Vorbereitung auf den Architektenbesuch

Diskutiere Vorbereitung auf den Architektenbesuch im Architektur Allgemein Forum im Bereich Architektur; Das Unterforum heißt „Architektur allgemein“. Deshalb traue ich mich mal, eine Grundsatzdiskussion anzuzetteln. Während meines Urlaubs kam hier...

  1. #1 Jolante, 30.07.2014
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    Das Unterforum heißt „Architektur allgemein“. Deshalb traue ich mich mal, eine Grundsatzdiskussion anzuzetteln.

    Während meines Urlaubs kam hier in einem Strang die Frage auf, wie ein Bauherr sich eigentlich auf den Architektenbesuch vorbereiten sollte und ob es nicht gleichwertig wäre, die eigenen Vorstellungen als Liste oder als Grundrissskizze mitzubringen.
    Mein Mann und ich haben die Frage lange diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die wichtigste Aufgabe des Bauherrn darin besteht, sich klar zu machen, WIE man eigentlich WOHNEN will. Und dazu muss man im Grunde noch einen Schritt weiter zurück treten und sich angucken, wie mein LEBEN in meinem Zuhause eigentlich aussieht.

    Ich gebe mal ein Beispiel: Küchentresen sind schick und modern. In fast allen hier vorgestellten Grundrissen ist einer zu finden. Die Leute die ich kenne die einen haben, nutzen ihn so gut wie nicht. Bevor ich also zu meinem Architekten sage „Plane mir unbedingt einen Tresen ein, den finde ich schick!“ muss ich mir erst mal klar werden, wie dieser Tresen eigentlich zu meinem Leben passt. Wird es realistisch zu der Situation kommen, dass einer in der Küche kocht und ein anderer dort sitzt. Oder ist das nur in meiner Vorstellung von der Rama-Familie so schön und tatsächlich ist die Köchin (oder der Koch) im Alltag froh, beim Kochen ihre Ruhe zu haben.

    Ein weiteres Beispiel: Riesige offene Wohn-/Esszimmer /Küchen sind ebenso modern. Fragen muss man sich, ob man sich in so großen Räumen eigentlich wohlfühlt oder ob man nicht eher ein Mensch ist, der sich auch gern mal zurück zieht und unbeobachtet sein möchte. Dazu würde es dann auch nicht passen, die gesamte Wohnzimmerwand komplett zu verglasen.

    Diese eher psychologischen Fragen sollte man sich also in meinen Augen als potentieller Bauherr intensiv stellen und ich glaube, dass es dabei sehr hinderlich ist (von vielen anderen Gründen mal abgesehen), einen Grundriss zu zeichnen. Dann ist man nämlich viel zu schnell bei praktischen Problemen und hinterfragt den Grundsatz dahinter nicht mehr.

    Deshalb sähe für mich die ideale Vorbereitung für den Erstbesuch beim Architekten (neben Grundstück, Bebauungsplan etc.) prinzipiell so aus (nur ein Auszug):

    Wir sind eine Familie mit drei Kindern. Wir sind alle sehr offene und kommunikative Menschen, haben alle viel Besuch (auch über Nacht) und verbringen die meiste Zeit gemeinsam. Rückzugsräume brauchen wir so gut wie nicht.

    Oder als Alternative:

    Wir sind eine Familie mit drei sehr lebhaften Kindern, die viel Besuch von Freunden haben. Wir Eltern unterstützen das, wollen uns aber auch gern einmal zurückziehen.

    Ein guter Architekt würde daraus dann automatisch Schlüsse ziehen und die Bedürfnisse der Bauherren in einen Grundriss umsetzen. In dem einen Fall wäre das dann vielleicht ein Tresen, in dem anderen Fall nicht.

    Was meint ihr, ist das der richtige Weg? Wünschen sich die Architekten womöglich etwas ganz anderes? Ist das von Bauherren ohne Unterstützung überhaupt zu leisten?
     
  2. #2 Ralf Dühlmeyer, 30.07.2014
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    Der Grundansatz ist SUUUPER. Abe etwas mehr darfs dann schon sein ;).

    Also z.B.: Was ist NoGo, was ein Muss. Ein Bad, zwei, drei?? Keller ja-nein-vielleicht
    Usw usw.
     
  3. #3 Thomas B, 30.07.2014
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    Klammern wir uns noch ein wenig am Tresen fest.

    ...ein Tresen kann nmützlich sein. Muß es aber nicht. Manche nutzen ihn (Stehparty?), bei manchen ist er nur ein Raumteiler um das Chaos auf der Küchenarbeitsplatte etwas zu kaschieren und dennoch nicht auf eine offene Küche verzichten zu wollen...

    Nicht alles was nicht 100% Nutzen hat ist dennoch falsch. Es geht auch um die Möglichkeiten, die sich einem bieten. Offene Küche? Jein...kocht man viel (bevorzugt Fisch und das in Massen) und ist man dabei lieber alleine ist eine offene Küche nicht die erste Wahl; ist der Platz/ das Budget aber bgrenzt kann mit einer opffenen Küche - Wohnen - Lösung dennoch etwas mehr Offenheit/ Platz gewonnen werden...usw....usf.

    Es gibt kaum DIE Lösung, die der Architekt erahnen/ erfühlen kann.

    Er kann sich nur entlang einer Hauptroute hangeln. Gib ihm No-Gos und Must-Haves vor! Die Fülle an gestaltungsmöglichkeiten auch noch an zwischenmenschlichen Schwingungen erahnen zu können ist nicht unbedingt das was man erwarten kann. Hören muß er können, der Kollege. Findet Ihr einen Tresen nicht gut, dann läßt er ihn weg (außer das aus irgendeinem tollen Grund da doch einer sein sollte...)...
     
  4. Muppet

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    Aus Sicht einer Bauherrin fände ich das zu "psychologisch". Die wenigsten sind in der Lage ihr Leben dermaßen zu reflektieren, und ich würde auch davon ausgehen dass nicht jeder Planer damit was anfangen kann. Und mir fehlen die harten Fakten.

    Zu allererst muss Klarheit über das Budget her. Solange das nicht grob steht bringt der Gang zum Architekten gar nichts. Danach sollte man sich klar werden, welchen Stil man für das Haus gerne hätte. Barockpalast oder eher Passiv-Holzhaus mit Dachbegrünung? Denn davon hängt die Wahl des Architekten ab. Dann überlegt man sich, welche Räume (Anzahl, ungefähre Größe) man benötigt. Das ergibt dann die ungefähre Hausgröße, anhand derer man schon grob abschätzen kann, ob das wohl mit dem Budget passen könnte oder nicht. Und dann kommt die Liste mit Anforderungen (Ja/Nein/Vielleicht) für jeden Raum. Das soll jetzt nicht extrem detailliert werden, aber die Grundzüge sollte klar sein (also sowas wie offene Küche, viel Fensterfläche, Wohnzimmer mit Luftraum und Galerie) und auch die "Specials sollten erwähnt werden (z.B. Whirlpool mitten im Wohnzimmer...).
     
  5. #5 meinHaus500, 30.07.2014
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    Jolante, ich finde deinen Ansatz gut. Uns hat der Architekt die "richtigen" Fragen gestellt. Angefangen mit der Familiengröße und ob die Familienplanung abgeschlossen ist, über die Gewohnheiten z.B. wer wann morgens aufsteht bis zur ungefähren Vorstellung wie groß die Räume sein müssen und maximal sein dürfen. Daraus ergibt sich dann auch die Hausgröße.

    In einem Strang hatte ich auch geschrieben, dass der Architekt aus einer eigenen Grundrisszeichnung nicht alles erkennen kann. Aus einer Zeichnung kann man nicht erkennen wie die Prioritäten liegen. Ein Architekt kann bestimmt erkennen was ein "must have" ist aber er kann nicht sehen was der Bauherr auf gar keinen Fall haben möchte. Und auch was noch ganz schön wäre wenn es passt aber nicht unbedingt sein muss.

    Lernt ein Architekt eigentlich im Studium wie man den Bauherrn richtig "ausfragt"?
     
  6. #6 feelfree, 30.07.2014
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    Ja, das hört sich alles richtig an. Unser Architekt hat uns z.B. beim 2. Gespräch zu Hause besucht, um zu sehen, wie wir leben und eingerichtet sind. Auch da kann man dann wunderbar drüber reden, was man gerne wieder (so ähnlich) haben möchte oder was wirklich blöd ist und ganz anders werden muss.
     
  7. Taipan

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    Richtig! Man muss den Bauherren in seiner natürlichen Umgebung beobachten können ... der Bauherr ist nämlich nicht in der Lage tatsächlich zu kommunizeren, wie er lebt und leben will und vor allem nicht ist er in der Lage zu erkennen, wie er leben WIRD. Wie würde Dr. House sagen, wen er Architekt wäre? "Jeder Bauherr lügt - nur manchmal weiss er es nicht"
     
  8. #8 Skeptiker, 30.07.2014
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    Das ist der ideale Ansatz, aber nur wenige Bauherrn sind reflektiert genug, so vorzugehen. Manche wollen das auch garnicht, sondern "das machen, was man heute so macht". In meinem ersten Gespräch bitte ich meine Bauherrn getrennt aufzuschreiben, was sie alles im neuen / veränderten Heim tun möchten - und was sie davon heute schon tun - und diese getrennten Listen dann möglichst mitzubringen. Und ich schlage ihnen vor, zusätzlich Bilder mitzubringen oder Musik, die dies illustrieren oder Stimmungen beschreiben, die sie für sich oder andere auch erzeugen möchten.

    Auf die praktischen Dinge kommt man dann im Gespräch über kurz oder lang sowieso. Und spätestens das zweite Gespräch führe ich immer beim Bauherrn zuhause!
     
  9. H.PF

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    mir hat mein Bauplanungslehrer einen Spruch mitgegeben. Wir planen keine Häuser sondern wir planen Lebens(t)räume.

    Da ist viel wahr dran, ein Haus spiegelt die Lebensart des Besitzers wieder. Und das ist bei jedem anders...
     
  10. nolu13

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    So sollte es sein.

    :konfusius
     
  11. #11 Bauliesl, 31.07.2014
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    Ne, zumindest in meiner Studienzeit gab´s den "Störfaktor" Bauherr noch nicht.... ;-). Großes Manko. Man ist fertig mit dem Studium und plötzlich ist man mit jemandem konfrontiert, der das Ding bezahlt, also im Zweifel das letzte Wort über Gestaltungsfragen hat....
    Gruß,
    Liesl
     
  12. #12 Anda2012, 31.07.2014
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    Von der Bauleitung zum Formularausfüllen
    "LIKE" Schön geschrieben!
    War bei uns auch so. Im Studium wurde einiges nicht gelehrt, was man draussen bräuchte, dafür wurde uns aber das Denken beigebracht (TU). Was ich teilweise bei heutigen stark verschulten Studiengängen vermisse.
     
  13. #13 GillianMyuu, 01.08.2014
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    In der Regel wird man während des Studiums nicht mit Bauherren konftontiert. Entwurfsaufgaben sahen meist so aus: "Grundstück X, Nutzung X - erstelle ein Raumprogramm (oder Raumprogramm war schon vorhanden)" - dann hieß es -> Entwerfen. Und das bedeutet: mehrere Entwürfe (am Besten zu verschiedenen Themen) erstellen. Man hat dabei immer einen roten Faden. Dann wieder verwerfen und von neuem anfangen (das heißt, wie es hier oft auch geschrieben wird: wieder ein weißes Blatt Papier nehmen und die Zeichnungen komplett neu machen) Man fängt nichtmal mit Grundrissen an, man fängt mit "Körpern" an. Bis man in die Grundrissplanung übergeht, müssen erst viele andere Stellen perfekt sein. Ich glaub das ist auch der Fehler bei vielen, man fängt direkt mit den Grundrissen an und hat dadurch schon viele Fehler intus.

    Bei uns in der Uni war (und ist bestimmt immer noch) es aber auch so, dass die Profs sich ziemlich praxisnahe Szenarien überlegen. Ein Masterentwurf war sogar mit einem "Bauherrn", das war ein Bekannter der Professorin, der zu den Kolloquien kam, ihm hat der komplette Kurs eine Stadtvilla in Köln geplant. Das war ziemlich interessant. In der Uni werden allerdings experimentelle Entwürfe gelehrt, die zum Nachdenken anregen, eher weniger 0815-Einfamilienhäuser mit T-Badezimmern, zwei Kinderzimmern, einem Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche. Es regte zum Anders-Denken an, aber das ist nicht das was die "Gesellschaft" wünscht, meist wird Einheitsbrei gewünscht. Alternative Wohnformen (also auch alternative Grundrisse) kommen in der Realität (auch wenn sie funktionieren) bei den meisten nicht an.

    Ein anderer Prof. hat für Kolloquien auch viele Experten eingeladen, davon auch Vertreter der Stadt. Hier wurden auch Szenarien entwickelt auf einem brachliegendem Grundstück. Man hat als Student also schon die Möglichkeit sich mit Personen aus der Praxis auszutauschen wenn man sie denn nutzt. Andere Kurse von uns haben sogar wirklich in der Praxis geplant und das ganze sogar gebaut, oder ihre Planungen wurden in der Praxis weiterverwendet.
     
  14. #14 Jolante, 01.08.2014
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    Erst mal freue ich mich über den Austausch hier. Im Moment habe ich leider wenig Zeit auf die einzelnen Beiträge (klappt hoffentlich am Wochenende). Dieser Punkt ist mir nur gerade ins Auge gesprungen:


    Das ist, so fürchte ich, die Angst vieler potentieller Bauherren, die sie dann auch zu den Fertighäusern treibt: Wenn ich zu einem Architekten gehe, plant der mir ein rundes Haus mit Cortenstahlfassade und wenn ich das nicht will, muss ich mich noch dafür verteidigen, wie langweilig ich bin.
     
  15. #15 Jolante, 01.08.2014
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    Und noch etwas auf die Schnelle:

    Also erstens: Klar, das ist nicht alles. Ich wollte nur die prinzipielle Herangehensweise beschreiben. Und zweitens: Klar ist das schwierig!

    Aber vielleicht trotzdem unvermeidbar?! Wenigstens im Ansatz?

    Ich fürchte, viele Leute laufen durch Musterhausausstellungen und sagen sich: Guck mal, das sieht aber schick aus, wollen wir das nicht auch? Das ist so, als ob man sich unbesehen einen tollen modernen Minirock kauft, weil der in der Zeitschrift so gut ausgesehen hat, ohne die eigenen Beine zu berücksichtigen. Nur viel teurer.
    Ja, klar. Aber wie kommt man zu den Details?

    Das wäre vielleicht mal eine Frage an die Selber-Zeichner hier: Habt ihr euch solche Fragen (passt die offene Küche wirklich zu mir) intensiv vorher gestellt oder hofft ihr, beim Zeichnen eines Grundrisses diesen Themen auf die Spur zu kommen?
     
  16. #16 meinHaus500, 01.08.2014
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    Ich finde es interessant, wie das Studium so abläuft und dass ein, wie ich finde, sehr wichtiger Teil offenbar gar nicht gelehrt wird: "Wie erfahre ich vom Bauherrn "was" ich für ihn entwerfen soll?".

    Leider ist das aber nicht unbedingt direkt dem Bauherrn anzulasten. Eine enge Grenze setzen da auch die Bebauungspläne und natürlich das Budget.
     
  17. #17 dilbert, 01.08.2014
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    Ich würde den Gang durch die Musterhausausstellung schon eher mit Anprobe und Einkauf im Laden vergleichen. Das Problem vieler "Selberzeichner" oder von Leuten, die mit Bauzeichner statt Architekt bauen ist doch eher, dass sie den passenden Minirock aus der Boutique zur Änderungsschneiderei schleppen, dort noch 4 praktische Taschen und Hosenträger annähen lassen und am Ende den Rock mit Billigfärber vom Drogeriemarkt neu einfärben.

    Ich denke schon, dass man im richtigen Kataloghaus sehr gut und glücklich leben kann. Das Problem fängt immer dann an, wenn ich mir den Kataloggrundriss schnappe und dort die Zimmer vertausche oder Wände verschiebe, weil ich schon immer eine freistehende Badewanne mit Blick auf den Garten haben wollte. Ganz übel wird's, wenn ich munter Räume aus verschiedenen Grundrissen bzw. Ausstellungshäusern mit einander kombiniere.
     
  18. Muppet

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    Ich würde sagen, da hast du recht. Viele wollen das, was gerade "in" ist, egal ob das nun für sie die beste Lösung ist oder nicht. Also im Zweifelsfall das, was Freunde und Bekannte bei sich haben und was einem gefällt. Vieles findet man toll und hinterfragt das auch nicht weiter. Wobei man das als Laie auch oftmals nicht wirklich kann. Vor- und Nachteile erschließen sich oft erst in der Benutzung. Da ist dann der Architekt gefragt. Wenn der Bauherr dann allerdings "Ich will ich will ich will" sagt muss man das dann akzeptieren (oder die Geschäftsbeziehung beenden). Ich glaube ehrlich nicht, dass eine Mehrheit der Bauherren selbst auf Nachfrage das eigene Leben so reflektieren kann dass sich daraus direkte Konsequenzen für das eigene Bauvorhaben ergeben. In meinem Bekanntenkreis wäre das ein Paar, aber da ist er auch Bauingenieur (wenn er auch nichts mit Häusern macht).

    Ich würde sagen, das ist individuell sehr verschieden. Es gibt Leute, die selbst sehr unkreativ sind und sich nur grob einen Stil überlegen und den Rest dann machen lassen. Andere besuchen vorher jede Musterhausausstellung Deutschlands, lesen bergeweise Schöner Wohnen und haben vor dem Kauf des Grundstücks schon eine Einkaufsliste mit sämtlichen Einrichtungsgegenständen.
     
  19. #19 Jolante, 01.08.2014
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    Und warum tun sie das? Weil der Kataloggrundriss dann im Detail doch nicht passt oder weil sie partout etwas Individualität hineinbringen wollen?

    Ich schreibe auch regelmäßig in einem Gartenforum mit. Da ist häufig zu lesen: "Ich will meinen Garten neu anlegen aber ich will auf jeden Fall nicht das, was alle haben"
     
  20. #20 GillianMyuu, 01.08.2014
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    Das stimmt, der Bauherr kann an Bebauungspläne und Budget nicht viel ändern. Aber es ist die Kunst des Architektens einen vorgegebenen Raum der 8 x 10 m hat und 2 Geschosse hoch sein darf mit Leben zu füllen. Es muss nicht immer auf den Einheitsbrei hinauslaufen bei dem das WC links ist, die Küche rechts, die Garage direkt neben dem Haus wie in einem Vorort. Das Innenleben eines Hauses (mit der darauf abgestimmten Fassade) hat soviel Potential. Aber wie hier schon geschrieben wird: Die meisten wollen das was alle haben (weil sie es bei Freunden gesehen haben, im Musterhauspark etc.) aber sagen zeitgleich "Ich will aber eine individuelle Planung." - Nichts gegen Musterhausparks, die sind gut für das räumliche Vorstellungsvermögen, aber hier sieht man häufig schon denselben Inhalt mal mit Vorsatzklinker, mal mit Putzfassade. Hier in NRW gibt es etwas, wozu ich Bauherren gerne raten würde: Den Tag der Architektur. Da sind an 2 Tagen im Jahr besondere gebaute Gebäude in ganz NRW für eine Besichtigung offen, die von Architekten geplant sind. (nicht nur Wohngebäude, aber gerade für private Bauherren die sich ein EFH wünschen wären gerade diese EFH die hier vorgestellt werden sehr interessant) - hier sieht man sehr schön, dass es auch anders geht und nicht Einheitsbrei wird. Und man sieht auch ganz gut, um Jolante ein wenig zu beruhigen, dass Architekten nicht kreisrund bauen und eine Cortenstahlfassade entwerfen. Denn das Entwerfen ist immer noch ein Prozess bei dem beide Parteien mitreden: der Bauherr schildert seine Wünsche, der Architekt geht auf die Wünsche ein und bedient sich da verschiedener Gestaltungsoptionen. Der erste Entwurf ist nie perfekt, das weiß auch ein Architekt, denn nur durch das weitere reflektieren kommt man seinem Traumentwurf näher. Der Bauherr sagt z.B. Super, die mittige Treppe finde ich toll und möchte das als Gestaltungsformat weiterführen, aber die Fensterformate sind mir zu groß und zu einsichtig. Dann ist es Aufgabe des Architekten das zu ändern und ggfls. neu zu zeichnen (weißes Blatt), er übernimmt dann nur die Treppe als Gestaltungsmerkmal als Thema (so kenn ich das zumindest)... Ich glaube die größte Angst liegt darin, dass Bauherren oft nicht wissen, was Architekten wirklich machen. Durch Medien und berühmte Architekten kommt immer ein Bild von extravaganten Gebäude = Architektenhaus in die Köpfe der Menschen. Dabei kann ein Architekt durchaus ein schlichtes Haus entwerfen, das eckig ist aber dafür passt alles.
     
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Vorbereitung auf den Architektenbesuch

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