Brauch einen Job :-)

Diskutiere Brauch einen Job :-) im Sonstiges Forum im Bereich Sonstiges; Die Idee ist bestimmt nicht schlecht, vergisst aber den Schwachpunkt Mensch. Hi Lukas, der Unterschied zur DDR wäre bei einem...

  1. Zottel

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    Hi Lukas,

    der Unterschied zur DDR wäre bei einem Grundsicherungsmodell, daß Leistung sich trotzdem noch lohnen würde. Aber wenn's für Dich nichts zu leisten gibt (kann nix, hab nix, bin nix) ist das trotzdem nicht der totale Hartz-IV-Abstieg. Und vielen Leuten würde es mit Ihrem Grundgehalt irgendwann langweilig auf dem Sofa - deren kreative Kraft könnte man nutzen.

    Gruß

    Christian
     
  2. Lukas

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    Genau das sehe ich im unteren Prozentbereich. Überspitzt: Hauptsache der Arsch ist warm und der Rausch ist da... Resignation tut ihr Übriges.
    Du machst Dir keine Vorstellung, wie viel gut ausgebildete Leute von einer Umschulung in die Nächste geschickt werden, nur um die Statistiken zu frisieren. Auf meinem vorpommerschen Zweitwohnsitz bin ich direkt in der brutalen Realität. Den Schwachsinn kann man sich nicht mal im Suff ausdenken, der da verzapft wird.

    Ich würde bald behaupten, daß in Mecklenburg-Vorpommern die echte Arbeitslosigkeit nur noch kapp unter 40% liegt. Und das ohne Chance und mit sehr viel Willen zum Job. Es wird für Hungerlöhne gearbeitet.

    Gruß Lukas
     
  3. #23 Herr Nilsson, 27.02.2009
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    Biste jetzt noch nebenbei Politiker:mega_lol:?
     
  4. Zottel

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    Da muß man sich dann aber doch mal ernsthaft über Alternativen Gedanken machen. Einfach Jobs für diese 40% schaffen? Das kanns doch nicht sein, dann sind wir doch wieder in der DDR. Unproduktiver Job, Hauptsache Arbeit und keine dummen Gedanken. Soviel Jobs gibts da einfach nicht mehr. Also entweder alle zum Mars auswandern und Naturschutzgebiet Deutschland Nord-Ost eröffnen oder darüber nachdenken, wie man gesellschaftliche Anerkennung außer im Lohndrusch erwerben kann.

    Viele Grüße

    Christian :offtopic:
     
  5. R.B.

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    Genau das ist das Problem. Gilt übrigens nicht nur für Meck.Pomm. sondern auch schon für viele Regionen in den alten Bundesländern.

    Arbeitsabläufe werden immer effizienter, und wir produzieren ja heute schon viel mehr Produkte als wir überhaupt selbst brauchen (kaufen) können. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Überschüsse gehen in den Export, sind aber nur dann konkurrenzfähig, wenn sie preislich attraktiv sind. Ergo, die Arbeitsabläufe müssen noch effizienter werden, es wird nochmehr auf Automatisierung gesetzt, und wir benötigen immer weniger Menschen die diese Arbeiten erledigen.

    Man muß sich nur mal vor Augen halten, wieviele Menschen vor sagen wir mal 50 Jahren in den großen Konzernen beschäftigt waren. Oder ein anderes Beispiel, unsere Landwirtschaft. Wieviele Landwirte waren vor 50 Jahren nötig um die Bevölkerung zu ernähren, wieviele Landwirte benötigen wir heute?

    Die vielgepriesenen Dienstleistungen können den Jobverlust in den angestammten Branchen nicht kompensieren. Hinzu kommt, daß immer mehr Jobs entstehen in denen eigentlich keine "Werte" geschaffen werden. Unter Werte verstehe ich Produkte und Dienstleistungen für die die Menschen auch freiwillig bereit sind etwas zu bezahlen.

    Unsere Gesellschaft steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Wo sind die Patentrezepte?

    Gruß
    Ralf
     
  6. Lukas

    Lukas

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    Moin,

    leider macht die Politik alles um auch jede Menge regulärer Jobs abzuschaffen.
    Mir fällt nicht so einfach ein "Eineurojob" ein, der nicht reguläre Arbeitsplätze zerstört. Für die Eineurojobber ist es aber meist die Zementierung des sozialen Abstiegs, das stellt zusätzlich noch eine psychologische Belastung für die Leute dar und der Quark von der Wiedereingliederung in die Arbeitswelt ist nicht mehr als leere Worthülsen aus eben so leeren Politikerköpfen.

    Mal einen Schwank aus meinem Leben: Ich bin wegen 40.000 € in Insolvenz getrieben worden. Getrieben, weil sich eine Krankenkasse nicht darauf einlassen wollte, daß ich die Schulden ( lumpige 6.000) abzahle. So haben sie eben nix bekommen.
    Meine Firma lief zu der Zeit sehr gut, so daß es äußerst realistisch war, daß ich die Schulden hätte abzahlen können.
    Dabei gingen dann acht Arbeitplätze flöten. 5.000€ - ein wahres Schnäpchen für nen Arbeitsplatz.
    Der Grund für die Überschuldung war, daß mir bei einem Auftrag in 1999 mal ganz locker 100.000 DM nicht bezahlt wurden und der gleiche Staat mit seinen Gesetzen eben sowas möglich macht.

    Vor den "Patentrezepten" und den Leuten, die sie angeblich haben, kann man nur warnen. Was meint Ihr, warum im Osten so viel rechts gewählt wird? Das sind nicht alles Nazis, das ist der verzweifelte Protest der kleinen Verlierer. Die Arroganz der etablierten Parteien macht es den selben aber unmöglich das zu erkennen und dem entgegen zu wirken. Es ist doch viel einfacher das Volk als dumm hinzustellen.

    Gruß Lukas
     
  7. #27 Herr Nilsson, 28.02.2009
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    Was so eine Jobfrage für eine Politdiskussion auslösen kann:biggthumpup:!
    Aber neue schafft, nämlich für die Menschen, die die 1-€ Jobber für 10€ an die Kommunen verkaufen (und ein dickes Geschäft damit machen) um ortsansässigen Betrieben die Arbeit zu nehmen. DIE streichen dann die Schulen, und der alteingesessene Maler der die Stadt und die 1-€ Jobber mitfinanziert darf pleite gehen.
    Ich such übrigens immer noch:fleen, falls jemand einen frischgebackenen Dipl.-Ing. mit 1,7-er Note gebrauchen kann..............
     
  8. #28 Torsten Stodenb, 28.02.2009
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    Es herrscht allgemeine Ratlosigkeit, niemand hat ein Rezept mit Aussicht auf Erfolg. Der große Visionär ist nicht in Sicht, aber erst recht nicht die politischen Persönlichkeiten/Strukturen, um das notwendige Neue zu bauen. Was uns in absehbarer Zeit droht, ist Diktatur mit demokratischer Salbe/Salbung. Der Vertrag von Lissabon bereitet gerade den Boden. Demnächst werden wir von Brüssel aus regiert, aber nicht nur das europäische Parlament hat nicht viel zu sagen, die nationalen Parlamente (und Regierungen) werden auch immer weniger Einflussmöglichkeiten haben. Passend zur wirtschaftlichen Globalisierung wird das Ganze dann von den selben (hauptsächlich in Europa ansässigen) Banken finanziert (die von Zinsen aus Steuergeldern und neuerdings von "Rettungspaketen" leben, die sie vorher den Staaten geliehen haben), denen auch die (private!) US-Zentralbank gehört. Dann wird es sie endlich geben, die One World mit der individuellen Wahlmöglichkeit zwischen Coca und Pepsi sowie einer sozialen Grundsicherung zwecks Erhaltung eines sozialen Friedens. Dann sitzt die wahre Weltregierung aber nicht in Brüssel, das ist nur eine wichtige Filiale.

    Na ja, vielleicht ist dies ja sogar die einzige Möglichkeit für die Menschheit, überhaupt langfristig zu überleben, wenn man an die nationalistische Vergangenheit der Völker mit ihren katastrophalen Kriegen denkt. In der Zukunft wäre so etwas tödlich.

    Es gibt ja heute sogar eine Tendenz, dass mittelgroße Nationalstaaten auseinander brechen und sich Teile davon verselbstständigen: Jugoslawien, Tschechoslowakei, Sowjetunion. Tendenzen in Belgien, dem Irak, in Spanien, demnächst wohl wieder in Italien (Südtirol), wo noch? Für die Baumeister der Einen Welt wird es Zeit, zu Potte zu kommen. Vielleicht spielen ihnen die ganzen nationalen Zersplitterungen ja sogar in die Hände? Sie haben es nicht mehr mit großen, wehrhaften Staaten zu tun, die ihre Unabhängigkeit verteidigen könnten. In Deutschland hatte man das Problem ja gleich nach dem 2. Weltkrieg gelöst, indem man durch Quasiwiedereinführung der Kleinstaaterei eine starke Zentralmacht erschwert bis unmöglich gemacht hat.

    Wir brauchen uns auch gar nicht aufzuregen, wir ändern sowieso nichts.
     
  9. #29 HolzhausWolli, 28.02.2009
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    Ich bitte um Erläuterung. Welche Jobs meinst du?
     
  10. Zottel

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  11. R.B.

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    Da gibt es eine Menge (auch die Telefondeinfizierer :D)

    Ein Beispiel. In Deutschland verwalten wir uns zu Tode. Von den Gemeinden/Städten über Länder, Bund und jetzt noch EU. Es wird jeder Unsinn verwaltet, das kostet Personal und bringt der Gesellschaft keinen Mehrwert. Ich bestreite nicht, daß es eine "Staatsverwaltung" geben muss, aber was wir in DE treiben ist wie üblich des Guten zuviel. Man betrachtet nur einem den Kostenblock Rentenverwaltung. Es gab Zeiten da gingen 60% der Einnahmen nur in die Verwaltung. Man hat in den letzten Jahren zwar rationalisiert, doch aktuell sind es immer noch fast 50%.

    Diese Verwalterei trägt man auch in die Industrie, so daß jeder Betrieb (ob Klein-, Mittel- oder Großbetrieb) eine Menge an Arbeitsstunden für die Verwaltung aufbringen muss. Da durch diese "Arbeit" weder Wert noch Mehrwert geschaffen wird, muss der Aufwand aus den "produktiven" Arbeiten heraus subventioniert werden.

    Dann gibt es in DE eine Menge Jobs die nur durch Zwangsabgaben finanziert werden können. Ich denke da an so Dinge wie GEZ, Kammern, BG usw. Unsere Welt wäre ohne diese Institutionen kein bischen schlechter. Die wenigen sinnvollen Aufgaben könnte man anderweitig effizienter abarbeiten.

    Ein weiteres Beispiel wären diese ganzen Trainees, PR Berater und was es sonst noch so an Beraterjobs gibt. Auch hier steht der Wert der für die Auftraggeber geschaffen wird in keiner sinnvollen Relation zu den Kosten. Ein Grund warum diese Jobs immer zuerst gestrichen werden wenn die Wirtschaft ein bischen lahmt. Wenn ich schon lese Motivationstraining, Stressbewältigung, Moderation, dann kriege ich einen dicken Hals.

    Die ganzen Abzockerbanden die mit Telefonterror die Leute nerven habe ich noch garnicht erwähnt. Solche Anrufe kriege ich fast täglich, vorwiegend Call Center aus Indien, CZ, UK aber auch irgendwelche Damen und Herren aus Deutschland, die mir zu total überzogenen Preisen irgend einen Schrott andrehen wollen.
    Dazu kommen natürlich noch die Vielen die nur mein Bestes wollen. Tolle Anlagen überall auf der Welt, Hauptsache ich überweise schnell die Kohle.

    Möchtest Du noch mehr Beispiele?
    Ich denke es ist klar was ich meinte.

    Gruß
    Ralf
     
  12. #32 HolzhausWolli, 01.03.2009
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    Alles klar, danke. Es hatte mich im Übrigen tatsächlich interessiert, welche genau du meintest. War nicht ironisch gemeint.... grins.

    Deine Meinung teile ich weitgehend :biggthumpup:
     
  13. R.B.

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    Davon bin ich ausgegangen. :biggthumpup:

    Unser Hauptproblem besteht doch darin, daß immer weniger Berufe auch Werte bzw. Mehrwert schaffen. Die Menschen sind aber nur bereit, für Werte freiwillig zu bezahlen. Für alles andere muss man sie zwangsverpflichten.

    Wenn heute ein Handwerker einen Stundensatz von 40,- € rechtfertigen muss, dann hat das nichts mehr mit den Werten zu tun die er schafft, sondern ein Großteil dient der Subvention anderer Jobs die eben keine Werte schaffen. Ohne diesen Ballast könnte er die Stundensätze halbieren, womit ganz nebenbei auch die Schwarzbeit zurückgedrängt würde.
    Schwarzarbeit gab es schon immer und wird es auch immer geben, aber die Dimensionen die wir heutzutage sehen, schaden der Volkswirtschaft erheblich....was wiederum zu noch mehr unproduktiven Jobs führt, deren Kosten dann wieder auf die werteschaffenden Jobs umgelegt werden, was die Schwarzarbeit noch attraktiver werden lässt und....die Spirale dreht sich immer weiter.

    Wir müssen uns wieder an unsere Wurzeln erinnern. Werte und Mehrwert schaffen, attraktive Produkte und Dienstleistungen für die die Menschen bereit sind einen fairen Preis zu bezahlen.

    Und wie schon geschrieben, die Herausforderung für die Zukunft wird wohl sein, genügend werteschaffende Jobs für die Masse der Bevölkerung zu schaffen.
    Solche Jobs sind auch resistenter gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen wie sie beispielsweise durch eine Finanzkrise ausgelöst werden.

    Unsere Wirtschaft entwickelt sich immer mehr von substantiellen Werten hin zu virtuellen Werten, und da ist es immer eine Frage der Zeit, bis jemand sagt, daß er für diese virtuellen Werte nichts mehr bezahlen möchte. Dann muss eine Zwangsverpflichtung her (die dümmste aller Lösungen), oder die virtuellen Werte werden vernichtet. Glücklicherweise vernichtet so eine Finanzkrise fast ausschließlich virtuelle Werte, während die substantiellen Werte nur geringeren "realen" Wertschwankungen unterliegen.

    Gruß
    Ralf
     
  14. #34 Torsten Stodenb, 01.03.2009
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    Wenn Du krank bist, zieh' in ein Holzhaus. Wenn das nicht hilft, geh' zum Arzt. (schwed. Sprichwort)
    Nein, unser Hauptproblem ist, dass es nicht genug bezahlte Arbeit für alle gibt, und dass dies noch dramatisch zunehmen wird. War davon in diesem Thread nicht schon die Rede? Als Antwort kommt dann die Behauptung, dass zu viel Leute beschäftigt sind?

    Mal eine Frage: Wie sind der weltweit ziemlich einmalige soziale Frieden und der vergleichsweise hohe politisch-gesellschaftliche Konsens seit vielen Jahrzehnten in Schweden zu erklären?

    Dafür müssen zunächst die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sein. Durch die lange Friedensperiode, insbesondere die Nichtteilnahme am zweiten Weltkrieg blieben in Schweden sämtliche Produktionsanlagen voll in Takt. Und nachdem Schweden nach dem Aufbau einer modernen Industrie, insbesondere im Maschinen- und Fahrzeugbau und in der Elektrotechnik, an den Kriegsparteien prächtig verdient hatte, trafen die Kapazitäten auf einen riesigen zerstörten oder ausgedünnten Nachfrageraum, erst in Europa und schließlich weltweit. Das Land hat sich jahrzehntelang schwindelig verdient mit seinem Turboexport. Gemessen an der Einwohnerzahl sind nämlich keineswegs die Deutschen Exportweltmeister.

    Aber die Welt erholte sich schnell, besonders Deutschland, und produzierte zunehmend wieder selbst für den zivilen Verbrauch. Jetzt griff der Wettbewerb, es wurde rationalisiert, entwickelt, modernisiert, automatisiert. Immer weniger Menschen wurden in der Produktion benötigt.

    Jetzt gibt es zwei Probleme: Erstens die Frage, was geschieht mit dem dramatisch angestiegenen Mehrwert, zweitens, wohin mit den freigesetzten Arbeitnehmern? Schweden entschied sich für folgende Lösungen:

    Der aus der gestiegenen Produktivität und der den Selbstverbrauch um ein Vielfaches übersteigende Produktion resultierende Reichtum wurde nicht wie in den USA nach Machtverhältnissen individuell in Geldform verteilt, sondern der Staat wurde, als solidarische Lebensgemeinschaft seiner Mitglieder begriffen, aufgebaut. Stichworte: Bildung, Gesundheit, soziale Sicherheit. Man prägte dafür den Begriff "folkhemmet", das Volksheim. Damit wurden besonders im Bildungssystem gesellschaftliche Grundlagen auch für die Sicherung und die weitere Verbesserung der wirtschaftlich-technisch-wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit (Stichwort: PISA) im internationalen Wettbewerb geschaffen. In Deutschland wurden nach dem Kriege in Form der sozialen Marktwirtschaft in etwas abgeschwächter Form ähnliche Bedingungen geschaffen.

    Damit die genannte Entwicklung funktionierte, konnte man sich keine größeren Quoten von Menschen ohne Perspektive leisten. Ohnehin erforderten die angestrebten gesellschaftlichen Institutionen einen hohen Aufwand an Planung und Verwaltung. Also wuchs dieser Bereich "weicher" Produktionsfaktoren, wenn ich sie so nennen darf, ins teilweise Gigantische.

    In den sorglosesten Zeiten der schwedischen Gesellschaft hatten die Arbeitnehmer Gehaltsabzüge von bis zu 80%! Fast alles Steuern. Denn man zahlte nicht noch zusätzlich Sozialbeiträge. Nur die Arbeitgeber einen kleinen Anteil. Der überwiegende Kostenanteil wurde über Steuern finanziert und auch verwaltet. Es war schon teilweise absurd:

    Da konnte man von seinem Nettoeinkommen nicht einmal mehr seine Miete bezahlen. Aber macht nichts, man stellte einen Antrag auf Wohngeld, und man stellt Anträge auf Kindertagesstättenplätze und alles mögliche. Und überall gibt es freundliche und gut geschulte Mitarbeiter, die z.B. einem Einwanderer aus Deutschland zur Not stundenlang dabei helfen, solche Anträge richtig in schwedischer Sprache auszufüllen. Aber mit dem Geld, das sich am Ende auf dem eigenen Konto befand, kam man gut über die Runden.

    Inzwischen ist es dort auch schwieriger geworden, soziale Leistungen wurden abgebaut, es gibt inzwischen auch Arbeitslose usw. Bis zum Beginn der Finanzkrise ging es Schweden dennoch bestens. Ca. 1995 setzte in Deutschland die Bauflaute ein und hält bis heute an. Etwa drei Jahre später, wenn ich mich recht erinnere, war sie in Schweden schon wieder vorbei, und begann parallel zur sonstigen wirtschaftlichen Entwicklung ein Bauboom großen Ausmaßes. Wir bekamen für unsere importierten Bausätze immer weniger schwedische Montageteams. Die wurden dringend im eigenen Land sowie in Norwegen, Dänemark und Großbritannien benötigt, wo sich das Geld sowieso leichter verdienen ließ (Vorschriften und Zahlungsmoral betreffend).

    Aber spätestens mit der internationalen Finanzkrise bekommt Schweden die Schattenseiten einer extremen Exportabhängigkeit zu spüren. Plötzlich erzählen mir die Manager von Hausherstellern, sie rechneten trotz Krise damit, in den kommenden Jahren am meisten Umsatz in Deutschland zu machen. Dies, nachdem sich doch gerade einige in auch manchmal anzutreffender Überheblichkeit vom deutschen Markt verabschiedet hatten. Jedenfalls weht inzwischen in Schweden ein kalter Wind durch die toten Hosen, woran man sich dort erst noch gewöhnen muss.

    Aber die werden die Kurve kriegen, wie sie immer gekriegt haben. Einfach, weil sie die wichtigen Dinge kapiert haben und den A. in der Hose haben, sich selbst aus jedem Sumpf wieder herauszuziehen. Vor allem nämlich zerfleischt und blockiert man sich nicht gegenseitig. Bei uns sagt der eine "Hü" und der andere "Hott" und der Gaul weiß nicht, wohin. Das ist nämlich die wahre Bremse bei uns.
     
  15. Lukas

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  18. Zottel

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  19. #39 DerSuchende, 02.03.2009
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  20. #40 Manfred Abt, 02.03.2009
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    es gibt auch: Suche einen Bauingenieur

    mal die andere Seite:

    Ich suche seit Sommer 2008 für unser Ingenieurbüro einen Bauingenieur für Tiefbau, finde aber keinen!

    Wir haben gute Auftragslage aber knappe Einnahmen wegen der verflixten Thematik HOAI. Entgegen der in diesem Forum weitverbreiteten Meinung sind Planerleistungen der Objektplaner - ich spreche also ausdrücklich nicht von Fachplanern - schon lange nicht mehr auskömmlich vergütet. Und zwar so deutlich, dass bei der letzten AHO-Konferenz selbst die Auftraggeberseiten darlegten, dass die geplante Anhebung der Tabellenwerte um 10 % (die m.E. noch lange nicht realisiert ist) viel zu wenig ist.

    Dies führt zu geringen Gehältern bei Neueinstellungen, so dass die öffentliche Hand heute in der Regel bessere Vergütung als Ingenieurbüros anbieten kann.
    Es führt weiterhin dazu, dass Ingenieurbüros produktiv arbeiten müssen, wir können es uns finanziell nicht leisten, die zwingend notwendige Restausbildung eines von der Hochschule kommenden unfertigen Jungingenieurs zu finanzieren.

    Ich brauch also jemanden, der schon Berufserfahrung hat, alles andere hilft nix, gar nix.

    Regelmäßige, überregionale Stellenanzeigen zu horrenden Kosten führen fast ausschließlich zu Bewerbungen von a) Absolventen, b) zukünftigen Absolventen, c) Ingenieuren ohne deutsche Sprachkenntnisse, d) Ingenieuren anderer Fachbereiche.

    Und ab und an eine Bewerbung von Ingenieuren, die nicht ganz, aber fast das gewünschte Bewerberprofil erfüllen. Die einen dann aber entweder vor dem Vorstellungsgespräch anrufen und mitteilen, dass sie schon einen neuen Job hätten oder die nach der Kündigung mitteilen, dass ihr derzeitiger Arbeitgeber sie mittels Gehaltserhöhung/sonstiger Versprechungen zum Bleiben überredet hätte.

    In Anlehnung an die Ausgangsfrage:
    Hat jemand einen Ingenieur für mich, Details siehe unsere Homepage.​
     
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