Holzwürmer

Stichworte vs. Halbwahrheiten

Um mal kurz ein wenig aufzuräumen und meinen Senf in ein paar Stichworten in die Diskussion zu werfen:
1. Untersuchung: aktiver Befall kann eigentlich nur durch aufschneiden und aufkratzen von Frassgängen erfolgen. Die Ausfluglöcher sind selten auf der Oberseite der Dielen eher auf der Unterseite. Das ausgewachsene Insekt ist weniger der Übeltäter, die Larve des Insekts zerlegt das Holz. Langzeittest mit aufgeklebtem Butterbrotpapier als Monitoring würde auch gehen, die Schlupfzeit der meisten Insekten ist jedoch im Frühsommer.
2. Befund: Unterschiedliche Insekten = unterschiedliche Lebensbedingungen. Gut ist, wenn man weiss wer da unterwegs ist: es gibt etwa 8-10 unterschiedliche Insekten die generell im Haus vorgefunden werden können. Anhand von Holzart, Holzfeuchte, Frassmehl, Frassgangstruktur, Larven kann man sie unterscheiden.
3. Alter des Holzes: bei den Anobien ist das Alter des Holzes unwesentlich. Lediglich beim Hausbock geht statistisch der Lebendbefall nach 60-80 Jahren stark zurück.
4. Frosttot: geht theoretisch, ist in der Praxis aber sehr aufwändig, weil die Temperaturen sehr niedrig gehalten werden müssen. Habe was >30°C im Kopf, finde es aber gerade nicht in meinen Unterlagen.
5. Hitzetot: Erfolgsrezept aus der DIN 68800 - +55°C über 1 Stunde im Holzkern gehalten. Profis passen gleichzeitig die Luftfeuchte an um die rel. Holzfeuchte nicht aus dem Ruder zu bringen. Für den Semiprofis funktioniert bei kleinen Bauteilen auch die Sauna im Keller.
6. Wood-Bliss: funktioniert über Verkieselung des Holzes, schliesst also die Larven ein in den Gängen, aber was hindert die Larve daran seitlich weiter zu fressen?
7. Behandlung: Kann man den Befall örtlich auf einen kleinen Bereich eingrenzen, empfehlen sich handelsübliche, flüssige Insektenbekämpfungsmittel mit den Wirkstoffen Permethrin, Cypermethrin und Deltamethrin. Flufenoxuron ist eher problematisch. Nur Mittel verwenden die ein RAL- oder Ü-Zeichen haben, ansonsten könnte man Ihnen auch Himbeersaft verkauft haben. Einbringmethode mit Spritze/Kanüle in die Frassgänge
8. nochmal Lebensbedingungen der Insekten: Splintholzkäfer haben einen absoluten niedrigen Holzfeuchteanspruch ( ab ca. 6%). Wird bei Ihnen eher nicht der Fall sein, weil der Laubhölzer bevorzugt. Vermutlich wird es ein Gewöhnlicher Nagekäfer sein, der stellt unter 8-9% Holzfeuchte seine Aktivität ein. Bei zentral beheizten Räumen ist das im Normalfall dauerhaft zu erreichen. Schädigungen durch Anobien findet man daher meist eher im Bereich der Außenwände oder nach Feuchteeintrag im Bereich von wasserführenden Leitungen, insbesondere bei Bauteilen die längere Zeit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt waren (Kohleheizung, Leerstand).
Grüße aus Leipzig
MaMa