Bus-System ja oder nein

Diskutiere Bus-System ja oder nein im Elektro 2 Forum im Bereich Haustechnik; Und die Gedanken würde ich dem TE auch empfehlen. Meine Gründe dafür aufzuführen hilft da nicht, weil ich sicher andere Kriterien angelegt habe....

  1. #61 Fuzzlebuz, 20.08.2024
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    Klar, je nach Ausgangssituation und Anforderung gibt es hier sicher Unterschiede. Aber kannst Du vielleicht sagen, was das für Gedanken waren oder was genau Du empfiehlst? Für mich sprichst Du da in Rätseln.

    Kannst Du sagen, warum Du dich gegen KNX entschieden hast?

    Hier mal unsere damaligen Überlegungen:
    Prämisse war ein kabelgebundenes System. Funk war uns beiden zu unsicher. Bei WLAN (2,4GH, 5GHz) unzähligen Bluetooth-Verbindungen, Funkmaus/-tastatur, GSM, LTE, etc. kam es bei uns schon häufig zu Indifferenzen. Da wollten wir weder ein zusätzliches Funknetzwerk noch das kollisionsbehaftete WLAN zusätzlich belasten, weil auch CSMA/CA irgendwann an die Grenzen stößt. Und natürlich auch der Sicherheitsaspekt von Funksignalen, die meist auch außerhalb der sicheren Räume empfangen/gesendet werden können.

    Wir haben uns folgende Systeme näher angeschaut:
    - Loxone
    - Homematic (IP)
    - LCN
    - KNX

    Was war uns wichtig?
    Das System sollte
    - zukunftsfähig und zukunftssicher sein. Und bei einem Haus denke ich da an einen Zeitraum weitab von 10 Jahren.
    - anpassungsfähig und erweiterbar sein
    - Störungen möglichst unanfällig sein
    - möglichst Sicher sein (gegen böse Buben)
    - bezahlbar sein

    Nun zu unseren Überlegungen:

    Zukunftssicherheit:
    Hinter Loxone, Homematic und LCN stehen einzelne Firmen. Wenn diese "hopps" gehen, ist's einfach richtig doof! Während es die HISSENDORFF KG (LCN) schon sei 1986 gibt (wenn auch nicht im Smart Home Bereich) und die eQ-3 AG (homematic) immerhin schon über 30 Jahre (inkl. Zusammenschluss), gibt es die Loxone Electronics Gmb "erst" seit 15 Jahren.
    Man ist aber in allen drei Fällen auf einen einzelnen Hersteller angewiesen. Kann man machen, hat sich aber nicht positiv auf die Bewertung ausgewirkt. Homematic IP hat sich hier aber schon nahezu disqualifiziert. Denn die Konfiguration erfolgt in der Cloud über eine Weboberfläche UND bei jedem Neustart des Systems (z.B. nach einem Stromausfall) muss die Konfig neu aus der Cloud geladen werden.
    Wenn Loxone oder LCN mal nicht mehr sind, laufen die Systeme zumindest weiter (bis mal was kaputt geht), auch wenn man sie vielleicht nicht mehr erweitern kann. Schaltet Homematic die Cloud ab, läuft das System bis zum nächsten Stromausfall, aber dann wird man ggf. gar nicht mehr merken, wenn der Strom wieder da ist. Ein für uns nicht tragbares Risiko.

    Bei KNX und DMX (kam für uns nicht in Frage) sind viele Hersteller im Boot. Bei DMX kann ich es gerade nicht genau sagen, aber bei KNX sind es knapp 500. Und darunter sind Kaliber, wie ABB, Abus, Bosch, Siemens, etc. Aber natürlich auch die unter KNX-Anwendern sehr bekannten Theben, Gira, MDT, etc.
    Hier ist das Risiko, irgendwann ohne Support dazustehen, ungleich geringer. KNX ist eben ein weltweiter Standard und kein proprietäres System.
    Den Punkt hat KNX klar gewonnen.

    Anpassungsfähigkeit und Erweiterbarkeit:
    Hier könnten natürlich Funksystem aus dem Vollen schöpfen, denn so leicht, wie per Funk, lässt sich kein System erweitern. Bei LCN weiß ich es nicht genau, aber KNX, Loxone und Homematic können auf jeden Fall auch funken, wenn es vielleicht doch mal nötig sein sollte. Ansonsten geben sich die Systeme alle nicht viel. Man kann alle Systeme nahezu beliebig erweitern und anpassen. Hier hatte LCN bei uns einerseits einen leichten Vorsprung, weil man kein separates Buskabel legen muss, sondern einfach eine Ader eines Stromkabels mit nutzen kann. Der Vorteil wurde dadurch wieder zunichte gemacht, dass die gesamte Stromversorgung nicht zentral erfolgt, sondern jeder Sensor/Aktor eine eigene Stromversorgung benötigt. Homematic IP ist hingegen stark zurückgefallen, da die Konfiguration nur in der Cloud möglich ist. Das ist eigentlich ein anderer Punkt, dazu also gleich mehr.

    Störungen:
    Loxone und Homematic setzen beide auf zentrale Steuerung. Bei Loxone ist das z.B. der Miniserver. Sollte diese zentrale Steuerung abrauchen, geht im Haus gar nichts mehr. Je nach Ausbaustufe kann man kein Licht ein-/ausschalten, das Garagentor öffnen oder was sonst noch so eingebunden ist. Da gingen bei uns Loxone und Homematic (ein zweites Mal) schon fast KO. Die Störungsanfälligkeit von Homematic fällt eben durch die Cloud-Abhängigkeit noch deutlich fataler aus. Aber auch wenn der zentrale Miniserver von Loxone mal das zeitliche segnet und es die Firma vielleicht doch nicht mehr gibt (es hat schon andere erwischt), dann ist die Katastrophe perfekt.
    Da können LCN und KNX die volle Stärke ausspielen, da es sich um dezentrale Systeme handelt. Wenn da mal ausfällt (Stromversorgung mal ausgenommen), geht halt die eine Funktion nicht mehr. Aber alles andere funktioniert weiter wie bisher.

    Sicherheit:
    Ganz doof ist, wenn man von außen einfach auf den Bus zugreifen und das System steuern kann. Homematic hatten wir uns hierzu schon gar nicht mehr angeschaut - die Zeit haben wir uns gespart. Aber ich denke mit einer zwangsweisen Internetanbindung des Servers, wäre die Betrachtung nicht positiv ausgefallen.
    Während bei Loxone die Kommunikation verschlüsselt erfolgt (wie stark auch immer), kann man bei KNX eine Außenlinie durch einen Koppler trennen und nur bestimmte (unkritische) Telegramme durchlassen. Hier würde ich Loxone vor KNX einordnen. In beiden Fällen, ist man aber mit einem Schraubenzieher oder einem Stein schneller am Ziel.

    Kosten:
    Wir haben für LCN, Loxone und KNX eine Grobplanung gemacht , die jeweiligen Kosten ermittelt und einer herkömmliche Elektroinstallation. Bei den Bus-Systemen war LCN deutlich am teuersten und KNX am günstigsten. Loxone irgendwo dazwischen. Homematic war hier schon raus. Bei uns kam zwar eine etwas andere Größenordnung zusammen und die genauen Zahlen habe ich auch nicht mehr. Aber von der Relation recht nahe an dieser Aufstellung:
    Kosten KNX, Homematic, Loxone, LCN, konventionell im Vergleich

    Was die hier aber etwas unterschlagen, sind die Lizenzkosten der Programmiersoftware ETS für KNX, die nicht gerade günstig ist und mit knapp 1.000€ zu Buche schlägt, sofern man sie nicht gerade stark reduziert kauft (was immer wieder möglich ist). Und natürlich die Arbeitszeit für Planung, Konzeption, Installation und Programmierung.

    Aber wie schon gesagt: Ein großer Teil der Kosten einer Installation entfällt eben auch auf die Arbeitszeit. Und wenn man hier Eigenleistung bringen kann, kostet es im Endeffekt nicht viel mehr, als eine herkömmliche Installation durch einen Eli. Zugegeben, der Vergleich hinkt, denn auch hier könnte man die Kosten durch Eigenleistung reduzieren, aber bei einem Bus-System ist das Einsparpotential durch Eigenleistung ungleich höher.

    Fazit:
    KNX konnte sich durchsetzen, weil zukunftssicher durch weltweiten Standard und knapp 500 Hersteller, keine gravierenden Vor-/Nachteile bei der Erweiterung, störungssichert durch Dezentralität, angemessene Sicherheit und von allen für uns relevanten Bus-Systemen am günstigsten.

    Wenn man die Prioritäten aber verlagert, anders setzt und eher auf andere Dinge Wert legt, kann das Ergebnis natürlich ganz anders ausfallen. Oder wenn die Anforderungen andere sind. Denn manche Komponenten sind bei KNX günstiger zu bekommen, andere z.B. bei Loxone. Dann kommt es auch darauf an, wovon man wie viel braucht. Loxone und und Homemativ waren für uns aber keine Alternative (nicht nur wegen den Kosten) und LCN zu teuer. Zumal LCN nicht unbedingt mit optische ästhetischen Komponenten besticht.

    Wenn ich auf einen einzigen Hersteller setzen würde, würde ich die Verkabelung ganz anders machen. Nämlich so, dass ich auf eine konventionelle Steuerung umsteigen könnte, falls es wirklich mal Probleme gibt. Ich würde also die Kabel z.B. zu Lampen oder Beschattung immer an der Stelle vorbeiziehen, an der ich in dem Fall einen Schalter setzen würde. Einfach damit man die Möglichkeit hätte das Kabel dort aufzutrennen, einen Schalter einzusetzen und den Schaltaktor zu überbrücken. Das macht das System dann aber nicht günstiger und man plant schon die Kapitulation des Systems ein, in das man doch Geld investiert hat.

    Wer will, kann's jetzt wieder zerreißen. Das ist mir recht egal, denn bisher bereuen wir diese Entscheidung keinesfalls. Und nein, ich bin nicht Tag und Nacht damit beschäftigt, unser KNX-System zu konfigurieren. Freunde von uns haben ca. 1 Jahr vor uns gebaut und die ärgern sich jetzt über ihre konventionelle Technik, weil sie bei uns sehen, wie "cool" das doch ist. Das Blatt mag sich vielleicht irgendwann mal wenden, aber das sehe ich noch nicht.
     
    FW3000 gefällt das.
  2. artibi

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    Ziemlich coole Auflistung und echt richtig Aufwand in die Auswahl gesteckt!

    Warum ich Loxone genommen hab (die Gründe sprachen für mich für Loxone, was nicht heißt, dass KNX das schlechter kann)

    - In der Sanierung relativ leicht nach und nach zum nachrüsten
    - Sowohl kabelgebunden als auch Funklösung
    - Relativ wenig Hardware-lastig, „programmierbar“ über Loxone Config
    - kein Bedarf an steuerbaren/messbaren Steckdosen, lediglich Audio, Licht, Präsenz, Zugang
    - Gateway-System für Nebengebäude
    - Hohe Akzeptanz bei Frau
    - Gute Integration mit vielen anderen Komponenten

    Nach einem Jahr auch nicht so toll:
    - Webinterface kann nicht sehr dynamisch angepasst werden
    - keine echte Programmierung, daher manche Automatisierungen recht komplex abzubilden
    - Loxone von Extern ist der Teufel. Mittlerweile über Hardwarefirewall, DMZ und zertifikatsbasierte Authentifizierung gelöst
    - Treekabel sind bissl mistig, weil nur 1,5mm2. Wird schnell knapp bei mehreren LEDs und Leitungslängen
     
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Bus-System ja oder nein

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