"Strohdach" über Deckenabhängung entdeckt - was nun?

Diskutiere "Strohdach" über Deckenabhängung entdeckt - was nun? im Dach Forum im Bereich Neubau; Hallo zusammen, ich bin das ein oder andere Mal auf das Forum hier aufmerksam geworden und da ich mich mitten in einer Kernsanierung befinde,...

  1. #1 bes01, 10.03.2025
    Zuletzt bearbeitet: 10.03.2025
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    Hallo zusammen,

    ich bin das ein oder andere Mal auf das Forum hier aufmerksam geworden und da ich mich mitten in einer Kernsanierung befinde, brauche ich bestimmt hier und da mal Hilfe und diskutiere gerne mit :)

    Folgendes Thema:

    Wir haben ein Bungalow von Baujahr 1963 gekauft, bei dem wir bis dato davon ausgegangen sind, dass wir keine grundlegene Sanierung des Daches vornehmen müssen. Dieses wurde nämlich im Jahr 2017 von einem Dachdeckermeister "instandgesetzt", d.h. neue Schalungsbahnen aufgebracht, Dachrand neu verkleidet, die Oberlage neu mit Bitumen verschweißt, usw.
    Laut Baubeschreibung, die uns im Original vorliegt, heißt es zum Dach: "Über dem Erdgeschoß: Holzbalkendecke mit einer Holzschalung; Deckung mit Dampfsperre, 2,5cm Kork oder Korkstoffplatte, darauf zwei Lagen Dachpappe verkiest". So weit, so akzeptabel.

    Aufgrund der notwendigen Kernsanierung haben wir nun allein schon aus optischen Gründen die Deckenunterkonstruktion aus Holz entfernt und schauen nun auf eine Holzbalkendecke.

    [​IMG]

    Uns wunderte, dass an einigen Stellen der durchgehend schwarzen Oberfläche circa 5x5 cm große Löcher, ingesamt etwa 10 Stück, über die gesamte Decke verteilt zu sehen sind:

    [​IMG]

    Daraufhin haben wir uns die Sache näher angeschaut, an einer Stelle probeweise ein größeres Stück entfernt und bei der Entfernung der Deckenabhängung kam uns auch ein Stück aus einem wie oben beschriebenen Loch entgegen, das letztendlich wie ein Strohballen aussieht:

    [​IMG]
    [​IMG]

    Welche Optionen haben wir nun?

    Derzeit handelt es sich um ein Kaltdach mit entsprechenden Lüftungsschlitzen. Um die Kosten nicht explodieren zu lassen und trotzdem ein befriedigendes Dämmniveau zu erreichen, war die bisherige Überlegung, Mineralwolle mit WLG 032 anzubringen, die Löcher zu flicken und anschließend eine neue Unterkonstruktion mit Metallschienen-Aufhängung zu schaffen. Allerdings haben wir noch nicht ausreichend geklärt, wie sinnvoll diese Idee ist und ob aus verschiedenen Gründen (Brandschutz? Effektivität?) die Umwandlung in ein teureres Warmdach nicht doch die schmerzhaftere, aber bessere Lösung sein könnte. Wäre es fahrlässig, das die Deckung bzw. das Dach weitestgehend unangetastet zu lassen?

    Wir vermuten, dass die Löcher von Nagern/Ungeziefer entstanden sind, daher klären wir morgen mit einem Kammerjäger, wie man im Falle einer Beibehaltung des Kaltdaches dieses Problem zukünftig vermeiden kann.


    Ich freue mich über fachkundige Einschätzungen zu meinem Sachverhalt.

    Besten Gruß
    Reiner
     
  2. #2 simon84, 10.03.2025
    simon84

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    Moderator

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    Spoiler Alert: Das wurde schon mal gedämmt und was du in der Hand hälst ist die Dämmung :)
     
  3. ToTi

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    Flachdachkonstruktion mit einer Zwischensparrendämmung geht in 99% aller Fälle schief. So lange du nichts am Dach machen willst, belasse es genau so, wie es war, denn bis jetzt hat es ja funktioniert "Never change a running system". Also wieder Holzdecke drauf und so belassen. Wenn du dämmen willst, dann muss dir das jemand mit einer hygrothermische Simulation (z.B. WuFi) berechnen.
    Aber mal ne andere Frage, wo ist die Schalung? Von unten sieht man ja nur diese ominöse kaschierte Strohplatte.

    An deiner Stelle würde ich mir wirklich überlegen, das Flachdach neu machen zu lassen. Alles zurück bauen, Schalung montieren und dann einen vernünftigen Flachdachaufbau erstellen lassen.
     
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  4. bes01

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    Danke für deine ausführliche Antwort.
    Die Frage nach der Schalung hab ich mir ehrlich gesagt auch gestellt. Ich versuche nochmal einen tieferen Einblick zu gewinnen und melde mich mit einem neuen Foto oder einer genaueren Aussage.

    Das was du schreibst hab ich befürchtet. Kannst du ein paar Sätze oder Stichworte zu den Risiken sagen, die wir bei einer Zwischensparrendämmung haben? Bisher war der Gedankengang wie folgt: Das Dach wirkte nahezu gänzlich ungedämmt, nachdem wir die Holzabhängung entfernt haben. Zwischen Abhängung und der "Strohschicht" war je nach Stelle etwa 30cm Luft. Es sei noch erwähnt, dass es sich um ein abfallendes Flachdach handelt (etwa 3% Gefälle), sodass an der tiefsten bzw. höchsten Stelle 10cm bzw. 40cm Platz vorgefunden wurde.
    Jetzt dachten wir, Dämmung ist aufgrund der energetischen Sanierung (Wärmepumpe) Pflicht, und an sich ist das Dach ja gut entlüftet. Wenn wir nun lediglich eine neue Unterkonstruktion schaffen und die bisherige "Luft" mit Mineralwolle befüllen, wird nicht viel schiefgehen. Also welche Risiken haben wir? Schimmel? Das heißt du würdest die Umwandlung zu einem Warmdach empfehlen?
     
  5. ToTi

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    Im unten stehenden Link wird es ganz gut beschrieben, was passieren kann.
    Selbstkompostierendes Dach

    Aus deiner letzten Erzählung heraus, klingt das so, als ob du ein Pultdach hast. Du hast die das Kehlgebälk ( das was du jetzt siehst) und darauf wurde eine Strohdämmung gelegt. Darüber wurde dann ein Dachstuhl aufgerichtet mit 3% Gefälle und auf die Sparren kommt die Schalung. Dort ist die Abdichtung zu finden.
    Schau mal am draußen nach, ob am tiefsten Punkt und am höchsten Punkt am Dach ein Lüftungsgitter zu sehen ist. Dann wäre dein Problem relativ einfach zu lösen.
    Kannst du mal ein paar Bilder einstellen und vielleicht hast du sogar noch ein paar Pläne beim Kauf dazu bekommen. Dann wäre der Schnitt der Dachkonstruktion extrem hilfreich.
     
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  6. bes01

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    Pultdach ist das richtige Stichwort, der Begriff ist mir schlichtweg nicht mehr eingefallen, auch wenn ihn unser baubegleitender Architekt schon mehrfach verwendet hat :)

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich zum Thema Lüftungsgitter richtig verstehe. Jedenfalls sind sowohl an der Front zur Straßenseite (das wäre die tiefste Stelle) sowie in den Zimmern zur Gartenseite (das wäre die mittelhohe Stelle) mehrere Lüftungsgitter zu finden. Hier beispielhaft auf einem Foto von vor paar Wochen zu sehen, als noch Teile der Unterkonstruktion nicht ganz abgerissen waren.

    [​IMG]

    Der Bungalow ist in L-Form geschnitten. Ich skizziere mal, wo ich sicher weiß (rote Striche), dass sich dort die gezeigten Lüftungsgitter befinden. Ich kann aber morgen nochmal genau schauen und auch mit der Leiter aufs Dach gehen.

    [​IMG]

    Schnitte der Konstruktion habe ich auch:

    [​IMG]

    [​IMG]

    [​IMG]

    Das mit dem selbstkompostierenden Dach sieht übel aus! Ich habe heute nochmal mit dem Bauunternehmen diskutiert, wie deren Idee der kostengünstigen Lösung aussehen soll. Sie stellen sich das so vor:

    Dämmwolle zwischen den Sparren, etwa 2cm geringere Höhe als die Sparren selbst, sodass dort etwas Luft zirkulieren kann. Eine Dampfbremse soll ebenfalls eingebaut werden. Darunter dann eine neu zu schaffende Unterkonstruktion mit feuerfestem Rigips und darüberliegenden Metallschienen.
    Angesprochen auf die Frage, ob sie dabei Probleme wie Schimmel erwarten, sagten sie, dass sie das für sehr unwahrscheinlich halten, da wir ja das Lüftungskonzept im Wesentlichen nicht verändern und sich dadurch kein Kondenswasser sammeln wird.

    Deine Meinung wäre hier nochmal Gold wert. Vielen Dank!
     
  7. #7 Andreas Teich, 12.03.2025
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    Erst einmal den genauen Aufbau und Materialien ermitteln und Skizze und Fotos von außen zeigen.
    Wenn das Dach gut besonnt ist könnte auch alles komplett mit zellulose ausgeblasen werden.
    Innen feuchtevariable Dampfbremse sorgfältig verkleben.
    Raumseitige Verkleidung nach Wunsch- zb Sparschalung und Gipsfaserplatten aufschrauben.
     
  8. ToTi

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    Du kannst ganz entspannt sein. Die Lüftung ist gewährleistet. Du kannst völlig bedenkenlos das Kehlgebälk komplett ausdämmen, du kannst sogar auf das Kehlgebälk Dämmung darauf packen. An der Traufe nur darauf achten, dass du denn Lüftungsquerschnitt nicht verengst. Du solltest auch noch die Wand mind. 50 cm hoch dämmen. Das kannst du mit einer angeklebten Hartschaumplatte erreichen. Wenn du es clever machst, kannst du dir das fördern lassen durch die KFW-Bank oder BaFa. Brauchst aber dafür eine Energiefachberater. Seine Kosten werden aber zu einem Teil vom Staat gefördert. Überlege es dir mal.
     
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    Okay, das klingt schon mal gut! Wir wollen natürlich auf Nummer sicher gehen und werden einen örtlichen Dachdecker beauftragen, vor Ort sich das Ganze einmal anzuschauen. Detaillierte Fotos hin- oder her, aber eine genauere Begutachtung der Schalung, des Zustands der Sparren, usw. ist sicherlich nie verkehrt. Deine Hinweise kann ich im Gespräch ja einbringen.

    Ich habe vergessen zu erwähnen: Unsere Kernsanierung ist vollumfänglich, das heißt wir haben längst einen Energieberater, der uns bereits einen iSFP erstellt hat. Und wir gehen im Rahmen der Sanierung auch das Thema Dämmung ordentlich an.

    Hier im Schnellüberblick eine kurze Auflistung, was wir alles machen:
    - Energetische Sanierung bzgl. Heizung (Wärmepumpe statt Öl, Fußbodenheizung)
    - Energetische Sanierung bzgl. Warmwasser (Wärmepumpe statt Durchlauferhitzer)
    - Installation PVA
    - Außendämmung Fassade
    - Innendämmung Decke Erdgeschoß (-> das Thema hier)
    - Innendämmung Decke Keller
    - Fenstertausch einfachverglast -> dreifachverglast (es sind bereits größtenteils doppelt verglaste Fenster vorhanden, die beibehalten werden)
    - Haustürtausch

    davon ist natürlich eine ganze Reihe förderfähig, das wollen und werden wir abgreifen.
     
  10. #10 chris84, 14.03.2025
    chris84

    chris84

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    Ja, das schreit doch förmlich nach Zellulose.
    Wie viel Höhe ist denn da zwischen UK Lüftungsgitter und Unterkante Holzkonstruktion? Kannst du da mal ne Schnittzeichnung anfertigen?
     
  11. bes01

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    [​IMG]

    Kannst du damit was anfangen?

    Hier wäre noch ein Foto auf dem man die Sparren, die in der Schnittzeichnung als "nach hinten laufend" von vorne angedeutet sind, gut zu sehen sind.

    [​IMG]

    Abstand zwischen UK Lüftungsgitter und Deckenaufhängung so circa 30cm schätze ich. Falls du die Holzsparren meinst, eher 15cm.
     
Thema:

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