Feuchtigkeitsproblem im Küchenboden: Frage Schadensbild und Sanierungsplan

Diskutiere Feuchtigkeitsproblem im Küchenboden: Frage Schadensbild und Sanierungsplan im Praxisausführungen und Details Forum im Bereich Architektur; Hallo zusammen, ich bin neu hier und seit 2016 stolzer Besitzer eines Altbaus von 1886 in NRW (am linken Niederrhein). Letztes Jahr kam die Dame...

  1. #1 Disane, 08.01.2025
    Zuletzt bearbeitet: 08.01.2025
    Disane

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    Hallo zusammen,

    ich bin neu hier und seit 2016 stolzer Besitzer eines Altbaus von 1886 in NRW (am linken Niederrhein). Letztes Jahr kam die Dame des Hauses auf die glorreiche Idee, mal eben die Küche zu renovieren: neuer Boden, Wände neu machen, usw. Wir hatten auch schon einen Maler beauftragt. Dabei fiel auf, dass unter dem Laminat der Vorbesitzer erstens eine Trittschalldämmung lag und darunter noch PVC-Boden. Aus „mal eben“ wurde dann ein knappes Jahr Baustelle, weil das Einladen von Handwerkern und allem Drum und Dran ziemlich viel Zeit gekostet hat – und tatsächlich zu nichts führte, außer zu mehr Verwirrung. Also Kommando zurück mit dem Maler.

    Anbei findet ihr Bilder des Schadens und den Grundriss, um die Situation besser einschätzen zu können.

    IMG_1405.JPEG IMG_1392.JPEG IMG_1406.JPEG Screenshot 2025-01-08 142342.jpg

    Der Keller (mit Kohleschütte zum Hof hinaus):
    IMG_1428.JPEG IMG_1429.JPEG IMG_1431.JPEG

    Zum besseren Verständnis:
    • Das Wohnzimmer liegt zur Straßenseite.
    • Neben der Küche befindet sich ein gepflasterter Hof.
    Ausgangssituation:
    • Haus: Baujahr 1886, Reihenhaus mit Gewölbekeller (spiegelverkehrt identisch mit dem Nachbarhaus).

    • Problem: Aufsteigende Feuchtigkeit, die in die Küche gezogen ist. Die Balken sind teils angegammelt, und auch die OSB-Platten sind beschädigt.

    • Gutachten: Eine Gutachterin hat eine Erstanalyse durchgeführt, die 800 € gekostet hat. Für ein detailliertes Gutachten mit Sanierungsfahrplan veranschlagte sie knapp 4000 €. Das sprengt unser Budget als kleine Familie.
      Interessanterweise hat das Nachbarhaus (selbes Baujahr, gleiche Bauweise) keine Feuchtigkeitsprobleme, obwohl der Keller ebenfalls ein Gewölbe hat.

    • Belüftung: Im Nachbarhaus gibt es noch eine offene Kohleschütte, die vermutlich für eine bessere Belüftung des Kellers sorgt. Bei uns wurde die Kohleschütte in der Vergangenheit zubetoniert, und es existiert lediglich ein 100-mm-HT-Rohr, das in den Hof führt und als Belüftung dient. Aktuell haben wir dort nur einen kleinen Entfeuchter stehen, der in den Hof mit einer Kondensatpumpe entwässert und den Keller belüftet (nach außen blasender Badezimmerlüfter aus dem OBI). Gesteuert wird das Ganze mit meinem SmartHome und einer Taupunktprüfung mit entsprechenden Sensoren im Keller und draußen mit einer Wetterstation am Mast (die ich ohnehin schon hatte).

    • Bisherige Angebote: Wir hatten mehrere Fachfirmen vor Ort – von Kellerabdichtern bis hin zu Bautenschutztechnikern. Die Kosten lagen durchweg ab 10.000 € aufwärts, was für uns aktuell nicht stemmbar ist. Die vorgeschlagenen Maßnahmen waren komplett unterschiedlich:
      1. Eine Firma wollte den oberen Teil des Gewölbes betonieren – allerdings haben wir sie aktiv auf mögliche statische Probleme hinweisen müssen.
      2. Eine andere Firma plante eine Horizontalsperre, indem ins Gewölbe gebohrt wird.
      3. Ein weiterer Experte riet davon ab, überhaupt im Keller etwas zu machen: „Bei alten Kellern war das halt so. Sanierungen machen oft mehr falsch als richtig, und wenn man es doch angeht, wird es sehr teuer.“
      4. Einige Anbieter schlugen Abdichtungen von oben vor (z. B. mit Schlämmen). Aus unserer Sicht ist das nicht sinnvoll, da unter dem Wohnzimmer und im Hof definitiv Erdreich ist, das weiterhin Feuchtigkeit aufbringen könnte.
    • Zimmerer: Wir hatten einen sehr guten Zimmerer da, der alle Balken hätte austauschen können. Er hat uns aber geraten, erst die Feuchtigkeit dauerhaft in den Griff zu bekommen, da die Kosten für den Austausch der Balken (4000–5000 €) sonst verschwendet wären, wenn in ein paar Jahren wieder dasselbe Problem auftaucht.
    Geplanter Sanierungsablauf:
    Da wir keine einheitlichen Empfehlungen erhalten haben und die finanziellen Mittel begrenzt sind, planen wir eine Eigenleistung mit folgenden Schritten:

    1. Rückbau:
      • Entfernen der OSB-Platten und Dielen.
      • Prüfung der Balken:
        • Beschädigte Balken soweit möglich belassen, trocknen, behandeln oder verstärken.
        • Falls notwendig, Balken austauschen.
    2. Schüttung:
      • Die bestehende Schüttung (historisches Material) wird nur geringfügig abgetragen, um die Statik nicht zu gefährden.
      • Hohlräume zwischen den Balken könnten mit gebundener Schüttung aufgefüllt werden.
    3. Neue Schichten:
      • Eine PE-Folie als Feuchtigkeitssperre auf der Schüttung verlegen.
      • Darauf eine neue Schicht gebundener Schüttung einbringen.
      • Randdämmstreifen befestigen, um Schallbrücken zu vermeiden.
      • Trockenestrichplatten (z. B. Fermacell) verschrauben und verkleben.
    4. Endaufbau:
      • Trittschallmatten auf dem Trockenestrich verlegen.
      • Abschluss mit Laminat oder einem ähnlichen Bodenbelag.
    Fragen an die Experten:
    1. Balken: Macht es Sinn die Balken ggf. komplett zu entfernen, anstelle sie zu erneuern? So ein moderner Aufbau mit gebundener Schüttung sollte doch auch ohne Lagerbalken auskommen, oder? So könnte ich mir die tausende Euros für die neuen Balken sparen.
    2. Belüftung: Könnte die fehlende Belüftung (z. B. durch die zubetonierte Kohleschütte) ein wesentlicher Grund für das Feuchtigkeitsproblem sein? Würde eine bessere Belüftung den Keller und die Küche langfristig entlasten? Uns hat auch einer vorgeschlagen, dass wir im Keller einen Pumpensumpf mittig einbauen sollen, das würde wohl den Wasserdruck aus dem Mauern nehmen.
    3. Materialien: Ist die Kombination aus PE-Folie, gebundener Schüttung und Trockenestrich eine praktikable Lösung für einen Altbau mit Gewölbekeller?
    4. Schüttung: Macht es Sinn, die alte Schüttung teilweise zu belassen, oder sollte sie vollständig entfernt werden?
    5. Alternativen: Wäre es eine Option, alle Balken komplett zu entfernen und nur mit neuer Schüttung sowie einem modernen Aufbau auszugleichen?
    6. Vergleich Nachbarhaus: Welche Rolle könnte die offene Kohleschütte im Nachbarhaus spielen? Wäre eine Nachrüstung eines vergleichbaren Belüftungssystems bei uns sinnvoll?
    Vielen Dank schon einmal für eure Meinungen und Ratschläge!

    Ich habe Euch auch einmal den geplanten Aufbau exemplarisch aufgemalt. Ob die Balken jetzt neu kommen oder nicht, sollte für die Zeichnung irrelevant sein.

    Geplanter Aufbau Seitenansicht.PNG

    Falls Ihr noch was wissen müsst, lasst es mich wissen!

    Viele Grüße
     

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  2. #2 VollNormal, 08.01.2025
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    Der Keller sieht doch gar nicht schlimm aus. Das Problem ist m.E. auch weniger die Feuchte, die von unten kommt, als viel mehr die, die nach oben nicht weg konnte. Wäre da keine Dampfsperre auf dem Dielenboden gewesen, wäre dieser mutmaßlich noch in Ordnung.

    Da hattest du doch den richtigen Fachmann schon vor Ort. Wie ist denn dessen Einschätzung?

    Halte ich für unschuldig am Zustand der Dielen. Falls du mittels Lüftung die Feuchtigkeit im Keller senken willst, brauchst du eine Taupunkt gesteuerte automatische Lüftung. Sonst holst du dir im Sommer mehr Feuchte rein, als du im Winter rauslüften kannst.

    Wie du schon richtig erkannt hast, ist die Auflast in den Gewölbezwickeln statisch erforderlich. Die Schüttung solltest du also tunlichst nicht ohne entsprechende Sicherungsmaßnahmen ausbauen.

    Bei meinem noch etwas älteren Sanierungsobjekt mit ähnlichem Bodenaufbau will ich die Dielen und Balken ausbauen, das Gewölbe ausgleichen und dann Dämmung und Estrich mit Fußbodenheizung einbauen.
     
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  3. #3 Disane, 08.01.2025
    Zuletzt bearbeitet: 08.01.2025
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    Das ist eigentlich echt schade, dass die Vorbesitzer so dämlich waren und da PVC und so einen Krempel draufgelegt haben. So schöne alte Dielenböden wären sicherlich auch gut gewesen. Vor allem waren sie sicherlich diffusionsoffener als das was drüber lag. Nun müssen sie aber leider raus.

    Hach, schön, die Frage sollte eigentlich gar nicht rein, weil sie Schwachsinn war. Hatte sie offenbar vergessen zu löschen beim Vorschreiben. Daher bitte einfach vergessen. Wir haben nur eine kleinteilige Bauwerksöffnung gemacht und noch nicht großflächig, daher konnten wir zum Zustand der anderen Balken nichts sagen. Wir haben aber die beiden gesehen, die in der kleinen Öffnung waren und die konnte man mit einem Meterstab ganz locker fluffig zerpopeln

    Die habe ich bereits im Einsatz. Ich denke aber der kleine missbrauchte Badlüfter aus dem OBI der rausbläst, dürfte dafür definitiv ungeeignet sein. Hier werde ich vermutlich einen Inline-Lüfter holen müssen der auch ein wenig mehr Lüftungsumsatz hat.

    Das heißt, dass ich prinzipiell anteilig etwas Schüttung abtragen könnte um dann so ggf. meinen Aufbau zu erreichen? Ich bin mir noch unschlüssig ob ich 4000-5000€ für neue Balken investieren soll oder ob ich nicht direkt alle Balken die rott sind entferne und dann die Schüttung auf Höhe der Balken einfach durch eine gebundene Schüttung entferne. Eventuell würde ich dann die guten Balken einfach nur auskoffern und darunter dann die PE-Folie + neue Schüttung legen.

    Wäre denn grundsätzlich mein geplanter Aufbau so in Ordnung oder hab ich da einen Denkfehler? Bin noch relativ neu als "Handwerker". Mein alter Herr hat's damals leider versäumt mir entsprechende Dinge beizubringen, geschweige denn überhaupt was beizubringen. Aber mit so einem alten Haus wächst man ja an seinen Aufgaben, daher scheue ich auch tatsächlich nicht davor zurück es selbst zu machen.

    Auf meiner naiven grünen Wiese scheint das ja alles kein Hexenwerk zu sein.

    Leider steht man gerade bei so einer Aufgabe auch bei der Auswahl der Handwerker wie ein Ochs vorm Berg. Da fragt man 10 Leute und bekommt 15 Meinungen. Einige schienen sinnvoll, wiederum andere waren m.E. echt gefährlich. Zumindest der Plan der Horizontalsperre im Keller ist für uns vom Tisch, da die Sperre unter dem Erdreich liegen würde und das somit überhaupt keinen Sinn machen würde, ohne den Hof auszuschachten und da auch noch was zu machen. Unter die Bodenplatte Vom Wohnzimmer kommen wir aber nicht, daher ist die Variante leider schon raus.
     
  4. #4 Fabian Weber, 08.01.2025
    Zuletzt bearbeitet: 08.01.2025
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    Also Du hast einen massiven Schimmelpilzbefall, vom Schadensbild her(Würfelbruch) mit großer Wahrscheinlichkeit Hausschwamm.

    Besorge Dir mal das WTA-Merkblatt, da steht drin wie man sowas saniert.

    Mein Vorschlag wäre:

    - Alle Balken raus
    - Schüttung raus und Glasschaumschotter rein
    - Abdichtung mit EPDM-Folie (PE-Folie ist keine Abdichtung)
    -Trittschalldämmung
    -Zementestrich

    alternativ
    neuen Balken
    Verlegeplatten

    Und die Horizontalsperre nicht vergessen zu überprüfen.
     
  5. Disane

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    Danke für deinen Vorschlag @Fabian Weber

    Müsste dann die komplette Schüttung raus oder würde es auch reichen, nur einen Teil rauszunehmen und darauf dann die EDPM-Folie?

    Wir haben definitiv keine Horizontalsperre, weder im Gewölbe noch in den Mauern des Gewölbe. Einige Handwerker hatten uns die auch "aufschwatzen" wollen, wiederum andere haben auch davon abgeraten. Das ist eben genau der Punkt der uns nun da stehen lässt.

    Prinzipiell kann es eig. auch keine aufsteigende Feuchtigkeit sein durch das Grundwasser, wie die Gutachterin meinte, da sonst unser Nachbarin doch aus das Problem hätte? Bei ihr ist der Keller aber "knüppeltrocken".
     
  6. #6 Fabian Weber, 12.01.2025
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    Der Hausschwamm kann eine Feuchtequelle in einer Entfernung bis 15m erreichen, daher ist die Abdichtung so wichtig. Der Hausschwamm kann auch durch Wände wachsen.

    Ich würde unbedingt einen Schimmelpilzgutachter hinzuziehen und mich nicht auf Handwerker verlassen.
     
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    Würfelbruch und evt. Hausschwamm. Nicht lustig. Weiß jetzt nicht ob Hausschwammbefall noch überall meldepflichtig ist? Bin zu faul für die Suchmaschine.
     
  8. #8 Fabian Weber, 12.01.2025
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    Ja bitte nachschauen in einigen Bundesländern herrscht Meldepflicht.
     
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Feuchtigkeitsproblem im Küchenboden: Frage Schadensbild und Sanierungsplan

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