Fragen zum Erder/Potentialausgleich bei einem Neubau auf Sandboden

Diskutiere Fragen zum Erder/Potentialausgleich bei einem Neubau auf Sandboden im Elektro 1 Forum im Bereich Haustechnik; Hallo Experten, ich habe als Bauherr einer DHH nun schon einiges zum Thema Erdung/Potentialausgleich gelesen und habe als Laie einige konkrete...

  1. #1 ThomasKunze, 23.05.2021
    ThomasKunze

    ThomasKunze

    Dabei seit:
    23.05.2021
    Beiträge:
    4
    Zustimmungen:
    0
    Hallo Experten,

    ich habe als Bauherr einer DHH nun schon einiges zum Thema Erdung/Potentialausgleich gelesen und habe als Laie einige konkrete Fragen.

    Es wird ja anscheinend generell unterschieden zwischen der Erdung und dem Potentialausgleich. Die Erdung dient primär dem Blitzschutz bzw. dem Betrieb der elektrischen Anlage (TN-C Netz) und der PA dem Ableiten von Fremdströmen und der Aufrechterhaltung einer guten EMV.
    [Frage 1: Ist dies so korrekt wiedergegeben/zusammengefasst?]

    Zum Hintergrund:
    • Das Haus mit den Abmessungen von 2 x (11 m x 7,5 m) ruht auf einer durchgehenden BP (da WEG-geteilt) mit einer Stärke von 30 cm, die auf einer PE-Folie errichtet wird. Wegen des sehr trockenen sandigen Bodens wurden 90 cm tiefer ausgeschachtet und mit Recylingmaterial aufgefüllt.
    • Es wird keinen äußeren Blitzschutz geben, im Rhein-Main-Gebiet ist dies wohl nicht "zwingend erforderlich".
    • Es wird ein Keller mit weißer Wanne errichtet, die ringsherum mit einer Perimeterdämmung gedämmt wird. Die OK BP liegt ca. 2,5 m unter Erdniveau (Sandniveau).

    Der Ist-Zustand:
    • Der Architekt hat bereits mit den Arbeiten an der BP begonnen: nun liegt die gebogene Armierung bereits auf der PE-Folie auf 5 cm Abstandshaltern. Im Innern der Körbe habe ich heute den "Fundamenterder" = Funktionspotentialausgleich bestehend aus verzinktem Flachstahl gesehen. Zur Zeit ist er noch nicht normgerecht alle 2 m mit der Armierung verbunden, das soll aber wohl noch erfolgen (...).
    • Wegen der weißen Wanne muss ja nach der DIN 18014 zusätzlich zum Funktionspotentialausgleich (also das Band innerhalb der BP [Frage 2: richtig/falsch?]) ein erdfühliger Ringerder verlegt werden. Hier beginnt das Problem. Sowohl der Sand am Rand der Baugrube, als auch das Recyclingmaterial haben ja einen sehr hohen Erdungswiderstand - ich habe also die Wahl zwischen Pest und Colera. Diesen Ringerder habe ich nicht entdecken können.
    • Nachdem ich den Architekten auf den fehlenden Ringerder angesprochen habe, reagierte er pikiert und sagte mir, er würde einen Tiefenerder in V4A von 3 m Länge V4A vorsehen. Nun habe ich wiederum hier und da gelesen, dass ein Tiefenerder generell nur an den Ringerder angeschlossen werden kann, der wiederum am FPA angeklemmt ist. [Frage 3: Wo genau ist das bindend definiert?] Er will den Tiefenerder direkt mittels einer Fahne mit dem FPA verbinden...
    [Frage 4: Ist sein Vorgehen so korrekt und kann der Ringerder "übersprungen" werden?]
    [Frage 5: Reicht ein Tiefenerder von lediglich 3 m Länge aus? Nehme ich einen Erdwiderstand bei trockenem Sand von (Mittelwert) 1500 Ωm an, so komme ich auf eine Länge von knapp 12 m (1,3 * 1500 Ωm / 166Ω).]
    [Frage 6: Wieviele Tiefenerder sind auszuführen? Einer? Einer pro Hausseite? Einer an jeder Ecke?]
    • Bei der abschließenden Widerstandsmessung dürfen ja lediglich maximal 0,2 Ω erreicht werden. Ich vermute, da wird einfach der Widerstand zwischen zwei Punkten der Anlage gemessen (also z.B. eine Klemme am FPA und eine Klemme am Tiefenerder). [Frage 7: stimmt das so?] Wenn das so ist, dann sagt aber diese Messung doch nichts über den eigentlichen Widerstand gegen die Erde aus (also hier den Sand). [Frage 8: Wie kann ich davon ausgehen, eine sichere und zeitgemäß geerdete Anlage zu erhalten & welche Art der Messung muss hier erfolgen (ggfs. Dreipunkt-Messung)?] [Frage 9: Sollte ich wegen der gegebenen Umstände (trockener Sand) auf einer Dreipunkt-Messung bestehen?]

    Da 9 Fragen nicht reichen, zum Abschluss noch eine:
    [Frage 10: Mache ich mich verrückt und das ist alles halb so schlimm?] :irre

    Lieben Dank & ich bin gespannt auf Eure Anmerkungen und Antworten!
     
  2. #2 Hanilein, 23.05.2021
    Hanilein

    Hanilein

    Dabei seit:
    10.05.2018
    Beiträge:
    354
    Zustimmungen:
    176
    Beruf:
    Rentnerelektriker im Unruhestand
    Google nach Elektro + Fundamenterder.
    Dort findest du die Antworten.
     
  3. #3 ThomasKunze, 24.05.2021
    ThomasKunze

    ThomasKunze

    Dabei seit:
    23.05.2021
    Beiträge:
    4
    Zustimmungen:
    0
    Hallo Hanilein,

    vielen Dank für den Tipp, bei Elektro-Plus und Dehn hatte ich bereits die meisten grundsätzlichen Informationen gefunden (z.B. Fragen 1 + 2), bin mir als Lais jedoch nicht ganz sicher. Allerdings denke ich, dass meine weitergehenden Fragen seien dort nicht beantwortet worden sind.
     
  4. #4 Fabian Weber, 24.05.2021
    Fabian Weber

    Fabian Weber

    Dabei seit:
    03.04.2018
    Beiträge:
    13.594
    Zustimmungen:
    5.171
    Die Erdungsanlage darf nur durch ein zertifiziertes Unternehmen erstellt werden.

    Also Dein Rohbauer darf das gar nicht ausführen. Wenn das ein Blitzschutzunternehmen ausführt, dann wird das auch fachgerecht.

    Lass Dir vom Rohbauer die entsprechenden fachlichen Nachweise vorlegen.
     
  5. #5 ThomasKunze, 24.05.2021
    ThomasKunze

    ThomasKunze

    Dabei seit:
    23.05.2021
    Beiträge:
    4
    Zustimmungen:
    0
    Hallo Fabian,
    das ist mir bekannt, jedoch ist die Kommunikation mit dem Architekten/Rohbauer schwierig, weshalb ich mich (z.B. hier) zuvor erkundigen möchte.

    Blitzschutzunternehmen ist genau das richtige Stichwort. Wie eingangs erwähnt, wird es keinen (zumindest äußeren) Blitzschutz geben, weshalb ich bezweifle, dass ein Spezialist zu Rate gezogen wird. Es dreht sich alles - wie leider wohl üblich - um den Rohbauer & den Spezi-ELI des Architekten. Ich als Außenstehender habe da als fachlich interessierte und fragenstellende Person keine guten Karten.

    Mir geht es nur darum:
    1. Was ist zum sicheren Betrieb der elektrischen Anlage (TN-C) gesetzlich oder per Norm vorgeschrieben (nur für den PA)? Ich möchte vermeiden, dass nicht einmal das absolute Minimum ausgeführt wird!
    2. Was sollten man wegen der schlechten Bodenverhältnissen darüber hinaus installieren (nur zum Betrieb der Anlage, also PA), oder tut das überhaupt nichts zur Sache?
    Wenn ich einen äußeren Blitzschutz wollte, dann wäre es vollkommen klar, dass man einen geeigneten Ringerder mit entsprechend langen Tiefenerdern wohl zwingend benötigen würde.
     
  6. #6 Dipol, 25.05.2021
    Zuletzt bearbeitet: 26.05.2021
    Dipol

    Dipol

    Dabei seit:
    20.09.2010
    Beiträge:
    785
    Zustimmungen:
    321
    Beruf:
    RFT-Meister & VDE geprüfte Blitzschutzfachkraft
    Ort:
    Leinfelden-Echterdingen
    DIN 18014:2014-03 befindet sich gerade in Revision ist aber einschließlich im gepinnten Thread aufgeführter Kritikpunkte gültig. Fragen, die dort schon behandelt sind, lasse ich außen vor und fasse mich kürzer:
    Zu 1 und 3: Bei einer weißen Wanne ist ein Ringerder erdfühlig in mindestens 0,8 m Frosttiefe zu verlegen. Da kein spezieller Erdausbreitungswiderstand gefordert ist; entspricht es der aktuellen Normausgabe wenn auf der Ausschachtsohle ein NIRO-Ringerder eingebaut ist, der die max. Maschenweite von 20 m x 20 m einhält und beim gegebenen Gebäudeumfang von 37 m ein weiteres Mal - vorzugsweise gegenüber - nochmals mit dem FPAL verbunden werden muss.
    Zu 2: Im Gegensatz zur Genehmigungspraxis in Österreich werden bei uns für normale Wohngebäude von den Baurechtämtern auch in Regionen mit höherer Blitzdichte keine Bitzschutzsysteme gefordert.


    Die Antwort darauf und auf andere Fragen stehen im gepinnten Thread.

    Wie pikiert ein Architekt ist hat keinerlei normative Relevanz. Nach der für Neubauten relevanten aktuellen DIN 18014:2014-03 sind bei erhöhten Erdausbreitungswiderständen Ringerder Pflicht, Tiefenerder mit 3 m Länge als Ringerderersatz sind dort nicht aufgeführt. Im Entwurf der DIN 18014:2021-01 sind erstmals als Ringerderersatz zwei Tiefenerder mit mind. je 5 m Länge in diagonalen Positionen UND eine Messung des Erdausbreitungswiderstands vorgesehen. Auch das wird vorhersehbar aus Normunkenntnis oder Unwillen wieder mehrheitlich missachtet werden. Wenn keine zweite Anschlussfahne vorhanden ist, bleibt als Notlösung ein Tiefenerder mit im Blitzschutzbau üblichen aber nur noch empfohlenen 9 m Standardlänge.
    Es ist leider die ganz normale normwidrige Baustellenpraxis. Nicht nur klimatisch muss man sich an Bausitten wie am Mittelmeer gewöhnen oder mit Gutachter(n) und Anwalt dem Treiben ein Ende setzen. Das kostet aber Zeit und Nerven.
     
    simon84 gefällt das.
  7. #7 Fabian Weber, 25.05.2021
    Fabian Weber

    Fabian Weber

    Dabei seit:
    03.04.2018
    Beiträge:
    13.594
    Zustimmungen:
    5.171
    Du musst dann eigentlich die Abnahme verweigern und entsprechende Zahlungen einbehalten.

    Der Rohbauer muss Dir die nach der DIN geforderten Fotodokumentation und die Fachunternehmererklärung seines Nachunternehmers für Erdungsanlagen vorlegen.

    Warum reagiert Dein Architekt eigentlich so, man kann doch den Ringerder jetzt noch herstellen lassen?
     
  8. #8 ThomasKunze, 27.05.2021
    ThomasKunze

    ThomasKunze

    Dabei seit:
    23.05.2021
    Beiträge:
    4
    Zustimmungen:
    0
    Hallo Dipol, vielen Dank für Deine Antwort und den Verweis auf den gepinnten Thread, den ich schon gelesen hatte; ich wollte mich nur absichern, damit keine Halbwahrheiten im Raum stehen.

    Nach der aktuell gültigen Norm gilt also:
    1. Es muss hier also zwingend ein Ringerder verlegt werden, der an mindestens zwei Punkten (da Gebäudeumfang mehr als 20 m) mit dem FPAL verbunden wird. Ein Tiefenerder darüber hinaus ist lediglich optional.
    2. Es ist keine Alternative auf den Ringerder zugunsten eines langen oder mehrerer kürzerer Tiefenerder zu verzichten.

    Abseits der Norm - die örtlichen Begebenheiten sollten ja nicht außer Acht gelassen werden:
    1. Ist es nicht besser zum Ringerder (auf dem isolierenden Recyclingmaterial) einen Tiefenerder in entsprechender Länge im Boden (trockener Sand!) zu versenken? Nur so wird man doch wahrscheinlich auf die geforderten Werte kommen?
    2. Was für Risiken gehe ich ein, wenn es nicht normgerecht ausgeführt wird? TN-S(-C) bringt ja bereits einen eigenen "Erder" als PEN mit. Welche Fehlerszenarien können hier auftreten, wenn der Erdwiderstand zu hoch ist?

    Hallo Fabian, auch Die danke für den Input.
    Er will wahrscheinlich einerseits aus Kostengründen auf den Ringerder verzichten, der ja andererseits wegen des Recyclingmaterials per se und fehlender Durchfeuchtung durch Pflasterung rund um das Haus zusätzlich als schlechter Leiter kaum zu gebrauchen ist. Drüber hinaus ist er aus Altersgründen bestimmt nicht auf dem neuesten Stand und will ich von "besserwisserischen Bauherren" nichts sagen lassen.

    Allerdings ist die Gemengelage in der Realität leider nicht so einfach und ich kann nicht so auftrumpfen wich gerne würde, aber das gehört nicht hierher...
     
Thema:

Fragen zum Erder/Potentialausgleich bei einem Neubau auf Sandboden

Die Seite wird geladen...

Fragen zum Erder/Potentialausgleich bei einem Neubau auf Sandboden - Ähnliche Themen

  1. Zweischaliges Mauerwerk mit (Kern)Dämmung im Neubau - verschiedene Fragen

    Zweischaliges Mauerwerk mit (Kern)Dämmung im Neubau - verschiedene Fragen: Hallo liebe Bauexperten, wir planen aktuell unser EFH und hätten gerne eine Klinkerfassade (bitte keine Diskussion bezüglich Sinnhaftigkeit /...
  2. Frage zu Dämmwert Haustür für Förderung BAFA

    Frage zu Dämmwert Haustür für Förderung BAFA: Hallo allerseits, ich bin neu hier im Forum und hoffe ich habe das richtige Unterforum erwähnt. Wir haben ein Haus komplettsaniert und dabei...
  3. Allgemeine Fragen zum Holzterrassenbau

    Allgemeine Fragen zum Holzterrassenbau: Hallo liebe Gemeinde, Ich werde dieses Jahr eine Holzterrasse bauen, kurze Beschreibung: 6m breit (Hausseite), 4m tief - die Fläche wird...
  4. Hilfe, Frage zur fachmännischen Montage von Fenstern

    Hilfe, Frage zur fachmännischen Montage von Fenstern: [ATTACH] [ATTACH] Liebe Bauexperten, ich wende mich an euch mit einer Frage bezüglich der Montage von Fenstern. Ich habe kürzlich Fenster von...
  5. Fragen Trockenbau OG, Bestandsgebäude auf oder unter Estrich?

    Fragen Trockenbau OG, Bestandsgebäude auf oder unter Estrich?: Hallo, wir wollen das ganze OG unseres Einfamilienhauses mit ca 90 m² Bodenfläche im OG neu aufteilen, z.T. stehen dort noch gar keine Wände...