Gesamtkostenkalkulation mit Architekten

Oh je, da ist aber sehr viel unklar! Z.B.:

"Der Architekt kauft den kompletten Rohbau beim Großhändler"

Ja, wie denn nun genau? Einen Rohbau (und was heißt "komplett"?) kann man nicht beim Großhändler kaufen. Man kann ihn überhaupt nicht kaufen. Sondern man schließt einen Werkvertrag, in solchen Fällen auch Bauvertrag genannt, mit einem Bauunternehmen, einem Baugeneralunternehmen oder einem Baugeneralübernehmer. Die drei unterscheiden sich nur darin, wieviel sie selber machen oder an Subunternehmer vergeben. Kaufen kann man ein Haus auch. Aber dann nur komplett mit Grundstück. Bei einem Bauträger, wenn es sich um einen Neubau handelt, oder von einem Eigentümer, wenn es ein Altbau ist.

Wenn man sich aber das Haus nicht bauen lässt, sondern nur das Material kauft, also ohne Bauleistungen durch den Materialanbieter, dann ist das tatsächlich ein Kaufvertrag. Weil man dann ja selbst dafür sorgen muss, dass aus dem Material ein Haus, also ein Werk, wird. Entweder höchstpersönlich oder auch mit Hilfe von Handwerkern, die man selber bestellt. Mit denen schließt man dann wiederum Werkverträge ab. Allerdings nicht über ein komplettes Haus, sondern nur über Elektroinstallationen, Maurerarbeiten, Zimmermannsarbeiten usw. usw.

Hier handelt es sich also jedenfalls um einen Neubau auf eigenem Grundstück des Bauherren. Und was genau erwirbst du nun vom wem genau? Nur Das Material für das Haus? Und wenn ja, was ist enthalten und was fehlt? Oder einen tatsächlich errichteten Rohbau oder ein schlüsselfertiges Haus? Und mit wem schließt du diesen Vertrag? Mit dem Großhändler, mit einem Bauunternehmer/GU/GÜ oder mit dem Architekten, mit dem du außerdem einen Architektenvertrag schließest?

Was mich auch stutzig macht, ist, dass nur die Rede von einem Rohbau ist. Ein Rohbau in Massivbauweise ist wirklich roh, da sind noch keine Fenster, keine Haustür, keine Treppe und eigentlich noch nicht einmal ein Dach enthalten. Bei einem Fertighaus wäre die gesamte Gebäudehülle geschlossen aufgestellt, inkl. Fenster, Haustür und Treppe, und das Dach wäre regendicht, aber noch ohne Dachsteine. Außerdem wäre die Bodenplatte in dem Preis normalerweise nicht enthalten, weil sie ein völlig anderes Gewerk darstellt und aus anderer Hand kommt. Beim Massivhaus ist die Bodenplatte in der Regel mitgerechnet.

Was mich aber noch stutziger macht: Wo sind denn die ganzen klitzekleinen und ja gar nicht wichtigen Innengewerke versteckt? Ich sehe keine Heizungs, Sanitär- und Elektroinstallationen, keinen Estrich, keine Fußbodenbeläge (außer Fliesen), keine Innentüren, keine Malerarbeiten, gegebenenfalls keine Schlosserarbeiten u.a.! Der angegebene Preis passt schon einigermaßen, wenn man diese Arbeiten weglässt, klar.

Vorsicht!!!

p.s.: Wenn der Architekt den "Rohbau" beim Großhändler kauft, wie du schreibst, dann kann er die Kosten gar nicht 1:1 an dich weitergeben. Er tritt dann ja als Zwischenhändler oder sonstiges Unternehmen auf, das weitere Kosten verursacht, und diese Kosten MUSS UND WIRD er an dich weitergeben. Übrigens gehören zu solchen Kosten auch Vertriebskosten, also Werbung, Verkaufsprovision (an sich selbst) u.a. Womöglich sind da auch Kosten eingerechnet, die der Architektenvertrag schon offiziell mit umfasst. Denn der Architekt benutzt ja für den Handel mit Bausätzen oder der Vermittlung von Bauverträgen kein extra Büro, sondern dasselbe, in dem er auch als Architekt arbeitet. Und er hat auch kein separates Auto für seine zweite Tätigkeit.

Jetzt kann er aber sagen: Ich schlage für dich keinen Gewinn auf. Und er bezeichnet dies als 1:1 Weitergabe. Das wäre dann aber eine bewusste Täuschung. Denn der Gewinn ist nur das, was am Jahresende aus der Gewerbetätigkeit an Überschuss übrigbleibt, wenn nicht Verlust entstanden ist. Denn diese Risiko geht jeder Unternehmer auch ein. Der Gewinnanteil in dem einzelnen Projekt ist nur eine Schätzung. Man sieht erst später, ob man gut geschätzt hatte. Der Preis, den du bezahlst, ist also immer höher als der Preis, den der Zwischenhändler gezahlt hat. Und falls der Architekt das Geschäft nur vermittelt und du kaufst direkt bei dem Großhändler, dann wurde auf dessen Preis selbstverständlich eine Provision für den Vermittler aufgeschlagen. Ja was denn sonst?

 

ich rechne mal, berichtigt mich bitte wenn ich falsch liege:

Haus 7x10,5 m = 35m Umfang x 2,5m Höhe (EG) = 87,5 m² Verblender

5000 Euro (Mehkosten??) Verblender/87,5 m² =57,1 €/m² brutto = 48,01 €/m² netto

klärt mich auf wie das geht, können ja nur Mehrkosten gegenüber z.B WDVS sein, oder?

Wobei ich den Drempel nicht berücksichtigt habe

Und 2000 € brutto für ein Carport? Motiert und mit Fundamenten?

 

Also für mich ergibt die ganze Beschreibung bisher keinen Sinn!

Klingt erstmal nach Bausatz, aber dann Aufpreis für zusätzliche Steckdosen...?

Bitte gib mal die genaue Vertragsformulierung bekannt.

 

Boerdi wird noch gar kein Vertragsexemplar vorliegen haben. So etwas wird üblicherweise zusammen mit einem Kugelschreiber überreicht. Und wenn er sagt, er will das noch durchlesen, dann darf er das ganz schnell, während der Verkäufer ungeduldig zuschaut und die Sache mit ein paar beruhigenden Floskeln gängiger macht.
Boerdi, du solltest dir alles haarklein und lückenlos schriftlich anbieten lassen. Und lasse dich bloß nicht drängen. Das ist nämlich ein beliebter Trick (unter irgendwelchen Vorwänden). Und dieses Schriftstück stellst du hier komplett ein, falls es nicht zu lang ist. Am besten lässt du dir den Text als E-Mail-Anhang zusenden. Dann kannst du den gleich hier reinkopieren.

Ansonsten versuche die Dinge entlang meiner obigen Problemanalyse zu klären, soweit möglich.