Fertighaus 1978 kaufen oder nicht / Schadstoffgutachten vorhanden

Diskutiere Fertighaus 1978 kaufen oder nicht / Schadstoffgutachten vorhanden im Baubiologie Forum im Bereich Rund um den Bau; Hi zusammen, habe mich hier im Forum angemeldet, da ich gerne eine weitere Diskussion über das Thema "Schadstoffen" in alten Fertighäusern...

  1. #1 Matthias997, 06.11.2024
    Matthias997

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    Hi zusammen,

    habe mich hier im Forum angemeldet, da ich gerne eine weitere Diskussion über das Thema "Schadstoffen" in alten Fertighäusern starten möchte. Das Thema wurde hier bereits etliche male behandelt, jedoch habe ich bisher noch nichts hilfreiches für die Situation gelesen, in der ich mich gerade befinde.
    Meistens ist davon zu lesen, dass Personen bereits im Besitz der Häuser sind und nun sanieren müssen oder vor dem Kauf stehen, aber noch nichts von der Schadstoffthematik wussten.
    Leider liest man im Internet natürlich auch nichts mehr über die Ergebnisse bei den Personen, die möglicherweise Erfolg mit Sanierungsarbeiten hatten. Überwiegend erfährt man also nur negatives.

    Bei mir geht es um eine Kaufentscheidung. Ich habe das Luxusproblem, dass ich die Entscheidung treffen kann, das Haus meiner verstorbenen Großmutter für lediglich die Hälfte des Kaufpreises meines Onkels abzukaufen und würde die andere Hälfte als frühzeitiges Erbe erhalten. Lage ist top, das Haus soweit auch. Es ist ein Fertighaus, welches damals von einem Architekten geplant wurde. Es handelte sich dabei um einen damals lokal ansässigen Fertighausbauer. Nicht der übliche Massenbau, jedoch gibt es die Firma nicht mehr.
    Außerdem habe ich durch meinen Beruf und durch meinen Familien- und Bekanntenkreis gute Möglichkeiten das meiste am Haus selbst und dadurch günstiger zu machen. Auch diesen Vorteil hat nicht jedermann.

    Soweit so gut und die Sache attraktiv. Jedoch bin ich recht schnell auf die Schadstoff-Thematik aufmerksam geworden und hatte die Möglichkeit das Schadstoffgutachten der Raumluft machen zu lassen. Es folgt nun aktuell noch eine Materialprobe des Ständerwerks, jedoch kann man ja schon ahnen, dass dort PCP und Lindan vorhanden sein werden.

    Die Belastung ist gering und nur bei Lindan im auffälligen Bereich. Bei Formaldehyd und der Ameisensäre nach offiziellen Richtwerten keine Überschreitung, jedoch laut Empfehlungen auch auffällig.

    Hier die Ergebnisse der Raumluftmessung:

    • Holzschutzmittelwirkstoffe
      • PCP: Konzentration von 0,023 µg/m³ im EG und 0,019 µg/m³ im DG.
      • Lindan: Konzentration von 0,160 µg/m³ im EG und 0,130 µg/m³ im DG.
      • Summe Lindan und g-PCCH: Leicht erhöhte Werte.
    • Aldehyde / Ketone
      • Formaldehyd: Erhöhte Konzentrationen mit 88 µg/m³ im EG und 52 µg/m³ im DG.
    • Carbonsäuren
      • Essigsäure: Besonders hohe Konzentration von 330 µg/m³ im EG.
    • Geruchswert (Chloranisole)
      • Leicht überschrittener Geruchswert mit 1,2 im EG und 0,3 im DG.
    Ergebnisse der Hausstaubmessung:
    • PCP: Erhöhte Konzentration von 7,3 mg/kg.
    • Lindan: Konzentration von 4,6 mg/kg, ebenfalls erhöht.
    • Dichlofluanid: Konzentration von 1,2 mg/kg.
    • Tolyfluanid: Konzentration von 0,7 mg/kg.
    • Permethrin: Unter der Nachweisgrenze

    Das Ergebnis hat zum einen eine Erleichterung gegeben, da die Belastung "nicht so hoch" ist, allerdings ist sie da. Was mir die meisten Sorgen bereitet sind die Chloranisole. Der Geruchswert ist mit 1,3 nur leicht überschritten, jedoch wurde auch im Schlafzimmer gemessen und dort riecht es eigentlich als einziger Raum im EG fast ganz "normal". Zu erwähnen ist auch noch die Holzdecke: Meine Mutter erinnert sich, dass diese Decke 1978/79 mit Xyladecor behandelt wurde und so war vor der Messung schon klar, dass PCP und Lindan da sein wird. Tatsächlich riecht es im EG im Wohn- und Esszimmer, also dort wo die besagte Decke ist, am meisten muffelig. Im Schlafzimmer wo gemessen wurde ist diese Holzdecke nicht.

    Mein Problem: Ich denke mit den Schadstoffgutachten endet die Möglichkeit zur Nachforschung. Ich kann nicht die Wände aufreißen um die Quelle für das Chloranisol zu finden und dann eine Kaufentscheidung treffen. Für meine Kaufentscheidung gilt es jedoch m.M.n die Quelle des Chloranisols zu bestimmen.
    Jedoch: Selbst wenn die Quelle bestimmt und beseitigt werden kann ist das PCP im Holz und könnte vielleicht an anderen Stellen oder auch in Zukunft weiteres Chloranisol bilden. Ich bekomme also nie 100% Gewissheit. Vor allem auch Gewissheit, dass Sanierungsarbeiten erfolgreich sein werden.

    Ich sollte nicht voreilig sein, da die Materialprobe des Konstruktionsholzes noch aussteht, aber so wie ich die Sache mittlerweile nach langem Einlesen in die Thematik einschätze, wird es kaum Fertighäuser ohne diese Belastung im Tragwerk geben.

    Meine Hoffnung ist, dass mir hier jemand ein paar hilfreiche Worte geben kann, die mir die Entscheidung erleichtern. Ich bin nun 27 und sehe das als Chance ein Eigenheim für einen akzeptablen Kaufpreis zu erwerben und es ebenfalls zu einem akzeptablen Preis nach eigenen Vorstellungen sanieren zu können.
    Aktuell frage ich mich, ob ich die Entscheidung vermutlich nicht schon kenne und das Haus nicht kaufen sollte um allem Übel aus dem Weg zu gehen. Oder sehe ich die Sache zu eng und das Haus lässt sich womöglich mit gewissem Aufwand in einen Zustand bringen in dem man sich keine Sorgen um die Stoffe machen muss, die im Holz vorhanden sind?

    Vielleicht gibt es hier Personen die ähnliches durchlebt haben und vielleicht Entwarnung geben können. Jedenfalls bin ich über jede hilfreiche Antwort sehr dankbar!
     
  2. #2 nordanney, 06.11.2024
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    Ja, Du hast eine übliche Analyse vorliegen.
    Ja.
    Echte Sorgen brauchst Du Dir doch schon heute nicht machen.

    Da ich bei Dir nichts davon lese, dass das Haus schon mal saniert wurde, gehe ich mal vom Ursprungszustand aus. Da wirst Du doch eh alles auf links drehen (müssen). Wo siehst Du echte Probleme, keine psychologischen?
     
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  3. #3 Matthias997, 06.11.2024
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    Habe ich im Text vergessen zu erwähnen. Haus ist im Prinzip wie im ursprungszustand.
    Aufgrund der aktuellen Lebenslage müsste ich das Haus zunächst für 3 Jahre vermieten, bevor ich es vollumfänglich sanieren könnte. In diesem Zug würde ich dann komplett entkernen. Vorher sollte eben der Geruch weg, damit man es problemlos vermieten kann. Die Immobilie und der Standort an sich gäben es her.

    Sorgen mache ich mir wie gesagt um das PCP im Tragwerk. Aktuell weis ich ja nicht, ob es vielleicht die Decke ist, oder vielleicht ein kleines oder größeres Feuchteproblem in der Wand.
    Vielleicht kommt auch in Zukunft noch etwas. Ich lese häufig, dass das Absperren mit Dampfbremse auch nicht immer hilft.

    Wie also weiter machen? Mir fehlt gerade etwas die richtige Herangehensweise und zwischen all den ehr negativen Aussagen wieder etwas Hoffnung, dass ich mich bei der Sache nicht allzu verrückt mache..
     
  4. #4 nordanney, 06.11.2024
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    Daumen hoch. Schadstoffe weg oder eingekapselt.
    Einfach so vermieten. Ein Haus geht immer weg. Und wenn Du halt einen € weniger Miete nimmst (was sich durch die Steuern eh deutlich reduziert), dann geht das Haus schnell weg.
    Feuchte und PCP sind zwei unterschiedliche Dinge. Feuchte ist immer ein Problem. Wenn Du später sanierst, kannst Du das (kleine) PCP Thema lösen.
    Ja, vielleicht stürzt auch der Mond auf die Erde, Du stirbst an Bauchspeicheldrüsenkrebs vor der Sanierung oder gewinnst im Lotto und kannst alles mit einer Luxusvilla überbauen.
    Wenn Du Angst hast, darfst Du keine unternehmerischen bzw. risikobehafteten Entscheidungen treffen.

    Wenn das Haus an sich ok ist und insbesondere die Lage gut ist, hätte ich persönlich den Thread gar nicht erst aufgemacht, sondern säße schon beim Notar. Aber das ist eine persönliche Einstellung - ich sehe bei Dir keine Probleme im Haus, sondern 08/15 aus dem Baujahr.
     
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  5. #5 Matthias997, 06.11.2024
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    Ja, aber das Chloranisol muss ja irgendwo herkommen und hier spielt das Thema "Feuchtigkeit" eine Rolle. Ob es durch Undichtigkeiten an den Fenstersimsen kommt oder durch die feuchte Raumluft durch schlechtes Lüften in den letzten Jahren, die an der Decke mit Xyladecor gewirkt hat ist ja ungewiss.
    Da hast Du wohl recht.
    Das ist jedenfalls mal eine Aussage die ich gerne höre und mir zu Herzen nehme. Danke!
     
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  6. #6 nordanney, 06.11.2024
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    Nach Sanierung ist es so oder so keines mehr. Also kann es nur besser werden.
     
  7. Ettlin

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    1. Die Zweifel die du hast, hat auch ein potentieller Käufer (wenn du es irgendwann einmal verkaufen willst/musst).
    2. Wer zweifelt sollte nein sagen. Damit ist man auf der sicheren Seite.
     
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