Planungsfehler Statik - wie groß ist mein Problem?

Diskutiere Planungsfehler Statik - wie groß ist mein Problem? im Baumurks in Wort und Bild Forum im Bereich Rund um den Bau; Hallo liebe Bauexperten, hatte eigentlich gehofft mich hier nie anmelden zu müssen. Aber jetzt habe ich ein Thema an der Backe, bei dem mich...

  1. MichiF

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    Hallo liebe Bauexperten,

    hatte eigentlich gehofft mich hier nie anmelden zu müssen. Aber jetzt habe ich ein Thema an der Backe, bei dem mich interessieren würde, wie groß das Problem überhaupt ist. Aufgrund eurer Einschätzung würde ich dann meine nächsten Schritte bestimmen.

    Folgendes Problem: Ich habe einen Gebäudeteil angebaut (schon 2017 fertig gestellt). Dieser Gebäudeteil hat ein Flachdach auf dem eine Dachterrasse entstehen soll. Bei der Planung der Dachterrasse ist mir nun ein Fehler in der Statik aufgefallen. Konkret geht es darum, dass in den Berechnungen der Betondecke ein Linienlager angenommen wird, dass so aber nie gebaut wurde. Das Problem ist, dass es sich hier ohnehin schon um eine 1.6m Auskragung handelt - und jetzt fehlt auch noch eine Lagerung. Sprich die Auskragung hängt fast komplett in der Luft. Ich habe einen Auszug der statischen Berechnung angehängt und markiert, welches Linienlager eigentlich gar nicht existiert.

    Nun meine Frage:

    1. Lese ich den Plan überhaupt richtig? Also ist an dieser Stelle wirklich eine Lagerung laut Plan vorgesehen?
    2. Falls ja, wie groß ist denn mein Problem? Reden wir hier davon, dass sich die möglichen Lasten einfach etwas ändern werden oder sind wir eher im Bereich wo die Standsicherheit schon problematisch wird? Ich als Laie kann so etwas halt überhaupt nicht einschätzen.

    Architekt und Statiker habe ich natürlich schon angeschrieben. Antwort steht aber noch aus - außerdem interessiert mich die Meinung von einem unabhängigen Dritten.

    Schon mal vielen Dank im Voraus!
     

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  2. MichiF

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    Noch ein kurzer Nachtrag, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass dieses Linienlager nicht existiert: An der Stelle wurde einfach nur eine Trockenwand hingestellt (ist auch so im Werkplan des Architekten vorgesehen).
     
  3. SIL

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    Das kann man nicht pauschal beantworten, wenn Architekt und TWP zusammen gearbeitet haben - wird der Bewehrungsanteil entsprechend erhöht sein, so das die Auskragung kein Problem darstellt.
     
  4. MichiF

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    Das ist ja genau mein Punkt. Ich glaube nämlich nicht, dass das passiert ist.
    Ich vermute eher, dass hier beim Erstellen der Statik davon ausgegangen wurde, dass an dieser Stelle eine Wand ist auf der die Auskragung gelagert wird. Hier war aber nie eine Wand vorgesehen(!) - und weder dem Architekten noch dem TWP ist diese falsche Annahme jemals aufgefallen.
    Hab gerade auch noch die Pläne gefunden, auf Basis deren die Betonelemente der Decke bestellt wurden. Dort ist diese Auflagerung auch nochmal ganz deutlich eingezeichnet - wurde aber scheinbar von allen Beteiligten ignoriert (Architekt und Bauunternehmer).
     
  5. #5 petra345, 17.02.2022
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    Gibt es denn schon irgendwo einen Riß oder kann man auf der auskragenden Decke wippen?
    .
     
  6. MichiF

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    Oben ist ne Dämmung drauf (weil Flachdach). Da sieht man also keine Risse. Von unten sieht man auch keine Risse. Zumindest nicht in der Betondecke. Nur da, wo die Trockenbauwand an die Betondecke stößt sind Risse. Die glaube ich kommen aber eher weil dort zwei unterschiedliche Materialien aufeinander stoßen.
    Auskragung hängt auch noch nicht durch (zumindest laut Wasserwaage). Insofern ist alles erstmal noch stabil.
    Da es sich um ein Flachdach handelt, ist mit einer Schneelast von 2kN/m2 gerechnet worden - die bisher nie eingetreten ist. Das hilft wahrscheinlich auch.
     
  7. #7 hanghaus2000, 17.02.2022
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    Hier sollte der Statiker nachrechnen, ob die unberuecksichtigte Wandoeffnung noch duch den Sicherheitsbeiwert abgedeckt ist. Zumindest sollte man mit zusaetzlichen Auflasten vorsichtig umgehen.

    Es ist ja auch moeglich, das die Trockenbauwand eine (teilweise) tragende Wirkung hat.
     
  8. #8 simon84, 17.02.2022
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    Vermutlich kann man das auch heilen wenn man an der Ecke einen Pfeiler setzt.
     
  9. #9 matschie, 17.02.2022
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    Vermuten ist hier aber quatsch, zumal dann auch die Auflagerung der Stütze geklärt sein müsste. da muss
    Sicherheitsbeiwerte rausrechnen mache ich persönlich sehr ungerne, die sind eigentlich nicht dafür da Baufehler zu heilen.
    Aber: Es gibt doch hoffentlich Bewehrungspläne, bzw. Pläne des Fertigteilherstellers und eine Baudokumentation.
    Die kann der Statiker nehmen um zu schauen, ob die vorhandene Bewehrung ausreicht. Bei der Geometrie ist die Platte ohnehin fast einachsig, insofern kann das schon klappen.
     
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  10. #10 Fabian Weber, 17.02.2022
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    Trockenbauwand im schlimmsten Fall gegen Mauerwerk tauschen.
     
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  11. #11 Gast 85175, 17.02.2022
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    Ich weiß, es sieht auf der Zeichnung anders aus, aber dass das so wie es da gezeichnet ist auch gerechnet ist, das glaub ich ja erst wenn ich es sehe… Meiner VERMUTUNG nach geht da die Bewehrung von vorne bis hinten durch als gäbe es da nicht noch das Stückchen Wand da… Aber man weiß es einfach nicht, man sieht ja nur irgendwas mit „Lager“, aber halt nix zur Decke…
     
  12. #12 matschie, 18.02.2022
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    Ne. Das ist der Ausdruck des Statikprogramms, da ist die Wand als Linienlager definitiv berücksichtigt. ist also definitiv so gerechnet.

    Naja, dass die Bewehrung "durch geht" hoffe ich doch mal sehr.
    Aber ob es ausreichend ist, die Platte auch als reinen Kragarm zu halten, muss man prüfen.
    Möglich ist es, aber das hab ich ja auch oben schon geschrieben..
     
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  13. #13 hanghaus2000, 18.02.2022
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    Eventuell tut es auch ein Stahltraeger als Stuetze vorne dran.
     
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  14. MichiF

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    Anbei mal noch der Plan, wie dann die Decke letztendlich bestellt wurde. Das Auflager ist sogar nochmal dick und fett eingezeichnet. Kann sich jetzt jeder seinen Teil denken :Baumurks

    Wie wir das ganze jetzt dann wieder hinbiegen wird man sehen. Stützte mit Unterzug wäre evtl. möglich ohne gleich den ganzen Flur, der ja da drunter ist, zu verbauen. Aber erstmal wird jetzt wahrscheinlich die Frage aufkommen wer dran Schuld ist.
    Hab ich nach fast 5 Jahren jetzt auch richtig Lust drauf :frust Und die Dachterrasse ist natürlich dann auch erstmal on-hold.

    Trotzdem vielen Dank an alle für die Einschätzung! Wenn ich's nicht vergesse, berichte ich hier wie's ausgegangen ist.
     

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  15. #15 hanghaus2000, 18.02.2022
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    Wer hat denn die Wand aus der Planung entfernt?
     
  16. MichiF

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    Kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass die Wand im Plan vom Architekten nie vorkam. Siehe Anhang.

    Mir ist jetzt noch etwas eingefallen: Damals, als die Decke gebaut wurde, war bei dem gegenüberliegenden Auflager (das auf dem Plan unten) auch nicht alles einwandfrei. Ich erinnere mich, dass dort zwischen Auflager und Fertigteil ein ziemlich großes Loch war. Siehe Foto. Architekt meinte damals "das passt schon". Jetzt macht mich das ganze aber doch etwas nervös. Was sagen denn die Spezialisten hier dazu?
     

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  17. #17 matschie, 18.02.2022
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    Ah, der Architekt meinte das.. super.
    Nur zum Verständnis: Das Fertigteil endet, dann kommt Luft (Schaltafel), dann das Auflager.
    Bewehrung ist da hoffentlich vor dem Betonieren noch reingekommen?

    Dass man bei sowas keinen Architekten fragen sollte.
    Wer hat denn die Bewehrungsabnahmen gemacht?

    Wo steht denn der Bau? Die Fertigteile sehen ha grauenhaft aus.
     
  18. MichiF

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    Für mich als Laie ja der einzige Ansprechpartner :(

    Genau. Fertigteil dann Schaltafel dann Auflager.

    Ich hoffe, dass da damals noch Bewehrung reinkam! Hatte der Architekt zumindest gesagt. Hatte das ja mit ihm vorher besprochen.

    Hätte an dem Tag, an dem der Beton kam, eigentlich der Statiker machen sollen. Der konnte aber genau an diesem Tag nicht (weiß nicht mehr warum). Deshalb hat es dann der Architekt übernommen. Der hat auch Fotos gemacht, aber leider genau von dieser Stelle nicht.

    München. Da wo's bauen so richtig schön günstig ist.
     
  19. MichiF

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    Anbei noch eines der Fotos, die der Architekt vor dem Betonieren gemacht hat. Da ist die Stelle minimal zu sehen. Scheint halt eines von diesen Stahlgittern drin zu liegen :confused:
     

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  20. #20 simon84, 18.02.2022
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    @matschie hatte mich da ja schon zurechtgewiesen, weil meine Antwort nicht vollständig war.
    Der erste Weg sollte zum Statiker sein und den rechnen lassen. Denn warum sollte man eine Stütze setzen, wenn nicht notwendig.

    Andersrum, wenn eine Stütze gesetzt werden muss, dann müssen die Anschlüsse oben und unten korrekt geplant und ausgeführt werde, das sollte überwacht werden,
    denn es wurde am Anfang ja schon falsch gemacht.

    Und es geht ja dann auch darum wer die Kosten dafür übernimmt.
     
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