Historismus noch Bau bar?

Viele Menschen hören auch lieber Musik von Mozart als einen zeitgenössischen Stockhausen oder von Webern. Ich zähle mich zu Ihnen. Das hat nichts mit einer Früher-war-alles-besser-Mentalität zu tun, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass in der heutigen Zeit sehr oft "besser" fälschlicherweise mit "noch nie dagewesen" gleichgesetzt wird!

 

Ja und?

Es spricht ja auch gar nichts dagegen, daß man -um die Analogie fortzusetzen- alte Häuser schöner findet. Dann sollte man sich am besten ein solches Haus kaufen (wenn man es sich leisten kann).

Aber neu im alten Stile zu bauen halte ich für falsch.

Lieber gut und solide Altes renovieren (auch modernisieren...niemand muß ohne WW oder WC leben, nur weil es früher so war!).- Aber die alten Häuser stehen eben zumeist auch in einem Kontext zu anderen alten Häusern (z.B. Dorf/ Stadtzentrum). Ein neues auf alt gemachte shaus in einem Neubaugebiet? Wohl nicht, oder?

 

Eben - Du hörst Mozart oder Bach oder wie Waldi.

Aber nicht Hein Duckdich, der Mozart oder Bach oder Händel oder sonstwen nachkomponiert. Also Beethovens 10. anno 2015!

UNd darum gehts hier.

Es soll niemandem gesagt werden, gehe nicht mehr durch historische Altstädte. Nur - baue nicht ohne Not (Denkmalrecht) scheinbar historisches.

 

Nur, wenn das Haus auch noch in einem guten Zustand ist. Viele (ehemals) schöne alte Häuser stehen aber deshalb leer weil dem eben nicht so ist und seit Ewigkeiten nichts mehr gemacht wurde bzw. durch falsch durchgeführte Sanierung die Substanz stark geschädigt ist. Und wenn man sich dann im Bereich Kernsanierung mit geschädigter Bausubstanz bewegt ist ist oft deutlich billiger, das Haus abzureißen und neu zu bauen (Objekte in Sahnelagen von Großstädten mal außen vor).

 

Muppet: Da sind meine Erfahrungen anders. Teuer wird es weil viele Planer von Altbau wenig bis gar nichts verstehen und der Leerstand ist nicht dem Zustand der Gebäude geschuldet, sondern den Plänen der Investoren die lieber ein Haus weghaben wollen um eines mit mehr Wohneinheiten dort hin zu stellen.

 

Ich glaube schon, dass grundsätzlich etwas schiefläuft, wenn in Städten wie Berlin oder Hamburg Stadtteile mit überwiegend intakter Substanz aus der Zeit vor 1914 beliebter sind als zeitgenössische Viertel - gut sichtbar am Verdrängungsprozess sozial schwacher Mieter. Nach dem Motto, "Jugenstil und Gründerzeitler für die Besserverdienenden, das Häuschen am Stadtrand für die Mitte der Gesellschaft, der Siedlungbrei für Geringverdiener und die Platte für's Prekariat". Das alte Bauten im Mittel beliebter sind als neue, dürfte ein historisch einmaliger Zustand sein.

Ich möchte keineswegs die Architekten hier im Forum angreifen, die mit Liebe zum Job und Sorgfalt für ihren Auftraggeber dessen Traum vom Haus verwirklichen. Ich kritisiere die Phantasielosigkeit der Planer der stadtbildbestimmenden größeren Vorhaben, und die der Stadtplaner in den Behörden.

 

Helge, das ist ein Umlauf und kein Anzeichen besonderer architektonischer Qualität oder Mangelhaftigkeit.

Junge Menschen suchen billigen Wohnraum, fühlen sich in ihrem Caré wohl, werden älter und wohlhabender, verbleiben aber im Umfeld, investieren in dieses (aus Eigennutz) und ziehen damit weitere Menschen an, was gleichzeitig eine Verdrängung der bisherigen Klientel bedeutet.
Mal sehen, was als nächstes dran ist? Die Höchhaustrutzburgen der 70er???

 

Die Ideenlosigkeit der Stadtplanung ist ein Problem, das man bei Lebewesen mit "Inzucht" umschreiben würde.
Gerade städtebauliche Wettbewerbe werden entweder gar nicht mehr oder wenn, dann als geschlossene Veranstaltungen einiger weniger Büros betrieben, so daß neue Ideen nicht in den Markt kommen.

 

Das mag bei euch anders sein, aber ich kenne es so, dass alles, was sich noch vermieten lässt, auch vermietet wird. Ist der Wohnungsmarkt angespannt nimmt man so ziemlich alles. Ich kenne Leute in deren Wohnungen es durch die Wände gezogen hat (und nein, nicht am Fenster vorbei sondern wirklich durch die Wand). Tapete als Zugluft-Stopper. (Längerfristigen) Leerstand gibt es eigentlich fast nur, wenn das Gebäude in so einem Zustand ist dass elbst der anspruchsloseste Mieter nicht mehr einzieht.

Ich gebe dir allerdings recht, es ist wirklich nicht einfach einen Architekten zu finden, der Lust auf Altbau-Sanierung hat, und auch ein Gefühl dafür.

 

Guck Dich mal in Oldenburg (dem richtigen) um. Da sind vom botanischen Garten über Haaren und Dobben bis Everstenholz und Kanal im 19. Jahrhundert ganze Stadtteile entstanden, und obwohl viele Erkerchen sprießen, war das klassizistische Schloß doch eher Vorbild, so dass es auch angenehm schlichte Villen gibt. In all diesen Gebieten wurden in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder Häuser komplett ersetzt, und manche Beispiele passen sich recht gut in die Umgebung ein, ohne sich zu sehr anzubiedern oder verspielen.

Dennoch: so eine renovierte Gründerzeitvilla hat von innen einen ganz anderen Charme als jeder Neubau, egal wie verzuckert er von außen daherkommt.

 

Nee Ralf, dass die beliebten Quartiere in meiner Stadt fast ausnahmslos vor dem 1. Weltkrieg enstanden sind, kann ich nicht als Zufall ansehen (ist natürlich nur meine Meinung und nicht beweisbar). Es gibt eigentlich nur ein modernes Viertel, dass vergleichbar populär ist - die gerade im Bau befindliche HafenCity. Die hat aber auch eine 1a-Lage direkt am Wasser. Menschen haben durch aus mehrheitlich ein Empfinden dafür, was schön ist, und was nicht..

 

Nun ja, in der Regel gibt es ja eine Korrelation zwischen Lage und Alter, da Städte normalerweise nicht von außen nach innen erbaut wurden. Und da die kaufkräftigsten Leute in der Mehrzahl innenstadtnah wohnen wollen sind dementsprechend auch die Altbauviertel die beliebtesten. Ich würde nicht sagen, dass die Mehrheit der Leute unbedingt in einem Altbau wohnen wollen. Bei gleicher Lage und Ausstattung werden sich sowohl fü Alt- als auch für Neubauten Fans finden.

 

Aber für Hamburg hat Helge vielleicht einen Punkt, denn das ist aus vielen Städtchen zusammengewachsen, daher ist "die" Innenstadt relativ gesehen weniger wichtig. Außerdem gibt es dort viele Bausünden der 50er bis 70er, und auch die EFH-Gebiete der 70er sind eher abgelegen und oft nicht so wahnsinnig attraktiv.

 

Die Hamburger Innenstadt wurde bereits zweimal durch Feuer nahezu völlig zerstört: "großer Brand" und Feuersturm nach alliierter Bombardierung im 2. Weltkrieg. Beim 2. Wiederaufbau wurden eindeutig Fehler gemacht - und die Umstrukturierung des Einzelhandels in den vergangenen 20 Jahren hat keine Innenstadt belebt, nirgends und das ganz ohne das Zutun von Architekten und Stadtplanern.


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so etwas zu erhalten, ist wichtiger, als voluminöse attrappen zu bauen:

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/3/display/35368807

 

Darf man so was neu bauen?

 

es ist zumindest nicht verboten, aber es sieht verboten aus!

sprossen in aspik?

 

Man darf!

Sogar in einem fränkischen Neubaugebiet!

Erfüllt wohl alle Auflagen (Dachneigung, GRZ, GFZ usw.)

Ansonsten?

Mitten in Mittelfranken grüßt Niedersachsen.



Mittlerweile mit Sichtmauerwerk ausgemauert usw.

Paßt wie Faust aufs Auge.....

 

Baurechtlich ja. Ich würde derartiges weder entwerfen, noch planen wollen. Der von mir abgelehnte Auftrag sollte zu einem ganz ähnlichen Ergebnis führen. Die äußere Form ist die logische Folge der damals vorhandenen Materialien und Bauweisen. Eine so aussehende Hülle heute ohne Not über ein gut gedämmtes "Massivhaus" mit völlig anderer Bauweise und Nutzung zu stülpen ist mehr als fragwürdig.


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