KWL (WR) und Klavier

Vergiss es - wenn du eine KWL hast die in den Wohnräumen einbläst und in Küche/Bad absaugt, dann befeuchtest du grundsätzlich erstmal alles - also zumindest das was auf der gleichen Etage liegt.

Wir hatten einen Luftbefeuchter laufen einen Winter lang - das war nicht so der Hit - macht Krach, braucht Energie, man muss nachfüllen, der Effekt waren maximal 5% rel. LF zusätzlich.

Wir haben dann unseren Kreuzstrom-Wärmetauscher in der KWL durch einen Enthalpietauscher mit Feuchterückgewinnung getauscht. Das hat einmalig 800 EUR gekostet (Tausch selbst durchgeführt) und einen deutlich größeren Effekt. Und wenn man den hat kann man auch sinnvoll Luft anfeuchten. Es ist natürlich keine richtige Feuchteregelung... vielleicht war es das was der Heizungsbauer mit 4000 EUR ansetzte...

 

Und eine echte Luftbefeuchtung bringt dann natürlich auch Leben in die Luftkanäle! Da ist der Wartungsaufwand nicht zu verachten.
Außerdem verstehe ich immer noch nicht, warum es mit KWL trockener sein soll als ohne.
Doch nur dann, wenn ohne KWL nicht ausreichend gelüftet wird und sich im Gebäude entstehende Luftfeuchtigkeit aufsummiert.
Oder lüften KWL's zuviel?

 

ich hatte beruflich auch schon mit ähnlich gelagerten Problemen zu tun.
Aber eher gegenteiliger Art: zu hohe Luftfeuchte:
Eine neue Orgel wurde in eine Kirche eingebaut. Wie mir der Orgelbauer "aus Versehen" mitteilte (er hat sich verplappert), bauten diese diese Orgel aus Holz mit rund 12M.-% Feuchtegehalt ("machen wir immer so") . Unglücklicherweise wurde später durch mich die zu erwartende Ausgleichsfeuchte in der nicht zur Beheizung vorgesehenen Kirche zu rund 18-19% ermittelt.
Demzufolge kam es bereits kurz nach dem Einbau der neuen Orgel zu deutlichen Problemen, mehrmals konnten einige Register nicht mehr gespielt werden, mehrmals wurde nachjustiert. Logisch, bei einer relativ hohen Kirchenorgel und doch einigem Holz, was in Richtung der Höhe der Orgel quer zur Faser verbaut ist, treten schon deutliche Höhenänderungen (im Zentimeterbereich) auf.

So, jetzt zum Klavier: Meines Erachens kommt es darauf an, bei welchen Umgebungsbedingungen vor 80 Jahren das Holz für den Klavierbau gelagert wurde. Selbst in einer beheizten Schreinerwerkstatt dürfte es vor 80 Jahren nicht so arg trocken gewesen sein (vermute ich), weshalb ein höherer Ausgleichsfeuchtewert als in einer modernen, mit KWL ausgestatteten Wohnung zu erwarten ist. Folge: Schwinden insbesondere quer zur Faser. Und das führt zu Längenänderungen...
eine Orgel aus Holz mit 18% eingebaut, hätte vermutlich wenig Probleme gemacht.

schon vor weit mehr als 20 Jahren hat man Klavierschülern gesagt, dass man in den Klavierkasten immer eine Schale mit Wasser stellen solle... Wie gut das aber funktioniert, mag ich nicht zu beurteilen...

Aber ein vergleichbares Problem haben wir auch beim Sommer-/Winterwechsel...

@ PeterB: ja, KWLs lüften sehr häufig "zuviel". Und zwar, weil der Luftvolumenstrom oft nach dem Raumvolumen ausgelegt wird. Gerade bei großzügigen Wohnungen mit wenigen Nutzern (und demzufolge i.d.R. auch niedriger Feuchtelast) führt dies zu trockener Luft.

 

hier ein Bild aus dem Innern des guten Stücks, siehe #24:
da sieht man (sofern man sich ein bisschen mit Holz auskennt) schnell, warum es bei Holzfeuchteänderungen zu Problemen kommt.

 

Hallo Anda, vielleicht hilft die Tabelle dort schon mal weiter:
http://www.holzfragen.de/seiten/ausgleichsfeuchte.html

(ich finde diese Seiten recht gut)
(übrigens: ich war mal einer dieser Klavierschüler. hab ich aber hinter mir gelassen )

 

@Alfons: vielen Dank für die hochinteressanten und fachlich höchst qualifizierten Informationen!

Laienfrage zur KWL: kann man denn nicht den Luftstrom in dem Raum, wo das Klavier steht reduzieren, damit sich dort mehr Feuchtigkeit halten kann?

 

das wird nix bringen, dann saugt eben das Zimmer daneben die Feuchtigkeit raus...ist quasi ein geschlossenes System...mit einer KWL erreicht man in allen Räumen ähnliche Temperatur unf Feuchtigkeitswerte...(ohne Zusatzmassnahmen und weitere Regelungen)

 

Warum vergessen? Es gibt auch gute Luftbefeuchter.

 

Eine KWL bekommt die kalte Luft von draußen und erwärmt sie. Kalte Luft kann wesentlich weniger Wasser halten als warme, somit sinkt die rel. Luftfeuchte beim erhitzen massiv (nicht die absolute Luftfeuchte, die bleibt gleich). Und da eine KWL wesentlich mehr Luft austauscht als jede Fensterlüftung geht die rel. Luftfeuchte in die Knie. Andererseits kann ich so mein offenes Aquarium ohne Probleme mit der Luftfeuchte betreiben.

 

Nachdem ich jetzt regelmässig über den Strang hier gestolpert bin, sag ich mal doch was.

Punkt 1. Siehe oben. Üblicherweise sorgt die KWL im Sommer / Herbst für höhere Luftfeuchte und im Winter/Frühling für geringere. Kausal passt der Zeitpunkt des Threads also nicht. Ich würde deshalb mal als erstes die Feuchte messen.
Punkt 2. Ich habe im ganzen Thread nicht lesen können, dass sich der Threadersteller mal die Mühe gemacht hätte, das Klavier von einem Fachmann ansehen zu lassen.

Es ist also überhaupt nicht klar, ob trockene Luft die Schäden am Klavier verursacht hat. Aber jeder ist mit Tipps dabei und ausprobiert wird auch fleissig. Das schmeckt irgendwie mehr nach Voodoo als nach fundierter Herangehensweise.

Und zum Voodoo habe ich auch noch was beizutragen. Ich hatte vor einiger Zeit mal die Idee billig ein altes Klavier in der Bucht zu schiessen. Habe ich dann nicht gemacht, weil die meisten Klaviere aus der Zeit wohl verschiedene in der Konstruktion bedingte Probleme haben. Angefangen über zu weiches/billiges Holz in dem das Stück Metall angebracht ist an dem die Seiten hängen, so dass sich das Klavier alleine dadurch nicht mehr sauber stimmen lässt, weil sich das Metall im Holz bewegt. Etc.

Evtl. liegt es ja am Klavier und gar nicht an der Luft?

 

Zugige Fenster gepaart mit Kaminofen oder billigem Öl dürften auch in früheren Jahrhunderten/Jahrzehnten zu trockener Luft im Winter gesorgt haben. Warum haben das die Instrumente damals ausgehalten?

 

Warum kalibriert? Kalibriert gegen welches Normal?

 

...klingt eher nach "ordentlich beheizt"...
;-)

Wenn das tatsächlich stimmt, muss man sich fragen, ob man wirklich befeuchten muss. Was sagt denn derjenige dazu, der den Hinweis mit der zu trockenen Luft gab?