Feuchte Katastrophe

Diskutiere Feuchte Katastrophe im Außenwände / Fassaden Forum im Bereich Neubau; Hallo liebe Bauexperten, wir haben einen "Neubau" aus dem Jahr 2014. Damals ein "KFW 55" Haus. Wir haben es über einen Bauträger bauen lassen....

  1. #1 sommersohn, 06.01.2024
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    Hallo liebe Bauexperten,

    wir haben einen "Neubau" aus dem Jahr 2014. Damals ein "KFW 55" Haus. Wir haben es über einen Bauträger bauen lassen. Es besitzt ein WDVS und ist ein Reihenendhaus. Damit besitzt es eine sehr grosse Seitenfläche in welcher lediglich im EG eine Gartentür und im 2. OG ein kleines Badfenster eingelassen sind. Es handelt sich um die "Wetterseite" des Hauses. Im Haus wohnen wir als Ehepaar mit drei Kindern und einem kleinen Hund.

    Nun zum Problem: Im Sommer gab es bei meinem Sohn im Kinderzimmer (1. OG) an der Aussenwand plötzlich einen Wasser/Feuchtigkeitseinbruch. Genau unter seinem Hochbett, was uns aber nicht sofort aufgefallen ist. Wir haben daraufhin einen Gutachter bestellt. Es war relativ schnell klar dass sich Wasser zwischen der Mauer und der Aussendämmung befindet. Durch zwei verschiedene Dach-Experten wurde zunächst ausgeschlossen dass das Wasser vom Dach kommt. Allerdings konnten wir im Lauf der nächsten Wochen zunehmend Risse im Aussenputz der Fassade entdecken. Der Gutachter empfahl uns dann diese Risse abzudichten. Wir haben in die Risse strukturiertes Acryl gespritzt. Damit wäre alles gut, dachten wir.

    Nun kam aber der scheinbar feuchteste Winter den Deutschland je gesehen hat. Da hat uns das Problem aber leider wieder eingeholt. Nun sind auch die Aussenwände im Kinderzimmer meiner Tochter (auch 1.OG) und im Wohnzimmer (EG) feucht / am schimmeln. Was uns natürlich beides auch nur durch Zufall aufgefallen ist.

    Also was tun?
    Ich sehe drei Möglichkeiten:
    1. die gesamte Aussenfassade abreissen, entsorgen und komplett erneuern. (Ich gehe dann mal Lotto spielen)
    2. nur den Aussenputz erneuern (incl. Streichen)
    3. Eine "Blechhaut" als Verkleidung vor die bestehende Fassade setzen. (mein Favorit)
    4. die Aussenwand mehrfach streichen

    Habt Ihr noch andere Ideen? Die Kosten sollten auf jeden Fall gering gehalten werden.

    Hier mal ein paar Fotos:
    Wand nach dem Abdichten mit Acryl:
    IMG_8471.jpeg
    Feuchtigkeitsschaden unter Hochbett vom Sohn:
    IMG_7820.jpeg
    Gesamtansicht des Hauses:
    IMG_8084.jpeg

    Weiteres Bild von den abgedichteten Fugen:
    dji_fly_20230924_091920_740_1695539979567_photo_optimized.jpeg

    Feuchtigkeitsschaden von heute im Wohnzimmer:
    IMG_9554.jpeg
    Bild vom Rohbau in 2014. Meinung des Gutachters in 2023: Schlecht gemauert.
    IMG_4116.jpeg
     

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  2. #2 Gast 85175, 07.01.2024
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    Das gibt Bonuspunkte.

    Zum Rest. Ich glaube ja schon recht viele miserable WDVS gesehen zu haben, das da sieht schon von den Bildern her eher sehr vorbildlich miserabel aus, die die das gemacht haben brauchen sich mE in der Pfuscherliga nicht verstecken, oberes Drittel!

    Ich kann dir sagen was ich da zu gefühlten 90% erwarten würde, wenn ich mir das vor Ort ansehen würde, die letzten 10% ändern an den zu treffenden Maßnahmen aber eh nix, von daher darfst es auch komplett glauben...

    Diese ausgeprägte "pfeilgerade" Rissbildung entlang der Dämmplattenkanten ist ein klares Zeichen für eine unzureichende Verklebung der Platten. Ob es sich da "nur" um zu sparsam aufgetragenen Kleber, oder doch sogar um die gute alte "Punktklebetechnik" handelt sehe ich natürlich nicht, dass ich da beim Öffnen des WDVS samt abreißen einiger Platten aber fast kaum Kohäsionsbrüche sehen würde und selbst wenn, dann niemals auf 60% der Plattenfläche, darauf würde ich (wirklich) wetten. Das bedeutet: Da sind sehr sehr sicher die Platten nicht richtig verklebt.

    Angesichts der nahe beieinander liegenden vertikalen Risse kann man auch darauf schließen, dass da wohl die Mindestversätze nicht eingehalten wurden, was aber eine eher geringe Sünde ist...

    Damit es binnen 9 Jahren bei "hellen" Fassaden zu einer derart ausgeprägten Rissbildung und dann auch noch der Veralgung kommt braucht es dann aber regelmäßig auch noch fragwürdig dünne Armierungslagen und einen minderwertigen Anstrich. Soweit was aufgrund der Bilder anzunehmen ist...

    Und jetzt kommt der ganz gemeine Teil. So ein WDVS unbekannter Bauart ist eigentlich nicht sanierbar... Es gibt da ein paar Tücken im Baurecht, die es praktisch rechtswidrig machen sowas mit einfachen Mitteln zu sanieren... Ich will dich nicht zu sehr mit den Details langweilen, aber um sowas sanieren zu können müssten wir Hersteller und System kennen und bräuchten für das System eine derzeit gültige Zulassung... Wenn wir das alles haben kommen wir sehr schnell darauf, dass wir das nur zulassungskonform hin bekommen, in dem wir die Platten ordentlich verkleben, was wir nur sicher hin bekommen wenn wir sie neu verkleben, wozu das ganze alte Zeug erstmal weg muss... So ein vermurkstes WDVS ist ne blöde Sache, was mir die Leute die gerne meinen ich sei da immer zu streng ja nur selten glauben, die hatten aber alle auch noch nie selbst den fünfstelligen Schaden...

    Egal, es kommen eigentlich nur in Frage:
    Die Variante "Blechhaut" sollte man eher allgemeiner als "VHF" (vorgehängte hinterlüftete Fassade) verstehen, dass da unbedingt "Blech" oben drauf muss, sehe ich eher nicht...
    Wieso die VHF viel billiger als die Erneuerung des WDVS kommen sollte verstehe ich auch nicht. Es ist da jedenfalls nicht damit getan irgendwelche Blechtafeln ganz abenteuerlich press auf das bestehende WDVS zu dübeln... Und der nicht vorhandene Dachvorsprung kommt dann noch als Bonus oben drauf...

    Die Varianten 2 und 4 sind übrigens unabhängig von der rechtlichen Situation nicht zu empfehlen. Die Risse bekommst mit beidem nicht dauerhaft in den Griff. Es soll der Legende nach schon gelungen sein Klebeschaum hinter die Platten zu spritzen, zusätzlich zu dübeln und dann eine neue Armierungslage, Oberputz und Anstrich aufzubringen. Das soll zu gefühlten 95% rein technisch ganz prima funktionieren (wenn man es gewissenhaft macht), aber von derart illegalen Bauweisen kann man halt trotzdem nur abraten. Es sollen auch nur höchstens 10% der einschlägigen Betriebe dazu in der Lage sein, sowas in Eigenregie ordentlich zu machen...

    Mal ne andere Frage, gibt's den Bauträger (wars sicher kein GU?) der das gebaut hat noch?
     
    Viethps und driver55 gefällt das.
  3. #3 sommersohn, 07.01.2024
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    Hallo Chillig,

    vielen Dank für Deine umfangreiche, ehrliche und schnelle Antwort.
    Ich habe schon befürchtetet dass wir, trotz des Hunde-Bonus :lock, nicht um eine Vollsanierung rum kommen.

    Der Bauträger war die Firma Quadflieg (gquadflieg . de). Diese hat hier drei Blöcke von je 4-5 Häusern hingesetzt. Als wir uns das Haus das erste Mal angeschaut haben war der Rohbau (Wände, incl. WDVS, Fenster und Dach) bereits fertig. Lediglich beim Innenausbau konnten wir dann noch mitbestimmen und Sonderwünsche zum "Standardmodell" äußern.
    Quadflieg habe ich schon geschrieben. Sie sagen aber, dass sie nur eine 5-Jahres-Garantie gegeben haben und die 5 Jahre nun vorbei wären. Unsere Rechtsschutz-Versicherung zahlt nicht, da Rechtsstreitigkeiten bei Neubauten nicht abgedeckt sind. Die Gebäuderversicherung zahlt auch nicht, da Baumängel von Neubauten nicht abgedeckt sind und es ja kein Wasserschaden durch Naturkatastrophen, o.ä. war. Der Gutachter sagte, dass es wohl für "Planungsfehler" eine längere Frist als die 5 Jahre gäbe, dass hier aber kein "Planungsfehler", sondern ein "Ausführungsfehler" vorläge.

    Mal schauen. Vielleicht wäre es eine Idee mit dem Baupfusch mal an die Presse zu gehen. Aber dazu müsste ich jemanden haben der mir ganz klar bescheinigen kann dass hier Baupfusch vorlag. Vielleicht bekomme ich auch einen besseren Gutachter, der tatsächlich ein "richtiges" Gutachten dazu schreiben kann...

    Aber mal ne Frage: Wenn man die Alten Platten runter reißt: könnte man die wieder verwenden oder muss man zwingend neue Platten nutzen?
     
  4. #4 Gast 85175, 07.01.2024
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Das ist beides Quatsch. Es ist so, es gibt ja noch den Schadensersatz und der verjährt erst nach 30 Jahren. Das ist aber nicht ganz so einfach... Es ist jedenfalls deutlich schwieriger als die Gewährleistung... Es braucht da denn echten Schaden (den gibts offensichtlich), dann den zum Abnahmezeitpunkt vorhandenen, aber "versteckten" Mangel (das müsste ein vom Gericht beauftragter Sachvertständiger attestieren) und zuletzt noch das schuldhafte Handeln des Bauunternehmens (das müsste das Gericht so sehen)... Ich persönlich sehe die Voraussetzungen in einem solchen Fall wie dem hier wohl für gegeben an, nur ist es halt nicht ganz so einfach, sowas notfalls vor Gericht durchzuboxen... Es gibt Sachverständige mit eigentümlichen Ansichten, die Sache mit dem "schuldhaften Handeln" ist nicht ganz so trivial wie sich das der Nichtjurist vorstellt, usw...

    Aber sowas mal in den Raum zu stellen geht ja immer, Versuch macht kluch und so...

    Auch wenn Du das anders siehst, aber der Schaden ist da mE noch nicht hoch genug, um über den Schadensersatz in die Vollen zu gehen...

    Also ganz so sensationell ist so eine verpfuschte Fassade ja jetzt auch nicht... Da könnte ja schon ich alleine eine wöchentliche Dauerserie mit Fällen versorgen...

    Naja, ein "richtiges" Gutachten... Was Du da mit "deinen" Sachverständigen treibst... das sind immer nur "Privatgutachten" die vor Gericht nicht mehr als eine hundsgewöhnliche Zeugenaussage darstellen... Das einzige Gutachten das vor Gericht wirklich großes Gewicht hat, ist das Gutachten, das der Sachverständige macht, der vom Gericht direkt beauftragt wurde...
     
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  5. #5 Fasanenhof, 09.01.2024
    Fasanenhof

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    Echtes "Value Engineering", wenn die Ausführung zuverlässig über die Garantiezeit hinaus hält, aber ansonsten kosteneffizient gepfuscht ist.

    Die sollten Haushaltselektronik produzieren, da können sie sich wirklich ausleben.
     
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