Heizungsumstellung und sonstige Sanierung in "jungem" Altbau

Diskutiere Heizungsumstellung und sonstige Sanierung in "jungem" Altbau im Energiesparen, Energieausweis Forum im Bereich Altbau; Hallo allerseits, Wir (noch zu zweit, 2 Kinder sind gerade aus dem Haus und kommen gelegentlich mit ihren Partnern zu Besuch) wohnen in einer...

  1. #1 Rolf089, 13.03.2022
    Rolf089

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    Hallo allerseits,

    Wir (noch zu zweit, 2 Kinder sind gerade aus dem Haus und kommen gelegentlich mit ihren Partnern zu Besuch) wohnen in einer großzügigen Doppelhaushälfte im Raum München.

    Das Haus wurde ca. 1940 gebaut und 1999/2000 generalsaniert und angebaut. Nicht verändert wurde seinerzeit allerdings der Niedertemperatur (nicht: Brennwert!) Ölheizkessel, und an den möchte ich jetzt 'ran - am liebsten in Richtung Wärmepumpe. Und in dem Zusammenhang stellt sich für mich die Frage, wie wir das am geschicktesten machen bzw. welche ergänzenden Sanierungen / Veränderungen sinnvoll sind - und zwar noch vor / mit der WP-Umstellung, um diese nicht überzudimensionieren.

    Das Problem dabei: Wir haben uns 1999 bemüht, energetisch (nach damaligen Verhältnissen) gut zu werden, beginnen also nicht bei Null und entsprechend sind die Verbesserungen durch weiterführende Maßnahmen ggf. überschaubar…

    Zu den Details:
    • Wärmebedarf heute
      • IST: Niedertemperatur-Öl-Kessel; Öl-Brenner mit Warmwasser-Bereitung, 21 kW Nennleistung
      • Wärmebedarfsausweis 1999 spricht von Transmissionswärmebedarf von 168,9 W / K für das Gesamthaus.
        Wenn wir da in der Spitze (-20 °C Außentemperatur, + 20°C Innentemperatur) klar kommen wollen, dann wären das 40*168,9=6.756 W Heizleistungsbedarf ohne Brauchwasser und Lüftungsverluste, auch ohne interne Wärmegewinne und ohne solare Wärmegewinne…
        In der kalten Winternacht (-30°C) ohne Lüften und ohne Sonnenschein wird es also noch etwas mehr: 50*168,9=8.445 W Heizleistung bei dann auch eisiger Luft.
    Hätten wir damit eine erste Idee für die WP-/Heizungsauslegung?​
    • Jahresölverbrauch incl. ganzjährig Warmwasser liegt gemittelt über die vergangenen 20 Jahre bei 1800 l p.a., also mit 10 kWh / l bei 18.000 kWh / a Gesamtenergiebedarf.
      Das passt recht gut zum Jahres-Heizwärmebedarf aus der 1999er Berechnung von 16.550 kWh / a, oder?
    • Zur technischen Seite der Heizung: Wir haben seit 2000 in allen Wohnräumen Fußbodenheizung liegen.

    • Welche Energiesparmöglichkeiten haben wir (realistisch)?
      • Fenster
        • Ist: Kunststofffenster, nach Bauausschreibung 1999 K=0,9 für Glas, K=1,1 für Fenster insgesamt. Eventuell nicht so gebaut? Zumindest Kellerfenster Bestand wohl nur K=1,1 - Glas. Ebenso Wohnzimmer-Reparaturverglasung?
        • Aktueller Stand der Technik:
          Dreifach-Verglasung mit guter "warmer Kante" gibt U_g von ca. 0,4 - 0,5, damit U_w bis 0,67 möglich.
          U_g 1,1, U_w 1,3 ist aber für "Standardfenster" immer noch üblich und zulässig… auch nach neuestem GEG von 2020?
        • Rahmen: Wie lange halten "gute" Kunststoff-Fenster (wir haben wahrscheinlich Schüco-Profile)? Wann müssten wir uns der Fenster also ohnehin annehmen?
        • Nach Wärmebedarfsausweis 1999 U_w = 1,1 * 34,5 m² = 38 W / K (von 168,9 W / K Transmissionswärmebedarf). Stattdessen U_w von 0,67 gäbe 23,1 W / K, ca. 40% Einsparung der Fensterverluste bzw. 8,8 % des gesamten Transmissionswärmebedarfs?
      • Fassade
        • Fassade ist 60 mm Polystyrol WLG 0,40 WDVS vor Ziegel.
        • Keller-Außendämmung ist 60 mm Styrodur C 2800 CS, \lambda_r = 0,036 W / (m K)
        • Nach Wärmebedarfsausweis 1999: Fassade ( alle mit k=0,33 W / (m² K) gerechnet) hat Transmissionswärmebedarf von 34,9 W/K.
          Verdoppelung der Außendämmung auf 120 mm würde in damaliger Rechnung den k-Wert auf k=0,22 W / (m² K) senken, damit von 34,9 W / K auf 23,3 W/K, ca. 33% Einsparung der Wand-Verluste bzw. 6,9% des gesamten Transmissionswärmebedarfs.
          Verdreifachung der Außendämmung auf 180 mm würde in damaliger Rechnung den k-Wert auf k=0,17 W / (m² K) senken, damit von 34,9 W / K auf 16,9 W/K, ca. 50% Einsparung der Wand-Verluste bzw. 10,7% des gesamten Transmissionswärmebedarfs.
    • Dach
      • Ist Vollsparrendämmung 180 mm, Mineralwolle, \lambda = 0,035 W / (m K).
        Westseite nach Hagelschaden 2019 mit 180 mm WLG032 erneuert.
      • K-Wert nach Wärmebedarfsausweis 1999 bei 0,23 W / (m² K) (incl. Sparren, Dämmung mit 0,035 gerechnet, damit Westseite real leicht besser). Damit Transmissionswärmebedarf von 31,8 W / K
      • zusätzlich Gaubenwände mit 140 mm Mineralwolle, k-Wert mit Konstruktionsholz 0,28 W / (m²K), in Summe Transmissionswärmebedarf 6,4 W / K
      • Dachflächenfenster im Wärmebedarfsausweis mit k = 1,8 gerechnet; nach Hagelschaden 2019 neu gebaut mit U_w = 1,3. Damit Transmissionswärmebedarf von 2,6 W / K statt 3,6 W / K.
    • Keller
      • Das ist sicher ein großer Problembereich… und ich glaube, hier stimmt die 1999er Rechnung auch nicht so ganz, was die Modellierung der Kellerabgrenzung angeht - zumindest ist sie für mich nicht ganz nachvollziehbar.
      • Keller gilt als ungeheizt; hier gibt es nur die Dämmung EG gegen Keller als Isolierung unter der FBH: Estrich, 180mm Stahlbeton und 60 mm Wärmedämmung mit \lambda = 0,035 W / (m K) ergibt einen k-Wert von 0,46 W / (m² K) und einen Transmissionswärmebedarf von 22,3 W / K in der 1999er Rechnung mit Berücksichtigung der "bauteilspezifischen Temperaturdifferenzen" (Faktor von 0,5).
      • Daneben wird die Kellerinnentreppe / Treppenhaus modelliert, ist im Grunde ungedämmtes Ziegelmauerwerk bzw. Betontreppe. Berechnet mit 29,1 W / K Transmissionswärmebedarf mit "bauteilspezifischer Temperaturdifferenz - Faktor 0,5.
        Hier sind Verbesserungen praktisch ausgeschlossen… da bleibt nur, den Keller nach außen besser zu isolieren.
      • Real haben wir einen neuen Keller unter dem Anbauteil, der mit der beschriebenen Perimeterdämmung 60 mm gedämmt ist (auch unter dem Fußboden / Bodenplatte) und einen alten Keller, der nur soweit gedämmt ist, wie er ohne vollständiges Aufgraben 1999 erreichbar war (wir haben 3 Eingangsstufen)…
      • Alter Keller hat gewalzten Zementfußboden, der direkt auf Kies liegt… Entfernen und dann darunter Isolieren?
      • Alte Kellerwände aufgraben und isolieren?
      • Und dann gibt es da noch eine Keller-Außentreppe, praktisch ein nicht thermisch getrennter, direkt an die Außenwand an betonierter "Kühlkörper"

    • Lüftung: Bis jetzt rein manuell durch Fensteröffnung… was würde hier lohnen? Immerhin ist Lüftungswärmebedarf in der 1999er Berechnung mit 13.278 kWh / a angegeben, damit nahezu in derselben Größenordnung wir der Transmissionswärmebedarf (14188 kWh/a)...
      • Ein Detail im Zusammenhang mit der Lüftung: Aktuell haben wir eine nach außen entsorgende Dunstabzugshaube in der Küche - denken aber gerade auch über eine Küchenerneuerung nach… habt ihr dazu einen (energetischen) Tipp?
    • Und nun zum Kern: der künftige Heizung: LWWP? Wie auslegen?
    Was habe ich übersehen oder falsch verstanden? Was würdet ihr tun?

    Schon jetzt Danke für jedes Feedback.
     
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  2. #2 Gast 85175, 13.03.2022
    Gast 85175

    Gast 85175 Gast

    Das ist schonmal gut. Auf wieviel C Vorlauftemperatur fährst die FBH, oder halt Steigung der Heizkurve? Es ist so, die Wärmepumpe braucht niedrige Systemtemperaturen für hohe Effizienz.

    Wenn die nach 20 Jahren noch keine Zicken machen (streifen, klemmen, etc.), dann halten die wohl nochmal paar Jahrzehnte. Die Schwachstelle ist da übrigens regelmäßig die Mechanik/Beschläge, wenn die Metallschrott sind, dann sind die Fenster auch Müll. Ansonsten würde ich mir noch die Dichtungen ansehen, Lüftungsverlust (in dem Fall Infiltration) ist ja auch ein Thema.

    Endlich mal einer der rechnen kann (kein Witz). Btw. bei 8,8% kannst dir ja die Rentabilität einer Maßnahme denken…

    Ich mach’s mal kurz, das klingt baulich fast alles „mittelgut“ und das bedeutet halt, man kann da kaum auf plausible Amortisationszeiten kommen, selbst bei den derzeitigen Energiepreisen liegen die in solchen Situationen oft über der zu erwartenden Lebensdauer. Es gibt da in der Regel nur eine Ausnahme, hohe Sowiesokosten. Wenn das Bauteil also sowieso das Ende der Lebensdauer erreicht hat, dann sind die Mehrkosten für die zusätzliche energetische Sanierung oft nicht mehr grenzwertig hoch und dann geht’s…
    Und jetzt kommt der andere Punkt. Es geht ja oft auch noch um andere Dinge wie die Rentabilität. Bei der Lüftung denke ich zB an den Komfort, etc…
    Zuletzt ist des Menschen Wille ja sein Himmelreich, als wenn man es will, dann will man es halt.

    Wie auch immer, es kommt drauf an ob Du eine „Generalsanierung“ draus machen willst oder nicht…

    Auf die Heizlast NACH den Sanierungsmaßnahmen. Und mit möglichst niedriger VL-Temperatur. Ich seh’s angesichts der FBH aus 2000 erstmal nicht ganz kritisch mit der WP. Aber der erste Step ist halt eigentlich die Gebäudehülle samt Luftdichtigkeit…
     
  3. #3 Fabian Weber, 13.03.2022
    Fabian Weber

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    Probieren geht über studieren, darum mit der bestehenden Heizung so gut wie möglich das Verhalten einer Wärmepumpe simulieren und dann schauen, ob man hinkommt.

    Ein Einbau eines Wärmemengenzählers wäre der erste Schritt.
     
  4. #4 Rolf089, 20.03.2022
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    Hallo Chillig80,

    da schließt sich für mich der Kreis... da weitere Sanierungsmaßnahmen nach deinen Worten kaum sinnvoll sind also auf die Ist-Situation? Oder eben doch weitere Themen vor der WP angehen, um mit einer kleineren auszukommen? Würde nach deiner Einschätzung das Einsparpotential durch eine kleiner auslegbarere WP einzelne Sanierungsmaßnahmen sinnvoll(er) erscheinen lassen?

    Danke,

    Rolf
     
  5. #5 Gast 85175, 20.03.2022
    Gast 85175

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    Definiere:Sinnvoll? Rentabilität? Einfach nur haben wollen? Klimaschutz? Putin eins auswischen? Man kann das so oder so sehen…

    Bei dem Standard den Di hast und begrenzter Nutzungsdauer (50 Jahre planst ja wohl nicht gerade) ist die Wirtschaftlichkeit sehr fraglich. Ich sehe da gerade nur die punktuelle Verbesserung von gut fassbaren Schwachstellen (Luftdichtigkeit, etc) als „günstige“ Möglichkeit.

    Beim Klimaschutz sieht’s ähnlich aus, jetzt die Hülle mit Maximalaufwand zu dämmen und es dann wieder von den Erben kurz und klein geschlagen wissen bevor sich das im CO2 amortisiert hat hilft da auch nicht weiter.

    Wenn Du das einfach nur haben willst weil Du es haben willst sieht es wieder ganz anders aus…

    Bei der Wärmepumpe sieht es wieder noch anders aus. Da Du eine relativ „moderne“ FBH hast könnte das mit relativ niedrigen Vorlauftemperaturen klappen und dann hast eine relativ hohe Effizienz. Mir geht es hier nur um die Reihenfolge. Wenn Du dich dazu entschließt auch was an der Hülle zu machen, dann mach das zuerst. Es geht hier nicht nur um die „Größe“ der WP, sondern auch um niedrige Systemtemperaturen.

    Und zuletzt, lass die WP jemanden planen der das kann und zahl die paar tausend € die das kostet einfach. Ich sehe zunehmend bösen Pfusch bei WP die ohne Fachplaner eingebaut werden und das ist dann der „worstcase“… Planungsbüro TGA / Heizung wäre zu empfehlen.
     
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