wahrnehmungsprobleme?

Diskutiere wahrnehmungsprobleme? im Bauen mit Architekten Forum im Bereich Architektur; Tach auch, Architekten sind teuer, der Häuslebauer im Osten kann sich das nicht leisten. Korrekt! Der überwiegende Teil der Bauherren kann...

  1. #21 S.Oertel, 20.09.2007
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    Tach auch,

    Korrekt! Der überwiegende Teil der Bauherren kann das nicht bezahlen.

    Doch, die gabs auch. Aber nicht grade in Massen und für den privaten EFH-Bau im Osten wäre schlicht Niemand auf den Gedanken gekommen, einen Archi einzuschalten.
    Es gibt auch kaum Nachwuchs, weil es für den Bedarf genug Planer/Archis/TWPs gibt und man kaum damit "reich" werden kann.
    Mein Archi hat mir mal erzählt, daß bei etwa 30 BVs mal eins dabei ist, wo komplett LPh 1-8 beauftragt werden. Der Rest ist 1-4 und das auch nicht selten (eher die Regel) als Pauschale für GU/GÜ/BT....

    Gruss
    Sven
     
  2. operis

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    Die werden auch alle sehen, was sie davon haben, schau dir doch diese komischen siedlungen an, das hat doch nichts mit architektur zu tun, eher noch mit legoland.

    Ich hatte letztens ein kundengespräch, als ich fragte, wer die hütte geplant hat, hieß es nur, na der GU/GÜ/BT.
    Es steht noch nicht eine wand, aber EBK haben die leute schon gekauft, gab 30%.

    Es ist schade um jeden Quadratmeter land, der mit "Dackelgaragen" (geliehen) vollgestellt wird.

    operis
     
  3. #23 S.Oertel, 20.09.2007
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    Ja - die Situation ist bekannt. Die Alternative? Mindestens 50% der Häuser würden nicht gebaut werden!
    Wie kommst Du auf die Idee, die Leute wollen Architektur? ..und gar dafür Geld ausgeben, was sie gar net haben...

    Mal Tacheles: Mir persönlich ist es völlig wurscht, ob meine "Dackelgarage" (die übrigens ein Archi geplant hat) irgendwelchen Schönheitsvorstellungen fremder Leute entspricht.
    Es ist mir absolut wurscht, in ein 30 EUR-Klo zu sch***en, das muß keine Badaustattung für Tausende von Euronen sein. So hab ich mein ganzes Leben gewohnt und war dabei ganz sicher NICHT in meiner Lebensqualität beeinträchtigt, weil die Innentüren nicht "edel" oder Hochschalldämmend waren..

    ....mal andersrum: Ist es "Lebensqualität", sich für sein ganzes Leben mit Hundertausenden von Euronen zu verschulden und für nix als das "eigene Heim" zu arbeiten, nur damit es ausreichend "repräsentativ" ist?
    Wer die Kohle übrig hat - na gut!
    Ich für meinen Teil lebe lieber (und gern!) schlicht, habe den ganzen Kram in 8 Jahren bezahlt und wenn dann irgendwann mal Geld für Luxus übrig ist, kann ich mich immernoch entscheiden, das in das Haus zu stopfen - oder auch nicht.
    Auf jeden Fall werde ich nicht aus der Bude ausziehen, weil ich mal ein paar Monate kein Geld verdiene, oder irgendwas Anderes schiefgeht, worauf ich keinen Einfluß habe...

    ..eine Frage der Prioritäten halt...

    Gruss
    Sven
     
  4. #24 Ingo Nielson, 20.09.2007
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    man kann ihnen aber keinen vorwurf machen.
    man spricht halt mit freunden über seinen hausbau. dann werden allerdings keine fragen wie z.b. "wie hast du deinen grundriss organisiert" oder "was haltet ihr von diesen gebäudeansichten, stimmen die proportionen?"
    diskutiert sondern "mensch, bei yippih habe ich ne palette nussbaumparkett stehen sehen, 50%, sicher´dir die bloß schnell." oder: "grüne, hochglanzglasierte dachziegel sind zur zeit ultimate - ohne die geht gar nichts". und zur klimatisierung des gewissens: "pellets sind geil, kosten sie was sie wollen"
    degeneration gegen null.
    schuld sind natürlich immer die architekten (obwohl gar nicht beteiligt).
     
  5. #25 Ingo Nielson, 20.09.2007
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    gute architektur hat zunächst mal nichts mit geld zu tun.
    man kann auch für schmales geld ästhetisch ansprechend bauen.
    nur wollen muß man es.
     
  6. #26 S.Oertel, 20.09.2007
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    Doch hat es! Auch ein Architekt muß Geld verdienen, denn auch er muß seine Hütte abbezahlen, sein Auto finanzieren, seinen Lebensunterhalt bestreiten usw..
    Klar, wenn man in den hier üblichen Dimensionen denkt, fällt bei einer Bausumme von 160 oder 200 TEUR der Archi mit seinen paar Tausendern nicht so ins Gewicht. Hier (im Osten) werden Häuser (9*10m / 1 1/2 - Geschossig) komplett Schlüsselfertig für deutlich unter 100.000 gebaut - da werden Außenanlagen weit in die Zukunft geschoben. Garagen/Carports erstmal nicht gebaut und wenn doch, dann mit viel Eigenleistung, da werden Dachausbauten verschoben, weil die Kohle nicht reicht und schon gar net werden Nußbaumparketts oder Edelküchen ins schmale Budget gedrückt - sorry, das ist mir doch zu platt!
    Klar mags solche Fälle geben, aber das betrifft ganz sicher nicht die Allgemeinheit.

    Gruss
    Sven
     
  7. operis

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    Und warum bauen diese leute? Nur damit sie in ihren eigenen 4 wänden in ihr 30 euro klo sch....en können und ihre papptüren zuschmeissen können? wenn sie nicht mal aus dem fenster schauen können, weil dort noch der rest der baugrube liegt?
    Sollte man jetzt den berufsstand der architekten auflösen, nur weil ein paar GÜ/GU/BT ihre hütten für das verkaufen, das sie auch wert sind? und dafür zahlen dann sogar noch die kinder die raten an die finanzierende bank, die der BT empfohlen hat, da man kein eigenkapital braucht.

    Herr oertel, sie machen es sich sehr einfach.

    operis
     
  8. ilis

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    Weil sie keinen Bock haben 40 Jahre Miete an den Eigentümer des armseligen MFH (Erbauer und Eigentümer zB Architekt in Personalunion) zu zahlen und am Ende trotzdem nix davon zu haben?
    Ich hab mal in so nem Blödbunker gewohnt. Geplant und erstellt vom Eigentümer wo halt ebenfalls Architekt ist/war. Billigste Optik, schwachsinnige Raumplanung (3.5m * 0.90 m Gäste-WC-Schlauch mit WC senkrecht zur langen Wand, so das ein normal großer Mitteleuropäer sich beim "abhocken" grundsätzlich die Knie stößt). Baujahr irgendwann in den 60ern.

    Aktuell jetzt zur Miete in nem Mehrparteienhaus. Wo die anderen Mieter und ihre Gäste grundsätzlich im (schmalen) Hof parken. Bevorzugt direkt vor unserer Garage, so dass wir jedesmal betteln dürfen, wenn wir da rauswollen. Unseren Zeitwagen parken wir (wegen Parkverbot auf der Strasse) ca 50 m weit entfernt, aber damit scheinen wir die einzigen zu sein, die bereit sind, mehr als 3 m zu laufen.

    ehrlich ... ich hab die Schnauze voll!

    Und wenn mir jemand sagt, dass ich armer Schlucker gefälligst kein Haus zu bauen habe, weil ich mir halt keinen echten Freund kaufen kann (Architekt ist ja angeblich der einzige Freund des Bauherrn und da der ja bezahlt wird, kann man Freunde offensichtlich kaufen), dann sage ich dem ... FIH!
     
  9. #29 S.Oertel, 21.09.2007
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    Tach nochmal!

    @ilis: Unterschreib!

    @Operis: Sorry - dat is mir nun etwas zuviel Polemik auf dem Haufen!
    Einfache Häuser wurden auch schon vor ein paar Hundert Jahren gebaut von Leuten mit schmalem Budget, die sich dafür sicher die Gesundheit ruiniert haben. Die stehen zum großen Teil heute noch und es wohnen auch Leute drin.

    Hier findet keine Veranstaltung "kontra Architekt" statt (ich habe / hatte) einen; schrub ich ja wiederholt. Scheinbar gibts hier eine große Anthipatie gegen Leute, die sich einen Archi schlicht nicht leisten können, aber trotzdem ein eigenes Haus haben wollen - und denen sind Papptüren, fehlende Architektur und 30 EUR-Klos schnurzpiepe - mal davon abgesehen, daß man sowas nachträglich recht unkomliziert austauschen kann (Lottogewinn :p).

    Wenn man es mal auf einen einfachen Faktor "runterbricht". Man wohnt zur Miete und ist mit der Situation nicht zufrieden (bei mir: extreme Lärmbelästigung über Jahre). Alternative: Umziehen mit einem riesen Aufwand und ungewissem Ergebnis, aber definitv höheren Kosten.
    Alternative2: EFH-Bau mit einfach(st)em Standard und halt 5 Jahre Baustelle, wo aber wenigstens Nachts ruhe ist und man irgenwann auch mal fertig wird und einem Keiner mehr auf den S**k geht.

    Wo ist das Problem?

    Gruss
    Sven
     
  10. #30 Ralf Dühlmeyer, 21.09.2007
    Ralf Dühlmeyer

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    Doch,

    es ist eine Veranstaltung kontra Architekten.
    Denn die Beiträge klingen so, als koste der Architekt nur ohne einen Gegenwert zu liefern. Und das ist falsch.
    Wenn ich viele Grundrisse sehe, könnt ich ...! Vernünftig !!! durchgeplant hätte nur die Reduzierung der Grundrissfläche um unnütze Wege und Wände, Ecken und Gedöns durch weniger benötigte Grundstücksfläche, Bopla, Wände usw. bis hin zu Ziegeln das Honorar schon reingeholt.
    Ganz zu schweigen vom nicht in € abfüllbaren Gewinn an Komfort.
    Und das hat nix damit zu tun, ob ich auf ner 30 € Schüssel oder einer für 3.000 sitze.
    Das die meisten Hütten so teuer sind, liegt nicht an deren Planer, sondern an den hochgesteckten Ansprüchen der Erbauer.
    MfG
     
  11. #31 aubauewill, 21.09.2007
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    Könnte man sich festlegen auf:

    dass die wenigsten Archis wirklich Innovativ, unkonventionell Planen und Bauen.
    Das groß eben mehr auf bewährtes & bekanntes zurückgreift.
    Eine richtige Archi Hütte durchdachter ist als eine vom BT und Kollegen bis hin zum absoluten Einzelstück.

    In der Architektur (der Vergangenheit) das Thema Energie nicht auf Platz 1 der Prioritätenliste stand, sich das nun etwas ändert und auch die Archis sich darauf einstellen werden / müssen.

    Das haben die fertighausfirmen, BT und Freunde in Ihre Verkaufsstrategien schon implementiert. Und suggerieren somit was der Kunde überall liest und hört. ENERGIEKOSTEN.

    Ich bin jedoch froh, dass unser Archi nicht ständig von WP, Solar etc singt. Sondern auf dem Boden der Tatsachen bleibt.

    Ich habe bisher auch in 30.- Kloos ge....n. Was hochwertigeres wird sich in Mietwohnungen der Mittelklasse wohl auch nicht finden.
    Jetzt soll sich das Ändern.
    Mein Arsch ist es absolut Wert in eine Designerschüssel für 1000.- zu machen.
    Denn der sitzt auch 14std. und holt die Kohle für den Bau mit rein.

    So hat jeder eine andere Wertansicht fürs Bauen, Material und Architektur.
    Und das ist auch gut so, denn sonst wäre es wie in weiten Teilen Spaniens, wo ganze Siedlingen hochgezogen werden und es dort aussieht als kähme alles aus dem Drucker nachdem 500x copy & paste gemacht wurde!
    Grauenhaft.

    Dem einen reicht ein Skoda Fabia, der andere möchte seinen Geschmack durch einen Aston Martin zum Ausdruck bringen.
    Dem einen reicht das 3-er Pack Jeans von Bon-Prix, beim anderen muss es eine mit Öko Label sein.
    Solange wir noch die Wahl haben, ist doch alles fein.

    Aber in der 1. Liga hats nunmal nicht Platz für jeden. Auch in der Achi Liga nicht.

    Elvis
     
  12. #32 Bauwahn, 21.09.2007
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    Ja, aber für's Legoland in GZ zahlen die Leute horrende Eintrittspreise, für die Weissenhofsiedlung in S nicht.

    Nur so

    Thomas
     
  13. #33 Ralf Dühlmeyer, 21.09.2007
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    MfG
     
  14. #34 aubauewill, 21.09.2007
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    Innovativ & Unkonventionell

    Bsp. Ein Stahlskelett Bau, ein begrüntes Dach, schlicht & einfach statt Erker, Gaube etc. Lehm statt Gips, Putz, Erdhügelhaus (Bebauungsplan - sehr schwierig) Natürliche Baustoffe statt künstliche (Styropor), Strahlungswärme statt Konvektion.

    Nur ein paar Punkte die mir auf die schnelle einfallen.
    Da solche Sachen nicht auf der Tagesordnung sind, muss sich mancher Archi auch erst einarbeiten, lesen, denken.

    Elvis
     
  15. ilis

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    Dann würde mich mal interessieren, wieviel "architektonische Manövriermasse" ein Architekt hat, wenn die Kosten bei rund 1.000/qm (inkl. Honorar) liegen dürfen. Um zumindest mal "schmaler Geldbeutel" zu definieren.
    Die normative Kraft des Faktischen setzt hier meines Erachtens allen Individualisierungsbestrebungen eine natürliche und wohl unüberwindliche Grenze.
    Und nach Streichung der Eigenheimzulage, allgemeiner Zukunftsangst und langsamer steigenden (bzw. fallenden) Reallöhnen, wird die Luft für Architekten i.A. dünner (IMHO).

    BTW: Ist ein Architekt aus einem anderen EU-Land eigentlich auch "gezwungen", nach HOAI abzurechnen? Sobald EU-Recht in's Spiel kommt, wackeln nationale Einschränkungen ja mitunter.
     
  16. operis

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    Möchte bitte kurz klar stellen, das ich nichts gegen 30 € kloschüsseln habe.

    zum post von elvis...

    Meine persönlichen erfahrungen sind so, das ca 7 von 10 architekten durchaus innovativ arbeiten, wenn man sie nur lässt.

    Grüße operis
     
  17. Bruno

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    Die HOAI ist europafest und gilt auch für einen hier arbeitenden ungarischen oder estländischen Architekten. Wenn alle anderen hier zu Polenpreisen arbeiten würden und ich entsprechend billig leben und einkaufen könnte, könnte man über die HOAI reden. Aber nur weil Leute, die einen sechsstelligen Betrag für ein Haus ausgeben können, keine Luft mehr haben, arbeiten Architekten nicht zu Polenpreisen. Ich jedenfalls nicht.

    Antwort eines Händlers auf einem türkischen Bazar auf ein unmoralisches Angebot: für Leute mit wenig Geld haben wir da hinten einen Tisch mit billigen Sachen.
     
  18. ilis

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    Mir gings eigentlich nicht um einfliegende A's sondern welche Regelungen gelten, wenn die sich hier fest niederlassen. Da gilt ja zB dann auch nicht der entsprechende "Meisterzwang", sondern eine etwas entschärfte "Erfahrungszwang"-Regelung. Die Lebenshaltungskosten etc wären also gleich. Außerdem müsste es ja nicht zwangsläufig ein Pole sein (Beitrittsländer), sondern könnte ja auch ein Italiener etc sein. Da es in Ost-Europa ja gar nicht SO viele Architekten gibt, wäre das wohl sogar wahrscheinlicher.

    Ist das "europafest" schon mal durch den EUGH entschieden worden, oder ist das nur eine Einschätzung von Verbänden/Politikern?

    BTW: "sechsstellig" klingt zwar toll, aber das läßt immerhin so knapp 900.000 Euro Spielraum und die allermeisten können halt nicht mal eben schnell ihre Mittel um 50k erhöhen, nur damit sie "architektonischen Mehrwert" erhalten. "ausgeben KÖNNEN" ist ebenfalls ziemlich relativ. Viele können das nur, weil sie die Miete sparen UND sich anderweitig einschränken. Und dem Einschränken sind nun mal gewisse natürliche Grenzen gesetzt.

    Da wir offensichtlich relativ viele Archtitekten haben und da der Kuchen offensichtlich kleiner wird (IMHO), wird es wohl auf Dauer nicht ausbleiben, dass die HOAI regelmäßig unterschritten wird. Was soll ein 48-jähriger Archtitekt mit Familie denn machen, wenn er keine Aufträge hat? Als Postzusteller für Mindestlohn arbeiten?
     
  19. #39 Ralf Dühlmeyer, 21.09.2007
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    Ich bin zwar noch keine 48 ;) aber bevor ich zum 2/3 oder 1/2 anzustzenden HOAI-Satz arbeite, wäre Briefe austragen durchaus eine Alternative.
    Warum???
    Ganz einfach:
    1) Menschen, die den Wert guter Arbeit nicht zu schätzen wissen, werden oft genug am Ende weitere Möglichkeiten zur Einsparung am Architektenhonorar suchen und (er)finden. Mir bliebe dann am Ende vielleicht 1/3 des eigentlich nötigen Honorars. :bounce::bounce:
    2) Meine Fixkosten bleiben. Also sinkt mein "Reingewinn" - wahrscheinlich bei betriebswirtschaftlicher Nachkontrolle deutlich in den roten Bereich.
    Gebe ich mein Büro auf, bin ich einen wesentlichen Teil der Fixkosten los.
    3) ICH bin nicht in der Lage meine Leistungen so weit zu reduzieren, wie es eine Honorarreduzierung erfordern würde. Verstiesse gegen meine Auffassung
    4) Hafte ich auch bei einem Honorar vom berühmten symbolischen 1 € in vollem Umfang der von mir gemäß Auftrag zu erbringenden Leistungen. Meine Haftpflicht hat aber einen durchaus 4-stelligen Selbstbehalt.
    5) Als Briefträger erwartet kein Auftraggeber von mir 24 Std. 7 Tage 52 Wochen Einsatzbereitschaft. Wenn Feierabend, dann Feierabend, wenn krank, dann krank, wenn Urlaub, dann Urlaub.
    MfG
     
  20. ilis

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    Ralf, so magst du das sehen, aber sehen alle deine Kollegen das so?
    (btw mit 48 könnte man wahrscheinlich FROH sein, noch nen Job als Zusteller zu bekommen)
    Nehmen wir an, die letzten Jahre lief's ganz passabel. Nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend. Große Ersparnisse sind jedenfalls nicht vorhanden. Jetzt bleiben die Aufträge aus, oder werden weniger. Dann gäb's die Möglichkeit mal eben einen Auftrag auf 50% Level zu machen. Klar, man setzt zu, aber wenigstens werden die Verluste minimiert und man braucht die langjährige Sekretärin nicht zu entlassen. Immerhin gibt's ja wenigstens ein bißchen Geld. Und danach könnte ja auch wieder was richtiges kommen.
    Kommt aber erstmal nicht. Das Büro in der Stadt wird aufgegeben und die Sekretärin auf halbtags umgestellt. Die nächsten 50%er helfen, das ganze erstmal zu überbrücken. So schleppt man sich dahin und die Ehefrau wird zwischenzeitlich zur Sekretärin erklärt. Schließlich ist man 53, die Kinder sind aus dem Haus und eigentlich könnte man mit weniger jetzt auch leben.

    Das sind meines Erachtens die Geschichten, die das Leben schreibt. Viele schlucken halt irgendwann ihren Stolz runter und machen das, was getan werden muss. Manchmal auch mit dem Hintergedanken, dass man zumindest die "Kollegen" mit leiden lassen will, wenn man selbst schon nicht das erreicht, was man sich mal erträumt hat. Warum soll man denn schon selbst der sein, der dafür sorgt, dass der "Markt" sich wieder reguliert? Vlt wenn man lange genug durchhält ...
     
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