Festigkeitsklasse Estrich - Falscher Zement-Typ?

Diskutiere Festigkeitsklasse Estrich - Falscher Zement-Typ? im Estrich und Bodenbeläge Forum im Bereich Neubau; Hallo zusammen, ich habe eine Frage an die Experten zur Estrichverlegung: Bei uns sollte Estrich in Verbindung mit einer Fußbodenheizung...

  1. #1 recounter, 19.10.2020
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    Hallo zusammen,

    ich habe eine Frage an die Experten zur Estrichverlegung:
    Bei uns sollte Estrich in Verbindung mit einer Fußbodenheizung eingebaut werden.

    Da wir bei entsprechender Aufbauhöhe an ein paar Stellen lediglich eine Rohrüberdeckung von ca. 2,5 cm hatten, wollte ich gerne sicherheitshalber einen "festeren" Estrich (Festigkeitsklasse C35) als den ursprünglich vom Estrichleger angebotenen (Festigkeitsklasse C25) haben.

    Laut Angebot war dann folgender Estrich-Typ vereinbart:
    Heizestrich CT35/50 mm ( CEM 42,5 ) incl. Faserarmierung mit Trocknungsbeschleuniger Alpina

    Beim nachträglichen Ansehen der Fotos von der Baustelle fällt mir nun aber auf, dass auf den Zement Säcken nicht der Typ CEM 42,5, sondern CEM 32,5 angegeben ist.

    Das ist doch nicht richtig oder?
    Hätte hier nicht Zement vom Typ CEM 42,5 verwendet werden müssen?
    Oder kann mann auch eine höhere Festigkeit des Estrichs (Festigkeitsklasse C35) mit Zement vom Typ CEM 32,5 erreichen?

    Vielen Dank schon einmal im Voraus.
     
  2. #2 simon84, 19.10.2020
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    Hi, das ist ja nur der Zement, bis zu 30/37 ist damit meiner Meinung nach erreichbar

    35/40 geht damit nicht laut den Zementherstellern
     
  3. #3 recounter, 19.10.2020
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    Hallo,
    was genau bedeuten die beiden Zahlen 30/37 bzw. 35/40?
    Von/Bis?
     
  4. #4 Fabian Weber, 19.10.2020
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  5. #5 simon84, 19.10.2020
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    kannst du das genauer erklären? Genau in dem Dokument laut Seite 5 würde doch bei dem 32,5er Zement mit der richtigen Wassermenge sogar noch ein C40 ausgehen :)
     
  6. #6 recounter, 19.10.2020
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    Ich glaube Fabian Weber meint "nicht ausreichend" bezogen auf die minimale Soll-Estrichstärke über den Heizelementen nach DIN 18560-1. Da steht für alle Estrich-Festigkeitsklassen < C 60, dass die minimale Soll-Estrichstärke über den Heizelementen mind. 30 mm betragen sollte. Allerdings ist in Tabelle 6 dort auch beschrieben, dass lokal noch max. 0,5 cm davon abgewichen werden darf. Damit wäre das wieder okay.

    Also wie ich aus dem Dokument entnehme, kann man doch bei entsprechendem Mischungsverhältnis mit CEM 32,5 Zement eine Estrich-Festigkeit von C35 erreichen...
    Dann frage ich mich nur warum man CEM 42,5 ins Angebot schreibt und dann doch CEM 32,5 verwendet...
     
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  7. #7 simon84, 19.10.2020
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    Theoretisch geht das vielleicht. Aber W/Z von 0,42 ? Wie soll das in der Praxis auf der Baustelle vor Ort gehen ?

    nicht ohne Grund empfehlen die Zement Hersteller daher bis c30 für den 32.5er

    Beispiel

    Portlandzement CEM I 32,5 R - SCHWENK


    Du solltest deinen estrichleger fragen wie genau er denn einen C35 vor Ort mit 32,5er Zement hergestellt hat und ob er Gewährleistung bei 2,5 cm Rohr Überdeckung gibt ....
     
  8. ehmkah

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    Hallo,

    wegen einer anderen Google suche bin ich hier gelandet und muss mal meinen Senf dazu geben.

    Erstens:

    Wenn der Estrichleger in sein Angebot ein CEM 42,5 (CEM I oder CEM II?) geschrieben hat, wird man am Ende auch diese Qualität bezahlen.

    Sollte man nun nachweisen, dass der Estrichleger nur einen CEM 32,5 verwendet hat, hat er seine angebotene Leistung nicht erbracht. Ob man deswegen nun einen Rechtsstreit auslösen muss, ist strittig so lange der Estrich selbst in seiner Güte und Qualität dem Angebot entspricht.

    Zweitens:

    Ein CEM I 32,5 oder auch ein CEM II/A-LL 32,5 (egal ob N oder R) kann durchaus einen Estrich mit der Festigkeitsklasse CT-C35-F? erreichen. In diesem Fall ist die Menge des Zement oder das entsprechende Zusatzmittel maßgeblich.

    Die Angabe 30/37 (eigentlich ja C30/37) kommt aus dem Betonbereich und lässt sich mit dem CT-C30 nicht direkt vergleichen. Kurze Erklärung: Bei C30/37 spricht man von einer Festigkeit die an einem Zylinder (30) oder an einem Würfel (37) gemessen wurden. Die Einheit wäre hier MPa bzw. N/mm².

    Ein CT-C35 muss min. 35 MPa (N/mm³) erreichen, er muss also „fester“ sein.

    Drittens:

    Die Entscheidung auf einen CT-C35-F? zu gehen anstatt auf den CT-C25-F? war sinnvoll. Ich Frage mich eh warum der Estrichleger keinen Bezug auf die Biegezugfestigkeit (F) nimmt. Diese ist für einen schwimmenden Estrich auf Fußbodenheizung relevant. Die Druckfestigkeit (C ) ist nur für Verbundestrich wichtig.

    In der Regel kann man davon ausgehen das in Fluren eine Verkehrslast von 2,0 kN/m² bzw. in Wohnräumen von 1,5 kN/m². Nimmt man nun das BEB Merkblatt zur Hand das bei einer Rohrüberdeckung von 25 mm die Tabellen nur bis 1,8 kN/m² gehen. Dementsprechend hätte man für die Flure einen CT-C40-F7 planen sollen bzw. für die Wohnräume hätte ein CT-C25-F5 ausgereicht.

    Letztendlich kann man davon ausgehen das der CT-C35 eine Biegezugfestigkeit von F6 oder F7 erreichen kann und es war eine richtige Entscheidung.

    Ob der Estrich nun wirklich ein F6 oder F7 ist kann dir nur eine Bestätigungsprüfung sagen außer der Estrichleger hat Probekörper hergestellt.

    Ein Nachweis über die Dauer der Gewährleistung ist sinnvoll. In der Regel sollte diese 10 Jahre betragen. Vor allem weil er ja eine Rohrüberdeckung von 50 mm angeboten hat.



    Eine Frage mal von mir: Warum waren denn nur 25 mm Rohrüberdeckung möglich?
    Beim Thema Estrich helfe ich immer gerne.



    Mit freundlichen Grüßen

    MK
     
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  9. #9 petra345, 28.10.2020
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    Ein CEM 42,5 wird gegenüber einem CEM 32,5 schneller abbinden und ist feiner gemahlen.
    Das kann beim Estrich je nach Temperatur u. a. unerwünscht sein.

    Die Festigkeit des Estrichs bestimmt sich nicht aus den Zahlen auf dem Zementsack sondern aus dem W/z-Verhältnis. Wenig Wasser = hohe Festigkeit. Aber das ist als Estrich dann nicht verarbeitbar. Deswegen braucht man Verlüssiger im Mörtel. Dann kann man hohe Festigkeit und gute Verarbeitung gemeinsam haben.

    Gegenüber dem Beton vor einigen Jahrzehnten, benötigt man heute ca. 15 % weniger Zement für gleiche Festigkeit, spart Wasser und benutzt mehr Verflüssiger.

    Was für Beton gültig ist, ist auch für Estrichmörtel gültig.

    .
     
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  10. #10 recounter, 28.10.2020
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    Also vielen Dank erstmal für die Antworten, insbesondere für die ausführlichen Erläuterungen von ehmkah!
    Das denke ich auch. Der Estrich liegt jetzt halt auch drin und ich hoffe sehr, dass alles hält wie versprochen und nicht irgendwo bricht.
    Sonst sehe ich die Haftung ganz klar bei ihm. Ich vertraue ihm, dass das hält.
    Es war auch mehr Rohrüberdeckung möglich. 3,5 - 4 cm an der niedrigsten Stelle wären auch gegangen. Das wollte ich auch eigentlich ursprünglich haben. Natürlich war dann an anderer Stelle auch mal sehr viel mehr Rohrüberdeckung (bis ca. 6 cm). Der Estrichleger meinte aber Sie das würde er an meiner Stelle nicht so hoch machen. Er sagte Sie würden quasi immer nur noch sehr niedrige Rohrüberdeckungen in Wohnhäusern machen (2-3 cm). Das hätte auch den Vorteil, dass das schneller aufheizt. Und er sagte das hält auf jeden Fall, da bräuchte ich mir keine Sorgen machen.
    Ich hatte mich im Vorfeld informiert und war erst davon ausgegangen, dass man eine Rohrüberdeckung von 4,5 cm mindestens braucht.
    Da mir das komisch vorkam, hatte ich dann darum gebeten, zumindest eine höhere Festigkeitsklasse zu nehmen, sodass man da trotz geringerer Aufbauhöhe eben noch mehr Sicherheit hat.
     
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