Lösung mit dem Hilfsparren immernoch eine Überlastung des benachbarten Sparren am unteren Wechsel, denn die Kraft/das Moment geht nicht wieder 1:1 in den "alten" Sparren zurück und belasten damit die benachbarten Sparren. Wäre die angelaschte Bohle eine Alternative zum Hilfssparren?
    Unbenannt3.png

    Danke und Grüße
    Florian
     
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