Historismus noch Bau bar?

...werde kommende Woche mal ein aktuelles Foto posten. Im Kontext. Daneben "normale" Häuser (regional betrachtet). Das Foto ist -wie man evtl. erahnen kann- nur ein Teilausschnitt eines anderen Bildes, wo dieses haus eben eher zufällig mit´drauf gelandet ist.

 

das holz sieht kerzengerade aus. da ist nix an gebeiltem holz dabei, auch in mittelfranken nicht. da verliert das fachwerk seinen charme und wird sterilisiert. bei dem reetdachhaus gehe ich sogar davon aus, dass das fachwerk, d = 100 mm, mit dem mauerwerk, d = 115 mm, vorgeblendet ist.

 

Das IST doch ein Neubau?

Ich habe ein Fachwerkhaus, aber als Neubau würde ich mir auch keins hinstellen. Zum einen ist das nicht ohne, ein Fachwerkhaus hat doch Heruasforderungen zu bieten die ein Massivhaus nicht hat. Und man muss auch erst mal Leute finden, die sich damit auskennen und keinen Murks produzieren. Zudem lebt für mich Fachwerk auch aus den kleinen Unregelmäßigkeiten, mit perfekt geraden, glatten Balken sieht das einfach immer sofort nach Fake aus.

 

OK, ich bin kein Freund dessen, was speziell seit dem WK II mit unseren Stadtbildern passiert ist. Aber so was wäre definitiv auch nichts für mich. Ebenso wenig, wie ich z.B. alpenländische Dächer ausserhalb Südbayerns passend finde (die machen sich mittlerweile in einzelnen Exemplaren bis in den Süden Niedersachsens breit).

Was man IMHO nur selten sieht, sind gelungene Beispiele regionaltypischen Bauens. Bauten, die ihre Enstehungszeit nicht verleugnen, aber bereits anhand des Entwurfs z.B. einen "kleinstädtisch-norddeutschen" Standort erkennen lassen.

 

Mal ein Beispiel, was ich für gelungen halte. Ein Büro- und Geschäftshaus in Güstrow. Hatte ich hier schon mal in einem anderen Kontext (damals nur als Bauschild) gepostet. Hier auf dem Foto unmittelbar nach Fertigstellung, noch vor Bezug. ©RianMa

 

Kann man mit Leben, wobei die Erscheinung durchaus moderner hätte sein können, ohne das es groß aus dem Rahmen fällt ....


Manchmal muss halt historisiert werden ... ist auch nicht schlimm ... 1/3 alt 2/3 neu (oder war's andersrum )

 

Hier noch eine andere Ansicht. ©RianMa

 

Was ich daran gut finde: Die Kleinteiligkeit der Altstadt wird durch das - vergleichsweise riesige - Projekt nicht zerstört. Typische lokale Elemente werden zitiert, aber nicht kopiert. Trotz der Zergliederung ist der ganze Komplex als einheitlicher Neubau erkennbar.

 

Der Bebauungsplan ist aber dort auch eine Katastrophe. Und ich finde das sieht man an dem Baugebiet ganz extrem. Schön ist was anderes. Ein typisches negativ Beispiel.

 

Nein.

Schlimmer!

Ich habe noch nie (!!!!) einen derart desaströsen B-Plan gesehen.

UNd jetzt, wo das Baugebiet langsam Formen annimmt, kann sich auch der Laie von dem Wahnsinn ein Bild machen.

 

So....seid stark!

Hier nun aktuelle Bilder des niedersächsischen Hauses mitten in Mittelfranken:





ich weiß...es ist furchtbar....ich weiß.....

 

autschi

 

Das sähe aber auch in Niedersachsen nicht hübscher aus. Das passt eher nach Disneyland oder nach China in einen der Vergnügungsparks wo sie ganze Dörfer aus Europa nachgebaut haben. Besonders schön finde ich die Fenster im OG, wo offensichtlich der untere Meter abgeschnitten werden musste.

 

Ich gebe Euch ja recht.

Für mich Ausdruck von Hilflosigkeit. Der Bauherr hält offenbar nicht viel "schlicht, einfach & austauschbar von Alpenrand bis Nordseestrand". Es gibt kaum Vorbilder, wie eine Anknüpfung an traditionelle fränkische Bauformen ausfallen könnte, die neubaugebietskompatibel ist ... und keine Zahnschmerzen verursacht.

 

furchtbar - ist noch untertrieben!

hoch lebe der schlechte geschmack! so hoch, wie es nur geht.

der segmentbogen auf dem mittleren fenster soll wohl die scheuneneinfahrt symbolisieren. ist leider schmalspurig ausgefallen. niedersächsisch ist es bedingt. eher stilbruch aus der sammelkiste.

 

Als waschechter niederer Sachse und Holzwurm verwehre ich mich ausdrücklich dagegen, mit diesem gestalterischen Verbrechen gemein gemacht zu werden!

Unterschiedlich breite Gefache, die Streben in den schmalsten Feldern, Fenster mit der Schrotflinte in die Wand geschossen. Das traut sich hier keiner!

 

Fränkisch ist das aber auch nicht..
ich schätze ein buntes Potpourri aus allem was man mal so gesehen hat und schick findet...

Einfach nur gruselig..
oder der beste Weg Geld zu verbrennen

 

In ein Neubaugebiet passt sowas gar nicht. Das Beispiel passt nicht mal in Disneyland. Aber stylistisch besser angepasste Beispiele könnte ich mir schon in bestimmten Gegenden vorstellen. Gibts aber nicht von der Stange.

 

Naja, ralf, das ist schon dem niederen Sachsen entlehnt.

Solche Dinge (Sichtmauerwerk) gibt es ja eher im Norden der Republik. Aber auch andere Stilmittel sind ganz klar norddeutsch. Daher kommt übrigens auch die Firma.....

Ich sage ja nicht, daß dies in Nds. zeitgemäß wäre....mitnichten!