Verständnissfragen zur EnEV und effektiven Heizkosten

Diskutiere Verständnissfragen zur EnEV und effektiven Heizkosten im EnEV 2002 / 2004 / 2007 / 2009 Forum im Bereich Bauphysik; Hallo zusammen, nachdem wir neulich mit einem befreundeten Paar über Heizkosten gesprochen haben hätte ich ein paar Fragen. Bei einem Neubau...

  1. OliS

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    Hallo zusammen,

    nachdem wir neulich mit einem befreundeten Paar über Heizkosten gesprochen haben hätte ich ein paar Fragen.

    Bei einem Neubau wird ja der Energiebedarf angegeben. Bei z.B. 46kwh/m²a wären das bei einem 120m² Haus 5520kwh oder in Öl ~ 552L.

    Stimmt diese Rechnung oder habe ich etwas falsch verstanden?

    Was genau wird bei dieser Fläche eingerechnet? Hauswirtschaftsraum, Eingangsbereich, Treppenhaus und Co. heize ich persönlich nicht auf die normale Raumtemperatur auf.
    Würde bei einem Neubau mit 120m² dann der Verbrauch noch niedriger ausfallen?

    Viele Grüße
    Oliver
     
  2. #2 Andybaut, 08.03.2017
    Andybaut

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    Ein weit verbreitetet Irrtum, dass man aus den Werten der ENEV Berechnung einen Verbrauch ableiten kann.

    Die ENEV Berechnungen dienen als Grundlage um Gebäude A mit einem Referenzgebäude zu vergleichen und damit einen
    allgemein gültigen Standard zu definieren.

    Sie dienen aber nicht dazu einen Verbrauch zu ermitteln.
    Nicht mal ansatzweise.

    Genauso unsinnig, aber leider weit verbreitet, ist auch der Versuch die Heizkosten verschiedener Häuser zu vergleichen.
    Da hat der eine ein Haus von 1980, der ander von 1995. Der eine hat 1 Kind, das jeden Tag 2 mal badet und der andere 3 Kinder,
    die sich nur feucht abwischen. Die einen gehen jeden Winter in den Urlaub für 4 Wochen und die anderen haben eine Solarthermieanlage auf dem Dach.
    Das ist so sinnvoll und zielführend wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
     
  3. #3 Gast34826, 08.03.2017
    Gast34826

    Gast34826 Gast

    Ich möchte "Andybaut" noch ergänzen.
    Allein der Luftwechsel beeinflusst zu gut 50% den gesamten Heizwärmebedarf.
    etwa 25% werden dann von Warmwasser und ebenso von Wärmeverlust der Bauteile verbraten.

    Deshalb:
    Selbst wenn Sie NICHT lüften würden, wäre ein "altes" undicht gebautes Haus insbesondere wegen der -unkontroillierten- Luftwechsel ein extremer Energiefresser.
    Da können sie das "Baden" einschränken, wie Sie wollen.
     
  4. OliS

    OliS

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    Hallo,

    dass ich Häuser einfach so vergleichen kann ist klar - daher der Gedanke, dass für den Verbrauch irgendwelche Daten angenommen werden (den bekannten Normalverbraucher) und mit diesen Daten wird dann gerechnet.

    Wie kann ich dann im Neubau den Energieverbrauch einschätzen? Vergleiche mit Kollegen fallen ja aus bekannten Gründen weg. Die Hausanbieter hüllen sich alle in Schweigen bzw. Mails mit denen man nicht direkt Geld verdient werden so oder so nicht beantwortet.

    Ich weiß nur das unser aktuelles ZFH bei ~ 210kwh/m²a liegt. Vom logischen würde ich dann sagen -> bei gleicher Fläche sind bei einem Neubau (mit diesen 46kwh/m²a) die Kosten (bei gleicher Energiequelle) nur ~25% des aktuellen ZFH.
     
  5. #5 Andybaut, 08.03.2017
    Andybaut

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  6. Boergi

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    Du wirst mit einem aktuellen Neubau (wenn es nicht gerade ein Passivhaus ist) bei irgendwas zwischen 35 und 50 kWh/qm im Jahr landen.
    Wie gesagt, ganz grobe Werte, etwas genauer geht es mit einer Heizlastberechnung, die gibt es aber halt natürlich erst nach Unterschrift und gegen Geld.
    Ich komm mit meiner HLB ziemlich genau an den tatsächlichen Verbrauch hin, aber letztendlich hängt es von nicht beeinflussbaren Faktoren ab.
    (Als meine Frau schwanger war musste ich das Haus auf 19°C beheizen, jetzt sind ihr 23°C oft zu kalt).

    Zur Berechnung bitte die gesamten Raumflächen berücksichtigen, einen "kalten" Hausflur, Treppenhaus oder Speisekammer gibt es nicht mehr, du kommst vielleicht auf 2-3°C Differenz, dafür steigt aber die Heizlast in den Nebenräumen.
     
  7. OliS

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    @Andybaut

    ich will ja nicht meckern, aber in dem Link wird genau so gerechnet wie ich oben geschrieben habe.

    @Boergi
    das ich nicht aufs kwh genau berechnen kann ist klar. Mal habe ich im Februar -19°C und dann wieder mal +20°C - klar da sich einmal etwas mehr und einmal weniger benötige.
    So ein grober Richtwert reicht ja schon um zu sehen was an Kosten auf einen zukommen können.

    Viele Grüße
     
  8. #8 Leser112, 09.03.2017
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    Wenn diese Zahl aus einem Nachweis stammt und nicht der tatsächliche Heizenergiebedarf ist, stimmt das nicht.
    Zudem ist die Fläche aus Nachweisen eine reine fiktive Fläche An, die mit der tatsächlichen Wohnfläche absolut nichts zu tun hat.

    Hier mal lesen:

    http://www.bauexpertenforum.de/show...tanden&highlight=EnEV+h%E4ufig+missverstanden
     
  9. #9 Andybaut, 09.03.2017
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    Hallo OliS,

    meckern und kritisch nachfragen ist grundsätzlich OK.

    Wenn der Wert in der Tabelle mit deinen Werten übereinstimmt ist das Klasse, aber eben nur reiner Zufall.
    Bei z.B. dem Passivhausprojektierungpaket wird der tatsächliche Energiebedarf berechnet,
    bei der ENEV aber nur ein Wert der so in etwa in diesem Bereich liegt.

    Aber genau da ist das Problem. Weil das eben schon annäherungsweise passt, haben das viele,
    ich gehörte leider auch mal dazu,
    als tatsächlichen Wert genommen.

    Ich habe sogar schon von Architekten gehört,
    die ein Passivhaus mit den ENEV Programmen gerechnet haben (da gehörte ich zum Glück nicht dazu:-))
    Das Ergebnis: totale Katastrophe. Hat nicht funktioniert.
     
  10. #10 Leser112, 09.03.2017
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    Ich kenne jede Menge Architekten, denen die Energieeffizienz der Anlagentechnik, insbesondere der Heizungsanlage, völlig egal ist. Die überhöhten Verbrauchskosten, welche den Anlagenbetreibern durch zu hohe Anlagenaufwandszahlen entstehen, interessiert die einfach nicht. Von den übermäßigen CO2 Emissionen mal ganz abgesehen.
     
  11. OliS

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    Danke für die Antworten. Ich glaube jetzt hab ich es kapiert. Meinen Wert habe ich ja aus dem verbrauch ermittelt. Würde jetzt jemand anderes in meiner Wohnung wohnen und z.B. die Zimmer nur auf 16°C heizen wäre meine Angabe zu hoch - ebenso würde jetzt jemand ständig die Fenster auf Kipp und Heizung auf 5. Hier wäre mein Wert dann eher zu gering.

    Der Wert im Neubau gibt im Prinzip den Wert an den die Heizung abgeben muss. Zu diesen 46kwh (aus dem Katalog) kommen dann noch Verluste der Heizung und Co dazu. Bei meiner Heizung also schon mal 7% Verlust im Kessel + keine Ahnung was alles durch Rohre und Wärmetauscher.

    Gibt es dann überhaupt einen Weg um zukünftige Heizkosten zu ermitteln ?
     
  12. #12 Andybaut, 09.03.2017
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    Heizlastberechnung
    oder
    einfach die m² * spezifischer Verbrauch aus einer Tabelle+
    Warmwasserbedarf.
    Das hört sich nun alles recht simpel an im Vergleich zur ENEV Berechnung, aber es sind beides "Instrumente" die dafür
    einsetzbar sind. Die ENEV ist dafür schlicht nicht gedacht und Treffer sind purer Zufall.


    http://www.verbraucherzentrale-rlp.de/media229821A
    ich hab´s jetzt nur überflogen aber das gibt so in etwa die Richtung vor.
     
  13. #13 Leser112, 09.03.2017
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    Selbstverständlich kann man den eigenen Verbrauch auf die m² Wohnfläche umrechnen! Und dann?
    Bei einem Neubau berechnet ein Profi nach der Grundlagenermittlung den tatsächlichen Energie-und Leistungsbedarf, wählt danach das wirtschaftliche Konzept aus, dimensioniert die Anlagen und gibt den zu erwartenden Energieverbrauch an. Für die Energieeffizienz wird eine Garantie übernommen und kann im praktischen Betrieb vom Anlagenbetreiber überprüft werden.

    Sicher, dass der nicht höher ist? Zudem sind die Gesamtverluste interessant, WE + übriger Teil der gesamten Anlage (Anlagenaufwandszahl)!
    [​IMG]
    [​IMG]

    Ja, und der ist sicher und zuverlässig!
     
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