Architektenblick gegenüber Laienblick

Diskutiere Architektenblick gegenüber Laienblick im Architektur Allgemein Forum im Bereich Architektur; - auf Teufel komm raus getrimmte 'Monitorfenster' (fürs Moderne) - Klappläden (für moderne Nostalgiker) - eine Dachform die sich anbiedernd...

  1. #61 Ralf Dühlmeyer, 12.09.2012
    Ralf Dühlmeyer

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    Siehste - da wird über ein Ergebnis debattiert, ohne den Prozess zu kennen. Wer von uns kann den beurteilen, wie die ersten Ideen des Kollegen dazu aussahen und was z.B. das Stadtplanungsamt dort durchgesetzt hat.
    Offiziel im Namen der Stadtgestaltung, tatsächlich auch nur der eigenen Geschmacksrichtung folgend!

    Zum neurochirurgischen Institut (steht in H in der Nähe der medizinischen Hochschule) - das ist eines DER Zentren für Gehirnchirurgie und dementsprechend hat der Planer für die Fassadengestaltung die Umrissform eines Kopfes in seinen Entwurf einfliessen lassen!
    Nix Orwell!
     
  2. Popeye

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    Wir wohnen in einem Gebiet, in dem (wenn ich unseren Archi richtig verstanden habe) zwei Bebauungspläne aufeinanderstoßen und niemand so genau weiß, wo der eine aufhört und der andere anfängt. Es wurde vor langer Zeit (muss schon in den 30er Jahren gewesen sein) schlampig gearbeitet, deshalb ist das Bauamt hier seit vielen Jahren relativ großzügig, da man keinen Rechtsstreit riskieren will, bei dem das gesamte Verfahren aufgerollt werden muss.

    Ergebnis ist eine bunte Mischung vieler Baustile: Gründerzeitvillen, Bauhaus, "normale" Sattel- und Walmdachhäuser, verspielte Mansarddachhäuser mit Erker, aus den 70ern eine ETW-Anlage in Beton am Hang, sogar ein Haus mit Tonnengewölbe als Dach (das ist nachträglich vor ca. 4 Jahren von einem Satteldach-Haus umgebaut worden). Das Ganze in Aussichtslage und mit Weinberg fast mitten im Wohngebiet. Da es eine ziemlich teure Gegend ist, ist die "Architekten-Dichte" wohl überdurchschnittlich, das meiste, was gebaut ist und noch wird (bzw. Sanierung und Umbau, neu eher selten), hat wirklich Qualität. Haus "Monika" gibt's hier nicht.

    Ich find's einfach toll. Wir wohnen hier jetzt seit fast 3 Jahren, und wir gehen gern spazieren und "Häuser-Gucken" und finden immer was Neues. Manches gefällt einem, manches nicht, aber es wird nie langweilig. Und beim 3. Mal vorbeilaufen entdeckt man vielleicht auch, was sich der Planer dabei gedacht haben könnte. Einheitliches Ortsbild nach der Geschmacksdiktatur von irgendwem - nein danke!

    Achja, das Gehirnchirurgie-Gebäude finde ich (in dem Kontext) klasse!
     
  3. #63 Thomas B, 12.09.2012
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    Das mag, wenn man die Nutzung kennt, zwar nachvollziehbar sein, ich sehe diesen gestalterischen Ansatz aber äußerst kritisch! warum soll man die Nutzung quasi als gebautes Piktogramm ablesen können? Wie dürfte man sich die Ausgestaltung einer Klinik, die der Proktologie verschrieben hat vorstellen? Ein Arsch in Beton, Glas und Stahl? Oder müßte, um diesem Gedanken zu folgen, ein Schlachthof in Form eines Rindes mit angeschlossenem, rot eingefärbten See (= Blut) gestaltet werden. Oder wir könnte man sich die Form eines neu gestalteten Klärwerks vorstellen.....?

    insgesamt mag hier sicher eine gestaltrische Intention vorliegen, aber ich finde Gebäude, die Menschen, Teile davon, Tiere, what ever nachzuformen versuchen immer etwas fragwürdig. es mag im Einzelfall passen, aber daraus ein Gestaltungsprinzip abzuleiten, dem mag ich nicht folgen.
     
  4. #64 Gast036816, 12.09.2012
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    ich muss eines klar stellen - ich habe nichts gegen den kopfbau, ich finde den bezug zur entwurfsidee in ordnung, das kann man vertreten. ich moechte einfach den unterschied herausstellen. ein wohnhaus im bauhausstil hat nichts mit orwell gemein. die bauhausidee resultiert aus der sozialen notwendigkeit einfache schnoerkellose wohnhaeuser fuer die unteren sozialen schichten zu entwickeln und dabei so effizient wie moeglich zu bauen. orwells gedanken sehe ich eher in den grossstrukturbauten im high-tech stil realisiert. ich haette besser ein foto vom icc einstellen sollen. dieses raumschiff passt besser zu orwell. jede epoche hat nun einmal ihre eigenen designs und gestaltungszitate. wichtig ist, dass darueber diskutiert wird, die leute sollen sich ruhig aufregen. die diskussionen muessen nur mit niveau gefuehrt werden und nicht einfach immer die schandfleckschublade aufreissen.
     
  5. #65 Thomas B, 12.09.2012
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    Eine Klinik sollte (nach meinem Empfinden!) beim Patieneten (um den es hier ja in erster Linie gehen sollte) ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit auslösen. Wer geht schon gerne ins Karnkenhaus? Der Anblick des "Kopfbaus" löst bei mir eher Bedrückung aus. Mag auch am s/w liegen, an der Perspektive, an der Tageszeit...what ever. Sicherheit vermittelt es bei mir zumindest nicht.
     
  6. HelgeK

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    @ Rolf a i b: Die Kritik hätte ich so nie formulieren können, aber ich finde sie 100%ig nachvollziehbar. Ich selbst hätte nur sagen können: Netter Ansatz, aber "irgendetwas passt da nicht ganz".

    Trotzdem: Bei diesem Beispiel ist zu sehen, daß ein "gestalterisches Bemühen" stattgefunden hat. Es wurde nicht einfach etwas hingeklotzt. In Hamburg wären solche Neubauten vergleichsweise schon hochwertig. Ich werde mal mit der Kamera losziehen, um ein par Beispiele aus unserem Umfeld einzufangen, bei denen ein solches Bemühen nicht erkennbar ist, die aber leider über weite Strecken das Stadtbild bestimmen.

    @ Ralf Dühlmeier: Ich kann nicht erkennen, daß das Arbeiterhäuschen links und der Gründerzeitbau rechts sich "beißen". Jedes für sich wirkt in sich stimmig. Selbst direkt nebeneinander würden sie, trotz der unterschiedlichen Dimensionierung - wenig "Bauchschmerzen" verursachen. Ich glaube auch nicht, daß der Gründerzeitbau seinerzeit umstritten war. Er entspricht dem Stil seiner Zeit - eine Architektur, die damals der großen Mehrheit der Menschen gefallen hat, und es heute immer noch tut.

    Auch unabhängig von diesem Beispiel halte ich das Argument, daß die Menschen sich ja erst an zeitgenössische Architektur "gewöhnen" müssen, für falsch (wie lange soll dieser Prozess denn noch dauern?). Wenn dem so wäre, müßte ja jede Architektur, die nicht dem Gewohnten entspricht, erstmal als häßlich empfunden werden. Die traditionellen Stadthäuser im Jemen, die alten Wohnviertel von Bangkok, Maori-Bauten in Neuseeland oder die Pueblo-Architektur im Südwesten der USA habe ich allesamt erstmalig als Erwachsener gesehen und fand sie trotzdem sofort "schön". Offenkundig geht es den meisten Menschen, die dieser Architektur begegnen, ähnlich. Und auch moderne Bauten können problemlos auf Anhieb überzeugen (wäre doch schlimm, wenn nicht!). Die HafenCity hier bei uns entspricht in keiner lokaler Bautradition, ist aber trotzdem von Anfang an in ihrem westlichen Bauabschnitt ein offensichtlicher Publikumserfolg.
     
  7. Baumal

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    ... hmmm. schlecht schaut es nicht aus, das gebäude.

    aber das es den entwurfgedanken eines kopfes haben
    könnte, darauf wäre ich nicht gekommen.
    der "hals" auch viel zu mächtig..

    als patient unbedingt von einem äußeren
    erscheinungsbild des gebäudes daran erinnert zu werden,
    daß in meinem hirn etwas nicht mehr funktioniert,
    wie es sollte, halte ich für sehr fragwürdig.

    (kann bei diesem gebäude aber nicht geschehen,
    ich jedenfalls denke an alles mögliche, aber nicht an einen kopf)
     
  8. HelgeK

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    Mein Beitrag kam zu spät (Ihr schreibt zu schnell :p ), ich habe mich noch auf das Beispiel von "Ambiente" und die Kritik daran bezogen
     
  9. Baumal

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    champignon

    danach habe ich gesucht.
    das gebäude hat das erscheinungbild eines champignonpilzes...:D
     
  10. #70 Ambiente, 12.09.2012
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    Genau das beschreibt doch Orwell in 1984. Die Arbeiterklasse dient nur dem Zweck einen imaginären Feind zu bekämpfen. Dazu haust sie in Betongrauen Unterkünften. Schlicht und effizient.
    Das Buch kann ich übrigens empfehlen, weit besser als alle Verfilmungen.

    Bei Orwell war übrigens gar nichts Technisiert, außer die Methoden der Überwachung und der Kriegführung.
     
  11. #71 Ralf Dühlmeyer, 12.09.2012
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  12. #72 Ambiente, 12.09.2012
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    Egal was das Gebäude ist und welche Absichten verfolgt wurden. Es ist grausam im Landschaftsbild und tut der Seele weh.
     
  13. #73 Thomas B, 12.09.2012
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    "....Houston, the eagle has landed!"

    Sorry...aber mir will das nicht gefallen. Gar nicht. Muß es aber natürlich auch nicht!
     
  14. #74 Ralf Dühlmeyer, 12.09.2012
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    Woher willst Du das beurteilen können?? Warst Du da schon mal?
    Ich behaupte nein, denn sonst würdest Du solches nicht behaupten.
    Das INI steht mitten in einem Gebiet, das von Verwaltungs- und Bürokomplexen geprägt ist und ist keineswegs grausam im Landschaftsbild
     
  15. #75 Ambiente, 12.09.2012
    Ambiente

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  16. #76 Ralf Dühlmeyer, 12.09.2012
  17. #77 Gast036816, 12.09.2012
    Gast036816

    Gast036816 Gast

    Ambiente - langsam werden deine zitate, bezuege und suche nach parallelen etwas merkwuerdig. ich kenne orwells 1984 - von spirit klasse vertont - duester, grau, muffig, miefig und effizient ist die beschreibung der arbeiterhaeuser, bei gropius, hell, tageslichtsurchflutet, luftig und effizient. nur effizient ist gleich alles andere ist gegensaetzlich. bauhaus und orwell passt nicht zueinander.
     
  18. Baumal

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    welches landschaftsbild?

    es wird vermutlich ein büro/verwaltungsgebiet sein.
    dafür erschlossen und bebaubar. spazieren aus
    lust und laune wird dort keiner gehen,
    es sei denn er ist an architektur interessiert, oder
    arbeitet dort...

    was hättest du denn gerne an stelle dieses gebäudes
    in deinem schönen bayern?
    einen 54m langen stadel mit krüppelwalmdach der sich
    schön in die landschaft integriert?

    schuster bleib bei deiben leisten, ich versuche auch
    nicht ITLer mit meinen wahnsinns gedanken über
    programmierungen zu nerven. weshalb? weil ich keine ahnung
    von der materie habe...
     
  19. #79 dquadrat, 12.09.2012
    dquadrat

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    wobei das bauhaus, also was otto-normalbürger darunter versteht, weder damals effizient war noch heute effizient ist. kann mich daran erinnern, daß die dessauer meisterhäuser für damalige zeiten schon extrem teuer waren und eine größer geplante bauhaussiedlung in dessau nicht umgesetzt werden konnte, weil jedes budget gesprengt hätte...
    und auch heute ist diese art zu bauen immernoch wesentlich teurer als haus monika, wenns denn ein bisschen schön sein soll. die reduktion aufs wesentliche kommt oft mit hohen kosten daher...

    die effizienten errungenschaften (einbauküche, zentralheizung etc.pp.), assoziiert man üblicherweise dann nicht mehr mit bauhaus...
     
  20. #80 Gast036816, 12.09.2012
    Gast036816

    Gast036816 Gast

    einbaukueche, baeder in den wohnungen und zentralheizungen sind die effizienten errungenschaften der bauhausarchitektur. ebenso die damals genannten eisenbetondecken sowie in serie gefertigte bauteile wie fenster und tueren. da damals vieles neu war, waren heizung, einbaukueche, zentralheizung und eisenbeton teurer als herkoemmliche bauweisen. zentralheizung war damals in der herstellung teurer als einzelofenbau. im betrieb war die heizung wiederum preiswerter. die meisterhaeuser waren teurer, die waren auch sehr ueppig ausgestattet. andere beispiele wurden guenstig realisiert, z. b. karlsruhe-dammerstock.heute wird ein anderer massstab angelgt, meist mit hochwertigerer ausstattung als im haus uschi.
     
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