Heutzutage noch neues Fachwerkhaus bauen?

Da irren Sie. Fachwerk wurde erst in späteren Zeiten verputzt um den neumodischen Sil zu kopieren. Eine verputzte Oberfläche bringt sogar mehr Nachteile als Vorteile mit sich. Selbst in direkter Küstennähe und auf dem Land blieb das Fachwerk sichtbar, deswegen auch die Meinung des Denkmalschutzes, der sich ja um den mgl. originalgetreuen Zustand der Häuser sorgt. Sie scheinen allerdings wenig von diesem Teil unserer Baukultur zu halten, so oft wie sie Fachwerkbauten als Kitsch bezeichnen. Ein Fachwerkhaus(zumindest die historischen) haben deutlich mehr Gedankengut und Planung verschlungen als nahezu jeder Neubau

 

Das geht auch anders - Nachbarn haben in Rot gebaut mit sichtbarer Holzbalkendecke im EG - und dann Trockenbau-Wände im OG.
Wir haben einen Holzständerbau - mit sichtbarer Holzbalkendecke im EG. In beiden Fällen wurde die Decke vom Zimmermann im Werk vorbereitet, und auf der Baustelle zusammengesetzt.
Fachwerk-Optik - habe mal eines gesehen, da war dies nachträglich als dünne Vorhangfassade auf ein KS-Gebäude aufgebracht worden. Pure Optik, Null Funktion. Sah aber auch nicht schlecht aus.

Gruß
I.

 

Fachwerk-Restaurierungen bzw. partielle Rekos bei uns in Hamburg-Finkenwerder aus den letzten 2 Jahren - Hinweise dazu gerne per PN. Selbstverständlich war es in Norddeutschland ursprünglich nicht üblich, Fachwerk zu verputzen (eingedrungene Feuchte soll ja wieder verdunsten können). Ich wüßte nicht, was bei einem Neubau (s. die partielle Reko Bild 2) besonders technisch anspruchsvoll oder aufwendig sein sollte. Die Wand war in wenigen Tagen komplett fertig. Das Know-How und entsprechende Firmen sind in Hamburg offensichtlich vorhanden!

 

Im Mittelalter (12./13. JH) war hier in der Gegend in einer wichtigen Handelsstadt fast jedes Fachwerkhaus verputzt (zumindest in besseren Wohnlagen), um Reichtum (=Haus aus Stein) vorzutäuschen. Dies lässt sich anhand Forschungen belegen. U.a. hieß ein Haus am Hauptmarkt "gezimmertes Haus", weil es das einzige Haus dort war, welches Fachwerk zeigte. Erst nach dem 30-jährigen Krieg tauchte unverputztes Fachwerk auf, Notbauten auf vorhandenen gemauerten Kellern bzw. auf den Resten zerstörter Steingebäude, welches dann in späteren Jahren wohl verputzt/verkleidet worden ist, um jetzt wieder Materialsicht zuzulassen.

Fachwerk galt in den Städten des Mittelalters - zumindest hier in der Gegend - als minderwertig. Fachwerkhäuser zählten nicht zu den Immobilien, da sie jederzeit abgebaut und an anderer Stelle neu errichtet werden konnten. Wer etwas auf sich hielt, baute aus Stein oder täuschte dies zumindest vor.

OT: Auch der von uns so geliebte rötliche Sandstein wurde seit dem Mittelalter verputzt und oft bemalt.

 

Und am Bodensee wurde auch verputzt, des Nebels und der Feuchtigkeit wegen. Im Landesinnern selbst wurde Fachwerk hingegen offen gelassen, außer es galt, wie bei Bautine, als minderwertig und man konnte sich Putz leisten.

 

Ich hab bei Youtube eine Reportage gefunden von jemandem, der heutzutage noch Fachwerk baut:
https://www.youtube.com/watch?v=yP8uujWYpVo